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Gogolin, I./Lange, I. (2011): Bildungssprache und Durchgängige Sprachbildung., Zusammenfassungen von Bildungswissenschaft

Zusammenfassung - Diplom/Masterprüfung - DaF/Z - Uni Wien

Art: Zusammenfassungen

2018/2019

Hochgeladen am 12.11.2019

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Gogolin, I./Lange, I. (2011): Bildungssprache und Durchgängige Sprachbildung.
Konzept der Bildungssprache richtet sich nicht auf Sprachfähigkeit allgemein, sondern auf
einen bestimmten Ausschnitt dieser Fähigkeit – genannt: ein Register
Der mit dem Konzept der Bildungssprache einhergehende Anspruch einer Durchgängigen
Sprachbildung richtet sich auf Unterricht insgesamt, auf Gestaltung von Sprachbildung nach
einem Gesamtkonzept.
1. Bildungssprache
Gemeint ist v.a. die (Aus-)Sprache der gebildeten, die in einem Gegensatz zur
Mundart gestellt wird
Mundart: Sprache der gesellschaftlichen Untersichten.
Whs am weitesten verbreitete Vorstellung: bessere, höhere Sprache, deren Gegensatz
die niedriger bewerteten Varianten sind
1.1. Deutungen des Begriffs Bildungssprache (S. 108)
alltägliches Verständnis von B.spr. unterscheidet sich von
erziehungswissenschaftlicher Gebrauchsweise
Sprache die in Institutionen vermittelt wird, demnach B. nur Deutsch
Definition Habermas: dasjenige sprachliche Register, mit dessen Hilfe man sich mit
den Mitteln der Schulbildung ein Orientierungswissen verschaffen kann
zeigt den Bedeutungsbereich an, der für das hier vertretene Konzept charakteristisch
ist: spezifische Funktion des Registers für die Schulbildung; spezifische Funktion der
Schulbildung für die Aneignung des Registers
1.2. Bildungssprache im Kontext der Schulleistungsforschung (S. 108)
Spezifisches Verständnis der Funktion von Sprache spielt im Bildungsprozess eine
entscheidende Rolle
Wo Gründe für schlechte Ergebnisse in Schulleistungsvergleichsstudien wie PISA,
TIMMS etc.
Oft wird die Schuld außerschulischen Bedingungen zugewiesen (es wird nicht
Deutsch in Familie oder Freizeit gesprochen) nicht plausibel genug, weil
Auch Jugendliche, die überwiegend D im Alltag sprechen, erreichen weder in M noch
in Lesefähigkeiten das durchschnittliche Kompetenzniveau in den jeweiligen
Bundesländern
Zugewanderte Jugendliche höhere Kompetenzen als jene, die ganze Schule in D
verbracht haben
Analyse der PISA-Ergebnisse: Schlechte Leistungsergebnisse hängen mit Gebrauch
anderer Familiensprache und mit geringem formalen Bildungsstand der Familie
zusammenhängt, formale Bildungsstand wichtiger für Schulerfolg als Familiensprache
Mangel an Schriftorientierung des Elternhauses bestimmt Schulmisserfolg
Unterricht spielt für Erwerb der Fähigkeiten eine Rolle
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Gogolin, I./Lange, I. (2011): Bildungssprache und Durchgängige Sprachbildung.

Konzept der Bildungssprache richtet sich nicht auf Sprachfähigkeit allgemein, sondern auf einen bestimmten Ausschnitt dieser Fähigkeit – genannt: ein Register

Der mit dem Konzept der Bildungssprache einhergehende Anspruch einer Durchgängigen Sprachbildung richtet sich auf Unterricht insgesamt, auf Gestaltung von Sprachbildung nach einem Gesamtkonzept.

1. Bildungssprache

  • Gemeint ist v.a. die (Aus-)Sprache der gebildeten, die in einem Gegensatz zur Mundart gestellt wird
  • Mundart: Sprache der gesellschaftlichen Untersichten.
  • Whs am weitesten verbreitete Vorstellung: bessere, höhere Sprache, deren Gegensatz die niedriger bewerteten Varianten sind

1.1. Deutungen des Begriffs Bildungssprache (S. 108)

  • alltägliches Verständnis von B.spr. unterscheidet sich von erziehungswissenschaftlicher Gebrauchsweise
  • Sprache die in Institutionen vermittelt wird, demnach B. nur Deutsch
  • Definition Habermas: dasjenige sprachliche Register, mit dessen Hilfe man sich mit den Mitteln der Schulbildung ein Orientierungswissen verschaffen kann
  • (^) zeigt den Bedeutungsbereich an, der für das hier vertretene Konzept charakteristisch ist: spezifische Funktion des Registers für die Schulbildung; spezifische Funktion der Schulbildung für die Aneignung des Registers

1.2. Bildungssprache im Kontext der Schulleistungsforschung (S. 108)

  • Spezifisches Verständnis der Funktion von Sprache spielt im Bildungsprozess eine entscheidende Rolle
  • Wo Gründe für schlechte Ergebnisse in Schulleistungsvergleichsstudien wie PISA, TIMMS etc.
  • Oft wird die Schuld außerschulischen Bedingungen zugewiesen (es wird nicht Deutsch in Familie oder Freizeit gesprochen) nicht plausibel genug, weil
  • Auch Jugendliche, die überwiegend D im Alltag sprechen, erreichen weder in M noch in Lesefähigkeiten das durchschnittliche Kompetenzniveau in den jeweiligen Bundesländern
  • Zugewanderte Jugendliche höhere Kompetenzen als jene, die ganze Schule in D verbracht haben
  • Analyse der PISA-Ergebnisse: Schlechte Leistungsergebnisse hängen mit Gebrauch anderer Familiensprache und mit geringem formalen Bildungsstand der Familie zusammenhängt, formale Bildungsstand wichtiger für Schulerfolg als Familiensprache
  • Mangel an Schriftorientierung des Elternhauses bestimmt Schulmisserfolg
  • Unterricht spielt für Erwerb der Fähigkeiten eine Rolle

1.3. Grundlage für ein neueres Verständnis von Bildungssprache (S. 109)

  • Ausgestaltung eines neu akzentuierten Verständnisses von Bildunssprache geht auf Arbeiten von FörMig zurück (Förderung von K und J. mit Migrationshintergrund)
  • Zurückgegegriffen wurde auf Forschung aus e-spr. Ländern relevant für schulischen Erfolg sind spezifische sprachliche Fähigkeiten: academic language, academic discourse, dt. Bildungssprache
  • (^) Kasten zu M.A.K. Halliday, Basil Bernstein, Jim Cummins
    • Halliday: functional grammar
    • Bernstein: horizontaler vs. vertikaler Diskurs – alltäglich vs. kontextgebunden
    • Cummins: CALP: Cognitive Academic Language Proficiency
  • 5-8 Jahre für Erweb von Bildungssprache, 6M-2J für Alltagssprache
  • Bildungssprache an Regeln des Schriftsprachgebrauchs orientiert
  • Auf normativer Ebene: dasjenige Register, dessen Beherrschung von ,erfolgreichen SuS' erwartet wird
  • Oft wird nur implizit kommuniziert, dass Kinder sich in Bildungssprache ausdrücken sollen
  • Bildungssprache – Alltagssprache – Schulsprache – Fachsprache
    • Alltagssprachliche Situatione: beziehen sich auf Hier und Jetzt, deiktische Mittel können verwendet werden
    • Bildungssprachliche Situationen: Inhalte, die nicht dem unmittelbaren gemeinsamen Erlebniskontext entstammen, präzise sprachliche Mittel, um gemeinsame, universale Bedeutungen zu konstruieren; bspweise durch ausdrückliche Formulierung von Zusammenhängen
    • Bildungssprache weist Überschneidungen mit Schulsprache und Fachsprache auf, Schulsprache ist usschnitt der Bildungssprache; Fachsprache ist Ausprägung von Sprache, die zur effizienten und präzisen Kommunikation unter Fachleuten dient
    • Bildungssprache enthält schul- und fachsprachliche Elemente, v.a. Wortschatz

1.4. Deutsch als Bildungssprache – erste empirische Befunde (S. 112)

  • Für deutschen Sprachraum wurde Modell entwickelt, das fünf Sprachhandlungen unterscheidet, denen jeweils spezifische Redemittel zugeeignet sind: Sprache planen, Sprache situieren, Sprache reparieren, Sprache realisieren und Sprache evaluieren; Orientierung an Differenzierung zwischen konzeptionell mündlicher und schriftlicher Sprache
  • Bisher wurden Bildungsprozess übergreifende Merkmale für die d Bildungssprache noch nicht beschrieben: Bsp. Argumentieren und Begründung; Bestand an Redemitteln muss differenzierend aufgezeigt werden

Konzept ,Durchgängige Sprachbildung': Antwort darauf wie Unterricht aussehen kann, der das Register Bildungssprache auch bei SuS fördert, die keine hervorragenden Voraussetzungen für seine Aneignung mitbringen.

2. Sprachliche Bildung als Querschnittsaufgabe von Schule und Unterricht (S. 117)

Übergreifende Ansätze und Konzepte sprachlichen Lernens

  • Language across the curriculum (LAC): Konzepte der Sprachförderung durch das Curriculum hindurch
  • Content and Language Integrated Learning (CLIL): verbindet Fremdsprachenlernen mit Sachunterricht; bilinguale Schulen; wird vom Europarat und EU unterstützt
  • Language awareness: Ausgangspunkt für systematische Förderung von Sprachgefühl und Sprachbewusstheit ist Konstellation der Mehrsprachigkeit in Schulen; Mittel: Vergleich von Sprachen auf Grundlage der Sprachkompetenzen von zwei- oder mehrsprachigen Kindern; Klänge, Schreibweisen, Bedeutung von Wörtern oder Redensarten, Verwendung von Sprachstrukturmitteln, Bedeutung von Mimik und Gestik kann alle Ebenen betreffen

FörMig hat an diesen Vorbildern angeknüpft

  • Explizit sprachliche Bildung ist Querschnittsaufgabe von Schule und Unterricht; der dafür geprägte Begriff ist ,Durchgängige Sprachbildung'

Durchgängige Sprachbildung, Beschreibung vom Programmträger FÖRMIG 2006

  • (^) Sprach[bildung] konzentriert sich auf schul- und bildungsrelevante sprachliche Fähigkeiten von K & J mit Mg: Je weiter Bildungsbiographie fortschreitet, desto mehr unterscheiden sich schulsprachliche Anforderungen vom Repertoire der Allgemeinsprache.
  • Anliegen der FÖRMIG-Projekte ist kumulativer Aufbau von schul- und bildungssprachlichen Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten sind Voraussetzung für kompetenten Umgang mit Aufgaben des Verstehens, Verarbeitens, Denkens und Formulierens, mit denen sich K & J in ihrem Bildungsprozess auseinanderzusetzen haben.
  • planvolle Förderung dieser sprachlichen Fähigkeiten soll für die Kinder und Jugendlichen, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsbiographieschaffen

Leitgedanke einer solchen planvollen Sprachbildung ist die Durchgängigkeit – die Dauerhaftigkeit und Kontinuität der Bemühungen um das Register Bildungssprache

Sprachliche Bildung: gesamte Bildungsbiographie eines Kindes und Jugendlichen

Dabei sind Kooperationen und Brückenschläge zwischen verschiedenen Beteiligten notwendig; vertikale und horizontale Verbindungsstellen sind zu berücksichtigen

  • Vertikale Verbindungsstellen:
    • bildungsbiographische Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich etc.; mit jeder neuen Form der sachlichen Anforderung verändern sich sprachliche Herausforderung: Primarbereich: zB schultypische Diskurse (Gruppenarbeit, Klassenrate), Sekundarstufe II: zB wissenschaftliche Ansprüche
  • schrittweise Entwicklung von Bildungssprache
  • (^) Horizontale Verbindungsstellen beschreiben
  • (a) die Beziehungen zwischen den Sprachen unterschiedlicher Fächer und Lernbereiche in der Schule (Sprachbildung in allen Fächern) sowie
  • (b) zwischen den Sprachen schulischer, schulbegleitender und außerschulischer Lehr-Lern-Situationen (z.B. Einbezug der Eltern, Sprachbildung in Ganztagesangeboten) und
  • (c) zwischen unterschiedlichen Sprachen (Erst-, Zweit- und Fremdsprachen).

Gesamtkonzepte sprachlicher Bildung, die eine Zusammenarbeit und ein Zusammenwirken der beteiligten und verantwortlichen Menschen über die Verbindungsstellen hinweg einschließen, lassen sich als Durchgängige Sprachbildung bezeichnen.

Folgende Herausforderungen an alle Fächer:

a) Explizitheit : Das Register Bildungssprache wird ausdrücklich thematisiert, sowohl im Hinblick auf die Unterschiede zwischen Alltags- und Bildungssprache als auch mit Blick auf die Differenzierung der ‚Jargons‘ der Lernbereiche und Unterrichtsfächer; die Lernenden erfahren Gründe dafür, dass eine bestimmte Redeweise in einem Kontext angebracht ist, in einem anderen aber nicht.

b) Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit : Bildungsvoraussetzungen beachten, die besondere Bedingungen des Zweitsprachenerwerbs schaffen. Wichtig sind der Faktor Zweit und Einbeziehen der Erstsprachen: erweitert den Horizont aller Lernenden, und es kann hilfreich für Lernende der Zweitsprache sein, sich auf ihre herkunftssprachliche Kompetenz stützen zu können.

c) Bezug auf Bildungsstand und Schriftorientierung des Elternhauses : In der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus kann die Schriftnähe der Familien gestärkt werden. Dadurch bestehen höhere Chancen, dass die K. auch eigenaktiv der bildungssprachlichen Kompetenz näherkommen.

d) Sprachliche Sensibilität und Vorbildfunktion der Lehrkräfte : Das Gesprächsverhalten der Lehrkräfte richtet sich am aktuellen und kommenden Können der Kinder aus; die Redeanteile der SuS sind hoch, werden respektiert und wertgeschätzt. Die Lernenden werden sprachmutig gemacht – Fehler werden konstruktiv aufgegriffen und in den Lernprozess zurückgespielt.

Beispiel aus Technikunterricht (S. 120, 121): Fachbegriff Klemme, Wie kann Auseinandersetzung mit den spezifischen fachlichen Begriffen, die für ein Thema gebraucht werden, gestaltet werden?

  • Geht um Unterscheidung von Alltagssprache, Bildungssprache und Fachsprache und Vorbereitung einer schriftlichen Fachtextsorte

Durchgängige Sprachbildung erfordert als systematische Auseinandersetzung mit sprachlichen Anforderungen, die jeweils nächste Lerngegenstand stellt

Sinnvoll: fächerübegreifende Kooperation und Arbeitsteilung, zB wer macht welche spr Mittel zum Thema; Kooperation mit Eltern (Elterncafés, Eltern schreiben bilinguale Bücher für Kinder)