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Leitfäden und Tipps
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Deutsch Zentralmatura: drei Themenpakete | Mai 2020, Abiturprüfungen von Deutsch

Standardisierte kompetenzorientierte schriftliche Reifeprüfung/Reife- und Diplomprüfung/Berufsreifeprüfung im Fach Deutsch | 6. Mai 2020

Art: Abiturprüfungen

2019/2020

Hochgeladen am 06.07.2020

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Name:
Klasse/Jahrgang:
6. Mai 2020
Deutsch
Standardisierte kompetenzorientierte schriftliche
Reifeprüfung / Reife- und Diplomprüfung / Berufsreifeprüfung
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Name:

Klasse/Jahrgang:

6. Mai 2020

Deutsch

Standardisierte kompetenzorientierte schriftliche

Reifeprüfung / Reife- und Diplomprüfung / Berufsreifeprüfung

Hinweise zur Aufgabenbearbeitung

Sehr geehrte Kandidatin! Sehr geehrter Kandidat!

Ihnen werden im Rahmen dieser Klausur insgesamt drei Themenpakete mit je zwei Aufgaben vorgelegt. Wählen Sie eines der drei Themenpakete und bearbeiten Sie beide Aufgaben zum gewählten Thema.

Themenpakete Aufgaben

  1. Literatur – Kunst – Kultur

Robert Walser: Basta Textinterpretation (540 – 660 Wörter) 1 Textbeilage (Prosatext) Kulturgut Lesen Leserbrief (270 – 330 Wörter) 1 Textbeilage (Kommentar)

  1. Umgang mit Zeit

Keine Zeit Textanalyse (540 – 660 Wörter) 1 Textbeilage (Kolumne) Geduld Leserbrief (270 – 330 Wörter) 1 Textbeilage (Interview)

  1. Tourismus

Grenzen des Tourismus Kommentar (270 – 330 Wörter) 1 Textbeilage (Bericht) Event Berg Erörterung (540 – 660 Wörter) 1 Textbeilage (Bericht)

Ihnen stehen dafür 300 Minuten an Arbeitszeit zur Verfügung. Die Aufgaben sind unabhängig voneinander bearbeitbar. Verwenden Sie einen nicht radierbaren, blau oder schwarz schreibenden Stift. Verwenden Sie ausschließlich die Ihnen zur Verfügung gestellten Blätter. In die Beurteilung wird alles einbezogen, was auf den Blättern steht und nicht durchgestrichen ist. Streichen Sie Notizen auf den Blättern durch. Schreiben Sie auf jedes Blatt Ihren Namen und die fortlaufende Seitenzahl. Geben Sie die Nummer des gewählten Themenpakets und den jeweiligen Aufgabentitel an. Falls Sie mit dem Computer arbeiten, richten Sie vor Beginn eine Kopfzeile ein, in der Ihr Name und die Seitenzahl stehen. Als Hilfsmittel dürfen Sie ein (elektronisches) Wörterbuch verwenden. Die Verwendung von (gedruckten und online verfügbaren) Enzyklopädien oder elektronischen Informationsquellen ist nicht erlaubt. Abzugeben sind das Aufgabenheft und alle von Ihnen verwendeten Blätter.

Ihre Arbeit wird nach folgenden Kriterien beurteilt: ■ Inhalt ■ Textstruktur ■ Stil und Ausdruck ■ normative Sprachrichtigkeit

Viel Erfolg!

S. 4/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Ich kam dann und dann zur Welt, wurde dort und dort erzogen, ging

ordentlich zur Schule, bin das und das und heiße so und so und denke

nicht viel. Geschlechteswegen bin ich ein Mann, staateswegen bin ich

ein guter Bürger und rangeshalber gehöre ich zur besseren Gesellschaft.

Ich bin ein säuberliches, stilles nettes Mitglied der menschlichen Gesell-

schaft, ein sogenannter guter Bürger, trinke gern mein Glas Bier in aller

Vernunft und denke nicht viel. Auf der Hand liegt, daß ich mit Vorlie-

be gut esse, und ebenso liegt auf der Hand, daß mir Ideen fern liegen.

Scharfes Denken liegt mir gänzlich fern; Ideen liegen mir vollständig

fern, und deshalb bin ich ein guter Bürger, denn ein guter Bürger denkt

nicht viel. Ein guter Bürger ißt sein Essen, und damit basta!

Den Kopf strenge ich nicht sonderlich an, ich überlasse das andern

Leuten. Wer den Kopf anstrengt, macht sich verhaßt; wer viel denkt,

gilt als ungemütlicher Mensch. Schon Julius Cäsar deutete mit dem

dicken Finger auf den mageren hohläugigen Cassius, vor dem er sich

fürchtete, weil er Ideen bei ihm vermutete. Ein guter Bürger darf nicht

Furcht und Verdacht einflößen; vieles Denken ist nicht seine Sache.

Wer viel denkt, macht sich unbeliebt, und es ist vollständig überflüssig,

sich unbeliebt zu machen. Schnarchen und Schlafen ist besser als Dich-

ten und Denken. Ich kam dann und dann zur Welt, ging dort und dort

zur Schule, lese gelegentlich die und die Zeitung, treibe den und den

Beruf, bin so und so alt, scheine ein guter Bürger zu sein und scheine

gern gut zu essen. Den Kopf strenge ich nicht sonderlich an, da ich das

andern Leuten überlasse. Vieles Kopfzerbrechen ist nicht meine Sache,

denn wer viel denkt, dem tut der Kopf weh, und Kopfweh ist vollstän-

dig überflüssig. Schlafen und Schnarchen ist besser als Kopfzerbrechen,

und ein Glas Bier in aller Vernunft ist weitaus besser als Dichten und

Denken. Ideen liegen mir vollständig fern, und den Kopf will ich mir

unter keinen Umständen zerbrechen, ich überlasse das leitenden Staats-

männern. Dafür bin ich ja ein guter Bürger, damit ich Ruhe habe, da-

mit ich den Kopf nicht anzustrengen brauche, damit mir Ideen völlig

fern liegen und damit ich mich vor zu vielem Denken ängstlich fürch-

ten darf. Vor scharfem Denken habe ich Angst. Wenn ich scharf denke,

wird es mir ganz blau und grün vor den Augen. Ich trinke lieber ein gu-

tes Glas Bier und überlasse jedwedes scharfes Denken leitenden Staats-

lenkern. Staatsmänner können meinetwegen so scharf denken wie sie

wollen und so lang, bis ihnen die Köpfe brechen. Mir wird immer ganz

blau und grün vor den Augen, wenn ich den Kopf anstrenge, und das

ist nicht gut, und deshalb strenge ich den Kopf so wenig wie möglich an

und bleibe hübsch kopflos und gedankenlos. Wenn nur leitende Staats-

Aufgabe 1 / Textbeilage 1

Hinweis: Die Rechtschreibung des Originaltextes wurde beibehalten.

Robert Walser: Basta (1917)

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  1. Mai 2020 / Deutsch S. 5/

männer denken, bis es ihnen grün und blau vor den Augen wird und

bis ihnen der Kopf zerspringt, so ist alles in Ordnung, und unsereins

kann ruhig sein Glas Bier in aller Vernunft trinken, mit Vorliebe gut

essen und nachts sanft schlafen und schnarchen, in der Annahme, daß

Schnarchen und Schlafen besser seien als Kopfzerbrechen und besser als

Dichten und Denken. Wer den Kopf anstrengt, macht sich nur verhaßt,

und wer Absichten und Meinungen bekundet, gilt als ungemütlicher

Mensch, aber ein guter Bürger soll kein ungemütlicher, sondern ein

gemütlicher Mensch sein. Ich überlasse in aller Seelenruhe scharfes und

kopfzerbrechendes Denken leitenden Staatsmännern, denn unsereins

ist ja doch nur ein solides und unbedeutendes Mitglied der menschli-

chen Gesellschaft und ein sogenannter guter Bürger oder Spießbürger,

der gern sein Glas Bier in aller Vernunft trinkt und gern sein möglichst

gutes fettes nettes Essen ißt und damit basta!

Staatsmänner sollen denken, bis sie gestehen, daß es ihnen grün und

blau vor den Augen ist und daß sie Kopfweh haben. Ein guter Bür-

ger soll nie Kopfweh haben, vielmehr soll ihm immer sein gutes Glas

Bier in aller gesunden Vernunft schmecken, und er soll des nachts sanft

schnarchen und schlafen. Ich heiße so und so, kam dann und dann zur

Welt, wurde dort und dort ordentlich und pflichtgemäß in die Schule

gejagt, lese gelegentlich die und die Zeitung, bin von Beruf das und das,

zähle so und so viele Jahre und verzichte darauf, viel und angestrengt

zu denken, weil ich Kopfanstrengung und Kopfzerbrechen mit Vergnü-

gen leitenden und lenkenden Köpfen überlasse, die sich verantwortlich

fühlen. Unsereins fühlt weder hinten noch vorn Verantwortung, denn

unsereins trinkt sein Glas Bier in aller Vernunft und denkt nicht viel,

sondern überläßt dieses sehr eigenartige Vergnügen Köpfen, die die Ver-

antwortung tragen. Ich ging da und da zur Schule, wo ich genötigt

wurde, den Kopf anzustrengen, den ich seither nie mehr wieder einiger-

maßen angestrengt und in Anspruch genommen habe. Geboren bin ich

dann und dann, trage den und den Namen, habe keine Verantwortung

und bin keineswegs einzig in meiner Art. Glücklicherweise gibt es recht

viele, die sich, wie ich, ihr Glas Bier in aller Vernunft schmecken lassen,

die ebenso wenig denken und es ebenso wenig lieben, sich den Kopf

zu zerbrechen wie ich, die das lieber andern Leuten, z. B. Staatsmän-

nern, freudig überlassen. Scharfes Denken liegt mir stillem Mitglied der

menschlichen Gesellschaft gänzlich fern und glücklicherweise nicht nur

mir, sondern Legionen von solchen, die, wie ich, mit Vorliebe gut essen

und nicht viel denken, so und so viele Jahre alt sind, dort und dort erzo-

gen worden sind, säuberliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft

sind wie ich, und gute Bürger sind wie ich, und denen scharfes Denken

ebenso fern liegt wie mir und damit basta!

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Quelle: Walser, Robert: Basta. In: Walser, Robert: Kritische Ausgabe sämtlicher Drucke und Manuskripte. Band I 8: Prosastücke. Kleine Prosa. Der Spaziergang. Herausgegeben von Barbara von Reibnitz. Basel: Stroemfeld/Schwabe 2016, S. 85 – 88. Die Infobox befindet sich auf der nächsten Seite.

  1. Mai 2020 / Deutsch S. 7/

Thema 1: Literatur – Kunst – Kultur

Aufgabe 2

Kulturgut Lesen

Verfassen Sie einen Leserbrief.

Situation: Sie lesen den Kommentar Lesen, nur lesen! und reagieren darauf mit einem

Leserbrief.

Lesen Sie den Kommentar Lesen, nur lesen! von Manuel J. Hartung aus der Online-Ausgabe der

deutschen Wochenzeitung Die Zeit vom 16. November 2017 (Textbeilage 1).

Verfassen Sie nun den Leserbrief und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ (^) Geben Sie die Position des Autors wieder. ■ (^) Setzen Sie ausgewählte Wahrnehmungen des Autors in Beziehung zu Ihren eigenen. ■ (^) Begründen Sie Ihre eigene Position.

Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

S. 8/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Von Manuel J. Hartung

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie tun etwas, das auszusterben droht; Sie lesen einen Text.

Wie anders wäre es, wenn Sie die- sen Leitartikel als Video anschau- ten: Vielleicht spreche ich Ihnen dann zu langsam, nervt Sie das Foto hinter mir oder lenkt Sie meine Gestik ab. Sie können es nicht ändern. Ich sende, Sie emp- fangen.

Da Sie diesen Text aber lesen, beginnen Sie zwei Gespräche: eines mit mir, eines mit Ihnen selbst. Vielleicht stoppen Sie beim Lesen, schweifen ab, denken nach. Durch die lange Weile Ihrer eige- nen Geschwindigkeit entsteht etwas Neues.

Lesen ist die wichtigste Kultur- technik, die Menschen haben. Lesen erschließt einem die Welt, erzeugt Mitgefühl, lässt einen die Furcht vor dem Furchtbaren überwinden, indem es das Furcht- bare in Worte fasst. [...]

Das Lesen ist von zwei Seiten gefährdet, von neuer Technologie und alter Ignoranz.

So schnell wie nie ändert sich, wie Menschen kommunizie- ren. Erst haben sie immer mehr

gelesen und geschrieben; sie sims- ten, whatsappten und posteten. Die neue Schriftlichkeit verbrei- tete sich so schnell, dass Pessimis- ten von einer „Kultur des gesenk- ten Blicks“ sprachen, in der jeder in sein Smartphone starrt und in dudenferner Orthografie textet.

Jetzt kommt etwas Neues: die Kultur des gespitzten Mundes. Sprache ist der nächste große Schritt der Digitalisierung. Als Mobilfunk teuer war, verschickte man Datenpartikel namens SMS. Heute sendet man lange Ansa- gen, die man in das Smartphone vor seinem Mund spricht. Kein Dialog entsteht, sondern digita- les Rede-Pingpong. Zudem spre- chen Menschen nun mit Maschi- nen, mit schlauen Systemen wie Siri, Alexa oder Google Home, die beliebte Weihnachtsge- schenke werden. Und Facebook- Chef Mark Zuckerberg kündigte gerade an, Videos ganz groß zu machen.

Der neue Modus erfasst auch die Hochkultur: Weniger Men- schen kaufen Bücher, mehr gehen jedoch auf Buch-Events wie Lesungen; es reicht ihnen, sich durch den Autor „belesen zu füh- len“, wie die FAZ schrieb.

Wer immer spricht und nie schweigt, hat irgendwann nichts

mehr zu sagen. Selbst der Bered- same kann sich nicht aus sich selbst reproduzieren, er braucht den Raum des stillen Zwiege- sprächs mit dem Geschriebenen. Wenn alle nur noch senden, wird immer mehr Gesendetes bedeu- tungslos. Sprechen ohne Lesen ist Gelaber.

Deutschland lebt von neuen Ideen und Erfindungen. Es müsste daher zu den vordring- lichsten Aufgaben von Bildungs- politikern zählen, das Lesen zu retten. Doch seit Jahren igno- rieren sie es und verlieren dabei die aus den Augen, die wenig Chancen und kaum eine Lobby haben: 7,5 Millionen Menschen können kaum lesen und schrei- ben. 28 Prozent der Eltern lesen ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren nicht regelmäßig vor. In acht deutschen Bundes- ländern sank die Lesekompetenz der Grundschüler zwischen 2011 und 2016, was nur deswegen nicht so auffiel, weil die Leistungen bei Rechtschreibung und Mathe stär- ker nach unten gingen.

Es gibt zwei Wege, mit diesen Befunden umzugehen: Kultur- pessimisten bejammern genieße- risch den Untergang; das lindert den Schmerz, macht die Rettung jedoch unwahrscheinlicher. Opti- misten hingegen setzen auf die

Aufgabe 2 / Textbeilage 1

Kulturtechnik

Lesen, nur lesen!

Wie neue Technologie und alte Ignoranz die schönste aller Kulturtechniken gefährden

S. 10/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Thema 2: Umgang mit Zeit Aufgabe 1

Keine Zeit

Verfassen Sie eine Textanalyse.

Lesen Sie die Kolumne Dieser Text ist Zeitverschwendung aus dem Buch Heute ist leider

schlecht (2017) von Ronja von Rönne (Textbeilage 1).

Verfassen Sie nun die Textanalyse und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ Geben Sie zentrale Aussagen des Textes zum Thema Zeit wieder. ■ Untersuchen Sie die sprachliche Gestaltung des Textes. Berücksichtigen Sie dabei, wie die

Autorin mit den Leserinnen und Lesern kommuniziert.

■ Erschließen Sie mögliche Intentionen der Autorin.

Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

  1. Mai 2020 / Deutsch S. 11/

Ich habe keine Zeit für diesen Text. Er wird mich höchstwahrscheinlich einige Stunden

meines Lebens kosten, es sei denn, ich finde noch mehr lange Füllwörter wie „höchst-

wahrscheinlich“, um diese Zeilen zu füllen. Das werde ich tun. Höchstwahrscheinlich.

Ich könnte die Zeit, die ich für diesen Artikel aufwende, in viel angenehmere Dinge

investieren. Ich liege gerne herum. Ich möchte den neuen Roman von Clemens Setz

lesen. Aber ich raube nicht nur mir die Zeit, sondern auch Ihnen, lieber Leser. Denn

in diesem Text geht es um Zeit und um unseren wenig rationalen Umgang damit. Ich

verrate Ihnen an dieser Stelle schon die These, und mehr wird auch inhaltlich nicht

dazukommen. Keine Überraschung. Keine neue Idee. Ab hier ist Deko.

Ich warne Sie jetzt schon, gleich zu Beginn, damit Sie weiterblättern und sich die

zehn Minuten Lebenszeit sparen können, für die komplizierte Zubereitung einer Tasse

Jasmintee oder die Rettung Ihrer Beziehung. Sie werden in diesem Text nur an das sehr

Offensichtliche erinnert werden: dass Zeit wertvoll ist.

Es ist Mittwoch, der 9. August im Jahr 2015, jung ist dieser Mittwoch, erst acht Mi-

nuten alt. Über ein Viertel meiner voraussichtlichen Lebenszeit ist verstrichen. Ein

Tag hat 24 Stunden. Eine Minute hat 60 Sekunden. Der schnellste Mann der Welt

läuft hundert Meter in 9,58 Sekunden. Um das herauszufinden, habe ich 16 Sekunden

gegoogelt. Zehn Sekunden habe ich darüber nachgedacht, ob ich diesen Satz im Text

lasse.

Das sind Zahlen, Ziffern, die Orientierung geben darüber, wie viel Zeit vergangen

ist, und vor allem darüber, wie viel noch bleibt. Es sind Zahlen, die so tun, als seien sie

ein objektives Zeitmaß.

Dabei beweisen schon die Verben, mit denen man die Zeit beschreibt, dass es so

einfach nicht ist. Zeit lässt sich verschleudern, der Urlaub verfliegt, die Kündigungsfrist

verstreicht, die Zeit kriecht, wenn man auf etwas Schönes wartet, und manchmal, nur

für eine Ewigkeit, bleibt sie stehen. Oft in Gewitternächten.

Wenn wir auf die Uhr sehen, stimmt das natürlich nicht. Das Uhrwerk tickt, ein

Metronom, stetig, verlässlich, in Momenten voller Selbstzweifel, und kurz vor der

Deadline tut sie das sogar unerbittlich. Doch vielleicht irrt sogar Albert Einstein, wenn

er sagt: „Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.“ Denn unser sprachlicher Umgang

mit der Zeit straft das gleichmäßige Ticken Lügen, und glaubhafter wirkt ein anderes

Einstein-Zitat: „Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt,

meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen

Ofen, meint man, es wären zwei Stunden.“ Was auf jeden Fall nicht stimmen kann,

ist, dass jedes Einstein-Zitat ein Zitat von Einstein ist; bei der Menge ist das schon rein

zeitlich nicht möglich, selbst wenn diese relativ ist.

Zeit ist die kostbarste Ressource, über die wir verfügen, außer vielleicht Wasser. Ein

verdurstender Mann in der Wüste wünscht sich wohl kaum noch mehr Zeit dort. Eher

fragt er sich, warum er durstig im Sand herumsitzen muss, nur um als mittelmäßiges

Fallbeispiel zu dienen.

Aufgabe 1 / Textbeilage 1

Dieser Text ist Zeitverschwendung

Von Ronja von Rönne

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  1. Mai 2020 / Deutsch S. 13/

Thema 2: Umgang mit Zeit

Aufgabe 2

Geduld

Verfassen Sie einen Leserbrief.

Situation: Sie lesen das Interview Wozu brauchen wir noch Geduld? und reagieren

darauf mit einem Leserbrief.

Lesen Sie das Interview Wozu brauchen wir noch Geduld? mit Gerhard Benetka aus der Tages-

zeitung Salzburger Nachrichten vom 24. Juni 2017 (Textbeilage 1).

Verfassen Sie nun den Leserbrief und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ Geben Sie ausgewählte Aussagen Benetkas zum Thema Geduld wieder. ■ Setzen Sie diese Aussagen in Beziehung zu eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen. ■ Nehmen Sie Stellung zur Forderung Benetkas, das Leben zu entschleunigen.

Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

S. 14/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Interview: Ursula Kastler

Alles kommt von selbst zu dem, der warten kann, sagt die Volks- weisheit. Wer Bedürfnisse auf- schieben kann und ausdauernd ist, wer Geduld hat, lebt gesün- der und erfolgreicher, sagt die Wissenschaft. Wer sich umschaut und auf sein eigenes Leben blickt, merkt: In der Wirklichkeit ist das nicht so. Kaum jemand glaubt, dass er mit Geduld überhaupt noch irgendwohin kommt oder das bekommt, was er gern haben möchte. „Jetzt und sofort“ ist die Devise.

Ist Geduld also etwas, das wir für ein gutes Leben nicht mehr brau- chen? Gerhard Benetka, Professor für Psychologie, hat sich darüber den Kopf zerbrochen. Geduldig.

SN: Wo haben wir denn die Geduld verloren?

Gerhard Benetka: Ich denke, auf dem Weg der Beschleunigung, die unser soziales Leben erfah- ren hat. Zunächst auf technischer und ökonomischer Ebene: Neh- men Sie etwa die Steigerung der Geschwindigkeit von Transport- prozessen: Wie rasch wir heute von einem Ort zum anderen, von einer Kultur in die andere wech- seln können! Dann auf der Ebene der individuellen Lebensentwürfe,

wie wir Beziehungen leben: Statt Lebenspartnern gibt es Lebensab- schnittspartner. Oder ein anderes Beispiel: Niemand rechnet mehr damit, eine bestimmte Arbeits- tätigkeit sein ganzes Berufsleben lang auszuüben. Ein späterer Job- wechsel ist bereits beim Antritt jeder neuen Anstellung program- miert. Diese allgemeine Beschleu- nigung des Sozialen schlägt sich natürlich auch im Alltag der Menschen nieder. Denken Sie an das Tempo, in dem die Menschen in den Großstädten herumeilen! Studien zeigen, dass sich Leute immer weniger Zeit zum Essen und Schlafen nehmen. Kurz und gut: Für die spätmodernen Men- schen ist die Zeit eine knappe Ressource geworden: Sie wollen immer mehr in immer kürzerer Zeit, am besten überhaupt gleich- zeitig erleben und erledigen. Geduld wirkt fast anachronistisch.

SN: Die meisten Menschen beklagen, dass ihnen das Tempo zu viel wird. Muss das alles so sein?

Benetka: Die Antwort ist: Nein. Aber es ist schwierig, sich zu ent- ziehen. Das hat auch mit der Konsumwelt zu tun. Die „Logik“ der Warenproduktion erzeugt eine Wegwerfmentalität, alles scheint uns jederzeit durch Neues und Gleichwertiges sofort ersetz- bar. Unter diesen Bedingungen

fällt es schwer, dass wir zu Dingen eine Beziehung aufbauen. Dass wir etwa Möbel aussuchen, die uns lange begleiten, die wir pfle- gen, deren alltäglicher Gebrauch aber doch Spuren der Abnützung hinterlässt, individuelle Lebens- spuren, die uns die Dinge um uns herum vertraut machen – solche Dinge spiegeln einen Teil unseres Lebens, sie sorgen dafür, dass wir uns „zu Hause“, irgendwie veran- kert fühlen.

SN: Anker zu werfen hat aber nur Sinn, wenn man sein Leben länger- fristig planen kann. Viele, vor allem junge Menschen, können das nicht mehr …

Benetka: Das stimmt. Wenn wir an unserer Universität Studenten befragen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, dann finden wir etwas, was man als „Gegenwartsveran- kerung“ bezeichnen könnte. Die jungen Leute misstrauen allen utopischen Zukunftsentwürfen, sie sehen, dass in unserer Welt vieles nicht in Ordnung ist, sie glauben, dass sich nur im Privaten etwas verändern lässt.

Langfristig sehnen sie sich nach Sicherheit, nach einem Eigen- heim, das ihnen Schutz bie- tet gegen die Unbill der Welt. Allerdings: Mit der Unbill der Welt werden sie sehr früh schon

Aufgabe 2 / Textbeilage 1

Wozu brauchen wir noch Geduld?

Menschen wollen und müssen immer mehr in immer kürzerer Zeit, am besten überhaupt gleichzeitig er leben und erledigen. Geduldige Zeitgenossen wirken damit fast wie aus der Zeit gefallen.

S. 16/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Thema 3: Tourismus Aufgabe 1

Grenzen des Tourismus

Verfassen Sie einen Kommentar.

Situation: Eine Jugendzeitschrift veranstaltet einen Schreibwettbewerb zum Thema

Reisen. Sie reichen dafür einen Kommentar mit dem Titel Grenzen des Tourismus ein.

Lesen Sie den Bericht Jetzt kommt die Obergrenze für Touristen von Ute Müller aus der Online-

Ausgabe der deutschen Tageszeitung Die Welt vom 28. Dezember 2017 (Textbeilage 1).

Verfassen Sie nun den Kommentar und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ (^) Beschreiben Sie die im Text dargestellte Problematik. ■ (^) Geben Sie mögliche Gründe an, die zu dieser Problematik geführt haben. ■ (^) Nehmen Sie Stellung zu den im Text genannten Maßnahmen.

Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

  1. Mai 2020 / Deutsch S. 17/

Von Ute Müller

Auf Platz eins steht die Sagrada Familia. Die Basilika, von Gaudí entworfen, ist laut TripAdvisor die am häufigsten besuchte Tou- ristenattraktion Spaniens. Dicht gedrängt stehen die Besucher täg- lich vor dem Prachtstück Barcelo- nas. Wer nicht vorher online ein Ticket gebucht hat, muss auf den Einlass länger warten.

Tausende von Touristen, die 2017 Spanien und Portugal besucht haben, kennen die teils drangvolle Enge, die an touristischen Hot- spots herrscht. Bereits vergange- nes Jahr war Spanien mit einem Zuwachs von 10,3 Prozent auf 75,6 Millionen Besucher aus dem Ausland das beliebteste Ferien- land Europas, ein neuer Rekord. Bis Oktober verzeichnete man ein weiteres Plus um knapp zehn Prozent und könnte nun sogar die USA überholen. Das hat natür- lich Konsequenzen: Barcelona muss immer mehr Touristen in der Innenstadt verkraften. Im Sommer organisierten Nachbarschaftsver- bände am populären Stadtstrand „Barceloneta“ eine Demo gegen die „Touristifizierung“ und die Verdrängung der Altstadtbewoh- ner durch Vermietplattformen wie

Airbnb. Auch im nordspanischen San Sebastián gab es kurz darauf ähnliche Proteste.

„Wir müssen nach Lösungen suchen, bevor es zur Touristen- phobie kommt“, sagte nun Glo- ria Guevara, Präsidentin des World Travel & Tourism Coun- cil (WTTC), dem 189 Nationen angehören. Daher habe man Spa- nien als drittwichtigstes Urlaubs- land der Welt ausgewählt, um den Bericht über die bessere Steue- rung der Besuchermassen vorzu- stellen. Zum Tourismus, der all- jährlich um vier Prozent wächst, gebe es schließlich keine Alterna- tive. Schon jetzt stehe die Reise- branche für zehn Prozent der glo- balen Wirtschaftsleistung und sei einer der dynamischsten Beschäf- tigungssektoren, sagt Guevara. Bis 2027 entstünden hier 330. neue Jobs.

Doch der Touristenansturm ver- teilt sich bei weitem nicht gleich- mäßig auf der Welt. Zwanzig Länder haben 60 Prozent des Wachstums auf sich vereinigt. Dort treten auch die Probleme auf. Die Consultinggesellschaft McKinsey hat jetzt eine Skala erarbeitet, die zeigt, wo die Tou- risten zum Problem geworden

sind. Eines der Kriterien ist die Zahl der Besucher pro Quadrat- kilometer auf das Jahr gerech- net. Ab 930.000 Menschen besteht größter Handlungsbe- darf. Denn ab diesem Wert wird das Gedränge für Anwohner und Besucher unzumutbar. Aber auch die Infrastruktur, die Sehenswür- digkeiten und die Natur würden über die Maßen strapaziert.

Einige Länder haben schon reagiert, etwa Thailand, Kroatien oder Italien. Ab Juni 2018 will die Regierung in Bangkok die Zahl der Badegäste und Boote, die den berühmten Strand Maya Beach besuchen dürfen, begrenzen. Die Beschränkungen sollen bis Sep- tember gelten. Eine viermonatige Ruhepause sei nötig, damit sich das Naturparadies vom Ansturm im Rest des Jahres erholen könne.

Der Bürgermeister von Dubrov- nik versprach, ab kommendem Jahr die Zahl der Besucher in der Altstadt auf höchstens 8000 pro Tag zu beschränken. Dieses Limit hatte die UNESCO gefordert, um die Kulturstätten des kroati- schen Küstenorts zu bewahren. Der Bürgermeister schließt nicht aus, noch drastischere Restriktio- nen einzuführen.

Aufgabe 1 / Textbeilage 1

Jetzt kommt die Obergrenze für

Touristen

Beliebte Reiseziele ächzen weltweit unter wachsenden Gästezahlen. Experten haben nun ein Besucher limit für den Ansturm definiert.

  1. Mai 2020 / Deutsch S. 19/

Thema 3: Tourismus

Aufgabe 2

Event Berg

Verfassen Sie eine Erörterung.

Lesen Sie den Bericht „Moderne Baupest auf den Bergen“ von Anja Kröll aus der Tageszeitung

Salzburger Nachrichten vom 28. Juli 2018 (Textbeilage 1).

Verfassen Sie nun die Erörterung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ Geben Sie die unterschiedlichen Standpunkte zum Tourismus im Alpenraum wieder. ■ Setzen Sie sich mit den jeweiligen Argumenten auseinander. ■ Begründen Sie Ihre eigene Position zu dieser Thematik.

Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

S. 20/24 6. Mai 2020 / Deutsch

Von Anja Kröll

Wien. Seit jeher ziehen Berge die Menschen in ihren Bann. Majes- tätisch. Erhaben. Weit weg vom Trubel des Tals.

Doch Letzteres wird vieler- orts immer öfter zur Ausnahme. Da locken Funsportstationen mit dem besonderen Adrenalin- kick, dort sollen überdimensio- nierte begehbare Gipfelkreuze oder furchteinflößende Dino- saurier den Berg noch spektaku- lärer machen. Reicht der Berg an sich nicht mehr aus? Und: Kann man so etwas Majestätisches wie einen Gipfel überhöhen?

Fotograf Lois Hechenblaikner hat dazu eine eindeutige Meinung. „Der Slogan einer Bergbahn- Gesellschaft lautet: ‚So müssen Berge sein.‘ […] Es wird vermit- telt, dass der Mensch dem Berg erst seine Bestimmung gibt. Nach dem Motto: Du depperter Berg, ich zeig dir, wer du bist.“ Seit Jah- ren hält Hechenblaikner seiner Heimat und der Tourismusbran- che den Spiegel vor und erzählt mit seinen Bildern auf eindrucks- volle Weise, wie der Mensch die Berge zu Freizeitfabriken umbaut. „Am Berg gibt es so viele wun- dervolle Plätze. Aber der Tourist kommt mit solch einer inneren

Leere an, dass man ihm etwas auf- pfropfen muss. Wie ein 17-jähri- ger GTI-Fahrer, der noch einen größeren Spoiler braucht, damit es ihm besser geht“, sagt Hechen- blaikner.

Fakt ist, dass der Tourismus lebensnotwendig für den Alpen- raum und seine Bevölkerung ist. Kaum ein anderes Gebirge der Welt ist dichter besiedelt und wird intensiver wirtschaftlich genutzt. Offen bleibt aber, wie lange das Konzept der Alpen als eine Art Funpark noch gut gehen kann.

Damit beschäftigt sich auch Autor, Umweltschützer und Foto- graf Matthias Schickhofer [...]. „Der Berg verkommt zusehends zum Spaßgerät. Die Touristiker müssen sich gegenseitig über- bieten, um die Massen anzulo- cken. Und nichts lockt so sehr wie Adrenalin und Geschwindigkeit“, erzählt der Autor.

Am Ende bleibe der Wider- spruch, dass der Mensch auf der Suche nach Ruhe in die Berge kommt, aber erneut beim Trubel landet. „Der Mensch mag Ruhe suchen, aber was verkauft und vermarktet wird, hat einen eige- nen Sound, und der zieht an“, ist Hechenblaikner überzeugt.

Diesen Klang der Vermark- tung kennt kaum jemand besser als Günther Aloys. Der Hote- lier und umstrittene touristische Reformator hat seinen Heimat- ort Ischgl in einen Markennamen, eine Art Ibiza der Alpen verwan- delt. „Ohne Inszenierung geht es nicht. Die Alpen sind der Enter- tainmentpark in Europa. Man muss das nackt und nüchtern betrachten. Wir haben eine spek- takuläre Neigung der Berge. Nun geht es darum, wie wir sie nutzen“, ist Aloys überzeugt. Und nein, der Berg allein sei nicht genug. „Las- sen Sie einen Touristen in die pure Natur raus. Der kommt nach fünf Minuten zurück, weil er damit nichts anfangen kann. Man muss eine Infrastruktur und Installati- onen schaffen“, sagt Aloys. Diese Installationen, wie Achterbah- nen oder riesige beheizte Pools mitten auf der Skipiste, werden die Menschen laut dem Hotelier auch wieder für die Berge und fürs Skifahren begeistern. „Wir hatten einmal zwölf Millionen Skifah- rer aus Deutschland, heute sind es sieben. Der Skilauf hat ein großes Problem“, sagt Aloys.

Eines, das sich noch verschär- fen wird. Laut OECD-Studien bekommt rund die Hälfte aller Wintersportorte ein Problem mit dem Schnee. Prognosemodelle

Aufgabe 2 / Textbeilage 1

„Moderne Baupest auf den Bergen“

Der Alpenraum wird für Touristen immer stärker inszeniert. Dort ein begehbares Gipfelkreuz, da eine Hängebrücke. Doch müssen Berge wirklich künstlich herausgeputzt werden oder fehlt die Demut vor der Natur?