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Leitfäden und Tipps
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Lernzettel für das Abitur Ethik GK 2019 Hessen, Mitschriften von Ethik

Art: Mitschriften

2019/2020

Hochgeladen am 15.07.2020

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Q1: Anthropologie
1.1 Anthropologische Grundpositionen
Darwin: Der Mensch als Produkt der Evolution
Mensch besitzt Ähnlichkeiten mit anderen Säugetieren
stammt von den Affen ab → Evolutionstheorie
Unterschied zu “niederen Tieren”: Fähigkeit, Handlungen zu bewerten und
nicht nach Instinkten zu handeln → “moralisches Wesen”
Der Mensch- ein Sozialwesen
Rolle = Art und Weise, wie jemand in der Gesellschaft bestehende
Erwartungen erfüllt
jede Person übernimmt ständig eine Rolle im Leben, welche entweder von
der Gesellschaft zugeschrieben oder freiwillig angenommen wurde
Schwierigkeit, aus einer gewohnten Rolle auszubrechen
Erfüllen von Erwartungen und Pflichten → Druck
manchmal Vorteile und Privilegien durch bestimmte “Ämter”
Rollen verändern sich im Laufe des Lebens
variieren in unterschiedlichen sozialen Situationen und Konstruktionen
Mensch muss sich mit seiner Rolle vertraut machen (wie ein Schauspieler),
startet als “rollenloses Wesen”
bewusstes Lernen, Beobachtung, Nachahmung, Indoktrination
Lehrer, Eltern, Vorgesetzte, Priester haben Einfluss auf Denkweisen eines
Menschen
Ziel: Vorbereitung auf ein Leben in der Gesellschaft, Erfüllung der Aufgaben
seiner Rolle
Mittel: Schule (effektiv, kostensparned)
Prozess der Sozialisierung = Entpersönlichung, keine Freiheit und
Individualität
sondern: Kontrolle und Allgemeinheit der sozialen Rolle
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Q1: Anthropologie

1.1 Anthropologische Grundpositionen

Darwin: Der Mensch als Produkt der Evolution

● Mensch besitzt Ähnlichkeiten mit anderen Säugetieren ● stammt von den Affen ab → Evolutionstheorie ● Unterschied zu “niederen Tieren”: Fähigkeit, Handlungen zu bewerten und nicht nach Instinkten zu handeln → “moralisches Wesen”

Der Mensch- ein Sozialwesen

● Rolle = Art und Weise, wie jemand in der Gesellschaft bestehende Erwartungen erfüllt ● jede Person übernimmt ständig eine Rolle im Leben, welche entweder von der Gesellschaft zugeschrieben oder freiwillig angenommen wurde ● Schwierigkeit, aus einer gewohnten Rolle auszubrechen ● Erfüllen von Erwartungen und Pflichten → Druck ● manchmal Vorteile und Privilegien durch bestimmte “Ämter” ● Rollen verändern sich im Laufe des Lebens ● variieren in unterschiedlichen sozialen Situationen und Konstruktionen ● Mensch muss sich mit seiner Rolle vertraut machen (wie ein Schauspieler), startet als “rollenloses Wesen” ○ bewusstes Lernen, Beobachtung, Nachahmung, Indoktrination ● Lehrer, Eltern, Vorgesetzte, Priester haben Einfluss auf Denkweisen eines Menschen ● Ziel: Vorbereitung auf ein Leben in der Gesellschaft, Erfüllung der Aufgaben seiner Rolle ● Mittel: Schule (effektiv, kostensparned) ○ Prozess der Sozialisierung = Entpersönlichung, keine Freiheit und Individualität ○ sondern: Kontrolle und Allgemeinheit der sozialen Rolle

Der Mensch- ein Gehirnwesen

Das soziale Gehirn

  1. Der Mensch ist durch seine inneren neurobiologischen Aspekte auf soziale Akzeptanz orientiertes Wesen.
  2. Soziale Ausgrenzung/Demütigung → ähneln körperlich zugefügten Schmerzen, werden mit Aggression oder Depression begegnet
  3. Menschen haben ein körperlich verankertes Gefühl der sozialen Fairness.

Descartes: “Leib-Seele-Problem”

Descartes unterscheidet zwischen a) res cognitas, der denkenden Substanz b) res extensa, der materiellen Substanz → Denken sei unteilbar, materielle DInge hingegen teilbar → in Ausführung über den Menschen wird der scharfe Bruch relativiert: Körper und Geist im Menschen zusammengeschlossen (Zirbeldrüse als Verbindungsglied)

vertritt die Position des Dualismus: weder Geist könne auf den Körper zurückgeführt werden, noch könne der Körper auf den Geist zurückgeführt werden

Psychoanalyse:

Krankheit des Ichs durch Überforderung bei der Vermittlung zwischen Über-Ich und Es → Ansprüche des Über-Ichs werden herabgesetzt (“erniedrigt”)

Drei Kränkungen nach Freud:

  1. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt des Weltalls, sondern nur ein winziger Teil des Universums.
  2. biologische Forschung: Abstammung des Menschen aus dem Tierreich/ animalische Natur
  3. moderne Psychologie: Unterbewusstsein ist bei der Steuerung unserer Handlungen beteiligt → Selbstliebe des Menschen verletzt, er ist doch kein höhergestelltes Wesen im Mittelpunkt der Welt

Nietzsche: Der Ursprung des schlechten Gewissens

● Triebe waren in der Wildnis zum Überleben notwendig ● animalische Hälfte des Menschen wird in der Zivilisation unterdrückt ● Kultur (friedliches Zusammenleben) → Entfremdung von menschlichen Trieben ● Mangel an äußeren Feinden → Triebe wenden sich nach innen, gegen uns selbst nach Beschuldigung ● “schlechtes Gewissen” als Krankheit

1.2. Bioethik und Medizinethik

Einführung

● Würdebegriff ist von großer Bedeutung, wenn es um Grenzsituationen geht, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen

● Bioethik fragt auch nach der belebten Natur: ○ Haben wir Pflichten gegenüber der Natur? ○ Hat nur der Mensch eine Würde?

Drei Teilbereiche

  1. Medizinische Ethik → Sterbehilfe, Abtreibung, Stammzellforschung ● Ab wann besteht eine Schützungswürdigkeit menschlichen Lebens? (Anfang des Lebens) ● Wie ist menschenwürdiges Sterben in unserer Gesellschaft möglich? (Ende des Lebens) ● Ab wann und inwiefern darf mit “Lebensmaterial” geforscht werden? (Manipulation des Lebens)

  2. Tierethik ● Wie kann man den Menschen vom Tier abgrenzen?

  3. Ökologische Ethik → Umgang des Menschen mit der Natur ● Gibt es einen verantwortlichen Umgang mit der Natur/Umwelt und wie könnte dieser aussehen?

MEDIZINETHIK

Vier Prinzipien der Medizinethik

● Respekt vor der Autonomie des Patienten ● Fürsorge und Hilfeleistung (Beratung, Gespräche, Infos) ● Nicht-Schaden (Nutzen von Therapien) ● Gleichheit und Gerechtigkeit (in Bezug auf Ressourcen, z.B. Medikamente, Vergabe von Organen)

● wenn keine Verfügung vorliegt: Arzt muss Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen Probleme: ● Schwierigkeiten bei der Deutung von typischen Formulierungen → zu große Interpretationsräume, eine präzisere Auflistung oft unpraktikabel ● Unsicherheit ärztlicher Prognose, Patienten können nicht voraussichtlich einschätzen, wie “lebenswert” ihr Leben sein wird ● Gefahr von Interessenskonflikten zwischen gesundem und kranken Patienten ○ i. d. R. jedoch keine Änderungen im Meinungsbild, Argument spricht nicht gegen Bindungskraft von Vorausverfügungen

Risiken: ● Ärzte müssen entscheiden, ob die Krankheit irreversibel sei ● dem Patienten beim Suizid helfen und sich strafbar machen VS Patientenwillen missachten und sich wegen Körperverletzung strafbar machen (z.B. Einführung einer Magensonde) ● finanzielles Interesse des Krankenhauses: Patienten bringen Geld und werden deshalb am Leben erhalten ● schlecht gepflegte Menschen fühlen sich überflüssig ( → Entsolidarisierung) ● Verfügung muss präzise sein (Zeit und Wille) ● wird Patientenwille ignoriert, so ist dies ein Verstoß gegen die Selbstbestimmung

Palliativmedizin (Michael Ridder)

=lindern der Schmerzen und Beschwerden, die mit der Krankheit einhergehen, nicht das Bekämpfen der Krankheit und der Ursachen selbst

Michael Ridder → Vorsitzender einer Stiftung für Palliativmedizin ● Meinung: organisierte/ kommerzialisierte Sterbehilfe darf nicht zugelassen werden ○ z.B. “Dignitas” → keine wahrhaftigen Ärzte, darf nicht in DE zugelassen werden ● alle Patienten haben ein Anrecht auf angemessene Hilfe ○ in den seltensten Fällen ist es die Sterbehilfe, doch dies unterliegt letztendlich der Entscheidung der Patienten ● Ridder möchte Patienten von ihrem Wert und ihrer Reichweite überzeugen ● Medizin der letzten 50 Jahre sorgte dafür, dass Menschen, die eines natürlichen Todes gestorben wären, weiterleben ○ z.B. Querschnittsgelähmte ○ neue Probleme: kein Aufbringen von Energie, Schicksalsschläge treffen sie hart → Menschen im Endstadium haben plausible Gründe aus dem Leben zu scheiden ● Problematik: Vorgehen/Umgang damit ○ Garantenpflicht (Arzt muss Wohnung des Patienten verlassen) ○ Zwangsgelder/Strafen und Kritik an Taten ● keine Normierung des Sterbeprozesses

● Recht auf Selbstbestimmung: Ärzte als Beratung, Patient verfügt über sein eigenes Leben ● kein Eingriff in den natürlichen Lebensweg, da ohnehin nur Todkranke die Sterbehilfe in Anspruch nehmen ● christliche Argumente dürfen in einem Staat voller unterschiedlicher Kulturen und Glaubensrichtungen nicht entscheidend sein

Pflegebedürftige fühlen sich gezwungen, diesen Weg zu gehen, um ihren Angehörigen und der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen ● Erinnerung an den Nationalsozialismus: “Euthanasie” und “Vernichtung unwerten Lebens” ● Gewissenskonflikt der Ärzte: Wunsch des PAtienten nach Tod VS Eid, das Leben zu retten ● anmaßend: Ärzte entscheiden, wie “wertvoll” ein Leben ist und wer “krank genug” ist, um zu sterben ● Verführbarkeit der Menschen, die sich zu einem unnötigen Sterbewunsch hinreisen (durch Medien oder Umfeld) ● Tabuisierung des Leides durch Forderung nach Sterbehilfe ● Palliativmedizin und Hospizbewegung → Alternativen, Schmerzen lassen sich vermeiden

Q2: Grundpositionen der Ethik

2.2 Utilitarismus- eine Folgenethik

Allgemein

● Jeremy Bentham begründete eine neue Richtung der Moralphilosophie ● Gegensatz zu Kant: Maßstab einer moralisch guten Handlung nicht anhand des guten Willens, sondern anhand ihres Nutzens (Utilität) bewertet → Handlungsfolgen ● Nutzen = Lustgewinn von einer Handlung betroffenen Person

➔ viele Ausdifferenzierungen innerhalb des Utilitarismus ➔ Grundprinzip: “Diejenige Handlung bzw Handlungsregel ist moralisch richtig, deren Folgen für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.”

Antiker Hedonismus (Aristripp)

● zwei Seelenzustände: Lust und Schmerz ● keine Lust kann über eine andere gestellt werden ● Menschen begehren Lust, meiden Schmerzen ● Ziel = einzelne Lust ● Glückseligkeit = Summer aller einzelnen Lustempfindungen (auch vergangene und zukünftige) ● Lust an sich ist ein begehrenswertes Ziel, die Glückseligkeit wir aufgrund der einzelnen Lustempfindungen begehrt ● Lust ist ein gut, selbst, wenn ihre Quelle schmutzig ist

Quantitativer Hedonismus (Bentham)

● Mensch wird von zwei Gebieten beherrscht: Leid und Freude ○ bestimmen, was wir sagen, denken, tun ○ setzen einen Maßstab für Richtig und Falsch ● “Prinzip der Nützlichkeit” (=”Prinzip des größten Glückes/ der Glückseligkeit”) ○ Glückseligkeit durch Vernunft und Recht erreichen ● Wörter “Glück” und “Glückseligkeit” verweisen besser auf Freude und Leid

○ beziehen Zahl der betroffenen Interessen mit ein

○ wichtig für die Überprüfung von angemessenem Verhalten

Qualitativer Hedonismus (J.S.Mill)

● Dinge sind wünschenswert, weil sie lustvoll sind oder Mittel zur Beförderung von Lust/ Vermeidung von Leid sind ○ Endzweck: Lust und Freisein von Unlust erreichen ● eine Freude kann qualitativ hochwertiger sein als eine andere Freude ○ der von der Mehrheit bevorzugten Freude wird größere Qualität zugeschrieben ○ ungeachtet aller moralischen Gründe ○ selbst, wenn bewusst ist, dass sie größere Unzufriedenheit verursacht ● Qualität vor Quantität ○ wenn gewünschte Freude gegen keine andere erfahrbare Freude ausgetauscht werden soll, so hat die gewünschte Freude eine höhere Qualität ● Unterscheidung zwischen niederen und höheren Freuden ○ höhere Freuden (Sittlichkeit, Kunst/Ästhetik, Wissenschaft) ○ niedere Freuden (Sexualität, Essen/Trinken) ● “höhere” Wesen (Menschen) sind schwieriger zufriedenzustellen, deshalb auch oft unglücklicher/unzufriedener als “niedere” Wesen (z.B. Schweine) ○ Menschen zögen höhere Freuden niederen vor, sofern sie beide kennen ○ laut Mill sei es besser “ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufriedenes Schwein” ● “niedere” Wesen wissen nichts von höheren Freuden, sehen nicht beide “Seiten” der Angelegenheit → einfacher zufriedenzustellen als Menschen

Handlungsutilitarismus

● unter unmittelbarer Heranziehung des Prinzips der Nützlichkeit

entscheiden

● Faustregeln können zwar nützlich sein, aber nicht entscheidend (“Die

Wahrheit zu sagen, dient im Allgemeinen dem größten allgemeinen

Wohl.”)

● entscheidend: ob es in diesem konkreten Fall dem größten Wohl dient,

die Wahrheit zu sagen oder nicht

○ es wäre falsch, der Regel zu folgen, wenn im vorliegenden Fall

Gründe für die Annahme bestehen, dass dem genannten Ziel mit

einer Lüge besser gedient ist

“Was wären die Folgen, wenn ich in diesem konkreten Fall so handle?”

Regelutilitarismus

● im Allgemeinen sollen konkrete moralische Entscheidungen im Einklang

mit einer Regel gefällt werden

● Regel sollen so gewählt werden, dass sie auf das größte Wohl

ausgerichtet sind

● nicht, welche Handlung am nützlichsten ist, sondern welche Regel

“Was wären die Folgen, wenn jeder in derartigen Fällen so handelte?”

Präferenzutilitarismus (Peter Singer)

● fokussiert sich nicht aufs Glücksempfinden, sondern fokussiert sich auf

die Wünsche und Ziele der betroffenen Personen → Interessen!

● über “Ich” und “Du” hinausgehen zu einem universalen Gesetz

○ Standpunkt eines unparteiischen/ idealen Betrachters

● aus dieser Haltung heraus Entscheidungen treffen

○ eigene Interessen zählen nicht mehr als andere, nur, weil es die

eigenen sind

● allen Interessen wird das gleiche Gewicht gegeben (was auch immer es

sein mag)

● “beste Konsequenzen” = das, was das Interesse der Betroffenen

fördert, nicht das was die Lust vermehrt und Unlust vermindert

Stärken des Utilitarismus

● Standpunkt ist nicht-transzendent

○ beruft sich nicht auf religiöse Überzeugungen oder auf das, was

außerhalb des menschlichen Lebens liegt

● oberstes Gut = Glück

○ vernünftige Zielsetzung, da das Streben nach Glück alle

Menschen trotz ihrer Unterschiede verbindet

● erfordert minimales Engagement

○ Mindestanforderung: Wünsche und Bedürfnisse anderer ebenso

wie die eigenen in Betracht ziehen

Geltung: situationsbezogen Geltung: universell, absolut

Beispiel: Lügen

Utilitaristen

Lügen kann je nach Situation dem

Allgemeinwohl dienen

-wenn die Lüge mehr Glück als Leid

für die Betroffenen verursacht, so ist

die Lüge erlaubt

-die Lüge ist jedoch untersagte,

wenn sie insgesamt mehr Leid

erzeugt

Kant

Lügen ist intrinsisch (in sich selbst)

schlecht und deshalb unter allen

Umständen verboten (universell)

-selbst, wenn die Lüge dazu führt,

dass Leid vermindert und Freude

gesteigert wird

2.3 Gefühlsethik Schopenhauers

● bildet scharfen Gegensatz zu kantischer Ethik (erscheint ihm zu rational, formal, nomativ)

Der Wille ● “Wille” = Urkraft, Wesen der Welt → grundloser Drang, Trieb zum Leben ○ Wurzel von Egoismus und Bosheit ○ Konkurrenzkampf der Lebewesen ● manifestiert sich im Überlebens- und Fortpflanzungstrieb der Menschen, aber auch im Anorganischen → Selbsterhaltung und Selbststeigerung ● Menschen besitzen keinen freien Willen, willkürliches “Wollen” entspringt dem angeborenen Charakter ○ Melancholie als Ausflucht → erkennen des zugrunde liegenden Willens (z.B. intensiver Kunstgenuss) ● Wille ist ein einheitsstiftendes Prinzip, da kein wesentlicher Unterschied zwischen Mensch und Tier gemacht wird → schließt Tierschutz ein ○ Verstand (unmittelbares Urteilen über das Angeschaute) ist allen Tieren gemein ○ Vernunft (begriffliches Denken) lässt den Menschen herausragen → Vernunftvermögen skeptischer betrachtet als Kant → Primat des Willens

Pessimismus und Erlösung ● Pessimismus → Welt ist durch und durch schlecht (“Jammertal”), Wille wird durch nichts befriedigt, Glück ist eine Illusion ● Streben als Mangel und Unzufriedenheit = Leiden; keine Befriedigung dauert lange genug an ● Leid durch Konkurrenzkampf, jeder Jäger ist zugleich Beute, Menschen am Ende der Kette machen Gebrauch von der Natur → Konkurrenz unter Menschen ● Tod ist besser als das Leben → keine Aufforderung zum Suizid, da metaphysischer Wille eine neue Form finden kann ● stattdessen: Askese, Erkenntnis der Einheit aller Wesen, Kunst, Musik, Moral → schmerzvolles Dasein überwinden

Ästhetik ● Kunst erreicht in der Weltverneinung ihren Höhepunkt ● Wille und Leid aufheben und ins Nirwana (Zustand des “Nichtseins”) gelangen

Q3: Recht und Gerechtigkeit

3.1. Menschenwürde und Menschenrechte

Legal, illegal, legitim: ziviler Ungehorsam

● ziviler Ungehorsam (z.B. Blockaden) oft legitim, wenn auch illegal ○ auf friedliche Weise gegen Unrecht auflehnen ist wichtig ● Problematik: positiver Wortklang vertuscht (oftmals) gewaltsames Vorgehen von Demonstranten ○ Anklang von “Zivilcourage” ○ Gewaltanwendung wird als “edel” angesehen ● Blockaden sind rechtlich gesehen Straftaten ○ Demonstranten glauben, etwas rechtlich erlaubtes und moralisch gebotenes zu tun ● Polizisten und Justiz werden als Feinde dargestellt, da sie einschreiten ● Schädigung von Menschen (deren Eigentum), die nicht die Täter/Verantwortlichen sind

Gustav Radbruch: Wann wird Recht zu Unrecht?

● Jurist muss positivem Recht folgen → Gesetze ● alle Gesetze, die die Macht haben, sich durchzusetzen, gelten ○ Wehrlosigkeit gegenüber verbrecherischen, grausamen Gesetzen ● Recht = Wille zur Gerechtigkeit ● Gerechtigkeit = Gleichbehandlung aller, Richten am gleichen Maß ● Gesetzen, die Willen zur Gerechtigkeit verleugnen und willkürlich sind, muss vom Juristen der Rechtscharakter abgesprochen werden ○ fehlende Geltung, Volk soll Gehorsam verweigern

Ernst Tugendhat: Rache statt Recht?

→ 1996: Bundesverfassungsgericht urteilt über Verurteilung der Grenzsoldaten der DDR, die auf Flüchtlinge schossen, obwohl nach DDR Gesetz erlaubt war → BVG sieht Verurteilung als rechtens, da das Grenzgesetz “gegen die Gerechtigkeit und die internat. Menschenrechte verstöße” → Tugendhat lehnt dies ab

● lehnt die Existenz eines Naturrechts ab ● klare Trennung zwischen Moral und Recht

● Anstreben eines Rechts, das unseren moralischen Vorstellungen entspricht ○ dazu gehört auch der Schutz möglicher Täter ● “Keine Strafe ohne Gesetz” → Diesen Satz in Frage zu stellen, bedeutet in Willkür zu verfallen. ● Tötungsverbot = moralischer Satz (kein Rechtssatz!) ● an Strafrechtsordnung des Staates gebunden, nicht universal (auch, wenn die moralische Überzeugung als universal gesehen werden kann ● in einer moralisch unmöglichen Ordnung moralisch unmögliches Handeln → darf nur moralisch, nicht rechtlich verurteilt werden ● Wunsch zu bestrafen = Ausdruck des Rachedenkens

Schuld und Schuldgefühle

● Schuldgefühle wurzeln nicht in bösen Taten, sondern im Bewertungsprozess unserer eigenen Taten ● Voraussetzung der Schuld: Schuldige muss Möglichkeit gehabt haben, die Tat als schlecht zu definieren und sie zu unterlassen ● stammt aus der Freiheit des Handelns und Entscheidens → Vorwurf, etwas, wogegen man sich entschieden hat, vernachlässigt zu haben ● Schuldgefühle verknüpft mit der Angst vor Entdeckung ○ kriminelle Schuld: Gesetze ○ moralische Schuld: Beschämung durch Andere ● Akzeptanz der Konsequenz seines Handelns ○ Schuldgefühle innere Repräsentanz der Konsequenzen ● einige haben ein sehr starkes Gewissen (auch bei Nichtigkeiten), anderen fehlt es an einem Gewissen trotz echter Straftaten ○ müssen Empathie und Voraussicht erlernen

Uwe Wesel: Schuld im Strafrecht

● deutsche Juristen prüfen anhand dreier Kriterien: ○ Tatbestandsmäßigkeit ( → Tatbestand im Strafgesetz) ○ Rechtswidrigkeit (= objektive Rechtswidrigkeit) ○ Schuld (= subjektive Rechtswidrigkeit) ● subjektive Schuld kann zu Ausnahmen führen ○ Schuldfähigkeit fehlt bei Geisteskranken, Strafunmündigen (unter 14) ○ Verbotsirrtum: hat kein Einsicht in das Unrecht, deshalb ohne Schuld ○ entschuldigender Notfall: rechtswidrige Tat aufgrund von einer Gefahr für Leben, Leib und Freiheit → zu unterscheiden von Notwehr, die schon als Tatbestand nicht rechtswidrig ist