
Clarín: La Regenta (1885)
zur Person
•Clarín hieß mit bürgerlichem Namen Leopoldo Alas
•Er wurde 1852 geboren und starb im Jahre 1901
•Nach einem Jurastudium in Madrid wurde er 1883 Professor
für Römisches Recht in Oviedo
•Außerdem war er ein eifriger und gefürchteter
Literaturkritiker sowie ein engagierter politischer Journalist
als liberal Gesinnter war er Verteidiger der
republikanischen Ideale der Revolution von 1868 und
scharfer Kritiker gegen den Geist der Restauration
•Autor eines weiteren, bis vor einigen Jahren weniger
beachteten, aber immer mehr bewunderten Romans Su
único hijo (1891)
•sowie mehr als 60 Kurzgeschichten
zum Werk
•1885 geschrieben
•über 700 Seiten lang
•gilt gemeinhin als ein Meisterwerk (auch wenn Neuschäfer
durchaus auch „unübersehbare Schwächen“ [S. 134]
konstatiert)
•löste damals einen Skandal im konservativen Lager aus
•der Roman wurde in der Folgezeit verdrängt
•erst gegen Ende des Franquismus und in der transición
nach dem Tod Francos 1975 kam es zu einer Clarín-
Renaissance
zum Romanverlauf
•Protagonistin ist Ana Ozoras (= la Regenta)
•junge hübsche Frau aus einer verarmten
Adelsfamilie
•heiratet den wesentlich älteren Gerichtspräsidenten (=
regente)
•fiktiver Ort des Geschehens ist die Stadt Vetusta (= lat. „die
Alte“)
•wegen ihrer Herkunft seht Ana unter Beobachtung der
Vetustenser
•pflichtbewusstes Ausüben der erwarteten religiösen Rituale
•in ihrer Ehe nicht erwiderte sexuelle Sehnsüchte
•„mystische Religiosität“ als Ersatzbefriedigung
•der Beichtvater verliebt sich in sie
•zudem will sie der bürgerliche Alvaro (= „Don Juan“-Typ)
erobern
sie erliegt dem Werben des „Don Juan“
•die Affäre wird bekannt => Empörung in der Gesellschaft
•Duell zwischen Ehemann und Alvaro Ehemann stirbt dabei
•Alvaro und der Beichtvater wenden sich von der „Sünderin“
ab
•Als Ana die Beichte ablegen wird, wird ihr auch dies
verweigert
typische Charakteristika des realismo/naturalismo
Clarín als Vertreter des kritischen Realismus
problematisiert & kritisiert die Traditionen (Last) in einer
Provinzstadt, Ana als Romanfigur scheitert daran
•Arbeiter spielen zwar sonst keine Rolle mehr im Roman,
aber erscheinen den traditionellen gesellschaftlichen
Mächten bedrohlich
•Zwar thematisiert Clarín nur das restaurative España
eterna, aber durch den kritischen Erzähler, der die
Vetustenser als unproduktiv, korrupt, machtgierig, geizig,
verlogen und intrigant darstellt, gibt es dennoch die
Gegenüberstellung der Dos España
•Über die persönliche Tragödie hinaus, drückt Clarín in
seinem Roman die Tragödie des ganzen Landes aus: die
Unveränderlichkeit der España eterna.