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1 Was (Sache) ist mit Motorik im Unterschied zur Bewegung gemeint? 2 Wann (Zeit) tauchen welche Bewegungsmuster auf? 3 Wie (in Qualität und Quantität) ...
Art: Mitschriften
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Die Bewegungserziehung ist eine normative Praxis. Als Konsequenz hieraus müssen sich Frühpädagoginnen und -pädagogen die Frage stellen, warum die Auswahl an Bewegungsformen und Spielgeräten für die tägliche Bewegungsstunde oder an Gestaltungselementen des Innen- und Außenbereichs gutgutgut für die Kinder ist und sein soll.für die Kinder ist und sein soll. Die systematische Beantwortung dieser Frage erfolgt mithilfe wissenschaft- licher Grundlagen, deren Forschungs- und Lehrdisziplin die Bewegungs- pädagogik darstellt (Größing 1993; Funke-Wieneke 2000). Bezüglich der Forschungslage zur motorischen bzw. Bewegungsentwicklung stellen Baur et al. fest, „dass auf dem Gebiet […] relativ viel empirisch gearbeitet und relativ wenig ‚theoretisiert‘ wurde“(2009, 7). Diesem Mangel soll mit den Empfehlungen aus dem folgenden Kapitel entgegengewirkt werden. Neben dem Warum dienen vier weitere Leitfragen als Orientierung:
wegung gemäß welchen Faktoren?
förderlicher Bewegungsbeobachtung) (Kap. 2 und 6)?
Leitfragen
Beobachten wir ein noch nicht sprechendes Kleinkind, so nehmen wir zu- nächst nur seine äußerlich erkennbaren Bewegungen und seine Körper- haltung wahr. Wir wissen weder den Beweggrund (lat. movens), warum es mehrere Male z. B. ein Auto hoch- und ein Buch darauf legt, beide Ge- genstände wieder herunterholt und das Ganze wiederholt, noch welche Gedanken und Gefühle in ihm vorgehen. Die den äußeren Bewegungen (Stehen, Greifen) zugrunde liegenden inneren Vorgänge neuromuskulärer Steuerung, motivationalen Antriebs oder konzentrativen Abschirmens ge- genüber Störreizen können wir nicht direkt sehen, sondern nur über die indirekte Form der Bewegungsbeobachtung vermuten. Diese erste und zugleich wichtigste Unterscheidung zwischen Motorik und Bewegung bezieht sich somit auf die MotorikMotorikMotorik als einerseits zugrundeals einerseits zugrunde liegendem und nicht direkt erkennbarem Innenaspekt ( Steuerung und RegelungRegelungRegelung ). Andererseits stellt sie die neuromuskuläre Bewegung des Or-). Andererseits stellt sie die neuromuskuläre Bewegung des Or- ganismus als beobachtbares Verhalten und wahrnehmbaren Außenaspekt dar (Roth / Willimczik 1999). Der Unterschied besteht also nicht in einem Entweder-oder zwischen Motorik und Bewegung, sondern in einem So- wohl-als-auch einer Motorik, die innere undundund äußere Vorgänge beschreibt.äußere Vorgänge beschreibt. Letztgenannte werden als sichtbare Bewegungen eines denkenden und füh- lenden menschlichen Organismus in Raum und Zeit bezeichnet. Ein zweites, weit weniger häufi g theoretisiertes Unterscheidungsmerk- mal betriff t die erzieherische Bedeutsamkeit. Für Frühpädagoginnen und -pädagogen ist der Bewegungsbegriff der praktisch wichtigere als der der Motorik, da sich konkrete Verhaltensänderungen nicht über unsichtbare Innerlichkeiten beeinfl ussen lassen, sondern nur über die Bewegung und ihre Gestaltung von außen. Die Entwicklung eines Menschen, sein Bil- dungserfolg und die Folgen für die Umwelt werden immer an der real sichtbaren, tatsächlichen BewegungBewegungBewegung (( Tätigkeit ) sozial gemessen. Die ange- borene Seite der Motorik als Kompositum aus inneren Steuer- und Regel- mechanismen wie Zielplanung, Bewegungsgedächtnis, Aufmerksamkeit, emotionalem Antrieb oder neuromuskulärer Signalverarbeitung ist zu- nächst nicht sozial und auch nicht erziehbar. Erst in der Bewegung wird Motorik subjektiv sinnvoll und erzieherisch real. Bewegung ist somit das unmittelbare Tor zum und vom Kind zu seiner Welt. Die damit einherge- henden Dimensionen der Motorik fi nden folglich in der Bewegung ihre soziale Verwirklichung. Umgekehrt ist menschliche Bewegung ohne die inneren Vorgänge des Selbst weder denk- noch machbar. In der unaufl öslichen Verbindung von Innen- und Außen aspekt Bewegung, Erziehung und Sozialisation Motorik-Identität
Abb. 2: Begriffseinordnung von Bewegung zur Motorik und jeweilige Teilbegriffe
Herrscht bei der Defi nition von Motorik und Bewegung bereits eine gewis- se Uneinheitlichkeit vor (Reichenbach 2006), so zeigt sich die Sortierung einzelner Bewegungsmuster in übergeordnete Bereiche oder Zeitabschnitte als äußerst diff us, kategorial widersprüchlich und fachdisziplinär verschie- den. Das liegt weniger an den einzelnen Bewegungsmustern selbst (Laufen lässt sich sehr gut aufgrund der Flugphase vom Gehen mit dem typisch beidbeinigen Bodenkontakt unterscheiden) als vielmehr an den Kriterien zur Abgrenzung begrifflich übergeordneter Zeitabschnitte. Ohne ein präzi- se beobachtbares Unterscheidungsmerkmal macht die Erstellung einer ta- bellarischen Abfolge motorischer Entwicklung keinen Sinn (Rieder 1975; Munzert 2010). Dies führt Baur zu der Feststellung, dass motorische Le- bensabschnitte letztlich „[…] nur noch pragmatisch voneinander abgrenz- bar“ sind (2009, 278). Was der sportwissenschaftlichen Forschung zur motorischen Entwick- lung also fehlt, ist ein logisch stringentes Modell von begründet abgrenzba- ren, weil empirisch belegten und dennoch Bereiche übergreifenden Pfaden der Persönlichkeitsentwicklung. Zwar gibt es in der BRD bereits eine rund Motorik afferente Signalverarbeitung (zu-/hineinleitend) efferente Signalverarbeitung (hinausleitend) äußere Bewegung und Haltung und ihre beobachtbaren raumzeitlichen Muster sowohl als Ergebnis als auch als Einflussfaktor auf innere Prozesse (z.B. auf das Krabbeln, Stehen, Gehen, Greifen, Klettern oder Tanzen) innere, nicht direkt zugängliche Steuer- und Regelmechanismen der Kognition-Emotion, Sensorik und des Muskel- Skelettalsystems sowie organisch-funktionelle Systeme (Gefäß[Vaso-]motorik, Herzschlag, Verdauung) Uneinheitlichkeit der Defi nition Problem der Modellierung