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Die Facial Feedback Hypothese besagt, dass Gesichtsaktivitäten einen Einfluss auf emotionale Reaktionen haben (Strack, Martin & Stepper, ...
Art: Übungen
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Es wurde auch gezeigt, dass Personen in Dialogen bereits nach wenigen Minuten beginnen die Sprachgewohnheiten des Gesprächspartners zu imitieren. Das bezieht sich unter anderen auf die Verwendung bestimmter Wörter, auf die Grammatik sowie auf den Sprachrhythmus und die Tonlage (Cappella & Panalp, 1981, zitiert nach Chartrand et al., 2005). Levelt und Kelter (1982, zitiert nach Chartrand et al., 2005) zeigten in einer Untersuchung, dass auch die Satzstellung der Antworten, die Versuchpersonen geben, von der Art der Formulierung der Frage abhängig ist. Auf ähnliche Weise können Interviewer mit ihren Fragestellungen den Gesprächspartner beeinflussen. Ein weiteres Beispiel zeigt, dass auch Lachen häufig imitiert wird. In einem Experiment wurden den Probanden unter zwei verschiedenen Bedingungen Witze erzählt: Entweder bekamen die Probanden den Witz alleine oder gemeinsam mit anderen Versuchspersonen zu hören. Die Versuchspersonen in den Gruppen lachten wesentlich mehr und empfanden die Witze als lustiger (Young & Frye, 1966, zitiert nach Chartrand et al., 2005). Es bildeten sich bezüglich der Imitation von Sprache auch Geschlechtsunterschiede heraus: Frauen sprechen auf den Nachahmungseffekt stärker an als Männer. Neumann und Strack (2000, zitiert nach Chartrand et al., 2005) fanden weiters heraus, dass verbale Imitation auch dann funktioniert, wenn die imitierte Person sich nicht einmal im selben Raum befindet. Die Versuchspersonen von Neumann et al. (2000, zitiert nach Chartrand et al., 2005) hörten zuerst einen philosophischen Text von einem Audioband, welchen sie dann wiederholen mussten. Die Versuchspersonen passten die Tonlage ihres Vortrags deutlich der Tonlage des Sprechers auf dem Audioband an. Mann kann sagen, dass Nachahmung nicht nur ein natürliches Verhalten ist, sondern auch automatisch und ohne große Anstrengung, sowie ohne Bewusstsein ausgeführt wird.
1.2 Nachahmung von Gesichtsausdrücken (Mimik)
Ein weiteres Phänomen, welches vom Moment unserer Geburt an häufig nachgeahmt wird, sind Gesichtsausdrücke. Sei es zu Lächeln oder seien es völlig stimmungsunabhängige Mimiken wie zum Beispiel das Herausstrecken der Zunge. Es liegt nahe, dass Babys bereits die Aktion des Nachahmens von ihren Müttern abschauen. Hierzu siehe Abbildung 1.
Abb.1: Aus http://www.runet.edu/~jaspelme/121/infant%20imitation%20of%20faces.JPG ; übersetzt von Edith Freuis, Sabrina Kögler und Andrea Sauerschnig: Nachahmung von Gesichtsausdrücken
Damit das Phänomen der Nachahmung einsetzt reichen schon minimale Anzeichen eines Gefühlsaudrucks. Dimberg (1982, zitiert nach Chartrand et al., 2005) spricht hierbei von so genannter „Mikro-Nachahmung“ (“micro-mimicry“). Bei der Gesichtswahrnehmung ist der Vorgang ganz ähnlich wie bei der Nachahmung von Sprache. Wenn wir zum Beispiel einen Film sehen in dem eine Person ein freudiges oder auch ein trauriges Erlebnis erzählt, dann werden in uns selbst ähnliche eigene Erinnerungen ausgelöst, was wiederum zu einem ähnlichen Ausdruck im Gesicht führt. Meist geschieht dies unbewusst. Zajonc, Adelmann, Murphy und Niedenthal (1987, zitiert nach Chartrand et al., 2005) zeigten in einer Untersuchung, dass Paare, die seit 25 Jahren oder länger miteinander verheiratet sind, anfangen ähnliche Gesichtszüge anzunehmen. Dieses Phänomen kann man dadurch erklären, dass Partner durch die ständige gegenseitige Nachahmung die gleichen Züge entwickeln. Gleichsam wie bei der Sprache ist die Nachahmungsfunktion von Gesichtsausdrücken auch vorhanden wenn die nachgeahmte Person sich nicht einmal im Raum befindet. Es werden Beispielsweise Schauspieler aus Filmen oder Personen von Fotos nachgeahmt.
Abb.2: Aus www.pigeon.psy.tufts.edu/avc/zentall/; übersetzt von Edith Freuis, Sabrina Kögler und Andrea Sauerschnig: Nachahmung von Gestik
1.4 Nachahmung von Emotionen und Stimmungen
Bislang wurde gezeigt wie es sich mit der Nachahmung von sichtbaren Mimiken und Gestiken verhält. Die Nachahmung geht noch einen Schritt weiter, nämlich in den Bereich der Emotionen und Stimmungen. Automatisch nehmen wir ausgewählte Emotionen aus unserer Umwelt auf. Personen mit denen wir in Interaktion stehen können durch ihre vermittelte Stimmungslage unsere eigenen Gefühle beeinflussen. Das zeigten Schachter und Singer (1962, zitiert nach Chartrand et al., 2005) in ihrer Untersuchung. Die Versuchspersonen wurden durch Adrenalin in einen erregten Zustand versetzt und führten dann ein kurzes Gespräch mit einer anderen Person, welche die Aufgabe hatte den Versuchspersonen unterschiedliche Stimmungen zu vermitteln. Obwohl die Versuchspersonen alle den gleichen erregten Zustand erlebten, interpretierten sie diese Erregung unterschiedlich. Die unterschiedlichen Interpretationen waren den Emotionen des Gesprächspartners angepasst. Auf die gleiche Art sind beispielsweise auch Interviewer in der Lage ihre Gesprächspartner zu beeinflussen. Eine weitere Untersuchung von Snyder, Tanke und Berscheid (1977, zitiert nach Chartrand et al., 2005) konnten im Sinne einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“ zeigen, dass Gesprächspartner ihre Reaktionen an die vermittelte Stimmung des anderen anpassen. In dieser Untersuchung telefonierten Männer mit Frauen, die ihnen als sehr attraktiv bzw. sehr unattraktiv beschrieben worden waren. Den vermeintlich attraktiven Frauen kamen die Männer viel positiver und warmherziger entgegen, woraufhin diese auch auf die gleiche Art und Weise reagierten.
Die Übertragung von Emotionen passiert auch in diesem Fall unbewusst und automatisch. Es konnte weiters gezeigt werden, dass die Übertragung von Gefühlen keinerlei Kommunikation bedarf sondern rein durch die Anwesenheit einer expressiven Person ausgelöst werden kann. Chartrand et al. (2005) beschreiben, dass alleine das Sitzen in einem Raum mit anderen Personen ausreichen kann, um Stimmungen bzw. Emotionen einzufangen. Dazu haben wir ein weiteres Experiment eingebracht, welches bestätigt, dass das Imitieren des Gesichtsausdruckes, welches zufolge die eigene Gesichtsaktivität beeinflusst, einen bedeutenden Beitrag auf emotionale Reaktionen hat.
2 “Inhibiting and Facilitating Conditions of the Human Smile: A
Nonobtrusive Test of the Facial Feedback Hypothesis” F. Strack, L.L. Martin & S. Stepper (1987)
Die Facial Feedback Hypothese besagt, dass Gesichtsaktivitäten einen Einfluss auf emotionale Reaktionen haben (Strack, Martin & Stepper, 1987). Die Grundlage zu dieser Hypothese hat Darwin (1872, zitiert nach Strack, Martin & Stepper, 1987) erschaffen. Seine Aussagen wurden zum Vorläufer der Facial Feedback Hypothese. Ebenfalls hat sich Laird (1974, zitiert nach Strack et al., 1987) mit diesem Thema beschäftigt. Er ging davon aus, dass diesem Phänomen ein Selbstwahrnehmungsmechanismus zugrunde liegt. Dem entgegengesetzt behaupten andere Theoretiker (Ekman, Levenson & Friesen, 1983; Izard, 1977; Tomkins, 1962, 1979, zitiert nach Strack et al., 1987), dass eine kognitive Vermittlung für das Auftreten des Facial Feedbacks nicht notwendig ist. Weiters haben Lanzetta, Cartwright-Smith und Kleck (1976, zitiert nach Strack et al., 1987), Kleck, Vaughan, Cartwright-Smith, Vaughan, Colby und Lanzetta (1976, zitiert nach Strack et al., 1987) und Zuckerman, Klorman, Larrance und Spiegel (1981, zitiert nach Strack et al.,
Ein Teil der Versuchspersonen nimmt den Stift erst während der Bewertung der Cartoons und nicht schon während der Darbietung in den Mund, da die Autoren wissen wollen, ob auch ein Effekt auftritt, wenn kein externer Reiz (hier Cartoons) vorhanden ist. Weiters soll zwischen zwei wichtigen Aspekten, der kognitiven (Evaluation der erlebten Stimmung) und der affektiven Komponente (emotionales Erleben) unterschieden werden (Gavanski, 1986; Leventhal & Cupchik, 1976; Leventhal & Mace, 1970, zitiert nach Strack et al., 1987). Als Cover-Story wird vorgegeben, dass es sich um eine Untersuchung zur motorischen Koordination handelt. Mit Hilfe der Ergebnisse soll eine bessere Integration von motorisch eingeschränkten Personen in Untersuchungen erforscht werden. 38 weiblichen und 45 männlichen Studenten aus Mannheim, die in gleich große Gruppen unterteilt werden, werden vier Cartoons von Unger bzw. Papan vorgespielt, welche wieder nach der Lustigkeit beurteilt werden sollten. Um eine Unterscheidung zwischen affektiver und kognitiver Komponente (Gavanski, 1986, zitiert nach Strack et al., 1987) zu treffen, werden zwei verschiedene Fragen gestellt. Für den kognitiven Teil: “How funny do you think these cartoons are if you try to apply an ‘objective’ standard?” (Strack, Martin & Stepper, 1987, S.774). Für den affektiven Teil: “What feeling was elicited in you by looking at the cartoons?” (Strack, Martin & Stepper, 1987, S.774). Die Ergebnisse dieser Studie erbrachten keinen Effekt im kognitiven, jedoch einen deutlichen Einfluss im affektiven Teil. Das heißt, dass Personen ein positiveres emotionales Erleben berichten, wenn sie den Stift zwischen den Zähnen halten. Weiters zeigte sich ein beinahe signifikanter Kontrast-Effekt, wenn der Stift nur während der Bewertung im Mund gehalten wurde. Zusätzliche Analysen ergaben, dass die Ergebnisse nur auf jene Personen zutrafen, die sich als erfolgreich beim Halten des Stiftes einschätzten.
Mithilfe dieser beiden Studien, vor allem mit der zweiten Studie, konnten Strack et al. (1987) eine bessere Validität der Pen-Holding Methode nachweißen. Weiters konnten die Autoren spezifische Bedingungen ausfindig machen unter welchen die Facial Feedback Hypothesen Effekte erbringen. Ein Erlebnis wird umso emotionaler empfunden, je stärker die Lachmuskeln im Vorgang aktiviert werden. Außerdem deuten die Studien darauf hin, dass die Bewertung der Personen aus affektiven und kognitiven Faktoren zusammengesetzt ist und nur dann nicht in dieser Kombination auftritt, wenn die Probanden zwischen diesen Faktoren unterscheiden müssen.
Weiters konnten die Feststellungen der zweiten Studie helfen, die Kontributionen der hemmenden und erleichternden Mechanismen zu identifizieren. Die Autoren zeigten, dass beide Mechanismen operierend sind, da mehr Einfluss besteht, wenn der Stift zwischen die Zähne, als zwischen die Lippen genommen wird. Versuchspersonen, welche den Stift nur zur Zeit der Bewertung in der experimentellen Position hatten, empfanden die Lustigkeit der Cartoons nicht so stark. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass diese Bedingung sogar in Abwesenheit des emotionalen Stimulus Einfluss hat. Dieser Kontrast-Effekt wurde wahrscheinlich durch jene Versuchspersonen verursacht, die ihre gegenwärtige Emotion als Standard für die Bewertung ihrer Affekte verwendeten. Unserer Meinung nach haben diese Experimente klare Ergebnisse bezüglich des Facial Feedbacks erbracht und somit in einer gewissen Art und Weise auch bestätigt, dass das Imitieren von Gesichtsausdrücken unsere eigenen Gesichtsmuskeln aktiviert und den Experimenten zufolge unsere Emotionen bzw. Stimmungen leiten. Um das Phänomen noch zu vertiefen könnte man Untersuchungen durchführen, die sich auf die Aktivität der Muskeln um den Augenbereich beziehen, da ja auch diese beim Lachen beansprucht werden. Welche Rolle spielt der Augenbereich beim Facial Feedback?
3 Wahrnehmungs-Verhaltens-Verbindung (“perception-behavior
link“)
Wie bereits erwähnt ist die „Wahrnehmungs-Verhaltens-Verbindung“ (“perception-behavior link“) dafür verantwortlich, dass beobachtetes Verhalten völlig unbewusst ausgeführt wird. William James (1890, zitiert nach Chartrand et al., 2005) erklärt dies durch die Repräsentation des beobachteten Verhaltens in uns selbst. Bei den Gedanken an eine Handlung, gleichsam wie beim Beobachten einer Handlung werden in unserem Gehirn dieselben Areale aktiviert, die auch dann aktiv sind wenn wir ein Verhalten selber ausführen. Wenn wir also an etwas denken, dann ist es umso wahrscheinlicher, dass wir dieses Verhalten dann auch tatsächlich ausführen. Wenn Versuchspersonen beispielsweise gewalttätiges Verhalten beobachten, so werden Schemata von Feindseligkeit und Aggression aktiviert, welche den Menschen dann dazu bringen aggressives oder gewalttätiges Verhalten auszuführen.
links“ nachgewiesen werden. Der Effekt wurde mit negativen Verhaltensprimes repliziert. Versuchsteilnehmer wurden entweder dazu gebracht, sich neugierig oder neutral zu verhalten. In einer angeblich unabhängigen Studie, zeigten die Versuchsleiter den Versuchsteilnehmern ein Video, in dem sich zwei Studenten kennen lernten und eine Person die andere fragte, ob sie an Gott glaube. Die gestellte Frage konnte entweder als freundlich oder als neugierig aufgefasst werden. Es stellte sich heraus, dass die Versuchspersonen, die zuerst neugierig handelten, die Person im Video als neugieriger einstuften, als die anderen (Chartrand et al., 2002, zitiert nach Chartrand et al., 2005). Wesentlich ist, dass den Teilnehmern nicht bewusst war, dass sie „geprimt“ wurden und deshalb so reagierten. Hieraus wurde ersichtlich, dass sich beide Schemata, Wahrnehmung und Verhalten, gegenseitig automatisch aktivieren. Dies geschieht sogar schon durch die alleinige Beobachtung bzw. Wahrnehmung des Verhaltens anderer. Hierzu fanden wir es angepasst den wissenschaftlichen Artikel von Keysers, Kohler, Umiltà, Nanetti, Fogassi und Gallese (2003) einzubringen.
Damit ein Mensch überhaupt Handlungen von anderen Menschen imitieren kann, spielen Spiegelneurone eine wichtige Rolle. Hier ein Beweis dafür wie stark Spiegelneurone beim Erkennen und Unterscheiden von Handlungen beteiligt sind.
4 “Audiovisual mirror neurons and action recognition”
C. Keysers, E. Kohler, M.A. Umiltà, L. Nanetti, L. Fogassi & V. Gallese (2003)
Aktionen von anderen Menschen zu verstehen ist etwas Alltägliches und Triviales. Jedoch wenn man die Funktionen des Gehirns in diesem Zusammenhang betrachtet, so ist das Ausfiltern einer einzelnen Aktion aus vielen Wahrnehmungsmodalitäten kein trivialer Prozess mehr (Keysers, Kohler, Umiltà, Nanetti, Fogassi & Gallese, 2003). Im ventralen prämotorischen Kortex (Area F5) befindet sich eine Klasse von Neuronen die wir als „audiovisuelle Spiegelneurone“ bezeichnen (Kohler, Keysers, Umiltà, Fogassi, Gallese & Rizzolatti, 2002, zitiert nach Keysers, Kohler, Umiltà, Nanetti, Fogassi & Gallese, 2003).
Abb.4: Aus http://dericbownds.net/uploaded_images/esthetic4.jpeg; übersetzt von Edith Freuis, Sabrina Kögler und Andrea Sauerschnig: Aktivität der Spiegelneurone beim Zusehen einer Aktion (a) und beim selbst durchführen einer Aktion (b). In (c) kann man die Bereiche sehen, in denen Spiegelneuronenaktivitäten lokalisiert worden sind.
Aktionen von Spiegelneuronen sind dann zu erwarten, wenn ein Körperteil, meist die Hand, mit dem Objekt interagiert z.B. nach etwas greift. Spiegelneurone werden auch dann aktiv wenn man Handlungen an anderen Individuen beobachtet bzw. Geräusche hört die von der Handlung stammen (Gallese, Fadiga, Fogassi & Rizzolatti, 1996; Rizzolatti, Fadiga, Gallese & Fogassi, 1996, zitiert nach Keysers et al., 2003). Spiegelneurone besitzen eine Kombination aus motorischen, visuellen und auditiven Eigenschaften. Keysers et al. (2003) gehen davon aus, dass Spiegelneurone ein Teil eines Neuronennetzwerkes sind, die die Fähigkeit besitzen Aktionen voneinander zu unterscheiden, unabhängig davon, ob wir sie hören, sehen oder selbst ausführen. Um dem Phänomen der audiovisuellen Spiegelneurone näher zu kommen führten Keysers et al. (2003) folgendes Experiment durch. Die Autoren haben dafür drei erwachsene Affen ausgewählt. Der Kopf der Affen wird fixiert und um die Spiegelneuronenaktivität messen zu können (Gallese et al., 1996, zitiert nach Keysers et al., 2003) werden an der Kopfhaut Mikroelektroden angebracht. Um die Neuronen auf generelle motorische, auditive und
Modalität erkennen. Somit hängt das Verstehen der Handlung des Gegenübers auch von der Modalität ab, über die wir die Aktion wahrnehmen. Beim Menschen wurden ähnliche Spiegelneuronenmechanismen entdeckt (Fadiga, Fogassi, Pavesi & Rizzolatti, 1995; Grafton, Arbib, Fadiga & Rizzolatti, 1996; Decety & Grezes, 1999; Buccino, Binkofski, Fink, Fadiga, Fogassi, Gallese, Seitz, Zilles, Rizzolatti & Freund, 2001, zitiert nach Keysers et al., 2003). Die Unterscheidungsgenauigkeit der einzelnen Aktionen war enorm hoch. Wurden die Stimuli visuell und auditiv vermittelt so konnte der Affe mit einer 97%igen Wahrscheinlichkeit die Aktionen richtig voneinander unterscheiden. Wurden die Stimuli nur visuell oder nur auditiv präsentiert so waren immerhin 90% der Unterscheidung der Aktionen korrekt. Mithilfe dieser Experimente konnten Keysers et al. (2003) Nachweise für interne sensorische Reaktionen erbringen. Bei den Untersuchungen konnten die Autoren erstaunlicherweise feststellen, dass die Hälfte aller Spiegelneuronen, unabhängig davon ob die Aktion gehört, gesehen oder gehört und gesehen wurde, in einer ähnlichen Intensität feuerten. Diese Entdeckung war für die Autoren besonders wichtig, da Wissenschaftler bisher einen abstrakten Neuronencode annahmen, welcher nicht von der Art der Information abhängig war. Dies bedeutet, dass für Spiegelneurone das „Zerbrechen einer Nuss“ einfach das „Zerbrechen einer Nuss“ ist, egal ob die Information über den auditiven oder visuellen Kanal zu den Neuronen gelangt. Auch im sprachlichen Bereich, besonders bei der Entwicklung der Sprache, spielen audiovisuelle Spiegelneurone eine zentrale Rolle. Keysers et al. (2003) konnten zeigen, dass auch beim Aussprechen von Verben Spiegelneurone aktiviert werden, egal in welchem Zusammenhang man das „Zerbrechen der Nuss“ erwähnt z.B.: Lisa sagt: „Ich höre, dass jemand eine Nuss zerbricht.“ bzw. Lisa sagt: „Ich sehe, dass jemand eine Nuss zerbricht.“ Die genaue Herkunft der Eigenschaft von Spiegelneuronen ist nicht bekannt. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass die Neuronen sich ihre Eigenschaften im Laufe des „Hebbian learning“ aneignen (Hebb, 1949; Bi & Poo, 2001, zitiert nach Keysers et al., 2003).
Unserer Meinung nach konnten die Wissenschaftler gut zeigen, wie wichtig Spiegelneuronen beim Erkennen von Handlungen sind. Dies ist die neurologische Grundlage eines jeden Wesens die dem Imitieren vorausgehen sollte. Funktionieren die Spiegelneurone einwandfrei, so wird ein imitierendes Verhalten möglich sein.
Abb.5: Aus http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/Makak_neonatal_imitation.png/300px- Makak_neonatal_imitation.png; übersetzt von Edith Freuis, Sabrina Kögler und Andrea Sauerschnig: Dem Affen gelingt es das Herausstrecken der Zunge zu imitieren.
4.1 Die adaptive Funktion der Nachahmung
Evolutionär betrachtet ist Nachahmung hilfreich die Umwelt zu steuern und unser Verhalten an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Durch die Betrachtung des „perception– behavior–links“ ist uns weiters bekannt, dass dieser Prozess automatisch abläuft, ohne unnötige mentale Ressourcen zu verbrauchen. Wenn bspw. alle vor einem Bären davonlaufen, sollten wir dasselbe Verhalten zeigen und nicht versuchen den Bären zu finden und die Situation zu analysieren. Durch die natürliche Selektion überlebten nur solche Personen, die andere automatisch nachahmten. Die Fähigkeit unbewusst nachzuahmen erbten wir also scheinbar von unseren Vorfahren. Weiters ist Imitation nicht auf den Menschen beschränkt, sondern auch Tiere besitzen den so genannten „perception–behavior–link“ (siehe Dijksterhuis & Bargh, 2001).
4.2 Veränderung der Funktionalität: Vom Überleben zum „sozialen Hilfsmittel“
Obwohl Nachahmung heutzutage nicht mehr für das physische Überleben notwendig ist, hat sie immer noch eine wesentliche Bedeutung für das soziale Überleben. Wenn man bspw. in ein anderes Land bzw. andere Kultur reist, ist es wichtig sich den neuen Gegebenheiten, Werten und Normen anzupassen. Um in der neuen Umgebung überleben zu können und
Der Kausalzusammenhang wird so erklärt, dass der Rapport zum Nachahmen verleitet. Steigt der Rapport, so werden Körperhaltung und Eigenheiten des anderen übernommen. Jedoch ist die Kausalrichtung der Variablen nicht eindeutig bestimmbar, da in den dementsprechenden Untersuchungen Korrelationen verwendet wurden. Um die Zusammenhänge interpretierbar zu machen bestand die Notwendigkeit, in Zukunft aussagekräftigere statistische Methoden einzusetzen. LaFrance (1979, zitiert nach Chartrand et al., 2005) verwendete beispielsweise die so genannte „cross–lag panel“ Technik, bei der er die Ähnlichkeit der Körperhaltung und das Verhältnis in der Beziehung an zwei verschiedenen Zeitpunkten feststellte. Wie erwartet erkannte er einen positiven Zusammenhang. Die Korrelation zwischen Ähnlichkeit der Körperhaltung zum ersten Zeitpunkt und Rapport zum zweiten Zeitpunkt war jedoch höher, als die Korrelation zwischen Rapport zum ersten Zeitpunkt und der Ähnlichkeit der Körperhaltung zum zweiten Zeitpunkt. Anscheinend lag die kausale Priorität bei der Körperhaltung. Der Unterschied zwischen den Korrelationen war aber statistisch nicht signifikant, weshalb man von einer Wechselwirkung der beiden Variablen ausging. Körperhaltung steigerte den Rapport (LaFrance, 1979, zitiert nach Chartrand et al., 2005) und umgekehrt. Die Kausalrichtung konnte aber durch die Verwendung des Experiments (Manipulation eines Faktors) festgestellt werden (Chartrand et al., 1999, Studie 2, zitiert nach Chartrand et al., 2005). Es galt nun herauszufinden, ob der Rapport durch Nachahmung beeinflusst wird. Die oben erwähnten Forscher behaupteten, dass die Wahrnehmung des Verhaltens anderer automatisch zu Nachahmung führt und somit zu Empathie und Rapport. In der Studie mussten Versuchspersonen einem Mitarbeiter sämtliche Fotos beschreiben. Währenddessen versuchte der Mitarbeiter entweder neutral zu bleiben oder den Erzählenden zu imitieren. Wie erwartet wurden folgende Ergebnisse erzielt: Verhaltensnachahmung fördert die Beziehung zwischen den Beteiligten (der Mitarbeiter wurde bei Nachahmung besser bewertet). Mittels eines Experiments wurde diese Hypothese bestätigt. Die andere Kausalrichtung, nämlich vom Rapport zur Verhaltensnachahmung, muss jedoch erst experimentell überprüft werden, wobei auch hier eine kausale Beziehung vermutet wird (LaFrance, 1979, zitiert nach Chartrand et al., 2005).
Menschen verwenden Imitation zu ihrem eigenen Vorteil. Obwohl Imitation automatisch und unbewusst abläuft, scheinen Menschen ein implizites Wissen über den Zusammenhang zwischen Nachahmung und Zugehörigkeit zu besitzen, welches schließlich zur Erfüllung
eines bestimmten Ziels führen kann. Personen imitieren also andere, um sie dazu zu bringen, sie zu mögen, obwohl sie sich dessen nicht bewusst sind. Folgendes Szenario: Zwei Fremde treffen sich zum ersten Mal. Zu Beginn herrscht kein Verhältnis zwischen den beiden. Es entwickelt sich jedoch das Ziel, eine Beziehung zu schaffen. Nun stellte sich die Frage, ob es häufiger zu Nachahmung kommt. Diese Hypothese konnte bestätigt werden. Erklärbar ist dies dadurch, dass höhere Zielsetzungen, vermutlich automatisch betreffende, teilweise unbewusste, Handlungsstrategien aktivieren (Aarts & Dijksterhuis, 2000, zitiert nach Chartrand et al., 2005). Solche Ziele können entweder chronisch, temporär, bewusst oder unbewusst sein und zu größerer Nachahmung führen. Im, von Lakin und Chartrand (2003, Experiment 1, zitiert nach Chartrand et al., 2005) durchgeführten Versuch wurde getestet, ob bewusste oder unbewusste temporäre Ziele eine Erhöhung der Imitation bewirken. Dieses Experiment bestand aus zwei Teilen, in denen die Versuchspersonen unbewusst durch Wörter wie „Freund“ oder „zusammen“ geprimt wurden (erster Teil – implizite Ziel Bedingung) und ihnen mitgeteilt wurde, dass sie eine Gedächtnisaufgabe lösen mussten (zweiter Teil). Der Kontrollgruppe und der expliziten Ziel Bedingung wurden jeweils neutrale Wörter vorgelesen. Die Versuchspersonen wurden aufgefordert ein Video anzuschauen, in dem eine Person im Nebenzimmer eine banale Bürotätigkeit durchführte (die Person war ein Mitarbeiter des Teams). Die Teilnehmer sollten sich ihr Verhalten und dessen Reihenfolge merken. Bei der expliziten Ziel Bedingung fügte der Versuchsleiter hinzu, dass die Versuchspersonen bald mit der Person im Video interagieren werden und das Ziel eine positive Zusammenarbeit ist. Später sahen alle Teilnehmer ein Video in dem der Mitarbeiter ununterbrochen sein Gesicht berührte. Hier wurden die Versuchspersonen selber gefilmt und es zeigte sich, dass Teilnehmer der expliziten und impliziten Bedingung ihr Gesicht häufiger rieben, als die Kontrollgruppe. Wesentlich ist, dass keine Unterschiede zwischen expliziter und impliziter Bedingung feststellbar waren, was bedeutet, dass der Bewusstseinsfaktor keine Rolle spielt. In einer weiteren Studie von Lakin et al. (2003, Experiment 2, zitiert nach Chartrand et al.,