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Skript zu Grundlagen der Phonetik und Phonologie der Universität Vilnius
Art: Skripte
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Kaunas, 2009
Recenzavo: doc. dr. Danguolė Satkauskaitė, Vilniaus universiteto Kauno humanitarinio fakulteto Vokiečių filologijos katedra dr. Gražina Droessiger, Vilniaus pedagoginio universiteto Vokiečių filologijos ir didaktikos katedra
Publikuoti rekomendavo Vilniaus universiteto Kauno humanitarinio fakulteto taryba.
Das vorliegende studienbegleitende Lehrmaterial ist als Grundlage der Phonetik und Phonologie für die Germanistikstudenten gedacht. In diesem Lehrwerk sind theoretische Grundlagen der Phonetik und Phonologie zusammengefasst sowie Aufgaben zur selbständigen Arbeit vorgelegt. Da der Phonetik- und Phonologiekurs in vielen Hochschulen als eines der Grundfächer gilt, ist es besonders wichtig, die Studierenden schon in den ersten Studienjahren mit den Grundlagen dieser Disziplinen bekannt zu machen. Das Lehrmaterial kann aber auch für alle Lernenden im Fremdsprachenunterricht von Nutzen sein.
Die Phonetik beschreibt die Laute einer Sprache, sie beschäftigt sich nur mit der gesprochenen Sprache. Die Phonetik ist eine Naturwissenschaft, die mit der Anatomie des Menschen und den akustischen Eigenschaften von Lauten zu tun hat. Aufgabe der Phonetik ist es, jene Laute zu beschreiben und zu klassifizieren, die durch den menschlichen Sprechapparat (Rachen, Mund, Nase, Lunge, Zunge, Kehlkopf etc.) hervorgebracht werden können. Die daraus resultierenden Klassifikationen sind nicht auf Einzelsprachen beschränkt. Gegenstand der Phonetik ist: a) messbare physiologische und physikalische Eigenschaften von Lauten und Äußerungen (Anatomie und Physiologie, Sprachübertragung, Akustik); b) auditiv wahrnehmbare Lauteinheiten (Sprachwahrnehmung, Verstehen); c) Produktion der Laute durch die menschlichen Organe, Wiedergabe der Laute mit Hilfe von Transkriptionssymbolen (Sprachproduktion, Artikulation). Die Phonologie ist dagegen eine Komponente der Grammatik (wie Morphologie, Syntax oder Semantik). Sie umfasst den Lautbestand von Einzelsprachen, die Funktion der einzelnen Laute im System der jeweiligen Sprache, mögliche Stellungen und Kombinatorik der Laute, die Veränderungen, die Laute unter dem Einfluss ihrer Nachbarlaute erfahren können. Im Unterschied zur Phonetik kann die Phonologie sowohl auf die gesprochene als auch auf die geschriebene Sprachform angewendet werden. Aufgabe der Phonologie ist es, funktionale Eigenschaften von Lauteinheiten (Segmenten) im Sprachsystem festzustellen. Primär ist die bedeutungsunterscheidende ( distinktive ) Funktion sprachlicher Einheiten, u.a. von Wörtern: Gras – Glas, Rose – Hose, Liebe – Diebe, das – des, wieder – weder etc. Gegenstand der Phonologie ist: a) Organisation und Systematik von Sprachlauten in einzelsprachlichen Systemen; b) Lautinventar und Lautsystem einer Sprache; c) Klassifikation von Sprachlauten nach distinktiven Merkmalen.
wenn die Wellen periodisch ein ganzzahliges Mehrfaches des Grundtons bilden. Nicht-periodische komplexe Wellen erzeugen Geräusche. Unter den Sprachlauten haben Vokale und Sonoranten (Nasale und Liquide bzw. Fließlaute, zu denen Laterale und Vibranten gehören) Klangcharakter, Plosive und Frikative dagegen Geräuschcharakter.
2.1.2 Auditive Phonetik
Die auditive Phonetik untersucht die perzeptuelle Verarbeitung (daher auch: Perzeptionsphonetik ) von Sprachschall durch den Hörer. Dabei werden die wichtigsten Parameter der auditiven Wahrnehmung speziell auf die Wahrnehmung von Sprache bezogen. An der Wahrnehmung von Geräuschen wie an der von Sprache sind das Ohr und das Gehirn beteiligt. Die für die Sprachverarbeitung wesentlichen Prozesse finden im Gehirn statt. Im Ohr (im Außen-, Mittel- und Innenohr) werden die aufgefangenen Signale wahrgenommen bzw. verarbeitet. Das menschliche Ohr kann nur einen bestimmten Bereich akustischer Phänomene wahrnehmen. Dieser hängt von Intensität und Frequenz des Signals ab. Dabei ist auch die Unterscheidung zwischen der akustischen Größe des Schalldrucks und der Lautstärke zu beachten. Weitere Parameter sind die Tonlängen- und Tonhöhenwahrnehmung. Sprachsignale enthalten verschiedene akustische Informationen, die innerhalb eines Frequenzspektrums von ca. 500 Hz bis ca. 5000 Hz liegen. Auch die Wahrnehmung von Unterschieden der Länge hat große Bedeutung für die Sprachwahrnehmung. Zentral für die Wahrnehmung von Sprache ist die Fähigkeit zur Unterscheidung von Frequenzen.
2.1.3 Artikulatorische Phonetik
Die artikulatorische Phonetik ist die älteste der drei phonetischen Teildisziplinen. Sie setzt sich zum Ziel, die unterscheidbaren Laute der Sprache bei ihrer Produktion durch die menschlichen Sprechorgane wissenschaftlich zu erfassen und zu beschreiben. Die Produktion von Sprachlauten ist ein komplexer Vorgang, der durch Zusammenspiel verschiedener Organe und Körperteile zustande kommt. Zunächst wird ein Luftstrom erzeugt, der später einen Laut bildet. Weiter erfolgt die Bildung von Lauten im Bereich des Kehlkopfs (Larynx), der Stimmlippen oder der Stimmritze ( Glottis ). Dabei sind die Schwingungen der Stimmbänder verantwortlich. Die Stimmbänder sind Ränder der Stimmlippen für die Stimmbildung ( Phonation ). Schließlich können die Laute durch eine Vielzahl verschiedener Modifikationen im Bereich des Rachens (Pharynx), des Mund- oder Nasenraums artikuliert werden. Die für die Stimmbildung verantwortlichen Stimmlippen befinden sich im Kehlkopf. Sie liegen in kurzem Abstand nebeneinander und können sich einander bis hin zu einem völligen Verschluss
annähern. Der zwischen den Stimmlippen entstehende Raum – die Stimmritze oder Glottis – kann so unterschiedlich weit geöffnet oder geschlossen sein (Abb. 2).
Abb. 2: Positionen der Stimmbänder
Position A ist typische Atmungsposition: die Luft fließt durch die geöffneten Stimmbänder. In dieser
Position werden stimmlose Laute erzeugt: Plosive [p], [t], [k] und Frikative [f], [s], [ʃ], [ç], [x]. B ist
die – für die Artikulation irrelevante – Position für heftiges Atmen. In Position C werden Flüsterlaute erzeugt. In Position D vibrieren die Stimmbänder; sie öffnen und schließen sich periodisch. Dadurch werden stimmhafte Laute erzeugt: die Vokale, Sonoranten [m], [n], [ŋ], [l] und [r], sowie die stimmhaften Verschlusslaute [b], [d], [g] und Frikative [v], [z] usw. Eine fünfte Position, die schwer abbildbar ist, sollte das vollständige Schließen und darauf folgende plötzliche Öffnen der Stimmbänder darstellen; dabei wird der Knacklaut (Vokalneueinsatz) produziert. Das zentrale Kriterium für die Klassifikation von Lauten im Bereich der Stimmbildung ist die Kontrastierung von Stimmlosigkeit und Stimmhaftigkeit. Bei Stimmlosigkeit passiert die ausströmende Luft die Glottis ungehindert. Bei Stimmhaftigkeit hingegen stehen die Stimmbänder näher zusammen, sodass sie durch die ausströmende Luft in periodische Schwingungen versetzt werden und die Stimmbildung eintritt. Ein weiterer Effekt, der während der Lautbildung im Kehlkopf auftreten kann, ist die Behauchung ( Aspiration ). Wenn die deutschen Konsonanten [p], [t], oder [k] vor einem Vokal stehen, so werden
sie behaucht ( aspiriert ) gesprochen: P ʰ alme, T ʰ est, K ʰ asse.
Sprachliche Laute werden in zwei Kategorien eingeteilt: die Konsonanten und die Vokale. Die Beschreibung von Konsonanten und Vokalen basiert auf unterschiedlichen artikulatorischen Kriterien. Konsonanten sind dadurch charakterisiert, dass der aus der Lunge ausströmende Luftstrom den Bereich von Rachen und Mund- bzw. Nasenhöhle nicht ungehindert passieren kann. An diesen Orten
Die folgende Auflistung der Artikulationsorte von Konsonanten folgt der in Abbildung 3 gezeigten Lage der Artikulationsorgane im Mund- bzw. Rachenraum, beginnend mit den Lippen und mit der Glottis endend. Labiale: Labiale sind solche Laute, die mit den Lippen gebildet werden. Es wird zwischen zwei Varianten unterschieden: a) Bilabiale – Laute, die durch den Kontakt der Ober- mit der Unterlippe gebildet werden. Im Deutschen sind es [b], [p], und [m]. b) Labiodentale – Laute, bei deren Produktion die Unterlippe die Schneidezähne des Oberkiefers berührt. Im Deutschen kommen die Labiodentale [f] und [v] vor. Dentale: Dentale sind Laute, die im Bereich der vorderen Zähne artikuliert werden. Im Deutschen kommen dentale nicht vor. Alveolare: Alveolare Laute werden durch den Kontakt des Zungenkranzes mit den Zahntaschen (Alveolen gebildet). Im Deutschen sind es [t], [d], [n], [s], [z] und [l]. Postalveolare : Postalveolare Laute sind solche, die mit Hilfe des vorderen Teils der Zunge und dem hinteren Rand
der Alveolen gebildet werden. Im Deutschen kommen nur das [ʃ] wie in Schule und das [ʒ] wie in
Garage vor. Palatale : Palatale Laute werden durch den Kontakt der Zunge mit dem harten Gaumen (Palatum) artikuliert, wie das Deutsche [ç] in mich und das [j]. Velare : Velare Laute entstehen, wenn der Zungenrücken (das Dorsum) an den hinteren Gaumen, das Gaumensegel oder Velum (der weiche Gaumen) bewegt wird. Im Deutschen kommen die Velare [k], [g] und [ŋ] vor. Uvulare : Uvulare werden durch eine Bewegung des Zungenrückens an das Zäpfchen, die so genannte Uvula,
erzeugt. Uvulare des Deutschen sind das [x] wie am Ende von Dach und das [ʁ] wie in Ruhe.
Glottale : Glottale, auch Laryngale genannt, werden im Kehlkopf erzeugt. Wird die Glottis verengt, entsteht ein glottaler Frikativ, das deutsche [h] wie in Haus , wird der Luftstrom kurz im Bereich der Glottis
gestaut, entsteht ein Knacklaut, der so genannte Glottisschlag [ʔ], der im Deutschen vor Silben mit
vokalischem Anlaut produziert wird.
Neben den Klassifikationskriterien, die den Luftstrom, die Stimmbildung oder den Ort der Artikulation betreffen, werden Konsonanten auch hinsichtlich der Art ihrer Artikulation differenziert:
Plosive : Plosive (Verschlusslaute, Explosive) werden durch einen totalen Verschluss an einer Stelle der Artikulationsorgane mit anschließender explosionsartiger Öffnung hervorgerufen. Sie sind die einzigen Laute, bei deren Produktion der Luftstrom für einen Augenblick vollständig gehemmt wird.
Die Plosive des Deutschen sind [p], [b], [t], [d], [k], [g] und der Knacklaut oder Glottisschlag [ʔ], der
vor vokalischem Anlaut auftritt und nicht bedeutungsunterscheidend ist. Frikative: Frikative (Reibelaute, Spiranten, Engelaute) werden im Gegensatz zu den Plosiven nicht durch einen vollständigen Verschluss gebildet. Bei ihrer Produktion entsteht ein Spalt zwischen den beteiligten Artikulatoren, sodass der Luftstrom austreten kann und dabei ein Reibegeräusch hervorruft. Die deutschen Frikative sind [f] wie in Fabrik , [v] wie in Wand , [s] wie am Ende von Kuss , [z] wie in
Süden , [ʃ] wie in Schale , [ʒ] wie in Garage , [ç] wie in freundlich , [x] wie in Krach , [ʁ] wie in Ruhe
und [h] wie in Haus. Nasale : Nasale werden mit gesenktem Velum (der weiche Gaumen) artikuliert. Dadurch entsteht der vollständige Verschluss der Mundhöhle, sodass die Luft nur durch den Nasenraum entweichen kann. Das Deutsche kennt die Nasale [m], [n] und das [ŋ] wie am Ende von lang. Laterale : Laterale entstehen durch das Ausströmen der Luft über die Seiten der Zunge, während die Zungenspitze die Alveolen berührt. Im Deutschen kommt nur der Lateral [l] wie in Land vor. Vibranten : Vibranten (Zitterlaute) sind Laute, die durch das Vibrieren eines an ihrer Produktion beteiligten
Artikulators erzeugt werden. Beispielsweise wird das so genannte Zäpfchen-R [ʁ] durch Vibration
des Zäpfchens gebildet. Affrikaten: Affrikaten bilden eine zusätzliche Konsonantenklasse. Hierbei handelt es sich um eine Kombination von Plosiv und Frikativ, die am gleichen Artikulationsort gebildet werden. Sie werden im Bereich von Lippen und Zähnen oder an den Alveolen artikuliert: [pf] wie in Pflaume , [ts] wie in Zahn,
Katze , [tʃ] wie in Matsch , [dʒ] wie in Gin , Dschungel , [ks] wie in Text, links. Da wir es mit einer
b) Horizontale Zungenlage Nach der horizontalen Lage der Zunge im vorderen oder hinteren Mundraum unterscheidet man: Vordere (palatale) Vokale (auch „Vorderzungenvokale“)
Die Zunge wird proportional zu ihrer Höhe nach vorne geschoben: [i:], [ɪ], [y:], [y], [e:], [ɛ], [ɛ:],
[ø:], [oe]. Zentrale Vokale
Die Zunge wird weder nach vorne noch nach hinten bewegt: [a:], [a], [ə], [ɐ].
Hintere (velare) Vokale (auch „Hinterzungenvokale“)
Die Zunge wird nach hinten gezogen, der hintere Zungenrücken wird angehoben: [u:], [ʊ], [o:], [ɔ].
c) Lippenstellung Die Lippen können bei der Artikulation von Vokalen ungerundet oder gerundet sein. Die Hinterzungenvokale sind im Deutschen immer gerundet, die tiefen Vokale ungerundet:
Ungerundete (nicht labialisierte) Vokale: [i:], [ɪ], [e:], [ɛ], [ɛ:], [a:], [a], [ɐ]. Gerundete (labialisierte) Vokale: [y:], [y], [ø:], [oe], [u:], [ʊ], [o:], [ɔ].
Kurzvokale: [ɪ], [ɛ], [oe], [a], [ʊ], [ɔ]. Langvokale: [i:], [e:], [ɛ:], [y:], [ø:], [a:], [u:], [o:].
unbetonten Endsilben und in einigen unbetonen Vorsilben vorkommt, z.B. Sonne ['zɔnə], Beratung
[bə'ra:tʊŋ]. Der so genannte a-Schwa [ɐ] ist ein schwachtoniger a-ähnlicher Laut, der durch die
Vokalisierung des r im Silbenauslaut entsteht, z.B. Bier ['bi:ɐ], vergeben [fɛɐ'ge:bən].
Vokale lassen sich in einem Trapez bzw. in einem Vokalviereck anordnen, in dem die Artikulationsorte in horizontaler und vertikaler Richtung nach der Zungenposition geordnet sind (Abb. 4). Das zentrale quantitative Kriterium ist die Länge bzw. Kürze der Vokale. Die Länge oder Kürze eines Vokals kann ein bedeutungsrelevanter Unterschied zwischen zwei ansonsten identischen
Lautfolgen sein, wie zum Beispiel in dem Wortpaar Staat ['ʃta:t] und Stadt ['ʃtat]. Außerdem spielt
im Deutschen die so genannte „Gespanntheitsopposition“ bei Vokalen eine zentrale Rolle: Vokale
wie [i] und [ɪ] unterscheiden sich in ihrer Artikulation nach dem Grad der Muskelspannung: [i] ist
gespannt, [ɪ] ungespannt. Gespannte Vokale sind meist, aber nicht immer, länger als ungespannte.
Der Murmelvokal (das e-Schwa) [ə] ist ungespannt und hat als einziger Vokal im Deutschen keinen gespannten Partner. Er fällt außerdem dadurch aus dem Rahmen, dass er nur unbetont vorkommt wie in Liebe, genau, alle.
Abb. 4: Positionen der deutschen Vokale
Lektor. Ein unbetonter Vokal ist immer ungespannt und kurz, wenn er in Suffixen steht, die akzentlos sind: Häuschen, Griffel, Fischer , ärgerlich, eisern, wahrhaftig, mutig, töricht, Lehrerin, herrlich, Bündnis etc. Eine Ausnahme bilden folgende Suffixe mit unbetonten gespannt-langen Vokalen: -bar, -sal, -sam, -selig, -tum : furchtbar, Schicksal, seltsam, saumselig, Altertum. Ein unbetonter Vokal ist ungespannt und kurz, wenn er in akzentlosen Präfixen be-, ent-, er-, ge-, ver-, zer- steht: bekommen , entgelten, ersetzen, gekommen, versuchen, zerstören. In einer Reihe zum Teil unflektierbarer Wörter kann mit Hilfe von Regeln nicht ermittelt werden, ob es sich um einen gespannt-langen oder einen ungespannt-kurzen Vokal handelt: er, wir, nun, schon, zu, wen, da, nur werden lang ausgesprochen und her-, vor- als Konstituenten in Verbindung mit Präpositionen spricht man kurz aus: herein, voraus etc.
Nach den Vokalen der vorderen Reihe: [ɪ], [i:], [y], [y:], [ɛ], [ɛ:], [e:], [oe], [ø:], den Diphthongen
[aɪ], [ɔɪ] und Konsonanten [n], [l], [r] wird der Ich-Laut [ç] gesprochen: nicht, welche, Eiche, euch ;
nach den Vokalen der hinteren Reihe [ʊ], [u:], [ɔ], [o:], [a], [a:] und dem Diphthong [aʊ] wird der
Ach-Laut [x] gesprochen: machen, suchen, rauchen. Das nasale [ŋ] wird ausgesprochen und transkribiert in den Konsonantenverbindungen -ng- und -nk- : ['laŋə], ['baŋk], aber nicht an der Wortbildungsgrenze.
2.3.1 Phonetische Transkription
Für die Wiedergabe einer Lauteinheit (eines Phonems) werden im Deutschen verschiedene Buchstaben oder Buchstabenkombinationen verwendet; so kann k auf sieben verschiedene Arten wiedergegeben werden:
Und umgekehrt kann ein Buchstabe wie g für verschiedene Laute stehen:
Die Sprachwissenschaft, insbesondere in den Bereichen der Phonetik und der Phonologie, kommt aufgrund der unsystematischen Wiedergabe von Lauten in den Schriftsystemen der Sprachen nicht ohne phonetische Transkription aus. Das verbreitetste phonetische Transkriptionssystem ist das der „International Phonetic Association“ (IPA). In der Tabelle 2, die eine Übersicht über die Phonem-Graphem Beziehungen (Laut- Buchstabenbeziehungen) im Deutschen gibt, wird die API-Transkription verwendet.
Tabelle 2: Die Laute des Deutschen in internationaler Lautschrift
Lautgruppe Phoneme/Laute Grapheme/Buchstaben Beispiele VOKALE A-Laute [a:] [a]
a, ah, aa a
Laden, Hahn, Staat Masse I-Laute [i:] [ɪ]
i, ie, ih, ieh i
Kino, Liebe, ihn, sieh Bitte E-Laute [e:] [ɛ] [ɛ:]
e, eh, ee e, ä ä, äh
Weg, sehen, Tee Geld, mächtig Mädchen, mähen O-Laute [o:] [ɔ]
o, oh, oo o
Brot, Sohn, Boot voll U-Laute [u:] [ʊ]
u, uh u
Buch, Stuhl Suppe Ö-Laute [ø:] [oe]
ö, öh böse, fröhlich Töchter, können Ü-Laute [y:] [y]
ü, üh, y ü, y
müde, früh, Typ Glück, Ypsilon Reduzierte Vokale [ə] [ɐ]
e er, r
beginnen, Freude Verkäufer, Uhr Diphthonge (^) [ aɪ] [aʊ] [ɔɪ]
ei, ai, ey, ay au eu, äu
dein, Mai, Meyer, Bayern Frau heute, Mäuse KONSONANTEN
Explosive
[p] (^) p, pp, - b Oper, doppelt, gelb [b] b Biber
Tabelle 3: Diakritische (unterscheidende) Zeichen
Zeichen Beispiel Funktion [], // (^) [r], [ɐ], [R], [ʁ] sind /r/ Phoneme Diese Zeichen kennzeichnen das Eingeschlossene als transkribiert. Phone werden durch eckige Klammer, Phoneme durch Schrägstriche markiert. [:] sagen ['za:gən] Der Doppelpunkt zeigt die Länge bei langen Vokalen an. ['] Beratung [bə'ra:tuŋ] Das Zeichen gibt die Hauptakzentsilbe an und steht immer vor der Silbe. [ˌ] Systemanalyse [zys'te:mʔanaˌly:sə]
Dieses Zeichen steht vor der Nebenakzentsilbe. [ʰ] Tat ['tʰa:tʰ] Dieses Zeichen kennzeichnet die Aspiration(Behauchung). [’], [ʔ] vereisen [fɛɐ'ʔaɪzən] Diese Zeichen stehen für den vokalischenNeueinsatz. Sie werden jedoch nur dort verwendet, wo sie distinktiv (bedeutungsunterscheidend) sind ( vereisen - verreisen ). [◡], [_] ['laufən], ['tsait]^ Der Bogen bzw. der Strich kennzeichnetdie neueinsatzlose Bindung von Vokalen, insbesondere bei Diphthongen und Affrikaten. [ˇ] [na'tsĭ:on] Mit dem über dem Vokal stehenden Bogen wird dessen Unsilbigkeit kenntlich gemacht. [˜] Flakon [fla'kõ:] Die Tilde weist auf einen nasalierten Vokal hin. [ˌ] ['fasņ]^ DiesesSilbigkeit^ diakritischeeines Konsonanten^ Zeichen wieder.gibt^ dieEs s t e ht i mme r u n te r d em Konsonanten und darf mit dem Zeichen für den Nebenakzent, das stets vor der betreffenden Silbe steht, nicht verwechselt werden. [˚] (^) ['apz˚ɪçt] Der unter bzw. über dem Konsonanten stehende Kreis signalisiert den Verlust der Stimmhaftigkeit.
3.1 Grundbegriffe der Phonologie
Die artikulatorische Phonetik beschreibt die einzelnen Laute hinsichtlich ihrer Artikulationsart und ihres Artikulationsorts. Damit ist aber noch nichts darüber gesagt, in welcher Weise die Laute bei der Spracherzeugung verwendet werden. Die Frage nach der Funktion beantwortet die Phonologie. Laute als sprachliche Einheiten, mit einer distinktiven Funktion in einem bestimmten Sprachsystem, nennt man Phoneme. Phoneme werden üblicherweise zwischen Schrägstriche gesetzt: /r/. Die tatsächliche, materielle Realisierung eines Phonems, die mit artikulatorischen Merkmalen beschrieben werden kann, bezeichnet man als Phon , das auch synonym für Laut steht. Ein Phonem ist demnach diejenige Klasse aller Phone, die in derselben Position dieselben Bedeutungsunterschiede bewirken. Phoneme sind miteinander in Kontrast bzw. Opposition. Sie haben distinktive Funktion, die Bedeutungsunterschiede zwischen Morphemen^1 zu signalisieren, obwohl sie selbst keine Bedeutung haben. Der Kontrast zwischen Rose und Hose wird durch den Kontrast zwischen /r/ und /h/ angezeigt. Eine Opposition zwischen Phonemen äußert sich aber nicht nur im Vorhandensein von Minimalpaaren. Entsteht durch Austausch eines Lauts durch einen anderen ein anderes Morphem: /ro:zə/ vs. /ho:zə/ oder ein Nicht-Morphem: /ro:zə/ vs. /to:zə/, dann kontrastieren die ausgetauschten Laute und bilden Phoneme. Bleibt jedoch bei Austausch eines Lauts durch den anderen das Morphem erhalten, dann sind die betreffenden Laute Allofone (Andersklinger), d.h. Varianten des gleichen Phonems. Tritt in weder
['ve:dɐ] an Stelle des geschlossenen [e:] ein offenes [ɛ:], ändert sich an der Bedeutung nichts. Im
Deutschen sind beispielsweise fünf Allophone des Phonems /r/ möglich: Konsonantisches R: 1) das
Reibe-R [ʁ], 2) das gerollte Zäpfchen-R [R], 3) das mehrschlägige^2 Zungenspitzen-R [r], 4) das
einschlägige Zungenspitzen-R [r]. In Ratte z.B. sind alle vier R-Aussprachen möglich. Verschiedene
Wörter ergeben sich dadurch nicht. 5) Vokalisches R [ɐ] wie in Uhr ['u:ɐ], Sprecher ['sprɛçɐ].
3.2 Phonologische Merkmale
Ein Phonem ist eine abstrakte Einheit und nicht weiter segmentierbar. Trotzdem kann man Phoneme nach den artikulatorischen Eigenschaften der ihnen zu Grunde liegenden Laute beschreiben. So gelangt man zu verschiedenen Merkmalen: /d/ etwa ist beschreibbar nach Artikulationsort („dental“)
(^1) Morpheme sind minimale morphologische Einheiten, aus denen Wörter gebildet werden. Sie müssen mit der Silbe nicht übereinstimmen: 2 Ehr-lich-keit, ver-steh-en, Un-glück etc. Beim mehrschlägigen R schlägt die Zungenspitze zwei- bis dreimal gegen die oberen Schneidezähne oder gegen die Alveolen, beim einschlägigen R nur einmal.