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Gutachten zur Prüfung eines Anfechtungswiderspruchs, Skripte von Rechtswissenschaft

Gutachten zur Prüfung eines Anfechtungswiderspruchs

Art: Skripte

2019/2020

Hochgeladen am 10.04.2020

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Dr. Thomas Freund Anfechtungswiderspruch AVR-I-21a
21-Anf-WS-ÜB.docx Dr. Freund 12.09.2018
Gutachten zur Prüfung eines Anfechtungswiderspruchs
A. Zulässigkeit des Anfechtungswiderspruchs
I. Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges
1. aufdrängende Spezialzuweisung (z.B. § 54 I BeamtStG) oder
2. a. keine abdrängende Spezialzuweisung und
b. Vorliegen der Voraussetzungen der Generalklausel (§§ 68 I 1, 40 I VwGO):
aa. Öffentlich-rechtliche Streitigkeit
bb. nichtverfassungsrechtlicher Art
II. Statthaftigkeit (§§ 68 I, 42 I Alt. 1 VwGO)
1. Begehren: Aufhebung eines Verwaltungsakts (§ 35 VwVfG)
2. Kein Ausschluss des Widerspruchsverfahrens (§ 68 I 2 VwGO):
a. kraft besonderer gesetzlicher Vorschrift (§ 68 I 2 Alt. 1 VwGO; z.B. § 13 b AGGSG M-V, § 70
VwVfG),
b. VA von oberster (Bundes- oder) Landesbehörde (§ 68 I 2 Nr. 1 VwGO; Ausn.: § 54 II 1, 2
BeamtStG) oder
c. erstmalige Beschwer durch Abhilfe- oder Widerspruchsbescheid (§ 68 I 2 Nr. 2 VwGO)
III. Widerspruchsbefugnis (§§ 68 I 1, 42 II VwGO)
1. Adressatentheorie: Der Adressat eines belastenden VA ist grundsätzlich immer wider-
spruchsbefugt, weil jedenfalls eine Verletzung im Grundrecht aus Art. 2 I GG nicht auszu-
schließen ist.
2. Möglichkeitstheorie (insbes. bei Anfechtung durch juristische Personen): Widerspruchsbe-
fugnis liegt vor, wenn die möglicherweise verletzte Rechtsvorschrift auch zum Schutz des Wi-
derspruchsführers erlassen wurde.
IV. Ordnungsgemäße Widerspruchserhebung (§ 70 VwGO)
1. Form (§ 70 I 1 VwGO): schriftlich, elektronisch oder mündlich zur Niederschrift der Behörde
2. Frist (Berechnung nach §§ 79, 31 I VwVfG i.V.m. §§ 187 ff. BGB):
a. Grundsatz: 1 Monat (§ 70 I 1 VwGO)
b. bei fehlender oder unrichtiger Rechtsbehelfsbelehrung: 1 Jahr (§§ 70 II, 58 VwGO)
c. bei fehlender Bekanntgabe: keine Frist, aber Verwirkung möglich
d. Fristwahrung durch Einlegung bei Ausgangs- oder Widerspruchsbehörde (§ 70 I 1, 2 VwGO)
V. Beteiligungs- und Handlungsfähigkeit, ordnungsgemäße Vertretung des
Widerspruchsführers (§§ 79, 11, 12, 14 VwVfG)
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Dr. Thomas Freund Anfechtungswiderspruch AVR-I-21a

21-Anf-WS-ÜB.docx Dr. Freund 12.09.

Gutachten zur Prüfung eines Anfechtungswiderspruchs

A. Zulässigkeit des Anfechtungswiderspruchs

I. Eröffnung des Verwaltungsrechtsweges

  1. aufdrängende Spezialzuweisung (z.B. § 54 I BeamtStG) oder
  2. a. keine abdrängende Spezialzuweisung und b. Vorliegen der Voraussetzungen der Generalklausel (§§ 68 I 1, 40 I VwGO): aa. Öffentlich-rechtliche Streitigkeit bb. nichtverfassungsrechtlicher Art

II. Statthaftigkeit (§§ 68 I, 42 I Alt. 1 VwGO)

  1. Begehren: Aufhebung eines Verwaltungsakts (§ 35 VwVfG)
  2. Kein Ausschluss des Widerspruchsverfahrens (§ 68 I 2 VwGO): a. kraft besonderer gesetzlicher Vorschrift (§ 68 I 2 Alt. 1 VwGO; z.B. § 13 b AGGSG M-V, § 70 VwVfG), b. VA von oberster (Bundes- oder) Landesbehörde (§ 68 I 2 Nr. 1 VwGO; Ausn.: § 54 II 1, 2 BeamtStG) oder c. erstmalige Beschwer durch Abhilfe- oder Widerspruchsbescheid (§ 68 I 2 Nr. 2 VwGO)

III. Widerspruchsbefugnis (§§ 68 I 1, 42 II VwGO)

  1. Adressatentheorie: Der Adressat eines belastenden VA ist grundsätzlich immer wider- spruchsbefugt, weil jedenfalls eine Verletzung im Grundrecht aus Art. 2 I GG nicht auszu- schließen ist.
  2. Möglichkeitstheorie (insbes. bei Anfechtung durch juristische Personen): Widerspruchsbe- fugnis liegt vor, wenn die möglicherweise verletzte Rechtsvorschrift auch zum Schutz des Wi- derspruchsführers erlassen wurde.

IV. Ordnungsgemäße Widerspruchserhebung (§ 70 VwGO)

  1. Form (§ 70 I 1 VwGO): schriftlich, elektronisch oder mündlich zur Niederschrift der Behörde
  2. Frist (Berechnung nach §§ 79, 31 I VwVfG i.V.m. §§ 187 ff. BGB): a. Grundsatz: 1 Monat (§ 70 I 1 VwGO) b. bei fehlender oder unrichtiger Rechtsbehelfsbelehrung: 1 Jahr (§§ 70 II, 58 VwGO) c. bei fehlender Bekanntgabe: keine Frist, aber Verwirkung möglich d. Fristwahrung durch Einlegung bei Ausgangs- oder Widerspruchsbehörde (§ 70 I 1, 2 VwGO)

V. Beteiligungs- und Handlungsfähigkeit, ordnungsgemäße Vertretung des

Widerspruchsführers (§§ 79, 11, 12, 14 VwVfG)

Dr. Thomas Freund Anfechtungswiderspruch AVR-I-21b

21-Anf-WS-ÜB.docx Dr. Freund 12.09.

B. Begründetheit des Anfechtungswiderspruchs

Der Anfechtungswiderspruch ist begründet, soweit der VA rechtswidrig und der Widerspruchsfüh- rer dadurch in seinen Rechten verletzt ist (§§ 68 I 1, 113 I 1 VwGO) oder soweit ein Ermessens-VA von der Ausgangsbehörde in zweckwidriger Weise erlassen wurde (§ 68 I 1 VwGO).

I. Formell-gesetzliche Ermächtigungsgrundlage

II. Formelle Rechtmäßigkeit des VA

  1. Zuständigkeit der Ausgangsbehörde: sachlich und örtlich
  2. Einhaltung des vorgeschriebenen Verwaltungsverfahrens (insbes. §§ 20, 21 und 28 VwVfG); falls nein: Heilung gemäß § 45 I Nr. 1, 3 - 5 VwVfG?
  3. Einhaltung der für den VA vorgeschriebenen Form (§ 37 II, III VwVfG) und Begründung (§ 39 I VwVfG); falls nein: Heilung gemäß § 45 I Nr. 2 VwVfG?

III. Materielle Rechtmäßigkeit des VA

  1. Tatbestandsvoraussetzungen der Ermächtigungsgrundlage
  2. Rechtsfolge ggf. Überprüfung auf Ermessensfehler i.e.S. (§ 40 VwVfG, § 14 SOG M-V): Nichtgebrauch, Überschreitung, Fehlgebrauch (auch Art. 3 GG)
  3. Verhältnismäßigkeit (vgl. z.B. § 15 SOG M-V): Geeignetheit, Erforderlichkeit, Angemessenheit (auch Freiheitsgrundrechte) nur bei Anhaltspunkten im Sachverhalt:
  4. Richtiger Adressat der Maßnahme
  5. Bestimmtheit (§ 37 I VwVfG)
  6. Rechtliche und tatsächliche Durchführbarkeit der Maßnahme

IV. Kein Ausschluss des Aufhebungsanspruchs durch § 46 VwVfG (nur bei rechts-

widrigen Verwaltungsakten anzusprechen!)

V. Verletzung subjektiver Rechte des Widerspruchsführers (nur bei rechtswidrigen

Verwaltungsakten anzusprechen!)

Zweckmäßigkeit (nur bei Ermessens-VAen)

Ausnahmsweise kann sich ein Ermessens-VA trotz seiner Rechtmäßigkeit als zweckwidrig erweisen, wenn er aufgrund außerrechtlicher Kriterien insbes. sozialer, ökonomischer und verwaltungspolitischer Art als nicht erfolgsdienlich einzustufen ist.

C. Zuständige Widerspruchsbehörde

  1. Grundsatz:Widerspruchsbehörde ist die nächsthöhere Behörde (§ 73 I 2 Nr. 1 VwGO).
  2. Ausnahme 1: Ist die nächsthöhere Behörde eine oberste (Bundes- oder) Landesbehörde, so ist die Ausgangsbehörde Widerspruchsbehörde (§ 73 I 2 Nr. 2 VwGO).
  3. Ausnahme 2: In Selbstverwaltungsangelegenheiten ist nach § 73 I 2 Nr. 3 VwGO grds. die Selbstverwaltungsbehörde Widerspruchsbehörde.