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Auswahl an Autoren für das Staatsexamen in Literaturwissenschaft in Italienisch
Art: Prüfungen
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Trecento
Drei kühnsten Schriftsteller der italienischen Kulturgeschichte: Dante, Petrarca, Boccaccio o Seit dem Humanismus vorbildhaftes Dreigestirn, tre corone o Starke Impulse der literarischen Entwicklung Italiens bis hin zur Moderne Trecento ist eine literarisch reiches, fruchtbares Jahrhundert Geprägt von inneren Gegensätzen und Kontrasten o Divergierende Erscheinungsweisen der Literatur als Antwort auf die komplexe geschichtliche Situation o Commedia, Canzoniere und Decameron reagieren auf ähnliche geschichtliche Erfahrungen, wenngleich in ideell und ästhetisch gegensätzlicher Weise Trecento als Epoche der Übergänge, der Instabilität und Krisen o Politische und soziale Strukturen erfahren Umorganisierung Kaiser- und Papsttum als dominante Instanzen des Spätmittelalters Neben politischen prägen sie auch ideologische Werte, die das Geschichts-, Kultur- und Literaturverständnis bestimmen Mit Machtverlust geht Zweifel an ihrer theologischen und geschichtsphilosophischen Legitimation einher o Ablösung der Stauferkaiser durch das Haus Anjou in Sizilien und Neapel, sodann durch das Haus Aragon in Sizilien -> deutsche Kaiser verlieren Herrschaft o Für das Papsttum ist das Heilige Jahr 1300 in gewissem Sinn der letzte Triumph -> ab 1309 Macht nicht mehr auf italienischem Boden, sondern in Avignon lokalisiert und abhängig von franz. Königen Stellung des Papstes bleibt durch Schisma angefochten, wird erst durch das Konstanzer Konzil beendet (1414-18) o Durch Abwesenheit des Papstes Erneuerung der kommunalen Strukturen, durch Machtvakuum wird die Stadt bald zum Kampfplatz bürgerlicher und feudaler Interessen Von der Kommune zur „Signorina“ o Träger der Politik, Kultur und wirtschaftlicher Dynamik im Trecento: Kommunen, die städtischen Zentren Italiens In den Städten der gesamten Halbinsel, teilweise auch im Kirchenstaat, wie in den Monarchien des Südens, hatten dort aber nicht die gleiche Autonomie Verlagerung von Wirtschaft und Handel hatte 1300 zu einer Blüte geführt, weitere Entwicklungen führen zu einer kritischen Lage: Überbevölkerung, Mangelversorgung, Seuchen (Pestepidemie 1348); neben Streitigkeiten, Kriegen und Revolten Kämpfe zwischen Stadtrepubliken und unter politischen Parteien innerhalb einzelner Kommunen, Verlust der Selbstständigkeit einzelner Städte Oligarchische Regierung erweist sich als ineffizient, nationale Mächte (F, E) fordern solide Administrationen Übergang zur zentralistischen Regierung: Signorina als Alleinherrschaft eines Signore und seiner Familie o Visconti in Mailand, Gonzanga (Mantua), Montefeltro (Urbino) etc.
o Nur Florenz behält die kommunale Regierungsform (außer Venedig) – im Norden Bleibt nicht von Krisen verschont: Zusammenbruch der größten Bankhäuser (Bardi, Peruzzi); Dezimierung der Bevölkerung um drei Viertel aufgrund der Pest Trotzdem herrscht dort ein weiterbestehender Reichtum, der Bürgern intensive Bautätigkeit erlaubt Am Ende des Trecento: Konsolidierung der führenden Bürgerfamilien Gesellschaft und Literatur o Kultureller Einfluss entsteht dort, wo ein Machtzentrum bzw. Stabilität gegeben ist Neapel Roberts von Anjou, die Kurie in Avignon, die oberitalienischen Fürstenhöfe: Venetien, Padua und Florenz o Vielheit konkurrierender Literaturformen konkurriert mit politischem Polyzentrismus und dem Nebeneinander unterschiedlicher Gesellschaftsstrukturen Äußerlichem Partikularismus durch Bewusstmachen kultureller Gemeinsamkeiten entgegentreten in den Werken der tre corone Entwurzelungserfahrung, gesellschaftliche Wandlungen der Epoche in religiöser und erbaulicher Literatur (Schwächung der Amtskirche, Infragestellen der Ideologien) o Fortbestehende Beliebtheit der lehrhaften und allegorischen Literatur -> Bedürfnis nach universaler Laienbildung, o Novellistik als Spiegelung der Vielheit von Erfahrungen und Interessen wie sie kommunales Lebens ermöglichen o Machtkonzentration in der Signorina und im höflichen Milieu schließt solche Bestrebungen nicht aus, begünstigt aber eine andere Tendenz Schriftsteller ist eng an die Gunst des Signore gebunden -> spezialisierter Literat; fördert Kunstcharakter einer Literatur exemplarisch bei der Lyrik Petrarcas der Narrativik Boccaccios Kommunale Wirklichkeit ermöglicht die thematisierte Aufwertung des Individuums mit seinen besonderen Fähigkeiten und Interessen
Monarchia, ca. 1308/1312; politischer Traktat über die göttliche Legitimation des Kaisers auf dem Bereich der weltlichen Herrschaft La divina commedia, ca. 1320
Divina Commedia- Dante Alighieri
während des Exils, ca. ab 1307 verfasst Epos in 14.233 Versen (endecasillabi, terza rima) aufgeteilt in 3 Bücher (cantiche) zu insg. 100 Gesängen (canti) I: Prolog + 33 Gesänge II: 33 Gesänge •III: 33 Gesänge Dante schildert in der Ich-Form eine Reise, die am Karfreitag des Jahres 1300 beginnt, ihn durch die drei Bereiche des Jenseits führt und seiner seelischen Vervollkommnung dienen soll dabei begegnet Dante einer Vielzahl von Personen der biblischen, antiken und mittelalterlich-zeitgenössischen Welt
Deutung des Titels: Hinweise im sog. Widmungsbrief an Cangrande Scaliger erzählt wird eine Begebenheit, die im Unglück beginnt (inferno) und im Glück endet (paradiso) nicht auf Latein, sondern in Volkssprache verfasst nicht im erhabenen, sondern im niederen Stil verfasst (wobei tatsächlich alle Stilregister bedient werden) seit Boccaccio findet sich das Epitheton divina als Verehrung der göttlichen Jenseitsschau und der dichterischen Qualität
Inferno
die Hölle ist als Trichter gestaltet, der sich durch den Einschlag des gestürzten Erzengels Luzifer gebildet hat in 9 konzentrischen Kreisen steigt die Hölle bis zum tiefsten Punkt – dem Erdmittelpunkt – hinab, an dem Luzifer in ewigem Eis erstarrt festsitzt als Jenseitsführer leitet Vergil Dante hinab die Strafen sind nach Schwere abgestuft es gilt das Prinzip des contrapasso als Vergeltung für die begangenen Sünden
Vergil
als Heide ist er von der Erlösung ausgeschlossen aufgrund seiner Verdienste hält er sich im Limbus, der Vorhölle, auf tugendhaftes Leben Dichter eines Weltkaisertums (Augustus) als Prophet Christi gedeutet (4. Ekloge) Vergil handelt im Auftrag Beatrices, die ihrerseits von Maria ermutigt wird
im göttlichen Auftrag handelnd hat er auch gegenüber den Herrschern der Unterwelt Autorität er erklärt die Jenseitsbereiche, ist dabei ein philosophisch-ethischer Lehrer für Dante er ist größtes Dichtervorbild Dantes, zumal Vergil selbst eine Jenseitsreise geschrieben hat (6. Buch der Aeneis)
Purgatorio
der Läuterungsberg besteht aus den durch Luzifers Aufprall auf der gegenüberliegenden Erdhälfte aufgeworfenen Erdmassen die hier anzutreffenden Seelen können auf Vergebung für ihre Sünden hoffen ein spiralförmig gewundener Weg führt durch 7 Bußbezirke (entsprechend den 7 Todsünden) zum irdischen Paradies, dem Garten Eden auf dem Berggipfel hinzu kommen das Antipurgatorio und der Garten Eden ab dem 5. Bußbezirk stößt der römische Dichter Statius zu den beiden hinzu
Paradiso
das himmlische Paradies ist über dem irdischen angesiedelt und in 9 Himmelssphären eingeteilt (gemäß den 9 Chören der Engel) darüber sehen die bereits Gnade Findenden Gott im Empyreum als Jenseitsführerin dient nun Beatrice, die Dante aufgrund seiner irdischen Verfehlungen ermahnt ein Bad im Fluss Lethe löscht die Erinnerung an die Sünden, ein Bad im Fluss Eunoë erneuert die Erinnerung an gute Werke der Hl. Bernhard von Clairvaux erläutert für Dante die Versammlung der Heiligen, auf die eine Vision der Trinität folgt
Allegorese
Allegorese: hermeneutisches Verfahren, das hinter dem Wortsinn (sensus litteralis) eine nicht sofort einsichtige theologische oder moralphilosophische Bedeutung (sensus spiritualis) enthüllt ein konkretes Bild verweist auf einen anderen Gegenstand (evtl. auf ein abstraktes Konzept, z.B. Gerechtigkeit) es handelt sich um einen indirekten Sprechakt Voraussetzung ist ein Vorwissen beim Publikum: ein gemeinsamer kultureller Horizont Verwandte Stilmittel: o Allegorien o Personifikationen o Symbolik: Zahlen, Buchstaben, Tiere, Pflanzen, Himmelsrichtungen, Gesten
Zeichenlehre des Augustinus
Augustinus: Doctrina christiana (397-426) es gibt zwei grundverschiedene Zeichensysteme
Proemio (canto introduttivo): Dante verirrt sich in der selva oscura und bekommt in Vergil einen Führer gesandt; Hinweis auf die allegorische Deutung der gesamten Commedia Höllentor Antiinferno (auch vestibolo) (canto III): Bereich der ignavi, ein neutraler Ort, wo die unentschiedenen, lauen Seelen hausen, die sich weder für das Gute noch das Böse im Leben entschieden haben und nun weder vom Himmel noch von der Hölle aufgenommen werden Überfahrt über den Acheron Limbus (canto IV): 1. Höllenkreis; hier wohnen die Seelen all derer, die ein gutes Leben führten, denen aber der christliche Glaube bzw. die Taufe fehlt; ihre einzige Strafe besteht darin, sich ewig nach Gott zu sehnen; hier hält sich auch Vergil normalerweise auf es folgen die anderen 8 Höllenkreise, gestaffelt nach der Schwere der Vergehen; Minos weist den Sündern ihren Höllenkreis zu die Sünder sind in 3 Hauptgruppen eingeteilt: gli incontinenti, i violenti, i fraudolenti 2.-5. Höllenkreis: die aus Unbeherrschtheit sündig Gewordenen o die Unzüchtigen o die Verfressenen o die Geizigen o die Verschwender o die Jähzornigen o die Müßiggänger ab dem 6. Höllenkreis folgt die Stadt des Unterweltgotts Dis, eine von 9 Mauern umgebene Festung, auf denen Furien wachen hier sind die Sünder eingesperrt, die vorsätzlich sündigten o Häretiker o Gewalttätige o Betrüger im 9. Höllenkreis, in einem eisigen See, ist Luzifer eingesperrt, und mit ihm die Verräter o an ihren Verwandten o am Vaterland o an ihren Gästen o an ihren Wohltätern die Strafen steigern sich jeweils und entsprechen dem Prinzip des contrappasso (die Strafe muss dem Vergehen entsprechen) – z.B. sind die Seelen der Selbstmörder auf ewig von ihren Körpern getrennt und in Bäume eingepflanzt
Aufbau des Purgatorio
Antipurgatorio: Strand (spiaggia) 7 Kreise irdisches Paradies Hauptgruppen der Büßenden: o die Liebe dem Bösen zugewandt o das Gute nicht genug geliebt o die irdischen Güter zu sehr geliebt
Dante und Vergil verlassen die Hölle und gelangen an den Antipoden der bewohnten Welt auf eine wüste Insel, auf der sich ein gigantischer Berg erhebt symmetrisch zum Höllentrichter besteht er aus der verdrängten Erdmasse die Läuterung der Seelen vollzieht sich in einem langsamen Aufstieg entlang des Berges im Antipurgatorio befinden sich die Seelen der Nachlässigen, die sich erst kurz vor ihrem Tod zum Glauben bekehrten bzw. bereuten o Exkommunizierte o Faule o eines gewaltsamen Todes Gestorbene die Strafen sind im Gegensatz zur Hölle nicht ewig dank der durch Christus erworbenen Erlösung können die Seelen sich allmählich läutern und aufsteigen, die Vergehen sind nach abnehmender Schwere angeordnet die Gebete der Lebenden können die Läuterung beschleunigen das Purgatorio betreten die Seelen durch ein Tor über drei Stufen (Symbol für Taufe, Kommunion, Sterbesakrament), es wird von einem Engel bewacht (Symbol für Beichtvater) Engel begleiten die über die Trassen / Ebenen des aufsteigenden Wegs es ist angenehm warm und hell, der Aufstieg erfolgt jedoch nur bei Tag, nicht in der Dunkelheit (die zur Sünde verführen könnte) auf jeder Ebene wird eine der 7 Todsünden gebüßt; die Büßer durchlaufen sukzessive alle Ebenen ebenso ergeht es Dante, der zu Beginn vom Torwächter sieben ‚P‘ (für die Sünden) auf die Stirn geschrieben bekommt; nach jeder Station wird eines entfernt, so dass Dante insgesamt tatsächlich geläutert wird
Die Liebestheorie Dantes
im XVII. Gesang legt der Autor Dante seine Konzeption der Liebe dar: jeder Mensch verfügt über einen amore naturale, d.i. die angeborene Liebe zu Gott daneben verfügt er über einen amore d‘animo bzw. amore d‘elezione – dieser kann zum Guten oder Bösen gewendet werden, letzteres: o durch Liebe zum falschen Objekt (superbia, ira, invidia) o durch zu wenig Liebe (accidia) o durch zu viel Liebe gegenüber den irdischen Gütern (avarizia/prodigalità, gola, lussuria)
Läuterung
die Strafe, welche eine Läuterung von den sündigen Neigungen bewirkt, ist wieder nach dem contrappasso angelegt o eine materiell-leibliche Bestrafung schreckt vor der Sünde ab o die Meditation über die Sünde und über das der Sünde entgegengesetzte gerechte Verhalten (anhand entsprechender Beispielen) o das Gebet reinigt und stärkt die Seele, gibt der Hoffnung Ausdruck
Il paradiso terreste
Io non so ben ridir com' i' v'intrai, tant' era pien di sonno a quel punto che la verace via abbandonai.
Auch der Schlaf im nächsten Vers ist wohl allegorisch zu deuten, es ist die Trägheit, die ihn in diesen Zustand gebracht hat, Trägheit ist eine der sieben Todsünden. Er startet nun seinen ersten, ziemlich hoffnungslosen Versuch, aus seiner Krise herauszukommen, versucht es auf eigene Faust, in dem er den Berg besteigt und damit den Wald verlässt. Da der Wald aber schon eine Allegorie ist, ist der Berg auch eine, was wir noch deutlicher sehen, als Vergil ihn später fragt: So einfach kann er sich aber nicht aus der wie auch immer gearteten Waldesnacht befreien, denn die Dämonen und Untugenden der Menschheit hindern ihn daran, auf den rechten Pfad zurückzufinden. o Symbolisiert werden sie durch einen Pardelluchs, einen Löwen und eine Wölfin. Er steht für Wollust o der darauf folgende Löwe für Hochmut o und die Wölfin, offensichtlich das größte Problem, für Habgier und Geiz. Anzunehmen ist, dass Dante nicht für uns schrieb, sondern für seine Zeitgenossen, und diesen muss die symbolische Bedeutung dieser Tiere bekannt gewesen sein Wie dem auch immer sei, sie stehen für drei der sieben Todsünden. Wie genau sie Dante am Fortschreiten hindern, bleibt offen. Beim Anblick dieser drei Todsünden gibt er auf und kehrt in den Wald, wo er erstmal nichts Positives erwarten kann, zurück. Dort begegnet er dem bekanntesten Dichter der römischen Antike, Vergil, der, wie wir im zweiten Gesang erfahren, von Beatrice, seiner Jugendliebe, vom Himmel geschickt wurde, um ihm in seiner Not beizustehen. Nochmals wird klar, dass die Waldesnacht auf den Seelenzustand Dantes abzielt, denn er weint, was er kaum täte, wenn er sich lediglich in einem Walde verirrt hätte, und jetzt erkennen wir auch die ganze Bedeutung der Wölfin. Die Habsucht und der Geiz nehmen zunehmend Besitz von einem Menschen, verzehren ihn und löschen alle anderen Gefühle aus. Auch Bereiche, die frei waren von Habsucht und Geiz, werden instrumentalisiert. Dieser Jagdhund, wer oder was das immer sei, wird alle Todsünden, die sich von der Ursünde ableiten, vernichten, diesen treiben nur die Kardinaltugenden Weisheit, Tugend, Liebe, und er ist an Gold und Land nicht interessiert. Er wird Italien wieder auferstehen lassen (zu Dantes Zeit war Italien in Stadtstaaten und kleine Herzogtümer zersplittert), so wie dies schon Camilla, Turnus und Eurylus, drei Figuren die in der Gründungsgeschichte des römischen Reiches, eine Rolle gespielt haben. Vergil selber verweilt an einem priviliegierten Ort, gelangt jedoch nicht ins Paradies, weil er, der 19 vor Christus starb, Gott nicht kennen konnte. Damit ist dann die Handlung, die nun folgt, eingebettet. Dante versucht durch Anschauung der Qualen der Hölle, den Besuch des Läuterungsberges und durch Betreten des Paradieses, wohin ihn Beatrice führen wird, auf den rechten Weg zurückzufinden, unter der Leitung der Vergils.
Canto II
Als Dante erwachte, befindet er sich auf einem Felsvorsprung, unterhalb dessen der erste Kreis der Hölle beginnt. Die Divina Commedia beschreibt die Hölle aus in Form eines Amphitheaters (oben weit, nach unten kleiner werdend) angeordneten neun Kreisen, wobei manche wieder in Unterkreise eingeteilt sind. Lokalisiert ist die Höhle im Inneren der nördlichen Halbkugel, der unterste Kreis liegt also in der Nähe des Erdmittelpunktes. Dante ging, bis dahin korrekt, davon aus, dass die Erde eine Kugel sei, allerdings drehte sich die Sonne um die Erde und nicht umgekehrt.
Dante und Vergil betreten den zweiten Kreis der Hölle, wo alle jene landen, die sich der Wollust hingeben. Auch hier erleben wir wieder die feste Verankerung Dantes in der religiösen Vorstellungswelt des ausgehenden Mittelalters, schon gleich im ersten Gesang hinderte ihn ja der Pardellfuchs, also die Wollust, den Berg der Tugenden zu besteigen.
Da nun die eigentliche Hölle beginnt, im ersten Kreis der Hölle waren ja nur jene verbannt, die schuldlos, aber zu früh geboren worden waren, befindet sich am Eingang zum zweiten Kreis der Hölle ein weiteres Tor. o Vor diesem steht Minos, Richter der Unterwelt. Auch dieser ist keine Figur aus der christlichen Mythologie, sondern der antiken Vorstellungswelt. Minos war Sohn des Zeus und König von Kreta und berühmt für seine Gerechtigkeit. o Nach seinem Tode wurde er Richter im Hades. Richter ist auch schon in der Äneis des Vergil
o Doch wird keinem verliehn ohn' Los und Richter der Wohnsitz. Minos verhört und schüttelt die Urn'; er ruft die Versammlung Schweigender Schatten heran und urteilt Leben und Vorwurf.
Äneis, sechster Gesang, 431
Auch Minos, wie vorher schon Charon, ist irritiert, dass ein Lebender die Hölle betritt. Der Vers
„Schau, wem du traust! Weit ist das Tor gebaut! Der Eingang leicht! Nicht täusche dich im Drange!“
o Kann auf zwei Arten gelesen werden. Zum einen ganz pragmatisch, dass man zwar leicht in den zweiten Kreis gelangen kann, aber unter Umständen nicht mehr raus. Zum anderen, dass der Weg der Sünde im allgemeinen und der Wollust im Besonderen breit ist, leicht und ohne Mühe zu begehen, dieser breite Weg aber unter Umständen nirgendwo hinführt.
o Minos wägt die Sünder und je nach der Schwere der Schuld, zeigt die Anzahl der Schläge seines Schweifes an, in welchen Kreis der Höhle die Verdammten fallen.
o Es treten nun eine ganze Menge Figuren auf, auch aus vorchristlicher Zeit, der Grundsatz gleiches Recht für alle gilt bei Dante nicht. Nichtchristen kommen war nicht in den Himmel, aber hinsichtlich der Strafbemessung für Verfehlungen wird kein Unterschied gemacht, Semiramis , Kleopatra, Helena die alle in den Augen Dantes besonders wollüstig waren. Im Falle von Semiramis dürfte er sich weitgehend auf die Angaben von Paolo Orosio gestützt haben, einem Geschichtsschreiber aus dem 6 Jahrhundert nach Christus. Dass Achilleus besonders wollüstig gewesen sein soll, ergibt sich aus nachhomerischen Erzählungen, er hatte wohl ein Techtelmechtel mit der Schwester des Paris. Irgendwie fand Paris das nicht gut, und brachte
ihn um. Letztlich ist das aber wurscht, weil der Text durch die manchmal endlose Aufzählung historischer Gestalten nicht unbedingt gewinnt. „Die andere - untreu des Sichäus Schatten“ ist Dido, Königin von Karthago in der Äneis des Vergil, die ihrem Gatten ewige Treue schwor und sich umbrachte, als Äneis sich in Richtung Italien davonmachte.
Suggestiver ist das nächste Bild.
O Meister, ein paar Worte möchte ich fragen Die beiden dort, die engumschlangen gehen Wie Sommerfäden leicht vom Wind getragen
Der dann folgende Abschnitt ist einem berühmten, wenn auch unglücklichen Liebespaar gewidmet, dass zu Lebzeiten Dantes lebte. Francesca da Polenta (1255-1285) war die Tochter des Guido da Polenta, eines angesehenen Bürgers von Ravenna. Aus politisch / wirtschaftlichen Gründen wird eine Heirat mit Gianciotto Malatesta, arrangiert, dessen Familie in Rimini politsch führend war, arrangiert, der erstens sehr viel älter als sie war und zweitens hinkte. Es kommt zu einem Techtelmechtel zwischen Francesca und des Bruders von Gianciotto, Paolo (den Dante vermutlich persönlich kannte). Als Gianciotto Malatesta dem Liebespaar auf die Spur kommt, bringt er sie beide um (Februar 1283). Was an der Geschichte tatsächlich dran ist, ist unklar. Merkwürdig ist, wie das Entstehen dieser Liebe geschildert wird. Sie lasen aus Kurzweil ein Buch über Lanzelot und seine Liebschaft mit Ginevra, bei der sich Galeotto als Kuppler hervortat. Als sie an die Stellen kommen, wo Lanzelot Ginevra das Lächeln vom Munde küsst, da küsst Paolo sie. Wir wollen noch hoffen, dass sie ihren Spaß hatten und steigen hinab zum dritten Kreis der Hölle.
o moralische Spannung zwischen Sündhaftigkeit und Tugendhaftigkeit der 1. und der
Elemente Renaissance
Überblick über die neue Gesellschaft und ihre Vielfalt – Realitätsbezug Ausdruck des selbstbewussten Bürgertums Beibehaltung der adligen Tugenden selbstbewusstes und selbstbestimmtes Handeln der Figuren keine Rücksicht auf die sozialen und religiösen Normen des Mittelalters herbe Satire auf den Klerus freizügige Erotik allgemein: Bejahung der Existenz, Lebensfreude (Epikur)
Literaturgeschichtliche Bedeutung
Pietro Bembo: Prose della volgar lingua, 1525 inthronisiert Boccaccio als mustergültig für das volgare Vorbild der abendländischen Novellensammlungen o Franco Sacchetti: Trecentonovelle, ca. 1390 o Matteo Bandello: Novelle, 1554- o Giambattista Basile: Pentamerone, 1636 o Geoffrey Chaucer: Canterbury Tales, 1391- o Marguerite de Navarre: Heptaméron, 1559 grundlegend für volkssprachliche Prosa-Erzählliteratur in Italien
Gattung Novella
im Speziellen Vorbild der späteren Novellenliteratur ‚novella‘ umfasst im Decameron jedoch eigentlich mehr: o Exempel o Legenden o Märchen o Anekdote o Witze o Schwänke o Novellen im heutigen Sinne
Proemio
das Buch richtet sich an die (unglücklich) Liebenden v.a. auch an die Frauen, die sonst kaum eine Ablenkung finden Erfreuen & Rat geben siehe auch: Einleitung zum 4. Tag
Rahmenhandlung/la cornice
vor der Pest fliehen 1348 10 vornehme junge Leute (lieta brigata) auf ein Landgut o Pampinea, Filomena, Neifile, Filostrato, Fiammetta, Elissa, Dioneo, Lauretta, Emilia, Panfilo 14 Tage (Freitage und Samstage ohne Erzählen) bukolisches Idyll des abgeschiedenen Gartens kultivierte Geselligkeit Musik / Tanz / Spiel Gebet
Zyklisches Erzählen
in den frühen Abendstunden jeder trägt eine Erzählung bei jeder Tag / Erzählkreis steht unter der Herrschaft eines ‚Königs‘ / einer ‚Königin‘ (Themenvorgabe für die Novellen; Lied als Tagesabschluss) allein Dioneo, der stets als letzter das Wort erhält, hat das Privileg, von der thematischen Vorgabe abzuweichen am ersten und neunten Tag: freie Themenwahl
Funktion der Pest
Auslöser der Flucht Zusammenbruch der Gesellschaft, der Normen Todesbedrohung stellt Leben in ein neues Licht: Lebenshunger der Bedrohten das ländliche Refugium wird vor diesem Hintergrund als paradiesisches Idyll aufgewertet