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Art: Abiturprüfungen
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Sehr geehrte Kandidatin! Sehr geehrter Kandidat!
■ Inhalt ■ Textstruktur ■ Stil und Ausdruck ■ normative Sprachrichtigkeit
Viel Erfolg!
Aufgabe 1 / Textbeilage 1
Hinweis: Die Rechtschreibung der deutschen Übersetzung des polnischen Originaltextes wurde beibehalten.
Wiesław Brudziński: Das Denkmal (1955)
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Quelle: Brudziński, Wiesław: Das Denkmal. In: Polnische Pointen. Satiren und kleine Prosa des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben und übersetzt von Karl Dedecius. München: Hanser 1962, S. 85 – 86.
INFOBOX
Wiesław Leon Brudziński (1920 – 1996): polnischer Schriftsteller und Satiriker
Der Text ist mit Januar 1955 datiert und wurde 1958 im Band Miniatury veröffentlicht.
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Aufgabe 2 / Textbeilage 1
Antikenhandel und Terrorismus –
Konsequenzen für den Kulturgutschutz
Mit Meldungen über systematische Plünderungen archäologischer Stätten und Museen wie auch die gezielte Vernichtung von Kulturgut in Krisengebieten sieht sich eine entsetzte Weltöffent- lichkeit derzeit konfrontiert. Nachdem die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, UNESCO, am 29. Juni die „Bonner Erklärung zum Welterbe“ verabschiedet hatte, in der sie diese Zerstö- rungen anprangert, veranstaltete das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) gemein- sam mit dem Magazin zenith am 10. Juli eine Podiumsdiskussion in Mainz zum Thema „Krieg gegen die Zivilisation. Fördert der Handel mit Antiken den internationalen Terror?“, in der es um Möglichkeiten ging, wie dieser Bedrohung konkret zu begegnen ist. Experten aus den Bereichen Archäologie, Medien, Politik und Justiz waren sich einig: Das Bewusstsein für die Gemein- schädlichkeit des Handels mit Antiken zweifelhafter Herkunft und die Notwendigkeit wirksamer Kulturschutzgesetze ist die Grundvoraussetzung einer jeden Lösung.
Die weltweite Vermarktung von geplündertem Kulturgut ist ein Milliardengeschäft. Nach Einschät- zung der deutschen Bundesregierung handelt es sich um die drittgrößte illegale Erwerbsquelle, nach Rauschgift- und Waffenhandel. Andere Schätzungen sehen den Antikenhandel bereits an zweiter Stelle, nur noch übertroffen vom Rauschgifthandel. Neueste Meldungen, dass der „Islamische Staat“, der sich offenbar zu erheblichen Teilen aus der Vermarktung von geplünderten Antiken finanziert, ein eigenes „Antiken-Ministerium“ eingerichtet hat, mit dem er die kommerzielle Ausbeutung archäologischer Stätten organisiert, verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der die Staatengemeinschaft nun endlich Maß- nahmen zum Schutz des kulturellen Erbes der Menschheit ergreifen muss. Eckhard Laufer, Kriminal- hauptkommissar und Koordinator Kulturgüterschutz beim Hessischen Landeskriminalamt, sieht die Notwendigkeit für bessere Schulungen von Ermittlungsbehörden, denn dort bestehe ein mangelndes Bewusstsein für die Problematik. Er verwies jedoch zugleich auf die Bemühungen, sich untereinander zu vernetzen, wie zuletzt durch eine Europol-Initiative im November. […]
Nancy Moses, ehemalige Direktorin des History Museum Philadelphia und Buchautorin von „Stolen, Smuggled, Sold: On the Hunt for Cultural Treasures“ befasste sich die letzten Jahre mit der Problematik von Antiken zweifelhafter Herkunft – auch aus Sicht von Museen. Moses appellierte an Antikenhändler und private Sammler, keine Antiken ohne lückenlosen Herkunftsnachweis zu kaufen. Denn während viele Museen mittlerweile nicht mehr bereit seien, solche Objekte zu erstehen, verschwänden viele archäologische Stücke, ihres Fundkontextes und damit ihrer eigentlichen Bedeutung beraubt, in privatem Besitz, wo sie Wohnungen oder Büros schmücken oder als Vermögensanlage dienen.
Auf die Frage des Moderators Daniel Gerlach, Chefredakteur des Magazins zenith, ob die in den Medien gezeigten drastischen Bilder geplünderter archäologischer Stätten denn nicht jedem die Aus- wirkungen des illegalen Antikenhandels vor Augen führten, entgegnete Amir Musawy, Büroleiter des Senders Iraqia-TV, Berlin, resigniert: „Nein, das bezweifle ich.“ Er habe 2003 erlebt, wie sich die Welt erschrocken und betroffen zeigte, als das Museum in Bagdad geplündert wurde. Diese Katastrophe sei inzwischen aber längst wieder in Vergessenheit geraten. Er erhofft sich ab nun doch das längst überfäl- lige Umdenken.
Dr. Michael Müller-Karpe, Archäologe am RGZM, mahnte, dass Antiken mit dem Hinweis „Herkunft unbekannt“ in aller Regel aus krimineller Quelle stammen. Ein Antiken-Markt, der keine unangenehmen Fragen stellt, zerstöre nicht nur archäologische Stätten. Er fülle auch seit Jahrzehnten die Kassen von
Kriegsparteien, die die Plünderungen in Krisengebieten durchführen. Mit der Beteiligung von Terror- organisationen wie al-Qaida und „Islamischer Staat“ an diesem Markt sei eine neue Stufe der Gefähr- dung unseres archäologischen Erbes erreicht. […]
Ali Al-Bayati, Generalkonsul der Republik Irak, der für ein Grußwort aus Frankfurt angereist war, brachte es auf den Punkt: „We must all work together to defeat this evil terrorist organisation to protect our heritage, the world heritage“ (Wir müssen alle zusammenarbeiten, um diese bösartige terroristische Organisation zu bekämpfen und unser Erbe – das Welterbe – zu beschützen). [...]
Quelle: http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/antikenhandel-und-terrorismus-konsequenzen-fuer-den- kulturgutschutz-35051/ [28.06.2017].
Thema 2: Nachhaltiger Umgang mit Elektrogeräten
Aufgabe 1
Elektromüll
■ Fassen Sie die im Bericht beschriebenen Probleme zusammen. ■ Machen Sie Vorschläge für einen verantwortungsvollen Umgang von Handelsunternehmen
■ Begründen Sie, warum Ihre Vorschläge umgesetzt werden sollen.
Aufgabe 1 / Textbeilage 1
Elektromüll
Am Schlachthof von Europas
Elektromüll
In Ghana suchen Kinder mit bloßen Händen in verbranntem Elektroschrott nach Kupfer – der Müll kommt illegal aus Europa
Von Julia Schilly
Viele Elektrohändler werben mit einem verlockenden Angebot: Das alte Gerät wird kostenlos beim Erwerb eines neuen Modells abgeholt. Doch was passiert damit? Der europäische Wohlstandsmüll landet zum Beispiel auf einer der größten afrikanischen Elektro- müllhalden in Ghanas Haupt- stadt Accra. Tag und Nacht stei- gen dort von einem Areal, das in etwa so groß ist wie fünf Fuß- ballfelder, giftige Rauchwolken in den Himmel auf.
„Es ist im wahrsten Sinne atem- beraubend“, berichtet Christina Schröder von der Organisation Südwind, die 2009 und 2012 die- sen Ort in Accra aufsuchte. Mit- ten in dieser apokalyptischen Umgebung schlachten bis zu 7.000 Kinder und Jugendliche mit bloßen Händen Elektromüll aus. Das Ziel ist, an das Kupfer in den Kabeln zu gelangen. Nach- schub aus dem „Westen“ gibt es genug: 2012 betrug der Müll- berg an Elektroartikeln weltweit 41 Millionen Tonnen. In Europa waren es laut EU-Kommission 10 Millionen Tonnen.
85 Prozent des Elektromülls kom- men aus Europa Um das begehrte Metall zu ber- gen, werden die Computer, Fern- seher und Kühlschränke zerschla- gen und zerlegt. An manchen Geräten befinden sich sogar noch die Inventarschilder, die ihre Her- kunft aus Europa bestätigen. Laut dem Sekretariat des Basler Über- einkommens stammen 85 Pro- zent der Elektrogeräte, die in Ghana ankommen, aus Europa. Im Jahr 2009 wurden 250. Tonnen Elektrogeräte importiert, 70 Prozent waren sogenannte Gebrauchtware.
Nach einem ersten, brachialen Zerlegen wird der Schrott mit Brandbeschleunigern angezündet. In den verbrannten Überresten bleibt unter anderem das Kupfer übrig. Welche Auswirkungen die Arbeit auf ihre Gesundheit haben wird, wissen die ghanaischen Kin- der nicht, es fehlt an Aufklärung. Die Kupfersuche auf der Müll- halde ist verlockend, da es keinen Chef gibt und kein Geld abge- geben werden muss. Übrig bleibt freilich nichts: An einem guten Tag kann ein Kind ein halbes Kilo- gramm Kupfer zusammentragen
und bekommt dafür umgerechnet einen Euro von lokalen Schrott- händlern bezahlt. Das reicht für ein bis zwei warme Mahlzeiten.
Gesundheitsschäden bei Kindern auf der Müllhalde Der Boden der Müllhalde ist mit Scherben überzogen und mit Gift kontaminiert. Die Füße werden nur notdürftig mit Flip- Flops geschützt, manche Kinder tragen zusätzlich Socken. Eine Tetanus-Impfung hat niemand, die Hände und Füße sind jedoch mit Schnittwunden und Verbren- nungen übersät. Die Dämpfe erzeugen brennende Atemwege und Augen, Kopfschmerzen und chronischen Husten. Der Han- del mit Schmerzmitteln ist Alltag auf der Mülldeponie. Denn viele Kinder sind nicht registriert und haben damit auch keinen Zugang zum Gesundheitssystem.
Die meisten Kupfersucher kom- men aus der armen Region Tamale im Norden des Landes unbegleitet in die Hauptstadt. Sie mieten sich in Gruppen in einem Zimmer ein, zum Beispiel gleich im angren- zenden Slum, der den passenden Namen „Sodom und Gomorra“
INFOBOX
Basler Übereinkommen: legt die Regeln für die internationale Kontrolle der grenzüberschreiten- den Verbringung und Entsorgung von Abfällen fest, die für die menschliche Gesundheit und die Umwelt gefährlich sind Quelle: http://europa.eu/legislation_summaries/environment/waste_management/l28043_de.htm [28.06.2017].
Lebensministerium: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser- wirtschaft
Metalle der Seltenen Erden: Metalle, die nur in Verbindung mit anderen Bodenschätzen gewonnen werden. Sie sind für Hightech-Produkte wie Handys, Laptops, Flachbildschirme, Brennstoffzellen und Motoren für Elektroautos sowie in der Lasertechnik unverzichtbar. Quelle: http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1607251.htm [28.06.2017].
OECD: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die meisten der 35 Mitgliedstaaten sind entwickelte Länder mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen; Ghana ist kein Mitgliedstaat der OECD.
Südwind: entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, die sich seit über 35 Jahren für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit einsetzt Quelle: http://ngoprojects.globaleverantwortung.at/index.php/2015/08/19/suedwind-agentur-oesterreich/ [28.06.2017].
WEEE-Richtlinie (von engl. Waste Electrical and Electronic Equipment): 2006 in Kraft getretene europäische Richtlinie (2002/96/EG) zur Reduktion der zunehmenden Menge an Elektromüll aus nicht mehr benutzten Elektro- und Elektronikgeräten Quelle: http://doku.cac.at/elektromuell_pressemappe_130425.pdf [28.06.2017].
Thema 2: Nachhaltiger Umgang mit Elektrogeräten
Aufgabe 2
Geplante Obsoleszenz
■ Beschreiben Sie das in der Textbeilage dargestellte Phänomen der geplanten Obsoleszenz. ■ Bewerten Sie, ob die geplante Obsoleszenz als Triebfeder für das Wirtschaftswachstum
■ Nehmen Sie zur „psychologischen Obsoleszenz“ Stellung.
kostengünstig produzieren zu kön- nen. Anhand zahlreicher Beispiele macht Schridde deutlich, „dass die Varianten geplanter Obso- leszenz stetig zunehmen“ und es zu einer Übertragung bestimmter Vorgehensweisen (etwa eingebau- ter Zähler) auf andere Branchen komme. „Wirklicher Vorsatz“ sei freilich „nur sehr schwer nach- weisbar“. In dieses Bild passt jene aktuelle Studie der deutschen „Stiftung Warentest“, der zufolge es „keine Hinweise“ darauf gebe, „dass Her- steller den Murks gezielt zusam- menbauen, um Verbraucher übers Ohr zu hauen“, wie es in der Sep- tember-Ausgabe der Zeitschrift „test“ heißt. Ingenieure würden bei der Konstruktion einfach eine bestimmte Gebrauchsdauer einplanen und mehr oder weni- ger hochwertige Teile verwenden. „Natürlich ist es schwierig, Her- stellern eine bewusste Betrugs- absicht zu unterstellen“, kontert Peter Blazek, Nachhaltigkeits- experte des Vereins für Konsu- menteninformation (VKI). „Aber es handelt sich um glaubwürdige Fakten, und wenn ein Fernseher
nur drei Jahre hält, kann etwas nicht stimmen.“ Davon ist auch Sepp Eisenriegler, Geschäfts- führer des Wiener Reparatur- und Servicezentrums R.U.S.Z., über- zeugt. Sein liebstes Beispiel sind Waschmaschinen, bei denen das Lager in einem Plastik- statt in einem Metallbottich eingepresst ist: „Durch zu schwache Stoß- dämpfer geht das Lager kaputt und kann nicht mehr getauscht werden“, erklärt Eisenriegler, der gerade im Auftrag des Lebensmi- nisteriums an einer Positivliste für langlebige und reparaturfreund- liche Elek trogeräte arbeitet. […] Bis dahin empfiehlt er, auf den Preis zu schauen: „Je teurer die Produkte, desto hochwertiger und langlebiger sind sie im Allgemei- nen auch.“ Stefan Schridde ist hier etwas skeptischer: Ein hoher Preis oder der Kauf von Premiumprodukten würde ihm zufolge nicht zwingend bessere Qualität garantieren. Für die Haltbarkeit eines Handmixers etwa sei oft nur ein Teil entschei- dend: nicht das coole Design des Gehäuses, nicht der gute Motor, nicht die Besen, sondern nur
das Zahnradgetriebe – und diese Schwachstelle würde oft als Erstes kaputtgehen. Man könne folglich nicht sagen, dass die Kunden zu gierig seien, um für gute Qualität mehr zu zahlen. Was also tun? Peter Blazek vom VKI empfiehlt, sich vor einem Neukauf bei verschiedenen Quel- len (Testberichte, Internet-Foren, Bekannte) zu informieren – und sich nicht zuletzt auch des Phäno- mens der „psychologischen Obso- leszenz“ bewusster zu werden: „Den Konsumenten wird von der mächtigen Werbeindustrie sugge- riert, immer das neueste Produkt haben zu müssen, um dem Ver- gleich mit anderen standhalten zu können“, so Blazek. „Womit die Wirtschaft auch gleich ihr bestes Argument hat, um munter weiter- zumachen wie bisher: Die Leute sind ja selbst schuld, die wollen das so.“ Hier gegenzusteuern wird nicht leicht, denn wie heißt es so schön: Menschen geben Geld aus, das sie nicht besitzen, für Dinge, die sie nicht brauchen, um damit Men- schen, die ihnen nichts bedeuten, zu beeindrucken. (^) n
Quelle: http://www.furche.at/system/showthread.php?t=59553 [28.06.2017].
INFOBOX
Depression: hier Wirtschaftskrise
eingebauter Zähler: Gemeint ist der Vorwurf, dass in Geräte Zähler oder Chips eingebaut wer- den, die dafür sorgen, dass ein Gerät nach einem festgelegten Ausmaß des Gebrauchs nicht mehr funktioniert (z. B. bei Druckern nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten).
Lebensministerium: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt- schaft
„Our big job is to hasten obsolescence“: Unsere große Aufgabe ist die Verkürzung der Produkt lebens dauer.
Premiumprodukt: Produkt von hoher Qualität
Von Karin Schuh
Wien. Sie sind egoistisch, kon- servativ, schwelgen im Retro- trend, wünschen sich die gute (?) alte Zeit zurück und interessie- ren sich weder für Politik noch für ihre Nachbarn – für ihr Handy hingegen sehr. So oder so ähn- lich lauten die gängigen Vorur- teile über Jugendliche. Das Insti- tut für Jugendkulturforschung hat aktuelle Daten, etwa die Jugend- Wertestudie 2011, über heimische Jugendliche (14- bis 29-Jährige) unter dem Aspekt „Jugend und Zukunft“ analysiert und ist jetzt dabei auf interessante Entdeckun- gen gestoßen. Fünf Irrtümer.
1 Jugendliche werden konservati- ver und schätzen Tradition. Es stimmt zwar, dass Familien für Jugendliche immer wichti- ger werden, konservativ – wie es ihnen oft nachgesagt wird – sind heimische Jugendliche deshalb noch lange nicht. „Traditionen spielen für sie kaum eine Rolle, auch wenn in den letzten Jahren immer wieder Stimmen laut wer- den, die eine Retraditionalisie- rung der Gegenwartsjugend pro- klamieren“, meint Philipp Ikrath, Geschäftsführer des Instituts für Jugendkulturforschung in seiner
Analyse „Geteilte Sorgen trotz gespaltener Möglichkeiten“. Das liegt einerseits daran, dass Jugend- liche heute weitgehend ideologie- frei sind, sprich mit Kategorien wie konservativ oder links nur wenig anfangen können. Ander- seits macht das auch der moderne Familienbegriff der Jugendlichen abseits der traditionellen Bilder deutlich.
2 Jugendliche isolieren sich immer mehr und leben in ihrer Welt. Natürlich wird auch für Jugend- liche Individualität wichtiger, was sie aber nicht davon abhält, Fami- lie und Freunde mehr zu schät- zen – mehr als noch vor 20 Jah- ren. Das macht ein Vergleich der Jugend-Wertestudien 1990, 2000, 2011 deutlich. Heute betrach- ten 82 Prozent der Befragten die Familie als „sehr wichtig“, 1990 und 2000 waren es knapp 70 Pro- zent. „Eine Aufwertung der Familie impliziert meist eine Abwertung alternativer Lebens- formen, das ist bei den Jugendli- chen nicht der Fall“, so Ikrath. Er führt den Bedeutungszuwachs der Familie einerseits darauf zurück, dass außerhalb der Familie die Anforderungen steigen, anderer- seits handle es sich um eine „Auf- wertung knapper Güter“.
3 Jugendliche interessieren sich nicht für ihr Umfeld. Das Bild der gleichgültigen Jugendlichen, die sich nicht für ihr Umfeld interessieren, stimmt nur bedingt. „Sie betreiben kein gesellschaftspolitisches Engage- ment unter einer ideologischen Flagge. Jugendliche leisten lie- ber in ihrem eigenen sozialen Umfeld Hilfe, etwa indem sie Alten über die Straße helfen“, so Ikrath. Auf die Frage, ob das nicht eine Behübschung bezie- hungsweise ohnehin eine Selbst- verständlichkeit sein sollte, meint der Soziologe: „Eigentlich schon, aber wenn man die Gesellschaft als eine unsolidarische versteht, ist das schon sehr selbstlos.“ Jugendliche konzentrieren sich also auf ihr persönliches soziales Umfeld. Die Welt verbessern wol- len Jugendliche heute längst nicht mehr, auch Rebellion sucht man bei ihnen vergeblich. Dafür wur- den drei Gründe ausgemacht: das Gefühl, ohnehin nichts ändern zu können, sich nicht vereinnahmen lassen zu wollen und die Schwie- rigkeiten im eigenen, unsicheren Leben. Ikrath: „Protest ist Luxus und eine Sache der urbanen, gebildeten Mittelschicht.“
Aufgabe 1 / Textbeilage 1
Die größten Irrtümer über die Jugend
von heute
Das Institut für Jugendkulturforschung hat die Thematik „Jugend und Zukunft“ analysiert und dabei einige Irrtümer widerlegt. Die Familie wird wichtiger, Jugendliche sind aber weder konservativ noch pessimistisch.
4 Jugendliche denken kaum an die Zukunft, und wenn, dann negativ. Auch wenn Jugendliche heute, angesichts der sich immer rascher verändernden Gesellschaft, ver- stärkt in der Gegenwart leben, denken sie auch an die Zukunft – und zwar positiv, allerdings nur an die eigene. 64 Prozent sehen die persönliche Zukunft zuver- sichtlich, aber lediglich 22 Pro- zent betrachten die gesellschaft- liche Zukunft zuversichtlich. Ikrath sieht darin einen gewissen
Zweckoptimismus. Zusammen- hänge zwischen Gesellschaft und dem eigenen Leben können oder wollen nicht gesehen werden. „Es fällt ihnen schwer, über den eige- nen Tellerrand zu blicken.“
5 Jugendliche haben keine gesell- schaftlich relevanten Werte mehr. Im Gegenteil. Erstmals in der Geschichte geben die Jungen die Werte vor. Während früher noch Lebenserfahrung und Weisheit –
auch im Berufsleben – wichtige Werte waren, setzt man heute auf Flexibilität, Belastbarkeit und Individualität. „Das wird in jeder Stellenausschreibung gefor- dert. Jugendliche haben die kultu- relle Meinungsführerschaft über- nommen.“ Diesen Wertewandel führt er auf die Geschwindigkeit zurück, mit der sich Wissen, etwa in Technologie und Forschung, verändert. Da kommen Junge ein- fach schneller mit. (^) n
Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1330480/Die-grossten-Irrtumer-uber-die-Jugend-von-heute [28.06.2017].
INFOBOX
Jugend-Wertestudie 2011: Die Studie wurde im Auftrag der Arbeiterkammer Wien vom Institut für Jugendkulturforschung durchgeführt. Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage unter 1 500 Jugendlichen, ergänzt durch Gruppendiskussionen und Interviews mit ausgewählten Teil- nehmerinnen und Teilnehmern.