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Deutsche Aufgabe: Verfassen Sie eine Erörterung zum Thema: Lebensentwürfe
Art: Übungen
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Lass dir nichts Wichtiges entgehen!
Thema: Lebensentwürfe
Aufgabe 1
Aufgabe 1 / Textbeilage 1
Die Deutschen haben allerlei Idole. Viele Helden allerdings sind alt oder tot – das zeigt die Probleme einer Gesellschaft, die gleichzeitig Vorbilder sucht und Vorbilder stürzt.
Ein Kommentar von Matthias Drobinski
Die zwei Körper des Helden
[…]
Vor […] Jahren löste der Tod von Papst Johannes Paul II. die größte Wallfahrt der Geschichte aus. Und als der Stern vor Jah- ren fragen ließ, wer der Deut- schen Vorbilder seien, da standen Mutter Teresa und Nelson Man- dela oben, Michail Gorbatschow, Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Es gibt Vorbilder, nur sind sie alt oder tot; lediglich den al- terslosen Günther Jauch wählten die Leute auf Platz elf.
Alt oder tot – das zeigt die Pro- bleme einer Gesellschaft, die gleichzeitig Vorbilder sucht und Vorbilder stürzt. Das Mittelal- ter, so hat es der Historiker Ernst Kantorowicz formuliert, schrieb dem König zwei Körper zu, einen physischen und einen metaphysi- schen. In seiner weltlichen Exis- tenz konnte der König abscheu- liche Verbrechen begehen – die
metaphysische, verehrungswür- dige Gestalt blieb davon unbe- rührt. Heute sind die reale Exis- tenz und das verehrungswürdige Bild von einem Menschen un- trennbar. Und damit beginnen die Probleme – bei denen, die Orientierung bieten, und bei de- nen, die Orientierung suchen. Es gibt ungewöhnliche Menschen, die Bewundernswertes und Er- strebenswertes tun, aber es gibt keinen perfekten Menschen. Alle lebenden Denkmäler stehen auf wackeligen Füßen.
Alt oder tot Deshalb orientieren sich die Leute an den Toten oder den Alten, bei denen sich physi- scher und metaphysischer Leib zu trennen beginnen. Oder sie schaffen sich Idole, Bilder von Menschen, in rascher werden- der Folge: Schauspielerinnen, Sänger, Sportler; Lady Gaga, Cristiano Ronaldo, das beispiel- hafte Anti-Vorbild Paris Hil- ton. Sie sind Projektionsflächen, kaufbare Träume, und es ist nicht so schlimm, wenn sie scheitern. Die Fangemeinde trauert dann eine Weile und sucht sich das nächste Bild vom idealen, besse- ren, lebenswerten Leben, sucht
sich den nächsten Sehnsuchts- menschen. Man kann dies kulturkritisch in- terpretieren: Die Postmoderne frisst alle Vorbilder, mit dem Au- toritären sind auch die Autoritä- ten gestürzt, die linken wie die konservativen. Wer glaubt, Ori- entierung geben zu müssen, zer- bröselt unter der Last der eigenen Unvollkommenheit […]. Und wer das Ganze durchschaut, dem bleibt der Zynismus. Man kann es aber auch anders sehen: Es ist gar nicht schlecht, dass es keine rein- glänzenden Helden mehr gibt, die Vorbilder fehlbar sind und die Idole nur begrenzt haltbar.
Mama, Papa, Freunde Als der Stern nach den Vorbil- dern fragte, hieß die meistgege- bene Antwort: Mama. Und auf den dritten Platz, verdrängt nur durch Mutter Teresa, kam: Papa. Die Eltern sind die Vorbilder der Deutschen, diese fehlbaren Men- schen, die ihren Kindern die ei- genen Neurosen mit auf den Weg geben – und all ihre Liebe. Die Eltern sind die Urform des ge- brochenen Vorbilds, in der ewi- gen Auseinandersetzung um Bindung und Lösung, Verehrung und Kritik. Und wenn einer auf-
Thema: Lebensentwürfe
Aufgabe 2
Die Generation der 14- bis 17-Jährigen sieht sich der neuen Sinus-Jugendstudie zufolge mit Leistungs- druck und Unsicherheit konfrontiert. An den Lebensentwürfen ihrer Eltern orientiert sie sich kaum.
Aufgabe 2 / Textbeilage 1
Von Miriam Hollstein und Christin Bohmann
Niels Knopf hat schon sehr klare Vorstellungen von seiner Zu- kunft. Der 16-jährige Gymna- siast aus dem Berliner Stadtteil Lichterfelde will Rechtsanwalt werden, heiraten und einen Sohn bekommen. So, wie er es selbst zu Hause erlebt hat. Der Vater von Niels Knopf arbeitet als Rechts- anwalt; der sportliche, ehrgeizige Junge ist als Einzelkind aufge- wachsen.
Überhaupt hat Knopf nicht viel an seinen Eltern auszusetzen. Sie seien neben seinem Sporttrainer für ihn Vorbilder, sagt er: „Die haben es hingekriegt.“
Glaubt man der neuen Sinus-Ju- gendstudie, so ist Niels Knopf kein typischer Vertreter seiner Generation. Denn diese, so ha- ben die Forscher herausgefunden, geht zunehmend auf Distanz zu ihren Eltern. Die Anerkennung und der Rat der Freunde, der so genannten Peers, werden zuneh- mend wichtiger als der der Fami- lie.
Starker Leistungsdruck Online-Netzwerke dienen nicht nur dem Austausch mit den Freunden, sondern auch als „el- ternfreie Zone“. Damit reagieren die Jugendlichen auf die Erfah- rung, dass die traditionellen Le- bensentwürfe der Eltern für sie selbst nur noch begrenzte Gültig- keit haben.
Neben den Freunden werden die Medien als Orientierungshilfe immer wichtiger. Gleichzeitig empfinden die Jugendlichen einen starken Leistungsdruck. Auf diese Unsicherheiten reagieren die 14- bis 17-Jährigen aber weder mit Protest noch Pessimismus, son- dern mit „Bewältigungsoptimis- mus“, wie es die Forscher nennen. Rebellion ist für sie kein Thema.
„Die Jugendlichen entfernen sich ‚friedlich‘ vom Elternhaus“, heißt es in der qualitativen Studie, die im Auftrag mehrerer Organisa- tionen, darunter die Bundeszen- trale für politische Bildung, der Bund der Deutschen Katholi- schen Jugend und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, er- stellt wurde. Befragt wurden bun-
desweit 72 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren in ausführ- lichen Interviews zwischen Juni 2011 und August 2011.
Bedürfnis nach Sicherheit Die Unsicherheit innerhalb der Gesellschaft ist laut Aussagen der Forscher bei den Jugendlichen be- sonders deutlich spürbar. Deut- sche Jugendliche wollen hart ar- beiten, aber auch hart feiern. Sie wollen sparsam sein und sich gleichzeitig etwas leisten können. Sie wollen einen guten Job und eine eigene Familie.
Frustrierend empfinden viele Ju- gendliche, vor allem an ihrer Leis- tungsfähigkeit gemessen zu wer- den. Dennoch verweigern sie sich dem Leistungsdruck nicht. Sie se- hen die hohen Anforderungen gleichzeitig als Herausforderung. Aus diesem Grund fangen viele von ihnen bereits früh an, ihr Le- ben zu planen, und zwingen sich gleichzeitig dazu, flexibel zu blei- ben und sich nicht zu sehr festzu- legen.
Größer geworden ist das Bedürf- nis nach Halt und Sicherheit.