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Leseprobe Geschichte der O Pauline Reage.pdf, Mitschriften von Geschichte

O spürte nichts mehr, nur das Halsband, die Armreifen und die Kette, ihr Körper trieb dem Nichts entgegen, sie war dem Verstehen nahe. Sie schlief ein. In den ...

Art: Mitschriften

2021/2022

Hochgeladen am 27.06.2022

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Pauline Reage
Die Geschichte der 'O'
I. Die Liebenden von Roissy
Ihr Geliebter führt O eines Tages in einem Stadtviertel spazieren,
das sie sonst nie betreten, im Parc Monsouris im Parc Monceau.
An der Ecke des Parks, einer Straßenkreuzung, wo niemals
Taxis stehen, sehen sie, nachdem sie im Park spazierenge-
gangen und Seite an Seite am Rand einer Rasenfläche ge-
sessen waren, einen Wagen mit Zähluhr, der einem Taxi
gleicht.
"Steig ein", sagt er.
Sie steigt ein. Der Abend ist nicht mehr fern, und es ist
Herbst.
Sie ist gekleidet wie immer. Schuhe mit hohen Absätzen,
ein Kostüm mit Plisseerock, Seidenbluse, keinen Hut.
Aber lange Handschuhe, die über die Ärmel des Kostüms ge-
zogen sind, und sie trägt in ihrer ledernen Handtasche
ihre Papiere, Puder und Lippenstift. Das Taxi fährt ge-
räuschlos an, ohne daß der Mann etwas zum Chauffeur gesagt
hätte. Er schließt die Schiebevorhänge rechts und links an
den Scheiben und hinten am Rückfenster.
Sie hat ihre Handschuhe ausgezogen, weil sie glaubt, er
wolle sie küssen oder sie solle ihn streicheln. Aber er
sagt: "Du kannst dich nicht rühren, gib deine Tasche her."
Sie gibt die Tasche, er legt sie außerhalb ihrer Reich-
weite und fährt fort: "Und du hast zu viel an. Mach die
Strumpfhalter auf, rolle deine Strümpfe bis zum Knie; hier
hast du Strumpfbänder."
Es geht nicht ganz leicht, das Taxi fährt schneller, und
sie fürchtet, der Chauffeur könne sich umdrehen.
Schließlich sind die Strümpfe gerollt, und es stört sie,
die Beine nackt und frei unter der Seide ihres Hemds zu
spüren. Außerdem rutschen die ausgehakten Strumpfhalter
hoch. "Nimm den Gürtel ab, sagt er, und zieh den Slip
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Pauline Reage

Die Geschichte der 'O'

I. Die Liebenden von Roissy

Ihr Geliebter führt O eines Tages in einem Stadtviertel spazieren, das sie sonst nie betreten, im Parc Monsouris im Parc Monceau.

An der Ecke des Parks, einer Straßenkreuzung, wo niemals Taxis stehen, sehen sie, nachdem sie im Park spazierenge- gangen und Seite an Seite am Rand einer Rasenfläche ge- sessen waren, einen Wagen mit Zähluhr, der einem Taxi gleicht.

"Steig ein", sagt er.

Sie steigt ein. Der Abend ist nicht mehr fern, und es ist Herbst.

Sie ist gekleidet wie immer. Schuhe mit hohen Absätzen, ein Kostüm mit Plisseerock, Seidenbluse, keinen Hut.

Aber lange Handschuhe, die über die Ärmel des Kostüms ge- zogen sind, und sie trägt in ihrer ledernen Handtasche ihre Papiere, Puder und Lippenstift. Das Taxi fährt ge- räuschlos an, ohne daß der Mann etwas zum Chauffeur gesagt hätte. Er schließt die Schiebevorhänge rechts und links an den Scheiben und hinten am Rückfenster.

Sie hat ihre Handschuhe ausgezogen, weil sie glaubt, er wolle sie küssen oder sie solle ihn streicheln. Aber er sagt: "Du kannst dich nicht rühren, gib deine Tasche her."

Sie gibt die Tasche, er legt sie außerhalb ihrer Reich- weite und fährt fort: "Und du hast zu viel an. Mach die Strumpfhalter auf, rolle deine Strümpfe bis zum Knie; hier hast du Strumpfbänder."

Es geht nicht ganz leicht, das Taxi fährt schneller, und sie fürchtet, der Chauffeur könne sich umdrehen.

Schließlich sind die Strümpfe gerollt, und es stört sie, die Beine nackt und frei unter der Seide ihres Hemds zu spüren. Außerdem rutschen die ausgehakten Strumpfhalter hoch. "Nimm den Gürtel ab, sagt er, und zieh den Slip

aus."

Das geht einfach, man braucht nur mit den Händen hinter die Hüften fassen und sich ein bißchen hochstemmen. Er nimmt ihr Gürtel und Slip aus der Hand, legt sie in die Tasche und sagt dann: "Du darfst dich nicht auf dein Hemd und auf den Rock setzen, du mußt beides hochziehen und dich direkt auf die Bank setzen."

Die Bank ist mit Kunstleder bezogen, es ist glitschig und kalt, man schaudert, wenn man es an den Schenkeln spürt. Dann befiehlt er ihr: "Zieh jetzt deine Handschuhe wieder an"

Das Taxi fährt noch immer, und sie wagt nicht zu fragen, warum Ren‚ sich nicht rührt und nichts mehr sagt, noch was es für ihn bedeuten kann, daß sie reglos und stumm, so entblößt und so ausgesetzt, so wohl behandschuht in einem schwarzen Wagen sitzt und nicht weiß, wohin sie fährt.

Er hat ihr nichts befohlen und nichts verboten, doch sie wagt weder die Beine überzuschlagen noch die Knie zu schließen. Sie hat die beiden behandschuhten Hände rechts und links auf den Sitz gestützt.

"Voila", sagt er plötzlich.

Voila: Das Taxi hält in einer schönen Allee unter einem Baum, es sind Platanen vor einem kleinen Palais, ähnlich dem kleinen Palais am Faubourg Saint-Germain, das man zwischen Hof und Garten mehr ahnt als sieht. Die Straßen- laternen sind ein Stück entfernt, es ist dunkel im Wagen, und draußen regnet es.

"Halt still", sagt Ren‚. "Halt ganz still.

Er streckt die Hand nach dem Kragen ihrer Bluse aus, öff- net die Schleife, dann die Knöpfe. Sie beugt den Oberkör- per ein wenig vor, sie glaubt, er wolle ihre Brüste streicheln.

Nein. Er tastet nur, faßt und durchschneidet mit einem Taschenmesser die Träger des Büstenhalters und zieht ihn ihr aus. Unter der Bluse, die er wieder geschlossen hat, sind jetzt ihre Brüste frei und nackt, wie ihr Leib nackt und frei ist von Taille bis zu den Knien.

"Hör zu", sagt er. "Es ist soweit. Ich lasse dich jetzt allein. Du steigst aus und klingelst an der Tür. Du folgst der Person, die dir öffnet, du tust alles, was man von dir verlangt. Wenn du nicht sofort hineingehst, wird man dich

baden und schminken werde.

Sie wurde also entkleidet und ihre Kleider wurden in einem der Wandschränke verwahrt.

Sie durfte sich nicht allein baden, sie wurde frisiert wie beim Friseur, indem man sie in einem dieser großen Sessel Platz nehmen ließ, die beim Kopfwaschen nach hinten gekippt und wieder gerade gestellt werden, wenn man, nach dem Einlegen, unter der Trockenhaube sitzt. Das dauert immer mindestens eine Stunde.

Es hat tatsächlich über eine Stunde gedauert, sie war nackt auf diesem Stuhl gesessen, und man verbot ihr, die Beine überzuschlagen oder die Knie zu schließen.

Und da sie vor einem großen Spiegel saß, der die Wandflä- che von oben bis unten bedeckte und von keiner Konsole unterbrochen wurde, sah sie sich, weit klaffend, so oft ihr Blick den Spiegel traf.

Als sie fertig geschminkt war, die Lider leicht umschat- tet, den Mund sehr rot, Spitze und Hof der Brüste rosig, den Rand der Schamlippen rötlich, den Flaum der Achsel- höhlen und des Schoßes, die Furche zwischen den Schenkeln und die Furche unter den Brüsten und die Handflächen lange mit Parfum bestäubt, wurde sie in einen Raum geführt, wo ein dreiteiliger Spiegel und ein vierter Spiegel an der Wand dafür sorgten, daß sie sich genau sehen konnte.

Sie wurde angewiesen, sich auf den Puff in der Mitte zwi- schen den Spiegeln zu setzen und zu warten. Der Puff war mit schwarzem Pelz bezogen, der sie ein bißchen stach, und der Teppich war schwarz, die Wände rot.

Sie hatte rote Pantöffelchen an den Füßen. An einer Wand des kleinen Boudoirs war ein großes Fenster, das auf einen schönen dunklen Park hinausging. Es hatte zu regnen aufgehört, die Bäume bewegten sich im Wind, der Mond lief hoch oben zwischen den Wolken hin.

Ich weiß nicht, wie lange sie in dem roten Boudoir gewar- tet hat, auch nicht, ob sie wirklich allein war, wie sie annahm, oder ob jemand sie durch eine verborgene ™ffnung in der Wand beobachtete. Dagegen weiß ich, daß eine der beiden Frauen, als sie wiederkamen, ein Maßband trug, die andere ein Körbchen.

Ein Mann begleitete sie; er trug ein langes violettes Ge- wand mit Ärmeln, die oben weit und am Handgelenk eng wa- ren, das Gewand öffnete sich beim Gehen von der Taille an.

Man sah, daß er darunter eine Art anliegender Strumpfhosen trug, die Beine und Schenkel bedeckten, das Geschlecht jedoch freiließen.

Dieses Geschlecht sah O als erstes beim ersten Schritt des Mannes, dann die Peitsche aus Lederschnüren, die im Gürtel steckte, dann, daß der Mann eine schwarze Kapuze übers Gesicht gezogen hatte - ein Netz aus schwarzem Tüll verbarg sogar die Augen, und schließlich, daß er auch Handschuhe trug, ebenfalls schwarz und aus feinem Ziegen- leder.

Er sagte ihr, sie solle sitzenbleiben, dutzte sie dabei, und befahl den Frauen, sich zu beeilen.

Die mit dem Zentimeterband nahm nun von O's Hals und Ge- lenken die Masse, die zwar klein, aber doch gängig waren.

Es war leicht, in dem Korb, den die andere Frau trug, ein passendes Halsband und Armreifen zu finden. Sie waren folgendermaßen gearbeitet: aus mehreren Lederschichten jede Schicht sehr dünn, das Ganze nicht mehr als einen Finger dick, mit einem Schnappverschluß, der automatisch einklickte wie ein Vorhängeschloß, wenn man ihn zumachte, und nur mit einem kleinen Schlüssel wieder zu öffnen war.

An der dem Verschluß genau gegenüberliegenden Stelle, in der Mitte der Lederschichten und beinah ohne Spiel, war ein Metallring angebracht, der es erlaubte, das Armband irgendwo zu befestigen, wenn man das wollte, denn es schloß, wenn es auch gerade so viel Spielraum gab, um keine Verletzung zu bewirken, zu eng am Gelenk an, und das Halsband zu eng um den Hals, als daß man einen noch so dünnen Riemen hätte durchziehen können. Man befestigte nun Halsband und Armreifen an Hals und Gelenken, dann befahl der Mann ihr, aufzustehen.

Er setzte sich auf Ihren Platz auf den Pelzpuff und zog sie zwischen seine Knie, ließ die behandschuhte Hand zwi- schen Ihre Schenkel und über ihre Brüste gleiten und er- klärte ihr, daß sie noch an diesem Abend vorgeführt werden solle, nach dem Essen, das sie allein einnehmen werde.

Sie nahm es wirklich allein ein, noch immer nackt, in ei- ner Art Kabine, in die eine unsichtbare Hand ihr die Speisen durch einen Schalter zuschob.

Nach dem Essen kamen die beiden Frauen und holten sie ab.

Im Boudoir schlossen sie gemeinsam die beiden Ringe ihrer Armreifen hinter ihrem Rücken zusammen, legten ihr einen

"Sie haben sie nie angebunden ?" - "Nein, nie." - "Auch nicht gepeitscht?" - "Auch das nie. Sie wissen ja..." Diese Antworten kamen von ihrem Geliebten. "Ich weiß", sagte die andere Stimme, "wenn man sie nur gelegentlich anbindet, wenn man sie nur ein bißchen peitscht, könnte sie Geschmack daran finden, und das wäre falsch. Man muß über den Punkt hinaus gehen, wo es ihr Spaß macht, man muß sie zum Weinen bringen."

Einer der Männer befahl O jetzt, aufzustehen, er wollte gerade ihre Hände losbinden, zweifellos, damit man sie an einen Pfosten oder eine Mauer fesseln könnte, als ein an- derer protestierte, er wolle sie zuerst nehmen und zwar sofort - so daß man sie wieder niederknien ließ, aber diesmal mußte sie, noch immer mit den Händen auf dem Rük- ken, den Oberkörper auf den Puff legen und die Hüften hochrecken.

Der Mann packte mit beiden Händen ihre Hüften und drang in Ihren Leib ein. Er überließ seinen Platz einem zweiten. Der dritte wollte sich an der engsten Stelle einen Weg bahnen und ging so brutal vor, daß sie aufschrie.

Als er von ihr abließ, glitt sie, stöhnend und tränennaß unter ihrer Augenbinde, zu Boden: nur um zu spüren, daß Kniee sich gegen ihr Gesicht preßten und auch ihr Mund nicht verschont würde.

Schließlich blieb sie, hilflos auf dem Rücken, in ihrem Purpurmantel vor dem Feuer liegen. Sie hörte, wie Gläser gefüllt und ausgetrunken, wie Sessel gerückt wurden. Im Kamin wurde Holz nachgelegt. Plötzlich nahm man ihr die Augenbinde ab.

Der große Raum mit den Büchern an den Wänden war schwach erleuchtet durch eine Lampe auf einer Konsole und durch den Schein des Feuers, das wieder aufflammte. Zwei Männer standen und rauchten. Ein dritter saß, eine Peitsche auf den Knien, und der vierte, der sich über sie beugte und ihre Brust streichelte, war ihr Geliebter.

Aber alle vier hatten sie genommen und sie hatte ihn nicht von den anderen unterscheiden können.

Man erklärte ihr, daß es immer so sein werde, so lange sie sich im Schloß aufhalte, daß sie die Gesichter der Männer nicht sehen werde, die sie vergewaltigen oder foltern würden, niemals jedoch bei Nacht, und daß sie niemals wissen werde, wer ihr das Schlimmste angetan hatte.

Desgleichen wenn sie gepeitscht würde, nur wolle man dann, daß sie sehen könne, wie sie gepeitscht wurde, daß sie also zum ersten Mal keine Augenbinde tragen werde, daß die Männer dagegen ihre Masken anlegen würden und sie sie nicht unterscheiden könne.

Ihr Geliebter hatte sie aufgehoben und in ihrem roten Um- hang auf die Armlehne eines Sessels an der Kaminecke ge- setzt, damit sie hören sollte, was man ihr zu sagen hatte und sehen sollte, was man ihr zeigen wollte. Sie hatte noch immer die Hände auf dem Rücken.

Man zeigte ihr den Reitstock, der schwarz war, Lang und dünn, aus feinem Bambus, mit Leder bezogen, wie man sie in den Auslagen der großen Ledergeschäfte sieht; die Le- derpeitsche, die der erste der Männer, den sie gesehen hatte, im Gürtel trug, sie war lang, bestand aus sechs Riemen mit je einem Knoten am Ende, dann eine dritte Peit- sche aus sehr dünnen Schnüren, die an den Enden mehrere Knoten trugen und ganz steif waren, als hätte man sie in Wasser eingeweicht, was auch der Fall war, wie sie fest- stellen konnte, denn man berührte damit ihren Schoß und spreizte ihre Schenkel, damit Sie besser fühlen könne, wir feucht und kalt die Schnüre sich auf der zarten Haut der Innenseite anfühlten.

Blieben noch auf der Konsole stählerne Ketten und Schlüs- sel. An einer Wand der Bibliothek lief in halber Höhe eine Galerie, die von zwei Säulen getragen wurde. In eine Säule war ein Haken eingelassen, in einer Höhe, die ein Mann auf Zehenspitzen mit gestrecktem Arm erreichen konnte.

Man sagte O, die ihr Geliebter in die Arme genommen hatte, eine Hand unter ihren Schultern und die andere, die sie verbrannte, zwischen ihren Schenkeln, um sie zum Nachgeben zu zwingen, man sagte ihr, daß man ihre gefesselten Hände nur löse, um sie sogleich, mittels der Armreifen und einer der Stahlketten, an diesen Pfeiler zu binden.

Daß aber nur die Hände über ihrem Kopf festgehalten wür- den, sie sich aber sonst frei bewegen könne und die Schläge kommen sähe. Daß man im allgemeinen nur Hüften und Schenkel peitsche, also von der Taille bis zu den Knien, genauso, wie sie im Wagen, der sie hierher gebracht hatte, vorbereitet worden sei, als sie sich nackt hatte auf die Bank setzen müssen. Daß jedoch einer der vier anwesenden Männer vielleicht Lust haben werde, ihre Schenkel mit dem Reitstock zu zeichnen, was schöne, lange und tiefe Striemen gebe, die man lange sehen werde.

Es werde ihr nicht alles zugleich angetan werden, sie

Tatsächlich war er derjenige, der als erster bemerkte, daß die Lederpeitsche, unter der sie zuerst gestöhnt hatte, sie weit weniger zeichnete, als die eingeweichte Schnur der neunschwänzigen Katze und der Reitstock, und daher erlaube, die Qual zu verlängern und mehrmals von neuem anzufangen, fast unverzüglich, wenn man Lust dazu hatte.

Er bestand darauf, daß man nur noch diese Peitsche ver- wendete.

Verführt von diesem hingereckten Hinterteil, das sich un- ter den Schlägen wand und sich in dem Bemühen, ihnen aus- zuweichen, nur umso mehr aussetzte, verlangte nun derje- nige der Vier, der an den Frauen nur das liebte, was sie mit den Männern gemeinsam haben, daß man ihm zuliebe eine Pause einlegen solle, und er teilte die beiden Hälften, die unter seinen Händen brannten, und drang nicht ohne Mühe ein, wobei er die šberlegung anstellte, daß man diese Pforte leichter zugänglich machen müsse.

Man kam überein, daß das zu machen sei und daß man ent- sprechende Maßnahmen ergreifen werde.

Als man die junge Frau, die unter ihrem roten Mantel baumelte und beinah ohnmächtig war, schließlich losband, sollte sie, eh sie in die ihr zugewiesene Zelle geführt würde, im einzelnen die Regeln hören, die sie während ihres Aufenthaltes im Schloß und auch noch nach ihrer Rückkehr ins alltägliche Leben ( was übrigens nicht die Rückkehr in die Freiheit bedeutete ) befolgen müßte; man setzte sie in einen großen Sessel am Feuer und klingelte.

Die beiden jungen Frauen, die sie empfangen hatten, brachten die Kleidung für ihren Aufenthalt und die Dinge, die sie allen kenntlich machen würden, die schon vor ihrer Ankunft Gäste des Schlosses gewesen waren oder es nach ihrem Weggang sein würden. Das Kostüm war dem der beiden Frauen ähnlich: über einem fischbeinverstärkten und in der Taille rigoros geschnürten Mieder und über einem gestärkten Batistunterrock ein langes Gewand mit weitem Rock und einem Oberteil, das die Brüste, die das Korsett hochschob, fast freiließ, kaum mit Spitzen verhüllte.

Der Unterrock war weiß, Mieder und Kleid aus meergrüner Seide, die Spitzen wieder weiß.

Als O angekleidet war und wieder im Sessel am Feuer saß, noch blasser durch das blasse Grün, gingen die beiden Frauen, die kein Wort gesprochen hatten. Einer der vier Männer packte die eine im Vorbeigehen, bedeutete der an-

deren, zu warten, führte die erste zu O hin, ließ sie sich umdrehen, umfaßte mit einer Hand ihre Taille und hob ihr mit der anderen die Röcke hoch, um O zu zeigen, so sagte er, warum sie dieses Kostüm trugen und wie gut es durchdacht sei. Er fügte hinzu, man könne diesen Rock mittels eines einfachen Gürtels so hoch schürzen, wie man wolle, wodurch mühelos zugänglich wurde, was man auf diese Weise entblößte.

Außerdem lasse man die Frauen häufig im Schloß oder im Park so hochgeschürzt herumgehen oder mit vorn, ebenfalls bis zur Taille, hochgerafften Röcken.

Man ließ O von der jungen Frau zeigen, wie sie ihren Rock befestigen müsse: mehrmals aufgerollt (wie eine Haar- strähne auf einem Lockenwickler), in einen engen Gürtel gesteckt, genau vorn in der Mitte, wenn der Leib entblößt werden sollte, oder genau in der Mitte des Rückens, um die Lenden zu entblößen.

Im einen wie im anderen Fall fielen Unterrock und Rock in Kaskaden reicher Schrägfalten von der Mitte zu Boden.

Wie O hatte die junge Frau frische Striemen quer über die Lenden. Sie ging hinaus. Danach bekam O folgende Ansprache zu hören:

"Sie stehen hier ganz im Dienst Ihrer Gebieter.

Tagsüber verrichten Sie die Pflichten, die ihnen aufge- tragen werden, Hausarbeiten wie Bücher abstauben oder ordnen oder Blumen arrangieren oder bei Tisch aufwarten. Keine schwereren Arbeiten. Aber Sie werden stets aufs er- ste Wort, auf das erste Zeichen hin jede Tätigkeit unter- brechen, um Ihren einzigen wirklichen Zweck zu erfüllen, nämlich uns zu Willen zu sein.

Ihre Hände gehören ihnen nicht, auch nicht Ihre Brüste, vor allem nicht irgendein Zugang ihres Körpers, wir können sie nach Belieben visitieren und in sie eindringen. Als ein Zeichen, das ihnen ständig gegenwärtig machen soll, oder doch so gegenwärtig wie möglich, daß Sie kein Recht mehr haben, sich zu entziehen, werden Sie in unserer Gegenwart niemals völlig die Lippen schließen, noch die Beine kreuzen oder die Knie zusammenpressen. ( Sie haben ja gesehen, daß ihnen dies sogleich nach Ihrer Ankunft verboten wurde ). Was für uns wie für Sie bedeutet, daß Ihr Mund, Ihr Schoß und Ihre Lenden uns offen stehen. Sie werden vor uns niemals Ihre Brüste berühren: sie sind durch das Korsett herausgedrängt, damit sie uns gehören.

weniger unbeweglich auf Ihrem Bett festhalten soll, ist die Absicht weit weniger, Ihnen Schmerz zuzufügen, Sie zum Schreien oder Weinen zu bringen, als vielmehr, Sie durch diese Schmerzen fühlen zu lassen, daß Sie unter Zwang stehen, daß Sie ganz und gar fremdem Willen unterworfen sind.

Wenn Sie von hier weggehen, werden Sie einen Eisenring am Goldfinger tragen, der Sie kenntlich macht: Sie werden dann gelernt haben, denen gehorchen, die das gleiche Zei- chen tragen - und die bei seinem Anblick wissen werden, daß Sie unter Ihrem Rock nackt sind, wie korrekt und un- auffällig ihre Kleidung auch sein mag, und daß Sie es um ihretwillen sind.

Wer Sie ungefügig finden wird, wird Sie hierher zurück- bringen. Sie werden jetzt in Ihre Zelle geführt."

Während diese Worte an O gerichtet wurden, standen die beiden Frauen, die sie angekleidet hatten, rechts und links des Pfostens, an dem sie gepeitscht worden war, je- doch ohne ihn zu berühren ( als hätten sie Angst davor oder als hätte man es ihnen verboten, und das stimmte wohl ), als der Mann geendet hatte, näherten sie sich O, die begriff, daß sie aufstehen und ihnen folgen sollte.

Sie stand also auf, raffte ihre Röcke, um nicht zu stol- pern, denn sie war an lange Kleider nicht gewöhnt und fühlte sich nicht sicher auf den Pantöffelchen mit den überhöhten Sohlen und den sehr hohen Absätzen, die nur von einem dicken Seidenband vom gleichen Grün wie ihr Kleid am Fuß gehalten wurden.

Als sie sich bückte, wandte sie den Kopf.

Die Frauen warteten, die Männer beachteten sie nicht mehr. Ihr Geliebter saß auf den Boden an den Puff gelehnt, über den man sie zu Beginn des Abends geworfen hatte, mit hochgezogenen Knien und auf die Knie gelegten Ellbogen, und spielte mit der Lederpeitsche.

Beim ersten Schritt, den sie auf die Frauen zutat, streifte ihn ihr Rock. Er hob den Kopf und lächelte ihr zu, rief ihren Namen und stand ebenfalls auf.

Er strich ihr sanft übers Haar, glättete ihr mit den Fin- gerspitzen die Brauen, küßte zart ihre Lippen. Ganz laut sagte er ihr, daß er sie liebe.

O zitterte heftig und hörte mit Schrecken, daß sie erwi- derte: "Ich liebe dich" - und spürte mit Schrecken, daß

es wahr war. Er zog sie an sich, sagte mon cheri, mon coeur cheri, küßte ihren Hals und den Ansatz der Wange, sie hatte ihren Kopf auf die Schulter sinken lassen, die das violette Gewand bedeckte.

Er wiederholte, diesmal ganz leise, daß er sie liebe und sagte, ebenfalls ganz leise: "Knie nieder, streichle mich und küsse mich." - Er schob sie weg, winkte den beiden Frauen, beiseite zu treten, damit er sich an die Konsole lehnen könne.

Er war groß, und die Konsole war nicht sehr hoch, so daß seine langen Beine, in Strumpfhosen vom gleichen Violett wie sein Hausmantel, leicht gebeugt waren. Der offene Mantel spannte sich darunter wie ein Vorhang und das Ge- schlecht mit seinem hellen Vlies wurde vom Sims der Kon- sole hochgestützt. Die drei Männer traten näher.

O kniete auf dem Teppich, ihr grüner Rock umgab sie wie eine Blütenkrone. Das Korsett schnürte sie ein, die Brü- ste, deren Spitzen man sah, waren mit den Knien ihres Ge- liebten auf gleicher Höhe.

Mehr Licht, sagte einer der Männer.

Als man den Strahl der Lampe so gerichtet hatte, daß er grell auf Ren‚s Geschlecht fiel und auf das Gesicht seiner Geliebten, das dicht davor war, und auf ihre Hände, die ihn von unten streichelten, befahl Ren‚ plötzlich:

"Sage immer wieder: Ich liebe Sie."

O sagte: "Ich liebe Sie" in solcher Verzückung, daß ihre Lippen kaum wagten, die Spitze des Glieds' zu berühren, die noch von ihrer zarten fleischigen Hülle bedeckt war.

Die drei rauchenden Männer kommentierten O's Gesten, die Bewegung ihres Mundes, der sich um Ren‚s Geschlecht ge- schlossen hatte und es festhielt, an ihm auf und abglitt, ihr aufgelöstes Gesicht, das Tränen überströmten, sooft das mächtige Glied auf den Grund ihrer Kehle stieß und dabei die Zunge zurückdrängte, sie würgte. Schon fast ge- knebelt durch das harte Fleisch, das ihren Mund füllte, murmelte sie noch immer: "Ich liebe Sie."

Die eine der beiden Frauen hatte sich rechts, die andere links von Ren‚ gestellt, der sich mit den Armen auf ihre Schultern stützte. O hörte die Kommentare der Zuschauer, aber sie wollte nur die Seufzer ihres Geliebten hören, konzentrierte sich ganz darauf, ihn zu liebkosen, mit un- endlichem Respekt, mit unendlicher Behutsamkeit.

Frauen eintreten mit den Worten: "Ich schließe wieder ab, ihr läutet, wenn ihr fertig seid."

Die Zelle war winzig und bestand genau gesagt aus zwei Räumen. Nachdem die Tür zum Korridor wieder geschlossen war, stand man in einem Vorraum, der zur eigentlichen Zelle führte; an der gleichen Wand ging vom Schlafraum eine zweite Tür ins Badezimmer. Den Türen gegenüber war ein Fenster, ganz an der linken Wand, zwischen den Türen und dem Fenster, stand das Kopfende eines grossen, qua- dratischen, sehr niedrigen Bettes, das mit Pelzwerk be- deckt war.

Kein weiteres Möbelstück, kein Spiegel. Die Wände waren blutrot, der Teppich schwarz. Andre wies O darauf hin, daß das Bett weniger ein Bett war, als vielmehr eine ge- polsterte Plattform, und der schwarze, langhaarige Be- zugsstoff eine Pelzimitation.

Das Kopfkissen, flach und hart wie die Matratze, war aus dem gleichen Gewebe, ebenso die zweiseitig bezogene Decke. Als einziger Gegenstand hing an der Wand, etwa ebenso hoch über dem Bett wie der Haken in dem Pfosten über dem Boden der Bibliothek war, ein dicker Ring aus glänzendem Stahl.

Eine lange Stahlkette war hindurchgeführt, die gerade aufs Bett herunterhing; ihre aufeinanderliegenden Glieder bildeten ein kleines Häufchen, das andere Ende war in Reichweite an einem Haken mit Vorhängeschloß befestigt, als hätte man eine Gardine gezogen und in einen Halter geklemmt.

"Wir sollen ihnen beim Baden helfen, sagte Jeanne. Ich werde Ihnen das Kleid ausziehen. Das einzige Ungewöhnliche im Badezimmer war eine Toilette a la turque in der Ecke neben der Tür und die Tatsache, daß die Wände vollständig mit Spiegeln verkleidet waren.

Andre und Jeanne ließen O erst hineingehen, als sie nackt war, hängten ihr Kleid in den Wandschrank neben dem Waschbecken, wo bereits ihre Pantöffelchen und der rote Umhang verwahrt waren, und blieben, sogar als sie sich auf den Porzellansockel kauern mußte, so daß O sich dabei in- mitten einer Vielzahl von Spiegelbildern genauso zur Schau gestellt fand, wie in der Bibliothek, als unbekannte Hände ihr Gewalt antaten.

"Warten Sie nur, bis Pierre dabei ist", sagte Jeanne, "dann werden Sie sehen." - "Wieso Pierre?" - "Wenn er kommt, um sie anzuketten, läßt er sie vielleicht nieder- kauern."

O fühlte, wie sie blaß wurde. "Aber warum?" sagte sie. - "Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben", erwiderte Jeanne, "aber Sie haben Glück", - "Wieso Glück?" - "Ihr Geliebter hat Sie doch hierhergebracht?" - "Ja", sagte O.

  • "Sie werden viel strenger behandelt werden." - "Ich verstehe nicht.. ". - "Sie werden sehr bald verstehen. Ich läute Pierre. Wir holen Sie morgen früh wieder ab."

Andre lächelte beim Hinausgehen und Jeanne folgte ihr erst, nachdem sie die Spitzen von O's Brüsten liebkost hatte, die sprachlos am Ende des Bettes stand. Mit Aus- nahme des Halsbandes und der ledernen Armreifen, die das Wasser gehärtet hatte, als sie badete, und die daher noch mehr drückten, war sie nackt.

"So, meine Schöne", sagte der Diener und trat ein. Und er packte ihre beiden Hände.

Er ließ die Ringe ihrer Armreifen ineinandergleiten, so daß ihre Handgelenke eng beisammenlagen, und fügte dann diese beiden Ringe in den Ring des Halsbandes. Sie stand also da, die gefalteten Hände in Höhe des Halses, wie beim Gebet. Nun mußte sie nur noch mit der Kette, die auf dem Bett lag und durch den oberen Ring lief, an die Wand gekettet werden.

Der Diener öffnete den Haken, der das andere Ende festhielt und zog, um die Kette kürzer zu machen.

O mußte ans Kopfende des Bettes treten und sich nieder- legen. Die Kette klirrte durch den Ring und spannte sich so straff, daß die junge Frau sich auf dem Bett nur von der Wand zum Bettrand bewegen oder rechts und links direkt neben ihrem Lager aufrecht stehen konnte.

Da die Kette das Halsband nach hinten zog und ihre Hände einen Zug nach vorn bewirkten, entstand ein Gleichgewicht, die gefesselten Hände legten sich an die linke Schulter, der auch der Kopf sich zuneigte. Der Diener zog die schwarze Decke über O, aber erst, nachdem er ihre Beine bis zur Brust hochgebogen hatte, um den Raum zwischen ih- ren Schenkeln zu examinieren.

Er berührte sie nicht weiter, sagte kein Wort, löschte das Licht - eine Wandlampe zwischen den Türen - und ging hinaus.

O lag auf der linken Seite, allein im Dunkeln und in der Stille, warm zwischen den beiden Lagen aus Pelzstoff, und zwangsweise regungslos, und sie fragte sich, warum soviel

in ihrem Kopf.

Pierre würde sie auspeitschen, Jeanne hatte es gesagt. Sie haben Glück, hatte Jeanne wiederholt, man wird Sie viel strenger behandeln.

Was hatte sie damit sagen wollen?

O spürte nichts mehr, nur das Halsband, die Armreifen und die Kette, ihr Körper trieb dem Nichts entgegen, sie war dem Verstehen nahe.

Sie schlief ein.

In den letzten Stunden der Nacht, wenn sie am dunkelsten und kältesten ist, kurz vor Sonnenaufgang, erschien Pierre wieder. Er knipste das Licht im Badezimmer an und ließ die Tür offen, so daß ein helles Viereck auf die Mitte des Bettes fiel, dort, wo O's schlanker und zusammengerollter Körper ein wenig die Decke bauschte, die er leise zurückschlug.

Da O auf der linken Seite lag, mit dem Gesicht zum Fenster und leicht anzogenen Knien, bot sich seinem Blick ihre sehr weiße Kruppe auf dem schwarzen Pelz.

Er zog das Kissen unter ihrem Kopf weg und sagte höflich: "Würden Sie bitte aufstehen" - und als sie sich an der Kette auf die Knie hochgezogen hatte, half er ihr, indem er sie an den Ellbogen stützte, bis sie aufrecht und mit dem Rücken zu ihm an der Wand stand.

Im Lichtschein, den das schwarze Bett nur schwach reflek- tierte, war ihr Körper sichtbar, nicht zu sehen jedoch waren die Gesten des Mannes. Sie erriet, sie sah nicht, daß er die Kette aushakte, um sie an einem anderen Ket- tenglied einzuhängen, bis sie wieder straff war und O spürte, wie sie sich spannte. Ihre nackten Füße standen mit ganzer Sohle auf dem Bett.

O sah auch nicht, daß Pierre in seinem Gürtel nicht nur die Lederpeitsche trug, sondern den schwarzen Reitstock, mit dem man sie nur zweimal und ziemlich leicht geschlagen hatte, als sie am Pfosten standen war. Pierres linke Hand preßte sich gegen ihre Taille, die Matratze gab ein wenig nach, weil es den rechten Fuß daraufgesetzt hatte, um festen Stand zu fassen.

Im gleichen Augenblick, als sie etwas durch die Dunkelheit pfeifen hörte, fühlte O ein furchtbares Brennen quer über die Lenden und brüllte auf.

Pierre prügelte sie mit aller Kraft. Er wartete nicht, bis sie zu schreien aufgehört hatte und schlug noch viermal zu, wobei er darauf achtete, jeden neuen Hieb ein wenig über oder unter dem vorhergehenden zu plazieren, damit die Striemen ordentlich würden. Als er aufgehört hatte, schrie sie noch immer und die Tränen liefen ihr in den aufgerissenen Mund.

"Würden Sie sich bitte umdrehen", sagte er, und da sie in ihrer Verzweiflung nicht sogleich gehorchte, packte er sie um die Hüften, ohne den Reitstock loszulassen, der ihre Taille streifte.

Als sie mit dem Gesicht zu ihm stand, trat er einen Schritt zurück, ließ dann mit aller Kraft den Reitstock auf die Vorderseite ihrer Schenkel sausen. Das Ganze hatte fünf Minuten gedauert.

Als er hinausging, nachdem er das Licht wieder gelöscht und die Tür zum Badezimmer geschlossen hatte, schwankte O stöhnend an ihrer Kette im Dunkeln an der Wand hin und her.

Bis sie still wurde und regungslos an der Wand lehnte, deren Perkalintapete kühl an ihrer zerfetzten Haut lag, war auch der Tag schon erwacht.

Das große Fenster, dem sie zugewandt stand, ging nach Osten und reichte von der Decke bis zum Boden; es hatte keine Vorhänge, nur der gleiche rote Soff, der die Wände bedeckte, rahmte es zu beiden Seiten und brach sich in steifen Falten in den Gardinenhaltern.

O sah ein blasses Morgenlicht heraufziehen, das seine Ne- belschleier über die Asternstauden draußen unter dem Fen- ster zog und schließlich eine Pappel erkennen ließ. Gelb- liche Blätter fielen von Zeit zu Zeit kreisend zu Boden, obwohl sich kein Windhauch regte.

Vor dem Fenster, hinter dem malvenfarbenen Asternbeet, lag eine Rasenfläche, am Ende des Rasens sah man eine Allee. Es war jetzt heller Tag und schon lange machte O keine Bewegung mehr. Ein Gärtner erschien in der Allee, er schob eine Karre vor sich her. Man hörte das Eisenrad auf dem Kies knirschen. Wenn er herangekommen wäre, um die welken Blätter vor den Astern aufzukehren, dann hätte er - so groß das Fenster und so klein und hell das Zimmer - O nackt an ihrer Kette und mit den Spuren des Reitstocks auf den Schenkeln sehen können.