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Leitfäden und Tipps
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Entwicklungstheorie I: Kleinkindalter - Kindergarten - Volksschule, Skripte von Entwicklungspsychologie

Beitrag von Cizek, B., Kapella, O., & Steck, M. (2005).

Art: Skripte

2019/2020

Hochgeladen am 10.04.2020

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Entwicklungstheorie I: Kleinkindalter - Kindergarten
- Volksschule
Cizek, Brigitte; Kapella, Olaf; Steck, Maria
Veröffentlichungsversion / Published Version
Arbeitspapier / working paper
Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:
Cizek, B., Kapella, O., & Steck, M. (2005). Entwicklungstheorie I: Kleinkindalter - Kindergarten - Volksschule. (Working
Paper / Österreichisches Institut für Familienforschung, 48). Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung an
der Universität Wien. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-57887-6
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Entwicklungstheorie I: Kleinkindalter - Kindergarten

- Volksschule

Cizek, Brigitte; Kapella, Olaf; Steck, Maria

Veröffentlichungsversion / Published Version Arbeitspapier / working paper

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Cizek, B., Kapella, O., & Steck, M. (2005). Entwicklungstheorie I: Kleinkindalter - Kindergarten - Volksschule. (Working Paper / Österreichisches Institut für Familienforschung, 48). Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-57887-

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KONTAKT: [email protected] | +43-1-535 14 54-

Österreichisches Institut für Familienforschung Austrian Institute for Family Studies

Nr. 48 | 2005

Brigitte Cizek, Olaf Kapella, Maria Steck

Entwicklungstheorie I

Kleinkindalter – Kindergarten – Volksschule

Vorwort

Die Erkenntnis, dass der Mensch ein sexuelles Wesen ist – und zwar schon vor der Geburt bis zu seinem Tode – ist in der Geschichte der Menschheit lange Zeit nicht erkannt bzw. ernstgenommen worden. Insbesondere in der abendländischen Kultur grenzte und grenzt man teilweise noch heute Sexualität auf das Erwachsenenalter ein und reduziert sie auf die Zeugungs- und Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen (Dunde 1992).

Angeregt durch die Arbeiten Sigmund Freuds hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts allmählich eine Sichtweise der menschlichen Sexualität durchgesetzt, die diese nicht ausschließlich mit reiner Genialität gleichsetzt, sondern die gesamte körperliche, soziale, sprachliche und seelische Dimension eines Menschen erfasst (Specht 1989). Unter Sexualität subsumiert die Sexualwissenschaft heute „alle lustvollen Gefühle und Kontakte in allen Phasen des menschlichen Lebens“ (Knoop 1983: 7). „Sexualität ist auf kein bestimmtes Lebensalter begrenzt, sondern eine Lebensenergie, die den Menschen von der Geburt bis zum Tode speist“ (Kleinschmidt, Martin & Seibel 1994: 10).

In der Tradition dieser „neuen“ Sichtweise der menschlichen Sexualität stehend, konzentrieren wir uns im vorliegenden Paper auf Theorien zur psychosexuellen Entwicklung der Kinder. Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung entwicklungspsychologischer Modelle der psychosexuellen Entwicklung des Menschen von der Geburt bis vor der Pubertät. Die Pubertät wird an dieser Stelle nicht behandelt.

Der leichteren Formulierbarkeit wegen verwenden wir im Text die männliche Form. An allen Stellen sind beide Geschlechter gemeint.

1. Die Kategorisierung psychologischer Entwicklungstheorien

im Allgemeinen

Die psychologische Wissenschaft hat im Laufe ihrer Geschichte eine Fülle unterschiedlicher Theorieansätze zur Entwicklung des Menschen hervorgebracht. Um die Vielzahl existierender psychologischer Entwicklungstheorien in eine systematische Ordnung zu bringen, schlägt Trautner (1991) folgendes Kategorienschema für gängige Entwicklungstheorien vor:

Biogenetische Theorien: Sie gehen davon aus, dass die menschliche Entwicklung genetisch vorprogrammiert ist. In der Literatur werden sie u.a. als anlage- bzw. reifungsorientierte Konzepte bezeichnet. Entwicklung wird gemäß dieser Theorien gleichgesetzt mit biologisch vorstrukturierter Entfaltung. Meist steht die körperliche Entwicklung des Menschen im Zentrum biogenetischer Theorien. Vertreter dieser Theorien sind z.B.: Oswald Kroh, Heinz Werner, John Bowlby und Mary Ainsworth.

Psychoanalytisch-orientierte Entwicklungstheorien: Sie gehen von einer Wechselwirkung zwischen genetischen Faktoren (= konstitutionelle bzw. angeborene Faktoren) und exogenen Faktoren (= Einflüsse durch die Umwelt z.B.: durch den Sozialisationsprozess) aus. Im Zentrum der Theorien steht meist die Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen (= Ichentwicklung ). Bekannte Vertreter psychoanalytisch-orientierter Entwicklungskonzepte sind Sigmund Freud, Erik Erikson, Margaret Mahler und Heinz Kohut.

Lerntheoretische Entwicklungstheorien: Diese Theorien nehmen an, dass die menschliche Entwicklung hauptsächlich durch äußere Einflüsse bestimmt wird. Entwicklung ist gemäß der lerntheoretischen Konzepte ein sozialer Lernprozess. Schwerpunkt lerntheoretischer Entwicklungstheorien ist die Auseinandersetzung mit beobachtbaren Verhaltensmustern, insbesondere sozialen Verhaltensweisen. Lerntheoretiker, die sich mit der menschlichen Entwicklung auseinandersetzen sind z.B.: Robert Sears, Sidney Bijou und Donald Baer sowie Albert Bandura.

Kognitive Entwicklungstheorien: Gemäß kognitiver Theorien passiert – ähnlich den psychoanalytisch-orientierten Theorien - menschliche Entwicklung als Interaktion von angeborenen Reifungsprozessen einerseits und Erfahrungen mit der Umwelt andererseits. Die menschliche Entwicklung wird in diesen Theorien als fortschreitender Aufbau von Erkenntnis beschrieben. Insofern setzen sich kognitive Entwicklungstheorien primär mit geistig- intellektuellen Verarbeitungsweisen und Strukturen auseinander. Kognitiv orientierte Entwicklungskonzepte stammen u.a. von Jean Piaget und Lawrence Kohlberg.

Durch seine Theorie der psychosexuellen Entwicklung hat Freud auf drei Sachverhalte hingewiesen, die bis dahin nicht beachtet wurden und die Bedeutung seiner Theorie zur psychosexuellen Entwicklung des Menschen verdeutlichen (Trautner 1991: 66f):

  • Die sexuelle Entwicklung des Menschen beginnt nicht erst mit der genitalen Reife in der Pubertät sondern mit der Geburt. Bereits bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr können sexuelle Regungen beobachtet werden. Dabei ist der Begriff „kindliche Sexualität“ nicht gleichzusetzen mit der genitalen Sexualität erwachsener Menschen (Berger 1994). Freud subsumiert unter dem Begriff Sexualität alle Regungen und Aktivitäten, die sich auf den persönlichen Lustgewinn beziehen.
  • Die frühkindliche psychosexuelle Entwicklung ist von großer Wichtigkeit für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung. Freud geht davon aus, dass bei jedem Kind bis zum sechsten Lebensjahr alle Grundthemen (Liebe, Vertrauen, Sicherheit etc.) des menschlichen Zusammenlebens angesprochen werden. Die Erfahrungen des Kindes in den ersten sechs Lebensjahren bestimmen demnach maßgeblich seine weitere Persönlichkeitsentwicklung (Olivier 1991).
  • Die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen hängt wesentlich von den Erfahrungen in seinen ersten Beziehungen, zumeist zu den Eltern ab. Die Art und Weise, wie Eltern mit den Bedürfnissen und körperlichen Funktionen des Kindes umgehen, hat für Freud eine besondere Bedeutung für die Entwicklung individueller Merkmale.

2.1.1 Grundannahmen der Freudschen Theorie

Für das Verständnis des Freudschen Modells zur psychosexuellen Entwicklung werden einige, häufig verwendete, Begriffe und Grundannahmen Freuds im Vorfeld definiert und dargestellt (Comer 1995, Dunde 1992; Schuster & Springer Kremser 1994; Trautner 1991):

¾ Libido Der Begriff der Libido ist ein fundamentaler Bestandteil in Freuds Theorie. Die Libido ist für Freud eine angeborene psychische Energie, über die der Mensch von Geburt an verfügt. Diese Energie wird beim gesunden Menschen in Form von sexuellen Trieben ausgedrückt, wobei damit, wie oben erwähnt, alle Regungen und Aktivitäten zu verstehen sind, durch die der betreffende Mensch Lust gewinnen kann. Im Laufe der Entwicklung erfährt die Libido unterschiedliche psychosexuelle Organisationsstufen.

¾ Psychosexuelle Organisationsstufen Die psychosexuellen Organisations- oder Entwicklungsstufen der Libido folgen einem angeborenen, allen Menschen gleichen, Plan. Im Laufe seiner Entwicklung durchläuft jeder Mensch die einzelnen Stufen nacheinander. Freud differenziert zwischen der oralen, der analen, der phallischen, der Latenz- und der genitalen Fase (siehe unten).

¾ Erogene Zonen Bei den erogenen Zonen handelt es sich um Körperstellen, die für Berührungsreize besonders sensibel und empfänglich sind. Freud bezeichnet primär Körperöffnungen, die mit Schleimhaut versehen sind, als erogene Zonen. Konkret handelt es sich dabei um den Mund, den Anus und die Genitalien.

¾ Partialtriebe Im Verlauf der psychosexuellen Entwicklung konzentrieren sich die kindlichen sexuellen Triebe auf unterschiedliche erogene Zonen. Insofern verändert sich die Ausdrucksform kindlicher Sexualität in Abhängigkeit von der jeweiligen psychosexuellen Entwicklungsstufe (z.B.: orale, anale, phallische Triebregungen). Nachdem die unterschiedlichen Triebregungen bei Kindern isoliert und nacheinander auftreten, nennt Freud sie „Partialtriebe“. Diese Partialtriebe verbinden und organisieren sich schließlich zum voll entwickelten Sexualtrieb des erwachsenen Menschen.

¾ Triebwandel und Ichreifung Im Laufe seiner psychosexuellen Entwicklung lernt der Mensch sukzessive seine Triebbedürfnisse zu beherrschen. Dieser Lernprozess wird von Freud als „Ichreifung“ bezeichnet. Nach der Geburt fordert das Baby die sofortige Erfüllung seine Triebe ein, ohne auf die Bedingungen und Forderungen der Realität Rücksicht zu nehmen. Insofern steht die unmittelbare Lustbefriedigung im Vordergrund (= Lustprinzip ). Das Kind agiert ausschließlich nach den Prinzipien des ES. Im Laufe der Entwicklung lernt der Mensch seine Triebe in Abhängigkeit von den Bedingungen in der Realität aufzuschieben bzw. zu verändern. Es steht nun nicht mehr die unmittelbare Befriedigung der Triebe im Vordergrund, sondern der Mensch wiegt ab, inwiefern das Ausagieren der Triebwünsche der Realität angepasst ist (= Realitätsprinzip ). Das Kind lernt also allmählich das Lustprinzip dem Realitätsprinzip unterzuordnen. Insofern entwickelt sich neben dem ES das ICH. Schließlich übernimmt jeder Mensch ein für sich gültiges Wertesystem (Gebote, Verbote, Moral), das von Freud als ÜBER-ICH bezeichnet wird. Das ÜBER-ICH besteht aus zwei Teilen, nämlich dem GEWISSEN (z.B.: schlechtes Gewissen, wenn man gegen seine eigenen Gebote verstoßen hat) und dem ICH-IDEAL, d.h. den Vorstellungen darüber, wie jeder Mensch selbst gerne sein würde.

¾ Abwehrmechanismen Damit es dem ICH besser gelingt mit den Triebimpulsen des ES zurechtzukommen und gemäß dem Realitätsprinzip zu agieren, entwickelt das ICH bestimmte psychische Strategien, die Freud als Abwehrmechanismen bezeichnet. Dazu zählen z.B. Techniken, die die Triebenergie aus dem Bewusstsein verdrängen (Verdrängung, Ungeschehenmachen etc.) oder abwandeln (z.B.: Sublimierung, Projektion).

Zwar ist die Mundregion als Hauptorgan der Oralerotik anzusehen, darüber hinaus spielen andere Körperregionen und Organe eine wichtige Rolle im Erleben des Kleinkindes (Schuster & Springer-Kremser 1994). So sucht das Kind in diesem Alter den Hautkontakt und die körperliche Wärme seiner engsten Bezugspersonen (=“ Hauterotik“ ) (Freud 1905). Der Mund kann als Lustorgan zunehmend durch Hände und Augen ersetzt werden, die in unterschiedlicher Ausprägung beide zum Erfassen, Begreifen und Aufnehmen der Welt genutzt werden.

Das Kind befindet sich anfänglich in einer symbiotischen Beziehung zur Mutter, was bedeutet, dass es sich mit dieser vereint und nicht als eigenständiges Lebewesen wahrnimmt. Erst in der späteren oralen Fase löst sich das Kind zunehmend aus der Symbiose zur Mutter. Im Zuge dessen können ambivalente Gefühle ihr gegenüber entstehen, vor allem dann, wenn die Bedürfnisse des Kindes seitens der Mutter nicht unmittelbar befriedigt werden (Trautner 1991).

⇒ Die Psychoanalyse geht davon aus, dass die Beibehaltung des oralen Bereichs als erogene Zone, sich im Erwachsenenalter als Gefallen an Aktivitäten wie z.B. Küssen und Oralverkehr, bei einer oralen Fixierung aber auch im Trinken und Rauchen wiederspiegelt (die orale Fixierung gilt als psychoanalytische Erklärung z.B. für Alkoholismus). Störungen während der oralen Fase können zudem zu mangelnder Fähigkeit eine Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen führen. Dazu zählt laut psychoanalytischer Theorie beispielsweise die Unfähigkeit anderen Menschen zu vertrauen und die daraus resultierende Angst vor einem Kontrollverlust während des Geschlechtsverkehrs. Weiters werden sexuelle Störungen wie z.B. die Sodomie (= Geschlechtsverkehr mit Tieren), der Fetischismus (= Bindung sexueller Lust an unbelebte Objekte) und der Sadismus bzw. Masochismus auf eine Störung der zwischenmenschlichen Bindung in der oralen Fase zurückgeführt (Loewit 1999).

Die Anale Fase (ca. 1-3 Lebensjahr) Unter der anale Fase – auch analerotische oder sadistische Fase bezeichnet - versteht Freud die psychosexuelle Entwicklungsstufe, die die Oralerotik überlappt und kontinuierlich ablöst. Sie beginnt in etwa beim Eintritt in das zweite Lebensjahr und erreicht in unserem Kulturkreis gegen Ende des zweiten Lebensjahrs ihren Höhepunkt (Freud 1905; Schuster & Springer-Kremser 1994).

In diesem Entwicklungsstadium verschiebt sich das Zentrum der Lust vom Mundbereich zu den Ausscheidungsorganen. Das Kind lernt allmählich, die Ausscheidungsorgane zu kontrollieren und empfindet Lust daran, Kot und Urin zu lassen. Erst später tritt die Erfahrung hinzu, dass die Zurückhaltung der Fäkalien die Lust noch steigern kann. Die Fäkalien werden seitens des Kindes erst mal positiv bewertet. Insofern kann es vorkommen, dass Kinder mit Kot schmieren oder versuchen diesen zu essen (Schuster & Springer-Kremser 1994). Die „Schmutzlust“ des Kindes bezieht sich meist nicht ausschließlich auf Kot und Urin, sondern zeigt sich darüber hinaus in der Freude u.a. mit Essen, Schlamm und Sand zu matschen.

Im Rahmen der Sauberkeitserziehung erkennt das Kind, das es durch die willkürliche Steuerung seiner Ausscheidungsorgane Gehorsam oder Trotz ausdrücken kann. In der Interaktion mit den Eltern bedeutet die Fäkalien herzugeben demnach, den Eltern eine Freude zu machen und sie zu beschenken. Sie zurückzuhalten bedeutet indes die „Bestrafung“ der Eltern. In diesem Zusammenhang schrieb Freud (1905: 87):

„Der Darminhalt, der als Reizkörper für eine sexuell empfindliche Schleimhautfläche sich wie der Vorläufer eines anderen Organs benimmt, welches erst nach der Kindheitsphase in Aktion treten soll,

hat für den Säugling noch andere wichtige Bedeutungen. Er wird offenbar wie ein zugehöriger Körperteil behandelt, stellt das erste „Geschenk“ dar, durch dessen Entäußerung die Gefügigkeit, durch dessen Verweigerung der Trotz des kleinen Wesens gegen seine Umgebung ausgedrückt werden kann.“

Freud sieht im letzteren Verhalten eine gewisse Parallelität zum Sadismus, wodurch er die anale Fase – wie oben erwähnt – auch als analsadistische Entwicklungsstufe bezeichnet hat (Trautner 1991).

⇒ Der Hang zu Sauberkeit, Ordnung, Sparsamkeit und Eigensinn bzw. Probleme sich an Vorschriften und Strukturen zu halten, wird beim Erwachsenen von der Psychoanalyse auf Erfahrungen in der analen Fase zurückgeführt. Zwangsstörungen, wie z.B.: Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, sowie die zwanghafte Persönlichkeitsstörung sieht die Psychoanalyse als mögliche Folgen einer analen Fixierung (Comer 1995). Im Bereich der Sexualität werden abnorme Entwicklungen wie die Koprolalie (= sexuelle Erregung ist an Fäkalwörter gebunden) und die Koprophilie (= sexuelle Erregung durch Agieren mit Fäkalien) auf eine Störung in der analen Fase zurückgeführt. Weiters hängen der psychoanalytischen Theorie nach Störungen, bei denen sexuelle Lust aus der Machtausübung gegenüber einem Schwächeren resultiert mit Fehlentwicklungen in der analen Fase zusammen. In diesem Zusammenhang werden beispielsweise die Pädophilie und der Sadismus genannt (Loewit 1999).

Die Ödipale Fase (ca. 3-6 Lebensjahr) Zwischen Ende des zweiten und dem fünften Lebensjahr befinden sich die Kinder in der ödipalen Fase, die in die frühe genitale Fase und in die phallische Fase , unterteilt wird (Schuster & Springer-Kremser 1994):

  • Die frühe genitale Fase Bereits zu Beginn der genitalen Fase kann sich ein völlig neues – ein bewusstes „genitales“ – Verhalten bei den Kindern einstellen. Freud geht davon aus, dass sich die Partialtriebe nun allmählich unter „ das Primat des Genitales “ vereinen (Freud zitiert nach Trautner 1991: 71), insofern als Mädchen und Buben Klitoris und Eichel stärker und vor allem bewusster in ihre sexuellen Betätigungen (z.B.: Masturbation) einbeziehen (Trautner 1991). Bornemann (1985) bezeichnete diesen Entwicklungsabschnitt der Kinder – wegen der ausgeprägten sexuellen Aktivitäten, die in diesem Alter auftreten - als die „kleine Pubertät “.

Neben der Selbststimulation der Genitalien, zeigen die Kinder den Wunsch, die Genitalien anderer Gleichaltriger zu berühren oder von diesen an den eigenen Genitalien berührt zu werden (= „Doktorspiele“). Weiters tritt Schau- und Zeigelust bezüglich der Genitalien verstärkt auf (Berger 1994).

Durch das erhöhte Interesse an den Genitalien werden den Buben und Mädchen die Geschlechtsunterschiede immer deutlicher bewusst. Im Zusammenhang mit der bewussten Erfassung der Geschlechtsunterschiede und dem gesteigerten Wissensdurst der Kinder in bezug auf den genitalen Bereich treten nun häufiger Fragen der Kinder zu Themen der Sexualität wie z.B.: zu Schwangerschaft, Geburt und den Unterschieden zwischen Mädchen und Buben auf (Boßdorf et al. 1985).

Exkurs: Der Penisneid

Freud ging davon aus, dass Mädchen und Buben im Zuge der ödipalen Fase die Geschlechtsunterschiede immer deutlicher wahrnehmen, indem sie u.a. die unterschiedliche Aussehensweise der Geschlechtsorgane von Männer und Frauen erkennen. Mädchen werden sich der sexuellen Erregbarkeit ihrer Klitoris bewusst, bemerken aber durch den Vergleich ihrer Geschlechtsteile mit denen der Buben, dass ihnen der Penis fehlt. Dies deuten Mädchen – laut Freud – als stattgefundene Kastration, die sie in Folge als Benachteiligung und Grund zur Minderwertigkeit interpretieren. Mädchen entwickeln Neidgefühle gegenüber den Geschlechtsorganen der Jungen, die von Freud als „Penisneid“ bezeichnet werden.

Die Annahme der Existenz eines Penisneids und dessen Auswirkung auf die psychosexuelle Entwicklung von Mädchen wird heute kontrovers diskutiert. Dunde (1992) meint z.B., dass zu Freuds Zeiten Eifersucht von Mädchen gegenüber den Buben weniger mit deren Geschlechtsorgan als vielmehr mit ihrer sozialen Bevorzugung zusammenhing. In der partriachalen europäischen Gesellschaft um die Jahrhundertwende war der Besitz eines Penis, d.h. Mannsein, an eine Vielzahl von sozialen Vorteilen und Freiheiten geknüpft. Neid von Mädchen und Frauen auf den Penis des Mannes ist demnach eher symbolisch zu verstehen, als Neid aufgrund sozialer Benachteiligung (Loewit 1999).

Feministisch orientierte Psychoanalytikerinnen wie z.B. Olivier, Mitscherlich oder Dinnerstein trugen wesentlich zur Emanzipation der Psychoanalyse bei, indem sie u.a. die Existenz eines Penisneids bei Mädchen in Frage stellten. So kritisierten sie an Freunds Theorie, dass zwar der Neid der Frauen auf die Geschlechtsteile des Mannes diskutiert wird, umgekehrt allerdings der Neid der Männer auf die Fähigkeiten und die Anatomie der Frauen nicht thematisiert wird. Ihrer Auffassung nach ist Vaginal-, Brust- oder Gebärneid nicht weniger real als der Penisneid. Die einseitige Betrachtung kindlicher Neidgefühle auf das jeweils andere Geschlecht führen feministisch orientierte Psychoanalytikerinnen u.a. auf einen unbewussten Hass Freuds gegenüber den Frauen zurück (Dunde 1992).

  • Die phallische Fase Die phallische Fase sah Freud als Höhepunkt der kindlichen Sexualentwicklung an, da seiner Meinung nach die kindliche Masturbation zur sexuellen Hauptbetätigung des Kindes wird. Die kindliche Onanie entwickelt sich immer deutlicher zu einer Möglichkeit für das Kind, Spannung abzuführen und Lust zu gewinnen. Den Sinn der kindlichen Masturbation in der phallischen Fase sieht die psychoanalytische Theorie u.a. in einer spielerischen Annäherung an die körperlichen Vorgänge der sexuellen Erregung, mit dem Ziel, diese aktiv beherrschen zu lernen (Schuster & Springer-Kremser 1994).

Drohungen im Zusammenhang mit der kindlichen Masturbation verstärken die präödipale Kastrationsangst, die sich nun zur ödipalen Kastrationsangst wandelt. Kennzeichen der ödipalen Kastrationsangst ist vor allem, dass die Furcht des Buben, dem Genital könnte etwas zustoßen, in ihrer Intensität zunimmt. Die Fantasie der Kinder, dass Personen, die keinen Penis haben eine Beschädigung an diesem Organ, nämlich eine Kastration erlitten haben, verdichtet sich (Schuster & Springer-Kremser 1994).

Häufig ist in dieser Entwicklungsfase eine verstärkte Umstrukturierung in der Familie zu erkennen. Der jeweils gegengeschlechtliche Elternteil wird attraktiver und interessanter für das Kind, der gleichgeschlechtliche Elternteil wird zum Rivalen in der Gunst um die Mutter bzw. den Vater (Schuster & Springer-Kremser 1994). In Analogie zur Ödipustragödie (Sophokles 428 v. Chr.) hat Freud den Entwicklungsabschnitt deshalb auch als ödipale Fase bezeichnet (siehe Exkurs: Die Ödipustragödie). Freud spricht von ödipalen Fantasien bei den Kindern, indem Buben und Mädchen fantasieren, dass sie den jeweils gegengeschlechtlichen Elternteil besitzen und den Rivalen eliminieren.

Olivier (1991) geht davon aus, dass Mädchen die ödipale Fase – d.h. die ödipalen Fantasien und den Rivalitätskampf mit der Mutter - weniger stark ausleben können, weil der Vater als ödipales Liebesobjekt für die Tochter häufig nicht zugänglich ist. Entweder reduziert sich der Kontakt zwischen Vater und Tochter aufgrund der Berufstätigkeit des Vaters auf wenige Interaktionsmomente, der Vater fühlt sich für die Erziehung seiner Kinder kaum zuständig und überlässt diese primär der Mutter oder die Mutter verhindert ihrerseits mehr oder weniger bewusst den Kontakt zwischen Vater und Tochter, weil sie für beide „die Nummer Eins“ sein möchte und eifersüchtig auf eine innige Vater-Tochter-Beziehung ist.

Die ödipalen Fantasien, die die Mutter bzw. den Vater miteinschließen, gehen am Ende der phallischen Fase unter. Bei den Buben spricht Freud von einem abrupten Ende der ödipalen Fantasien. Die Kastrationsangst nimmt seiner Meinung nach überhand, sodass der Bub auf die ödipalen Wünsche bezüglich seiner Mutter verzichtet, um seinen Penis zu retten. Bei den Mädchen vollzieht sich der Untergang der ödipalen Fantasien weniger dramatisch. Einerseits, weil sie ihre ödipalen Fantasien nie so ausleben konnten wie Buben (Olivier 1991); andererseits, weil sie fürchten, die Liebe der Eltern – insbesondere der Mutter - und die Enttäuschung durch ihr Liebesobjekt, den Vater, zu erfahren (Schuster & Springer-Kremser 1994).

Das Ende der ödipalen Fantasien ist – laut Freud – einerseits für die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht notwendig, andererseits für die Ausbildung des ÜBER-ICHS von Bedeutung. Indem der gegengeschlechtliche Elternteil als Liebespartner aufgegeben wird, kann sich das Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil identifizieren, seine/ihre rollentypischen Verhaltensweisen annehmen und dadurch eine natürliche Einstellung zum eigenen Geschlecht entwickeln. Zudem übernimmt das Kind im Zuge der Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil dessen Wertvorstellungen.

⇒ Die Auswirkungen der ödipalen Fase auf die Persönlichkeit im Erwachsenenalter wurden sowohl von Freud, als auch von Olivier primär für Frauen beschrieben. Der Wunsch einiger Frauen, durch einen wesentlich älteren Mann versorgt zu werden (Vaterersatz) sowie eventuelle Neidgefühle von Frauen gegenüber anderen Frauen (als Vertreterinnen der

Der Bote aus Korinth erzählt dann aber weiter, dass er einst ein Kind aus dem Könighaus des Laios übernommen habe, dem prophezeit wurde, dass es den Vater töten und die Mutter heiraten werde und es Polybos und Merebe zur Pflege brachte. Zudem berichtete Iokaste, dass ihr verstorbener Mann Laios an einer Wegkreuzung bei Phokis von einem Reisenden erschlagen wurde. Aufgrund dieser Schilderungen erahnte Ödipus die schlimmen Zusammenhänge um seine Existenz, brach in Verzweiflung aus und rief (zitiert nach Schuster & Springer-Kremser 1994: 96): „ Das Ganze wäre klar heraus! O Licht, zum ersten Mal will ich dich schauen jetzt. Es trat zutage: entstammt bin ich, von wem ich nicht gesollt, verkehr, mit wem ich nicht gesollt, und hab erschlagen, wen ich nicht gedurft!“

Nach diesen Worten stürzte er Iokaste in ihr Gemach nach und fand diese - aufgrund der hervorgekommenen Zusammenhänge verzweifelt – erhängt auf. In seiner Erregung löste Ödipus die Spangen aus Iokastes Kleidern, stach sich damit die Augen aus und schrie (zitiert nach Schuster & Springer-Kremser 1994: 96): „ Dies sei, dass sie nicht sehen sollten, die er erlitten noch die er getan, die Übel, sondern im Dunkel sollten künftig die sie sehn, die nicht hätten sehen dürfen, und jene, die sie hätten sehen wollen, nicht erkennen.“

Die Latenzfase (ca. 6-11 Lebensjahr) Um das fünfte Lebensalter treten die Kinder in die Latenzfase ein. Die gesamte Persönlichkeit des Kindes scheint in der Latenzfase gefestigter, harmonischer und sachorientierter zu sein (Berger 1994). Logisch motivierte Handlungen und Werthaltungen sowie höhere geistige Funktionen prägen sich aus. Hauptmerkmal der Latenzfase ist das Zurücktreten sexueller Interessen der Kinder gegenüber intellektuellen Interessen. Die libidinöse Energie wird darauf verwendet, soziale Gefühle und Moralvorstellungen sowie intellektuelle Fertigkeiten aufzubauen. Insofern entsteht häufig der Eindruck, dass die sexuellen Aktivitäten der Kinder ruhen, was Freud dazu veranlasste, von einem Stillstand der sexuellen Aktivitäten der Kinder auszugehen. Dieser vermeintliche Stillstand kindlicher Sexualität hält – laut Freud - bis zur Pubertät an.

Heute gehen PsychoanalytikerInnen davon aus, dass in der Latenzfase sexuelle Interessen und Betätigungen aus allen drei vorangegangenen Fasen bei den Kindern bestehen. Die sexuelle Verhaltensmuster treten allerdings in abgeschwächter Form auf. Zudem verlangsamt sich die sexuelle Entwicklung der Kinder, was die Errichtung der „Inzestschranke“ (= Blutsverwandte kommen als Objekte sexueller Lust nicht in Frage) und die Festigung der Bewältigung des ödipalen Konflikts ermöglicht.

Weiters treten vorhandene sexuelle Aktivitäten versteckter und untergründiger auf. Gründe für die versteckte sexuelle Aktivität der Kinder in der Latenzfase sind z.B., dass sie sich einerseits den Einstellungen und Reaktionen der Erwachsenen bezüglich der öffentlichen Zurschaustellung sexueller Spiele und Fantasien bewusst sind und sie deshalb eher verbergen; andererseits ein natürliches Schamgefühl entwickeln, wodurch sexuelle Verhaltensweisen und Aktivitäten (z.B.: sich unbefangen nackt zeigen) nicht mehr so offen nach außen getragen werden.

⇒ Nachdem die Psychoanalyse lange Zeit davon ausgegangen ist, dass die sexuelle Aktivität eines Kindes während der Latenzfase ruht, wurden Störungen im Erwachsenenalter kaum mit dieser psychosexuellen Entwicklungsstufe in Verbindung gebracht. Bezugnehmen auf die psychoanalytische Annahme, dass sich während der Latenzfase eine intellektualisierende

Denkungsweise bei den Kindern entwickelt und sich Moral- und Wertesysteme etablieren, hängen möglicherweise Störungen der sexuellen Impulskontrolle sowie fehlende sexuelle Moral mit der Entwicklung in der Latenzfase zusammen.

Im Anschluss an die Latenzfase treten die Kinder zwischen dem 10 und 12 Lebensjahr in die Adoleszenz bzw. Pubertät ein, welche die letzte von Freud beschriebene Entwicklungsstufe darstellt. Im Rahmen dieses Skriptums werden wir nicht auf die Spezifika der Pubertät eingehen.

Als Zusammenfassung der vorherigen Abschnitte seien im Folgenden die psychosexuellen Entwicklungsfasen die von Freud in seiner psychoanalytischen Theorie beschrieben wurden, tabellarisch dargestellt:

Entwicklungstheorie – Kleinkindalter, Kindergarten, Volksschule

18

Die psychosexuelle Entwicklung des Menschen nach Freud

Ödipale Fase und Latenz

PsychosexuelleEntwicklungsstufe(Erogene Zone)

Alter

Arten des Lustgewinns

Objektbeziehung

Persönlichkeitsorganisation

Entwicklungsaufgaben

Ödipale Fase(Genitalien)

Ca. 3-

-^

Berühren, Beschauenund Vorzeigen derGenitalien

-^

Sexuelle Spiele

-^

Ödipuskomplex

-^

Erste Heteroerotik

-^

Später: Identifikationmit dem/der RivalIn

-^

Volle Ausbildung des ICH

-^

ÜBER-ICH-Entwicklung

-^

Auflösung des ödipalen Konflikts

-^

Ödipale Situation

-^

Zusammenfassung derPartialtriebe unter das„Primat des Genitales“

-^

Sexuelle Neugierde

-^

Entwicklung ersterSexualtheorien seitens desKindes

-^

Kastrationsangst undPenisneid

-^

Übernahme derGeschlechtsrolle

Latenzfase(keine neue erogene Zone)

Ca. 6-

-^

Alle früheren Artendes sexuellenLustgewinns inabgeschwächter undverborgenerer Form

-^

IntellektuelleWissbegierde

-^

Ausbau sozialerBeziehungeninsbesondere zuGleichaltrigen

-^

Wendung in derBeziehung zu den Eltern(= Inzestschranke)

-^

Festigung von ICH und ÜBER-ICH

-^

Beruhigung in derAuseinandersetzung zwischen ES,ICH, ÜBER-ICH und Außenwelt

-^ Durch Triebberuhigungbesteht Möglichkeit sich mitintellektuellen Interessen zubeschäftigen -^ Aufbau eines natürlichenSchamgefühls

Abbildung 1: Schematische Darstellung der psychosexuellen Entwicklungsfasen nach Freud (Trautner 1991)

2.2 Die Entwicklungspsychologie Erik Eriksons – acht Stufen der Reife

Eine bekannte psychoanalytisch-orientierte Theorie, die die menschliche Entwicklung zum Inhalt hat, formulierte Erik Erikson. Seine Theorie baut auf die Stadienlehre Sigmund Freuds auf (Rollett 1997), Erikson hat dieses Konzept allerdings erweitert, in dem er die soziale Dimension der menschlichen Entwicklung in seinem theoretischen Konzept stärker betont. Zu den psychosexuellen Funktionsweisen kommen im psychoanalytisch-orientierten Entwicklungsmodell von Erikson die psychosozialen Funktionsweisen und die psychosozialen Krisen hinzu. Weiters hat Erikson die Entwicklung des Menschen über die Adoleszenz hinaus in sein theoretisches Konzept miteinbezogen.

2.2.1 Grundannahmen der Theorie Erik Eriksons

Zum besseren Verständnis seiner Entwicklungstheorie werden im Folgenden einige wichtige Grundgedanken Eriksons skizziert:

¾ Das epigenetische Prinzip Erikson vertritt in seinem Modell der menschlichen Entwicklung das „epigenetische Prinzip“. Dieses geht davon aus, dass die menschliche Entwicklung einem angeborenen Grundplan folgt, der bei jedem Menschen gleich ist. Jeder Teil des Grundplans hat seinen eigenen zeitlichen Verlauf des Entstehens, bis schließlich alle Fähigkeiten entwickelt sind und sich ein funktionierendes Ganzes bildet. Der Bauplan der menschlichen Entwicklung ist als Rahmen zu verstehen, innerhalb dessen eine breite Palette von Entwicklungsvariationen möglich sind. Wie sich die vorprogrammierten Teile des Grundplans beim einzelnen Menschen ausdifferenzieren, hängt - laut Erikson - von den sozialen Bedingungen ab, in denen ein Kind aufwächst (Trautner 1991).

Übertragen auf die Entwicklung der Sexualität des Menschen bedeutet das epigenetische Prinzip, dass es sich bei der menschlichen Sexualität um ein angeborenes Grundvermögen handelt. Wie sich das Grundvermögen der sexuellen Ansprechbarkeit des jeweiligen Menschen im Laufe seines Lebens ausformt, hängt von den sozialen Einflüssen im Zusammenhang mit der Sexualität ab. Dies sind beim Menschen hauptsächlich Lern- und Erziehungserfahrungen (Dunde 1992).

¾ Identität Unter Identität versteht Erikson die Fähigkeit eines Menschen sich im Laufe seiner Entwicklung sowohl in Übereinstimmung mit seinem früheren Selbst zu leben, als auch in Übereinstimmung mit dem Bild, das sich die anderen von einem machen. Zudem versteht Erikson unter dem Begriff „Identität“ die Fähigkeit eines Menschen, sich hinsichtlich der eigenen Art und Weise mit Erfahrungen umzugehen und Aufgaben zu lösen, im Einklang mit den Anforderungen und Erwartungen des sozialen Umfeldes zu befinden (= Gruppenidentität). Der Prozess der Identitätsfindung vollzieht sich zwar über die gesamte Entwicklungsspanne eines Menschen, ist allerdings in der Pubertät die vordergründigste Entwicklungsaufgabe (Trautner 1991).