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Name:
Klasse/Jahrgang:
Sehr geehrte Kandidatin! Sehr geehrter Kandidat!
■ (^) Inhalt ■ (^) Textstruktur ■ (^) Stil und Ausdruck ■ (^) normative Sprachrichtigkeit
Viel Erfolg!
Aufgabe 1/ Textbeilage 1
Hinweis: Die Rechtschreibung des Originaltextes wurde beibehalten.
Mela Hartwig: Der Meineid (um 1930)
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Thema 1: Literatur – Kunst – Kultur
Aufgabe 2
Kunstaktion und politisches Engagement
■ (^) Geben Sie die Kernidee der beschriebenen Kunstaktion wieder. ■ (^) Bewerten Sie politisches Engagement dieser Art im öffentlichen Raum und in Geschäftslokalen. ■ (^) Begründen Sie, warum Sie an ähnlichen Aktionen teilnehmen oder nicht teilnehmen würden.
Von Michael Omasta
Ihren klingenden Namen ver- dankt die Glockengasse in Wien- Leopoldstadt dem Umstand, dass sich Anfang des 19. Jahrhunderts dort eine Glockengießerei befand. Vor ein paar Jahren kam die Adresse zu literarischen Ehren: Vilma Neuwirth erzählt in „Glo- ckengasse 29“ die Geschichte ihrer Familie, einer jüdischen Arbeiterfamilie. Am kommenden Sonntag findet eine Performance in der unscheinbaren Gasse statt: „400 – the image behind“, ein Mahnmal im öffentlichen Raum für jene 400 Menschen, die allein in den ersten sechs Wochen dieses Jahres auf der Flucht im Mittel- meer ums Leben kamen.
„Wir wollen diesen Menschen, von denen in den Medien fast nur mehr als Zahl gesprochen wird, im übertragenen Sinn einen Kör- per wiedergeben“, erläutert die Filmemacherin Lotte Schreiber das Vorhaben, „und durch die reine physische Präsenz von meh- reren hundert Leuten auch die einzelne Person wieder greifbarer machen.“
Schreiber geht die Aktion wie einen Filmdreh an, vor allem, was die behördlichen Genehmigun- gen betrifft: Parkverbot muss ver- hängt, ein Teil der Gasse für den
Verkehr gesperrt werden. Meh- rere der umliegenden Geschäfte haben ihre Schaufenster zur Ver- fügung gestellt. Sie sind mit Pik- togrammen beklebt, die in abs- trahierter Form an das Schicksal von Aylan Kurdi erinnern, ein syrisches Flüchtlingskind kurdi- scher Abstammung, dessen Lei- che vorigen Herbst bei Bodrum an Land geschwemmt wurde.
Tatsächlich ist einer der Ge- schäftsleute vor Ort auch der Initiator des geplanten Mahn- mals. Tom K., Name der Redak- tion bekannt, möchte keine Wer- bung für sich oder sein Geschäft machen und tritt deshalb nur unter Pseudonym – als tk1968 – in Erscheinung. Mit dem Auf- kleben der Piktogramme, eines für jeden Ertrunkenen, kommt er schon lange nicht mehr nach. Die Parole „Justice Welcome“, die in der Mitte jeder Auslage prangt, klagt das Fehlen einer verantwor- tungsvollen europäischen Flücht- lingspolitik an.
Die ersten Reaktionen der Pas- santen auf die Schaufenster- aktion, sagt tk1968, fielen ganz unterschiedlich aus. „Die einen wollen lieber die Kurzfassung und schönen Tag noch, auf Wiedersehn! Andere wiederum sind sehr betroffen und finden gut, dass wir das machen. Ich
muss gestehen, ich kann mit der Frage: ‚Was bringt’s? Warum macht man so was Politisches?‘ auch nicht immer so wahnsinnig gut umgehen.“
Für die Performance am Sonn- tag, die auch filmisch dokumen- tiert wird, haben sich gleich auf Anhieb an die 200 Teilnehmerin- nen und Teilnehmer gemel- det. Noch einmal so viele soll- ten es werden. Das Geschehen folgt einer strengen Choreogra- fie, besondere Fertigkeiten sind freilich nicht vonnöten. „Keine Spompanadeln“, bekräftigt Lotte Schreiber, „alles ist sehr minima- listisch. Es wird in sieben Blö- cken, von A bis G, Aufstellung genommen. Jeder Teilnehmer bekommt ein Regiekärtchen, auf dem alles Wichtige draufsteht. Eigentlich geht’s darum, wie sich diese Menge langsam wieder auf- löst, wie nach und nach 400 Leute verschwinden und die Straße am Ende leer ist.“
Gedreht wird mit zwei Kame- ras; einmal leicht erhöht aus der Totale, zum anderen mit Hand- kamera, die sich durch die Menge auf der Straße bewegt, dabei ein- zelne Gesichter, die Personen als Individuen erfasst. Spätes- tens ab dem Moment, wo’s heißt: „Kamera läuft!“, soll halt tunlichst nicht mehr getratscht werden.
Aufgabe 2 / Textbeilage 1
Nur keine Spompanadeln
Ein temporäres Mahnmal zeigt 400 Menschen beim Verschwinden
Thema 2: Respekt
Aufgabe 1
Häme
■ Geben Sie zentrale Aussagen dieses Plädoyers wieder. ■ Untersuchen Sie den Aufbau und die sprachliche Gestaltung des Textes. ■ Erschließen Sie, mit welchen argumentativen Mitteln die Autorin ihre Leser/innen überzeugen
Aufgabe 1/ Textbeilage 1
Von Mercedes Lauenstein
„Achtsamkeit ist ein Tranquilizer“, lautete die Überschrift eines Interviews, das im Juni sehr oft in den sozialen Netzwerken geteilt wurde. Wer das Lebensglück in Meditation, Therapie und überhaupt der inneren Einkehr suche, werde zum Egomanen und verste- cke sich vor den Problemen der Welt, schimpft darin Theodore Zeldin, ein Wissenschaft- ler aus Oxford. Er fordert: „Anstatt auf sich selbst neugierig zu sein, sollte man neugierig auf andere Menschen sein.“ Ein sehr lesenswerter Text, genauso lesenswert wie sein etwas milderes, einige Tage später verfasstes Gegenstück, das allerdings nicht halb so viel Auf- merksamkeit erfuhr.
Viel lieber teilten die Menschen das Anti-Meditations-Interview. Hatte einfach mehr Power. Hinter jedem Share meinte man ein süffisantes „Ha! Siehste mal!“ zu hören. Jeder, der zeitgenössischen Achtsamkeitsfanatikern schon immer kritisch gegenüberstand, hatte jetzt Gelegenheit, mal richtig fundiert draufzuhauen. Sogar mit Oxford-Rückendeckung!
Die Lust an der moralischen Revanche ist nicht neu, man kennt sie auch aus anderen Bereichen. Egal ob ein Arzt öffentlich erklärt, dass Yoga auch schaden kann, ein Wis- senschaftler, dass Chia-Samen gar nicht so gesund sind, ein Ernährungsaktivist, dass auf Bio-Siegel kein Verlass ist, eine Reporterin, dass Avocados die Umwelt ruinieren. Immer werden die Neuigkeiten voller Häme weiterverbreitet. Es ist die gleiche, mit der Nicht- Vegetarier die Rückkehr zur Fleischeslust ihrer Vegetarier-Freunde kommentieren oder mit der über, gähn, SUV-fahrende Biomarktkundinnen und Manufactum-Kunden mit teuren Küchengeräten gespottet wird.
Häme, sagt Wikipedia, „ist eine Kombination aus Schadenfreude, Besserwisserei und Sadismus“
Manchmal lohnt es ja, die Bedeutung altbekannter Worte neu nachzulesen. Häme, sagt Wikipedia, „ist eine Kombination aus Schadenfreude, Besserwisserei und Sadismus.“ Häme ist, die Irrtumsentlarvung des Feindes öffentlich auszukosten, selbst noch mal nachzusetzen und sich dann vor aller Augen händereibend auf der besseren Seite zu wäh- nen: „Ich habe es ja schon immer gesagt!“ Im Falle von Avocados, SUVs in Großstäd- ten, Latte-macchiato-Müttern, Manufactum- und Biomarktkunden mit Affinität zu Yoga und veganer Ernährung ist Häme doppelt langweilig, weil es sich bei ihrem Gegenstand um längst zu Tode verspottete Klischees handelt.
Aber auch sonst ist Häme ein irgendwie zu kurz gedachter Selbstaufwertungsmechanismus, insbesondere wenn ihr Gegenstand Moral oder Weltverbesserungsversuche sind. Menschen, die andere Menschen für ihre Lebensstil-Experimente verhöhnen und ihnen in zynischer
Seid endlich lieb zueinander!
Haha, Meditation macht narzisstisch! Haha, Chia-Samen sind gar nicht gesund! Haha SUVs, haha Veganer. Woher die Häme?
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Quelle: http://www.jetzt.de/gutes-leben/plaedoyer-fuer-mehr-gelassenheit-im-umgang-mit-moralischen-feindbildern [15.11.2017].
INFOBOX
Mercedes Lauenstein (geb. 1988): deutsche Schriftstellerin und Journalistin
Chia-Samen: Samen aus einer mit dem Salbei verwandten Pflanze, die aus Mexiko stammt. Chia-Samen werden als besonders gesund beworben, obwohl Langzeitstudien fehlen.
hinter jedem Share: bei jedem Teilen eines Beitrags oder Artikels in sozialen Netzwerken
Latte-macchiato-Mütter: stilbewusste Großstädterinnen, die auch mit Kindern ihren trendigen Lebensstil beibehalten und diese zu verschiedenen Aktivitäten mitnehmen. Der Latte macchiato gilt als schicke Kaffeevariante.
Manufactum: Einzelhandelsunternehmen, das vor allem mit hochwertigen und langlebigen Haushaltswaren zu gehobenen Preisen wirbt
OK!: Wochenmagazin aus dem Segment der Regenbogenpresse
sondern einfach nur ein weltgewandtes und tiefenentspanntes Interesse an den Wunder- lichkeiten der anderen, deren Sinnhaftigkeit man im Zweifel souverän unkommentiert lassen kann? Einfach als Zeichen guter Schule, als gute Manier, als eine Art Unisex-Gen- tleman-Attitüde? So wie man als Kind schon beigebracht bekommen hat, dass es höfli- cher wäre, an einer großen Tafel „Darauf möchte ich heute gern verzichten!“ auszurufen, als „Igitt, sowas ess ich nicht, eher kotz ich, ich HASSE Kartoffeln SCHON IMMER!“ durch den Saal zu brüllen.
Auf Häme zu verzichten bedeutet ja keineswegs, fortan völlig unkritisch oder humorlos durchs Leben zu gehen. Es bedeutet nur, sich nicht denkfaul in vorgefertigte Klischees zu versteigen und überhaupt eine gewisse Entspanntheit und innere Distanz zum Irr- sinn menschlicher Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Denn mindestens so nervig wie jemand, der dauernd über sein Vegansein redet, ist nur der, der sich dauernd über Leute aufregt, die dauernd über ihr Vegansein reden, und der sich dermaßen in den Veganer- hass reinsteigert, dass er in seinem Nichtveganersein irgendwann missionarischer wird, als jeder Ultra-Veganer es jemals im Sinn hatte.
Nachdenken und sich ein bisschen entspannen, bevor man loslabert, lohnt sich immer. Bevor man zum Beispiel voller Häme einen Link teilt, dessen Tenor auch noch „Anstatt auf sich selbst neugierig zu sein, sollte man neugierig auf andere Menschen sein“ lautet, könnte man sich zuallererst einmal fragen, was das bedeutet: auf Menschen neugierig sein.
Sicherlich nicht, sie bei erstbester Gelegenheit mit Häme abzuwatschen. (^) n
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Thema 2: Respekt
Aufgabe 2
Respekt im Internet
■ (^) Fassen Sie wesentliche Aussagen des Artikels kurz zusammen. ■ (^) Überprüfen Sie anhand eigener Beobachtungen, wie sich die Anonymität im Internet auf den
■ (^) Nehmen Sie Stellung zur Aussage, dass durch soziale Medien der respektvolle Umgang
hat sich in der Onlinekommu- nikation durchgesetzt. Man gibt sich unkompliziert, direkt, duzt andere, klickt sie aber beim Auf- treten erster Missstimmungen einfach weg. Was schon leichtes Unbehagen erzeugt, wird giftig beantwortet. […] In der Kom- munikation via Facebook, Twitter oder sogar per E-Mail herrscht oft ein rüder und nicht selten ein übergriffiger Ton – den man nie- mals anschlagen würde, säßen sich da zwei Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Sprache verkümmert, ver- flacht, wird derb oder infantil, auch formelhafter, oberflächli- cher, weniger vielfältig, weniger reich. Erst recht dann, wenn die- selbe Botschaft gleichzeitig an 50 andere „gepostet“ wird. Als Zugabe gibt es Smileys und all die quietschbunten WhatsApp-Icons, die aus einem schlecht sortier- ten Spielwarenladen zu stammen scheinen. Man nötigt den Adres- saten durch den nachgeschobenen Smiley zur gefälligen Aufnahme einer im Grunde unverschämten Botschaft. […] Flapsigkeit ist der Sound, der sich im Netz in der privaten Kom- munikation durchgesetzt hat – und mehr und mehr auch im geschäftlichen Umgang per Inter- net und im Onlinejournalismus. Und er tönt auch bereits aus der digitalen Welt in die reale hin- über. Der Geist der Kumpelhaf- tigkeit mündet auch dort in neue Verkehrsformen. Die ganze Welt erscheint wie ein großer Robinson Club, an dessen Empfangstresen man mit „Hey, ich bin Marvin“
empfangen wird: „Na, alles klar?“ „Alles gut!“ Man verabschiedet sich mit zur Raute gekreuz- ten Zeige- und Mittelfingern: „Hashtag yolo!“ – was Einge- weihte umgehend als Abkürzung für „You only live once!“ decodie- ren. Eine eigenartige Entwicklung: Nähe wird überall simuliert, aber in einem dazu in Widerspruch ste- henden unverbindlich-anonymen Ton.
Kontakte statt Kontakt Eine respektvolle Atmosphäre ist aber auch aus einem ande- ren Grund auf dem Rückzug: Es fehlt uns an Zeit für echte Begeg- nungen. In der Fülle von raschen, unverbindlichen Kommunikati- onsakten, die wir heute wie ein Feuerwerk abbrennen, bleibt der einzelne, intensive und ausführli- che Dialog auf der Strecke. Bei vielen Smartphonebesit- zern piepst das WhatsApp-Modul Hunderte von Malen pro Tag. […] Wir sind ständig am Eintippen, dauerhaft verbunden – und dau- erhaft vom wirklichen Leben und wirklichen Austausch abgelenkt. Da hat sich etwas verändert: Früher zog man sich zur Kon- taktpflege mit nicht anwesen- den Nahestehenden zurück: in die Telefonzelle, ins Nebenzim- mer oder an den Schreibtisch, um einen Brief zu schreiben. Heute findet ein Großteil der Social- Media-Kommunikation mitten unter unseren Mitmenschen statt: Wir telefonieren nicht nur auf Zugreisen im Großraumwagen in direkter Nähe meist genervter Mithörer, sondern mittlerweile
auch, während wir in unmittelba- rer Interaktion mit anderen sind: Kunden, die auch noch während des Bezahlens an der Supermarkt- kasse weitertelefonieren, so etwas ist absolut üblich. Und während des gemeinsamen Dreigängeme- nüs im Restaurant wird nebenbei mal rasch eine SMS beantwortet. Wer während einer Kommu- nikation zugleich auch noch eine weitere führt, ist nicht multiprä- sent, sondern allenfalls teilpräsent, wenn nicht gleich vollends abwe- send. Dieses Verhalten ist respekt- los gegenüber dem realen Interak- tionspartner, und genau so wird es von diesem auch empfunden, sei es die besagte Kassiererin oder die Freundin, der Freund. Wir behan- deln die Menschen um uns in sol- chen Situationen – und vielleicht auch schon generell – mit redu- zierter Aufmerksamkeit. […] Respekt braucht volle Gegen- wärtigkeit, ein volles Bewusstsein der konkreten Situation, eine lie- bevolle Sorgfalt im Umgang mit anderen. Respekt ist eine auf- wendige Sache. Man muss Muße haben für wertschätzende Äuße- rungen statt belangloser Smileys.
Wie Respekt gelingt Alles Sozialleben wird regiert von einer empfindlichen Balance von Nähe und Distanz. […] Das Internet verkürzt und egalisiert alle sinnvoll austarierten Sozial- distanzen: Am Ende rücken sich alle immer näher auf die Pelle und scheitern darin, den Abstand wenigstens dort einzuhalten, wo er nötig ist. Mittlerweile sehen Kommunikationswissenschaftler,
Netzbenutzer und -betreiber die Verteidigung des Respekts gegen permanent drohende Grenzver-
letzungen als die große Aufgabe unserer digitalen Zeit. […] (^) n
Quelle: Psychologie Heute 7/2015, S. 64 – 67.
INFOBOX
Empfangstresen: Empfangstheke, Empfangstisch Robinson Club: deutsches Touristikunternehmen, das auf das Konzept Cluburlaub, auf aktive Cluburlauber/innen und auf ein „Wir-Gefühl“ setzt
Aufgabe 1/ Textbeilage 1
Kleidung wird immer billiger – und immer mehr zur Einweg- Ware. Ein T-Shirt für 2,99 Euro? Keine Seltenheit. Eine Shorts für 3,49 Euro? Die Regel. Fast im Wochentempo eröffnen Billig- ketten neue Filialen in deutschen Städten. Die Online-Angebote von Firmen und digitalen Markt- plätzen wie Amazon erobern rasant Marktanteile. Im Schnitt kauft jeder Deutsche fünf neue Kleidungsstücke pro Monat – Jugendliche eher mehr. Damit hat sich der Konsum von Klei- dung vom Jahr 2000 bis 2010 fast verdoppelt.
Dieser überbordende Kleiderkon- sum mag für uns bezahlbar sein – der Planet dagegen kann ihn sich nicht mehr leisten. In den asiati- schen Produktionsländern vergif- tet die rasant wachsende Textilin- dustrie die Trinkwasserressourcen. Allein in China sind 320 Mil- lionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 60 Prozent der Trinkwasserreser- ven der großen Städte Chinas sind ernsthaft verschmutzt. Viele der in der Textilproduktion eingesetzten Chemikalien sind krebserregend, hormonell wirksam oder toxisch für Wasserorganismen. Und sie finden sich inzwischen überall – in der Küstenluft vor Südafrika, in der Leber von Eisbären und in der
Muttermilch. Greenpeace kämpft seit Jahren mit der Detox-Kam- pagne […] für eine saubere Tex- tilindustrie. Doch um Wasser und Gesundheit rund um den Globus wirklich zu schützen, müssen wir unseren Kleiderkonsum verän- dern. Greenpeace hat daher die Konsumenten von morgen – die Teenager – nach ihrem Einkaufs- verhalten gefragt. Wir wollten wissen: Welche Kleidung kauft die Jugend heute und warum? Wo informieren sich Jugendliche über Mode, wo kaufen sie, wer bezahlt? Muss das Teil vor allem neu und billig sein, vor allem schick – oder zählt das Leben der Fa brik arbeiterinnen in Bangla- desch auch etwas? Die hier vor- liegende repräsentative Umfrage (durchgeführt von Nuggets – Market Research & Consulting GmbH) unter 502 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren in Deutschland zeichnet ein umfas- sendes Bild des Kleiderkonsums der Konsumenten von morgen.
Wissensstand zur Textilproduktion Jugendliche sind informiert über soziale und ökologische Miss- stände in der Textilproduktion und wünschen sich mehr prak- tische Informationen und Ein- kaufshilfen. Jugendliche wissen, dass die Textil- produktion Probleme verursacht.
Zum Beispiel ist 83 Prozent bewusst, dass Kleidung mit gefährlichen Chemikalien bear- beitet wird. Nahezu jeder (96 Pro- zent) hat zumindest davon gehört, dass Arbeiter in der Modeindus- trie zum Teil schlecht behan- delt werden. Und sie wollen mehr Information: Jeder zweite Jugendliche würde gerne mehr darüber wissen, wie die Klei- dung der Lieblingsmarken her- gestellt wird. Fast genauso viele Jugendliche geben an, dass ihnen der Zugang zu diesen Informati- onen fehlt. Nur 3 – 6 Prozent der Jugendlichen kennen bekannte Öko-Marken wie Armed Angels oder Nudie Jeans. Auch wo man fair oder bio produzierte Kleidung bekommt, wissen sie oft nicht.
Informationsquellen und Auswahlkriterien Grün denken, konventionell kau- fen: Design und Preis bestimmen den Kauf Die Jugendlichen sammeln Ideen und Informationen über Modetrends vor allem im priva- ten Umfeld (58 Prozent) und im Netz: 43 Prozent der Jugendlichen informieren sich auf Shopping- seiten wie Amazon oder Zalando über Mode und 35 Prozent direkt über das Webangebot von Mar- ken. Bei den 18- bis 19-Jährigen ist der Einfluss von Shoppingseiten
Saubere Mode hat’s schwer
Repräsentative Greenpeace-Umfrage beleuchtet Modekonsum von Jugendlichen
sogar schon bedeutender als Informationen von Freunden und Bekannten. Auch über andere, Unabhängigkeit suggerierende
Informationsquellen wie Mode- Blogs bewerben Unternehmen ihre Produkte. Damit kommen immer mehr Informationen aus
direkter Hand der Hersteller oder von digitalen Marktplätzen mit einem unmittelbaren Umsatz- interesse. […] n
INFOBOX
Detox-Kampagne: wurde 2011 von Greenpeace gestartet, um die Verbindungen zwischen der von der Textilindustrie verursachten toxischen Wasserverschmutzung und vielen der weltweiten Top-Marken aufzudecken.
Quelle: https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/mode-unter-jugendlichen-greenpeace-umfrage_ zusammenfassung_1.pdf [15.11.2017].