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Leitfäden und Tipps
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Soziale Arbeit als Profession – professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit, Skripte von Soziale Arbeit

Skript zu Soziale Arbeit als Profession – professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit der FHS St. Gallen

Art: Skripte

2019/2020

Hochgeladen am 15.04.2020

Juliane_Huttermann
Juliane_Huttermann 🇩🇪

4.4

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bg1
1
Modul ES – Einführung ins Studium
Soziale Arbeit als Profession –
professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit
Lehrunterlagen
Prof. Dr. Peter Schallberger
2
Inhalt
1. Lehr- und Lernziele ........................................................................................... 3
2. Professionalisierung – professionelles Handeln – Professionalität: Aktivierung
von Vorwissen und Vorverständnissen ................................................................. 4
3. Unterschiedliche Verständnisse von „Professionalität“ und
„Professionalisierung“ im Fachdiskurs ................................................................. 4
3.1 Das Verberuflichungs-Modell von Professionalität ..................................... 5
3.2 Das Standardisierungs-Modell von Professionalität .................................... 6
3.3 Das Verwissenschaftlichungs-Modell von Professionalität ........................ 8
3.4 Das Akademisierungs-Modell von Professionalität ................................... 10
3.5 Das (differenzierungstheoretisch unterlegte) Expertisierungs-Modell von
Professionalität ................................................................................................. 11
4. Zwischenbilanz: Eigentümlichkeiten und Spannungsfelder „professionellen
Handelns“ in der Sozialen Arbeit – ungeklärte Fragen ....................................... 13
5. Professionen als besondere Berufe: Ansätze und Traditionslinien der
Professionssoziologie .......................................................................................... 15
5.1. Das Merkmalsgruppen-Ansatz .................................................................. 17
5.2. Der macht- und inszenierungstheoretische Ansatz ................................... 20
5.3 Der interaktionistisch-strukturanalytische Ansatz ..................................... 22
6. Welche beruflichen Tätigkeiten sind – gemäss dem interaktionistisch-
strukturtheoretischen Ansatz – professionalisierungsbedürftig? ........................ 24
6.1 Lebenspraktische Krisen als Handlungsanlass .......................................... 24
6.2 Handeln im nicht-technischen Modus der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ............ 27
6.3 Autonomisierung als Handlungsziel .......................................................... 28
6.4 Krisendiagnostik als basale Handlungskompetenz .................................... 29
6.5 Partielle Nicht-Standardisierbarkeit professionellen Handelns ................. 30
6.6 Fallbezogener Einsatz wissenschaftlichen Wissens ................................... 31
6.7 Fokussierung und Adressierung des „ganzen Menschen“ ......................... 32
6.8 Herausforderungen auf der Ebene der Beziehungsgestaltung ................... 32
pf3
pf4
pf5
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Modul ES – Einführung ins Studium Soziale Arbeit als Profession –professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit Lehrunterlagen Prof. Dr. Peter Schallberger

Inhalt 1. Lehr- und Lernziele ........................................................................................... 32. Professionalisierung – professionelles Handeln – Professionalität: Aktivierungvon Vorwissen und Vorverständnissen ................................................................. 43. Unterschiedliche Verständnisse von „Professionalität“ und„Professionalisierung“ im Fachdiskurs ................................................................. 43.1 Das Verberuflichungs-Modell von Professionalität..................................... 53.2 Das Standardisierungs-Modell von Professionalität

.................................... 6

3.3 Das Verwissenschaftlichungs-Modell von Professionalität ........................ 83.4 Das Akademisierungs-Modell von Professionalität................................... 103.5 Das (differenzierungstheoretisch unterlegte) Expertisierungs-Modell vonProfessionalität ................................................................................................. 114. Zwischenbilanz: Eigentümlichkeiten und Spannungsfelder „professionellenHandelns“ in der Sozialen Arbeit – ungeklärte Fragen....................................... 135. Professionen als besondere Berufe: Ansätze und Traditionslinien derProfessionssoziologie .......................................................................................... 155.1. Das Merkmalsgruppen-Ansatz

.................................................................. 17

5.2. Der macht- und inszenierungstheoretische Ansatz ................................... 205.3 Der interaktionistisch-strukturanalytische Ansatz ..................................... 226. Welche beruflichen Tätigkeiten sind – gemäss dem interaktionistisch-strukturtheoretischen Ansatz – professionalisierungsbedürftig? ........................ 246.1 Lebenspraktische Krisen als Handlungsanlass .......................................... 246.2 Handeln im nicht-technischen Modus der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ............ 276.3 Autonomisierung als Handlungsziel .......................................................... 286.4 Krisendiagnostik als basale Handlungskompetenz

.................................... 29

6.5 Partielle Nicht-Standardisierbarkeit professionellen Handelns ................. 306.6 Fallbezogener Einsatz wissenschaftlichen Wissens................................... 316.7 Fokussierung und Adressierung des „ganzen Menschen“ ......................... 326.8 Herausforderungen auf der Ebene der Beziehungsgestaltung ................... 32

  1. Kernkompetenzen von Professionellen der Sozialen Arbeit in einerinteraktionistisch-strukturanalytischen Perspektive (Zusammenfassung)

.......... 34

  1. Gefährdungsquellen von Professionalität in der Sozialen Arbeit ................... 348.1 Strukturelle Gefährdungsquellen ............................................................... 348.2 Akteursseitige Gefährdungsquellen ........................................................... 369. Desiderate an die Professionsausbildung: Was hat ein Studium der SozialenArbeit zu leisten?

................................................................................................. 37

  1. „Studienwahlmotive bei angehenden Studierenden der Sozialen Arbeit“ –

in

einer neuerlichen Betrachtung

............................................................................ 38

1.^ Lehr‐

und^ Lernziele  Sensibilisierung der Studierenden für unterschiedliche Verwen-dungsweisen der Begriffe „professionell“, „Professionalisie-rung“ und „Profession“  Sensibilisierung der Studierenden für den multiparadigmatischenCharakter wissenschaftlicher Begriffs- und Theoriebildung  Reflexion von Charakteristiken professionellen Handelns  Reflexion der komplexen Herausforderungen, die mit professio-nellem Handeln in der Sozialen Arbeit verbunden sind  Reflexion zentraler Kompetenzen, die für die Erbringung profes-sioneller Hilfe- und Unterstützungsleistungen erforderlich sind  Reflexion der Bedeutung des Studiums für die Erbringung pro-fessioneller Hilfe- und Unterstützungsleistungen

2.^ Professionalisierung -^ professionelles

Handeln

-^ Professi

onalität:

Aktivierung

von^ Vorwissen

und^ Vorverständnissen

^ Was verstehen Sie unter „Professionalisierung“? Was ist IhrerAnsicht nach gemeint, wenn von der „Professionalisierung derSozialen Arbeit“ die Rede ist? ^ Was bedeutet es gemäss Ihrem Verständnis, „professionell“ zuarbeiten? Was sind Ihrer Ansicht nach Charakteristiken „profes-sionellen Handelns“ oder „professionellen Arbeitens“ in der So-zialen Arbeit? ^ Ist der Begriff der „Profession“ Teil Ihres Wortschatzes? Ver-wenden Sie in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch die Begriffe„Profession“ und „Beruf“ unterschiedlich oder verwenden Siediese Begriffe synonym? Bezogen auf welche Tätigkeiten spre-chen Sie – falls Sie eine Unterscheidung vornehmen – eher voneiner „Profession“; bezogen auf welche Tätigkeiten eher von ei-nem „Beruf“? ^ Wie hängen gemäss Ihrer Auffassung die Begriffe „Profession“,professionelles Handeln“ und „Professionalisierung“ zusam-men? 3. Unterschiedliche

Verständnisse

von^ „Professionalität“

und

„Professionalisierung“

im^ Fachdiskurs

In disziplinären Debatten zu Fragen der Professionalität sozialarbeite-rischen und sozialpädagogischen Handelns werden die Begriffe

Pro-

fession ,^

Professionalisierung

und^ professionelles Handeln

aktuell

Arbeitsaufgabe: höchst unterschiedlich verwendet. Es existieren unterschiedliche Auf-fassungen in den Fragen:

Diskutieren

Sie^ die^ Fragen

in^ Gruppen.

Halten^ Sie

die

Hauptbefunde

ihrer^ Diskussion

fest.^ Verwenden

Sie^ pro^ Befund

einen

Zettel.^ (z.^

B.^ „Professionalität

=^ …“;^ „Professionalisierung

=^ …“

ellen Besonderheit des einzelnen Falles zum Einsatz gebrachtwerden (Prinzip der Gleichbehandlung) und (d) wenn alle Pro-fessionellen diese Regeln und Methoden in identischer Weisezur Anwendung bringen.  Der Begriff der

„Professionalisierung“

bezeichnet – im Rahmen

dieses Denkmodells – die folgende historische Entwicklung:

weg

von ( intuitiv

begründeten) Handlungsweisen nach persönlichem Gutdünken;

hin^ zu normierten und standardisierten Handlungs- weisen (nach „wissenschaftlich“ begründeten Regeln).  Der Begriff der

„Profession“

ist für Berufe reserviert, die auf

die methoden- und regelgeleitete Verrichtung

besonders kom-

plexer und anspruchsvoller

Tätigkeiten spezialisiert sind.

Reflexion Kritische Fragen an das Standardisierungsmodell:  Lassen sich in der Sozialen Arbeit Handlungsweisen in ähnli-cher Weise normieren und standardisieren wie in andern Berufs-feldern? (z.B. Handlungsweisen von Metzgern, Buchhalterinnen,Automechanikern, Ingenieurinnen)?  Lassen sich die Problemstellungen, mit denen sich Professionel-le der Sozialen Arbeit befassen, in ähnlicher Weise durch denEinsatz von Technologien und Tools bewältigen, wie die Prob-lemstellungen anderer Berufsgruppen?  Weist das Handeln von Professionellen der Sozialen Arbeit Ähn-lichkeiten mit dem Handeln anderer Berufsgruppen auf, bei de-nen sich die Frage nach der Standardisierbarkeit oder Nicht-Standardisierbarkeit des Handelns ebenfalls stellt? (Wie sieht esdiesbezüglich etwa bei Lehrerinnen und Lehrern, bei Ärztinnenund Ärzten, bei Richterinnen und Richtern aus?) von^ Vorverständnissen:

Finden^ Sie

auf^ Ihren

Zetteln^ Aussa

gen,^ die^ auf

ein^ Vorverständnis

von^ „Professionalisierung“

als^ „Stan‐

dardisierung“

hindeuten?

3.3^ Das^ Verwissenschaftlichungs

‐Modell^

von^ Professionalität

Professionalisierung wird im Rahmen dieses Denkmodells mit Ver-wissenschaftlichung gleichgesetzt.^ ^ Sozialarbeiterisches und sozialpädagogischen Handeln ist

„pro-

fessionell“

, wenn es in einer oder mehrerer der folgenden Hin- sichten eine

wissenschaftliche Fundierung

besitzt: (a) wenn es

sich Handlungsmethoden bedient, die sich in wissenschaftlichenEvaluationen als wirksam und effizient erwiesen haben; (b)wenn es insbesondere in seinen diagnostischen Anteilen eineFundierung in bezugswissenschaftlichem Wissen (und nicht imAlltagswissen) besitzt (z.B. soziologische oder psychologischeEntwicklungstheorien, Theorien über die Entstehung abwei-chenden Verhaltens), (c) wenn die professionellen Praktikerin-nen und Praktiker in der Lage sind, ihre praktischen Entschei-dungen wissenschaftlich-rational zu begründen – und wenn siebereit sind, ihre Praxis diskursiv der Kritik auszusetzen; (d)wenn nicht Organisationsmacht, sondern der „zwanglose Zwangdes besseren Arguments“ im kollegialen Streit darüber entschei-det, wie in der konkreten Einzelsituation gehandelt werden soll.  Professionalisierung

bedeutet entsprechend, dass die Professio- Schwachpunkte nellen der Sozialen Arbeit ihr Handeln zunehmend auf ein „wis-senschaftliches Fundament“ stellen, sich wissenschaftlich erar-beiteter oder geprüfter Handlungsmethoden bedienen und in ih-rem „diagnostischen“ Handeln wissenschaftliches Wissen zumEinsatz bringen.

des^ Standardisierungsmodells:

Das^ Modell

unterstellt,

dass

sich^ sämtlichen

Eventualitäten

sozialarbeiterischen

und^ sozialpädagogi

schen^ Handelns

vollumfänglich

auflisten^

und^ sich^ nach

einem^ fix

vorgege‐

benen^ Muster

in^ normierter

und^ standardisierter

Form^ bewältigen

lassen.

Diese^ Annahme

erscheint

aus^ verschiedenen

Gründen,

auf^ die^ zurückzu

kommen^ sein^ wird,

problematisch.

^ Der Begriff der

Profession

bezeichnet gemäss diesem Modell

Berufe, in denen besonders intensiv, wenn nicht gar systema-tisch, auf wissenschaftliches Bezugswissen zugegriffen wird. Kritische Fragen an das Verwissenschaftlichungsmodell:  Was ist überhaupt

wissenschaftliches Wissen

und wie lässt es

sich in der professionellen Praxis fall- oder situationsgerechtzum Einsatz bringen?  Produziert die „Wissenschaft“ tatsächlich ein

direkt^ in der pro-

fessionellen Praxis umsetzbares Wissen (etwa in der Form vonHandlungsrezepturen und praktischer Handlungstools)?  Wie genau

fliesst wissenschaftliches Wissen in die professionel- Reflexion^ von le Praxis ein? Wie hat man sich den „Einsatz“ wissenschaftli-chen Wissens in der „professionellen Praxis“ genau vorzustel-len?  Benötigen Professionelle der Sozialen Arbeit nebst „wissen-schaftlichem Wissen“ noch etwas Anderes, um ihre Arbeit „gut“zu machen?

Vorverständnissen:

Finden^ sich

auf^ Ihren Zetteln^ Aus

sagen,^ die

auf^ ein^ Vorverständnis

von^ „Professionalisierung“

als

„Verwissenschaftlichung“

schliessen

lassen?

Schwachpunkte

des^ Modells:

Das^ Modell

suggeriert,

dass^ sich aus^ den

Befunden

wissenschaftlicher

Forschung

und^ Theoriebildung

direkt^ Tech

nologien^ und

Techniken

des^ Handelns

herleiten

lassen.^ Es

kann^ zu^ einer

technokratischen

Vorstellung

professionellen

Handelns

verleiten,

die^ der

Komplexität

der^ professionellen

Herausforderungen

nur^ bedingt

gerecht

wird.^ Das^

„Theorie‐ Praxis‐Problem“

bleibt^ im^

Modell^ unterbelichtet.

3.4^ Das^ Akademisierungs

‐Modell^

von^ Professionalität

Professionalisierung wird mit „Akademisierung“ der Professionsaus-bildung und mit der Profilierung der Sozialen Arbeit als einer „wis-senschaftlichen Disziplin“ gleichgesetzt.^ ^ Sozialarbeiterisches und sozialpädagogisches Handeln ist ge-mäss diesem Modell

professionell,

wenn es von Praktikerinnen

und Praktikern ausgeübt wird, die ein Hochschulstudium absol-viert haben – und die sich deshalb nicht nur als Professionelle,sondern auch als Vertreterinnen und Vertreter einer

wissen-

schaftlichen Disziplin

verstehen. ^ Professionalisierung

bedeutet entsprechend, dass Tätigkeiten im Bereich der Sozialen Arbeit zunehmend von Fachkräften mit ei-nem akademischen Bildungshintergrund (und einem Selbstver-ständnis als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) ausgeübtwerden.  Der Begriff der

„Profession“

ist gemäss diesem Modell für Be-

rufe reserviert, die man im Rahmen eines akademischen Hoch-schulstudiums „erlernt“. Kritische Fragen an das Akademisierungsmodell:  Soll das Fachhochstudium der Sozialen Arbeit zu

wissenschaftli-

chem Arbeiten

befähigen oder – als eine Professionsausbildung – zu^ professionellem Handeln

in der Praxis? (Oder gar zu bei-

dem?)  Müssen sich

professionelle Praktikerinnen und Praktiker

der

Sozialen Arbeit zwingend zugleich als Vertreter einer (hand-lungs-) wissenschaftlichen

Disziplin

der Sozialen Arbeit mit ei-

Reflexion^

von^ Vorverständnissen:

Finden^ Sie

auf^ Ihren

Zetteln^ Aussa

gen,^ die^ auf

ein^ Vorverständnis

von^ „Professionalisierung“

als^ „Aka‐

demisierung“

schliessen

lassen?

4.^ Zwischenbilanz:

Eigentümlichkeiten

und^ Spannungsfelder

„professionellen

Handelns“

in^ der^ Sozialen

Arbeit^

-^ ungeklär

te^ Fragen (1) Professionalität versus Freiwilligkeit:

Professionell erbrachte Hil-

feleistungen unterscheiden sich von freiwilligen und unentgeltlichenHilfeleistungen und Diensten – sind mit diesen in gewisser Weise aberauch verwandt. Folgefrage 1:

Was kennzeichnet „professionalisierte“ Formen der Unterstützung und Hilfeleistung gegenüber unentgeltlich erbrachtenFormen der Unterstützung und Hilfeleistung? (z.B. Erziehung in Fa-milien versus Erziehung in Heimen; freiwillige Mitarbeit in Jugendor-ganisationen versus professionelle offene Jugendarbeit; freundschaft-licher Rat versus professionelle Beratung?) (2) Standardisierung versus Fallbezug: Soziale Arbeit stützt sich zwarauf methodische Instrumente, ist – wegen der Unausweichlichkeit desFallbezugs – zugleich aber

nur bedingt

normierbar und standardisier-

bar.Folgefrage 2:

Inwiefern sind professionalisierte Formen der Hilfeleis- Schwachpunkte tung und Unterstützung standardisierbar, inwiefern sind sie es nicht?Erscheint es angesichts dessen, dass jeder „Fall“ einzigartig und ent-sprechend auch Hilfsbedürftigkeiten höchst individuell sind, eineStandardisierung und Normierung von Hilfeprozessen (resp. einenormierte „Gleichbehandlung“ ähnlicher Fälle) überhaupt erstre-benswert?

des^ Expertisierungsmodells:

Das^ Modell

reflektiert

wenig^ die

strukturelle

Unterschiedlichkeit

der^ Problemstellungen

und^ praktischen

Her‐

ausforderungen,

mit^ denen

sich^ Expertinnen

und^ Experten

unterschiedlicher

Metiers^ befassen.

Es^ gibt^ von

sich^ aus^ noch

keine^ Antwort

auf^ die^ Frage,

wo‐

rin^ die^ spezifische

Expertenschaft

von^ Professionellen

der^ Sozialen

Arbeit^ be

steht.

(3) Theorie versus Praxis: Professionelles Handeln stützt sich auf wis-senschaftlich erzeugtes und geprüftes Wissen. Wie genau dieses Wis-sen in der professionellen Praxis ein- und umgesetzt wird oder zurAnwendung gelangt, bedarf indes einer genaueren Klärung.Folgefrage 3:

Wozu benötigen Praktikerinnen und Praktiker der So- zialen Arbeit überhaupt „wissenschaftliches Wissen“ und wie fliesstdieses Wissen in ihre Praxis ein? Lässt es sich ähnlich wie das Wisseneines Mechanikers oder einer Ingenieurin eins zu eins in der Praxis„anwenden“? (4) Wissenschaftlich-forschendes Arbeiten versus professionell-praktisches Arbeiten:

Im Bereich der Situationsanalyse oder des Fall- verstehens weist das professionell-praktische Handeln gewisse Ähn-lichkeiten mit wissenschaftlich-forschenden Tätigkeiten auf. Es gibtaber auch charakteristische Differenzen: Professionelle müssen

prakti-

sche^ Entscheidungen fällen; Forschende nicht. Professionelle verspü-ren wegen des Zeitdrucks, unter dem sie stehen, einen Zwang zur„Routine“; Forschende indes führen mutwillig Krisen herbei, indemsie auch (vermeintlich) bewährte Routinen wiederkehrend hinterfra-gen und problematisieren. Folgefrage 4:

Soll das Studium der Sozialen Arbeit zu einem

wissen-

schaftlich-forschendem

oder zu einem

professionell-praktischem

Handeln befähigen? Weshalb muss man während des Studiums derSozialen Arbeit „wissenschaftliche“ Arbeiten schreiben, wenn mandoch ein Praktiker/eine Praktikerin der Sozialen Arbeit werden will? (5) Expertise der Sozialen Arbeit versus Expertise angrenzender Pro-fessionen:

Professionelle Tätigkeiten der Sozialen Arbeit weisen Ähn- lichkeiten mit den Tätigkeiten anderer „Expertensysteme“ auf. Worindie spezifische

Identität

der Sozialen Arbeit besteht, bedarf einer ge- naueren Klärung.

Folgefrage 5:

Wofür sind Professionelle der Sozialen Arbeit eigentlich Expertinnen und Experten? Lässt sich allgemein benennen, worum esin den professionalisierten Praktiken der Unterstützung und Hilfeleis-tung, die spezifisch von der Sozialen Arbeit erbracht werden, im Kerngeht? 5.^ Professionen

als^ besondere

Berufe:

Ansätze

und^ Traditi

onslinien

der^ Professionssoziologie Welche Berufe werden gemeinhin zu den Professionen gezählt?^ ^ Klassischerweise die sogenannten „freien Berufe“: (a) seelsorge-risch tätige Theologinnen und Theologen, (b) Ärztinnen undÄrzte, therapeutische Berufe im psychologischen Bereich, (c)Berufe der Rechtspflege (Anwältinnen und Anwälte; Richterin-nen und Richter)^ ^ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an HochschulenLehre

und Forschung

betreiben

Auf die aufgelisteten Fragen liefern die erörterten Denkmodelle – das(1) Verberuflichungsmodell, (2) das Standardisierungsmodell, (3) dasVerwissenschaftlichungsmodell, (4) das Akademisierungsmodell und(5) das Expertisierungsmodell von „Professionalisierung“ – nurhalbwegs befriedigende Antworten.Hilft uns da vielleicht die sogenannte

Professionssoziologie

weiter?

Gemeinsame Ausgangsthese der verschiedenen Traditionen der Pro-fessionssoziologie:

Bei den sogenannten „Professionen“ handelt es sich um eine

spezielle Gruppe

von Berufen. Die verschiedenen Tra-

ditionen der Professionssoziologie beschäftigen sich in unterschiedli-cher Weise mit dieser

speziellen Gruppe

von Berufen.

^ Umstritten ist der Professionsstatus (a) von akademischen Beru-fen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich (z.B. Ingeni-eurswesen, Architektur), (b) von Berufen im Bildungs-, im sozi-alen oder im pflegerischen Bereich (Lehrerberuf, Berufe der So-zialen Arbeit, Pflegeberufe) und (c) von künstlerischen BerufenWelche Berufe den „Professionen“ zuzurechnen sind resp. welche Be-rufe einen sogenannt

professionalisierungsbedürftigen

Charakter be-

sitzen, wird in den verschiedenen Traditionslinien der Professionsso-ziologie unterschiedlich beurteilt.Traditionslinie 1: Merkmalsgruppenansatz: Eine erste Gruppe vonProfessionssoziologinnen und -soziologen befasst sich empirisch-beschreibend mit der Frage, was Professionen gegenüber anderen Be-rufen kennzeichnet – resp. worin die Besonderheit von Professionengegenüber anderen Berufen besteht.Traditionslinie 2: macht- und inszenierungstheoretische Ansätze: Einezweite Gruppe von Professionssoziologinnen und -soziologen befasstsich mit der Frage, wie es den Professionen historisch gelungen ist,sich den Status

besonderer

Berufe zu erkämpfen, und wie es ihnen

immer wieder gelingt, die Privilegien, die mit diesem Sonderstatusverbunden sind, abzusichern.Traditionslinie 3: interaktionistisch-strukturanalytische Ansätze: Einedritte Gruppe von Professionssoziologinnen und -soziologen befasstsich mit der Frage, mit welchen

besonderen

Handlungsproblemen sich

die Professionen befassen, und weshalb es mit Blick auf diese beson-deren Handlungsprobleme sinnvoll erscheint, die Professionen als einespezielle Gruppe von Berufen zu behandeln. Während in der zweitenTraditionslinie also macht- und ideologiekritisch argumentiert wird,werfen die Vertreterinnen und Vertreter der dritten Traditionslinienüchtern die Frage auf, ob es nachvollziehbare Gründe gibt, weshalbdie „Professionen“ gegenüber den anderen Berufen einen Sonderstatus

Anschlussfrage:

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit innerhalb hierarchisch organisierter Einrichtungen „professionell“gearbeitet werden kann? (6) „Freie“ Ausübung: Die Tätigkeiten der Professionen lassen sichsowohl organisiert (Spitäler, Gerichte, Hochschulen) als auch in einerselbständigen Praxis ausüben (Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Notaria-te usw.) ausüben. Werden sie innerhalb von Organisationen ausgeübt,geniessen Professionelle

bezogen auf den Kern ihrer Tätigkeit

im Ide-

alfall die gleiche Handlungsautonomie wie Professionelle in einerfreien Praxis. Nicht organisationale Macht, sondern die – individuellverinnerlichte – Orientierung an den Regel der professionellen Kunstentscheidet darüber, wie im jeweiligen Einzelfall konkret gehandeltwird. Anschlussfrage:

Gilt dies beispielsweise auch für Lehrkräfte, die an einer „geführten“ Schule arbeiten? Legt der Schulleiter oder dieSchulleiterin fest, wie die Lehrperson ihren Unterricht gestaltet odertut sie das letztlich selber? (7) Zentralität des kollegialen Diskurses bei der Entscheidungsfin-dung: Nicht Macht und Status innerhalb von Organisationen entschei-den darüber, wie im Zweifelsfall gehandelt wird, sondern der „zwang-lose Zwang des besseren Arguments“ im professionell-kollegialenDiskurs.Anschlussfrage:

Gab es in der Einrichtung, in der Sie ihr Vorprakti- kum absolvierten, Foren oder Gremien des kollegialen Austausches,in denen konsequent nach der Logik des „zwanglosen Zwangs desbesseren Arguments“ Entscheidungen gefällt wurden? (8) Hoher gesellschaftlicher Status: Professionelle geniessen ein hohesSozialprestige und werden für ihre Dienste am Gemeinwohl gut hono-riert.Anschlussfrage:

Gilt dies für alle der oben aufgelisteten Berufe?

5.2.^ Der macht‐^ und^ inszenierungstheoretische

Ansatz

Diskussion Aus den obigen Merkmalsbestimmungen von Professionen geht nochnicht hervor, weshalb und wie Professionen historisch entstehen; wiesie es beispielsweise geschafft haben, einen hohen gesellschaftlichenStatus zu erlangen oder wie sie es geschafft haben, für sich ein exklu-sives Recht zur Bearbeitung bestimmter Problemstellungen durchzu-setzen. (1) Absicherung von Handlungsmonopolen und PrivilegienDie Vertreterinnen und Vertreter des machttheoretischen Ansatzes ge-hen davon aus, dass sich die Professionen historisch erfolgreich einMonopol zur Erbringung bestimmter Dienstleistungen erkämpft haben– implizierend sowohl Deutungsmacht als auch Handlungsmacht. Esging ihnen hierbei – so die Vertreterinnen und Vertreter des Ansatzes– in erster Linie um die Sicherung und Absicherung von Privilegien.Rüschemeier (zit. in Schmeiser 2006, 306) fasst die Kernaussage desmachttheoretischen Ansatzes wie folgt zusammen: „Die Professionssind eine Verschwörung gegen die Laien.“ Schmeiser (ebd.) kommen-tiert diese Aussage wie folgt: „Gemeinwohlorientierung, Dienstidealund die Idee der Selbstkontrolle stehen hier unter dem ideologiekriti-schen Verdacht, lediglich Rechtfertigungen eines lukrativen Berufs-monopols zu sein.“

in^ Gruppen:

Handelt^ es

sich,^ diesem

Merkmalskatalog

folgend,

auch^ bei^ der

Sozialen^ Arbeit

um^ eine^ Profession?

Welche^ Merkmale

sind^ er‐

füllt?^ Welche

nicht?

Die Vertreterinnen und Vertreter des machttheoretischen Ansatzesgehen davon aus, dass die Entstehung von Professionen nicht in ers-ter Linie auf das Bemühen zurückgeht, Hilfe- und Unterstützungs-leistungen zu optimieren und dem Gemeinwohl zu dienen.

Die Ent-

stehung von Professionen geht gemäss dem machttheoretischen An-satz vielmehr auf das Bestreben einzelner Berufsgruppen zurück,Deutungs- und Handlungsmonopole zu errichten, um auf diesemWege in den Genuss von Privilegien zu gelangen. Diskussion

in^ Gruppen: (1)^ Gibt^ es

auch^ in^ der

Sozialen^ Arbeit^ Bestrebungen,

bestimmte

Handlungs

felder^ für^

sich^ zu^ monopolisieren

oder^ zu^ besetzen?

Wenn^ ja:

Erachten Sie

diese^ Bestrebungen

für^ sinnvoll

und^ notwendig?

Kennen^ Sie

Handlungsfelder,

der^ Sozialen

Arbeit,^ in

denen^ die

Kämpfe^ um

Zuständigkeit

und^ Definitions

macht^ besonders

heiss^ geführt

werden?

(2)^ Inwieweit

ist^ es^ der

Sozialen^ Arbeit

in^ einzelnen

Arbeitsfeldern

gelungen,

sich^ eine^ eigenständige

und^ klar^ definierte

Zuständigkeitssphäre

zu^ erobern?

Mit^ welchen

anderen^ Professionen

oder^ Berufsgruppen

konkurriert

die^ Sozia‐

le^ Arbeit^ in

diesen^ Feldern?

Was^ muss

oder^ müsste

die^ Soziale

Arbeit^ bieten

können,^ um

bei^ der^ Beanspruchung

einer^ eigenen

Zuständigkeitsdomäne

er‐

folgreich^ zu

sein? (3)^ Bei^ wem

liegt^ in^ ausgewählten

Feldern^ der

Sozialen^ Arbeit

die^ Deutungs

macht^ bei

der^ Definition

der^ zu^ bearbeitenden

Probleme

:^ Erörtern Sie^ die^ Fra

ge^ bezogen

auf^ (a)^ die

Heimerziehung,

(b)^ die^ Schulsozialarbeit,

(c)^ die^ Sozial

hilfe,^ (d)^ die

offene^ Jugendarbeit,

(e)^ die^ Arbeitsintegration

oder^ bezogen

auf

das^ Handlungsfeld,

das^ Sie^ von

Ihrem^ Praktikum

her^ besonders

gut^ kennen.

(2) Suggestion einer besonderen Problembewältigungskompetenzdurch geschickte InszenierungÄhnlich wie die Vertreterinnen und Vertreter des machttheoretischenAnsatzes argumentieren die Vertreterinnen und Vertreter des inszenie-rungstheoretischen Ansatzes:

Den Status einer Profession erlangen

diejenigen Berufsgruppen, denen es erfolgreich gelingt, sich als Ex-pertinnen und Experten der Bewältigung komplexer Problemstellun-gen zu inszenieren und zu vermarkten.

Den entsprechenden Praktiken

der^ Inszenierung

einer besonderen Deutungs- und Handlungskompe- tenz stehen die Vertreterinnen und Vertreter des

inszenierungstheore-

tischen^ Ansatzes weitgehend unkritisch gegenüber. Dem machttheore-tischen Ansatz wird der kritische Stachel gleichsam gezogen.Als^ professionell

weist sich gemäss diesem Ansatz aus, wer auf alle Fragen unmittelbar eine Antwort bereit hält, wer geschliffen daherre-det, wer sich souverän als ein Experte oder eine Expertin zur Darstel-lung bringt, wer sich erfolgreich vermarktet, wer keine Unsicherheitenund Zweifel zeigt – und dies unabhängig davon, ob das, was er odersie sagt, Substanz hat oder einfach nur warme Luft ist. ProfessionelleZweifler haben es schwer, als Professionelle überhaupt anerkannt zuwerden.Ein Beispiel für einen Experten, dessen Expertenstatus in erster Linieauf Inszenierung gründet: http://www.youtube.com/watch?v=NNmBjYUrclYhttp://www.youtube.com/watch?v=wWyR4VeQjyI 5.3^ Der^ interaktionistisch

‐strukturanalytische

Ansatz

Auch die strukturtheoretischen Ansätze versuchen eine Antwort aufdie Frage zu geben, weshalb es Professionen als eine spezielle Gruppevon Berufen überhaupt gibt. Während die Machttheoretiker den Fokusauf erfolgreiche Strategien den Aufbaus von Deutungs- und Problem-

langung sozialer Handlungsfähigkeit als per se krisenhafte Prozesse,die^ jeder

Mensch zu bewältigen hat)  Kinder müssen Mündigkeit erst entwickeln, eine Identität erstfinden, autonome Handlungsfähigkeit innerhalb der Gesell-schaft erst erlangen. In diesen krisenhaften Prozessen sind Kin-der^ generell

unterstützungsbedürftig durch Erwachsene – seien dies enge Bezugspersonen (Eltern), seien dies Professionelle(z.B. pädagogische Professionelle)  Die genannten Prozesse können unter bestimmten Umständen gesteigert

krisenhaft verlaufen. In diesen Fällen können Kinder und Jugendliche zu Klientinnen und Klienten weiterer Professi-onen werden: Psychologie, Psychiatrie, Heilpädagogik, Sonder-pädagogik, Sozialpädagogik, Psychomotorik, Logopädie, Sozi-alberatung usw.(b) Individuelle Autonomie- oder Integritätskrisen

(Beispiele)

^ Psychische oder physische Erkrankung

^ Medizin, Psychiatrie

^ Überforderungen und Hilflosigkeiten, die beispielsweise durchgesellschaftlichen Wandel verursacht sind

^ psychosoziale Be-

ratung oder Begleitung  Traumatisierende Erfahrungen (z.B. Gewalt, Unfall, Trauer)

Therapie, psychosoziale Begleitung  Verlust bisheriger Sicherheiten (z.B. Arbeitsplatz, Familie,Freundeskreis)

^ Therapie, psychosoziale Begleitung ^ Unter Anklage gestellt sein

^ Rechtliche Beistandschaft

(c) Vergemeinschaftungskrisen^ ^ Gestörte Gruppendynamiken (in Betrieben, Vereinen, Zweck-verbänden)

^ Supervision, Caoching usw.

^ Gestörte oder verödete Nachbarschaften in Quartieren, Gemein-den usw.

^ professionelle Quartierarbeit, aufsuchende Sozialar- beit usw.  Krisen in Primärgruppen (Familien, Freundschaftsbeziehungen,Peer Groups, Klassenverbänden)

^ sozialpädagogische Famili-

enbegleitung, Schulsozialarbeit usw.  Desintegrationskrisen auf der Ebene der Gesamtgesellschaft;gestörter Zusammenhalt, gestörte „Solidarität“, schwindendesKollektivbewusstsein

^ Soziale Arbeit als Akteurin von „So- zialintegration“; Rechtspflege usw.(d) Sinn-, Bewährungs- und Erkenntniskrisen  Sinnkrisen

liegen vor, wenn Interpretationsschemata und Norma- litätsannahmen, die sich bis dahin bewährt haben, plötzlich nichtmehr greifen (z.B. wenn der Stuhl plötzlich zum Tisch wird)  Bewährungskrisen

liegen vor, wenn die bisherigen Quellen der Sinnstiftung plötzlich versiegen (z.B. die Kinder ausziehen, derJob gekündigt wird, der Modelleisenbahn-Verein wegen fehlen-den Nachwuchses aufgelöst wird, das Bergdorf ausstirbt undman alleine zurückbleibt, die Natur zubetoniert wird usw.) (

Elternschaft, Beruf, Hingabe an eine Sache, Geselligkeit, Na-turerfahrung oder Musse als mögliche Quellen der Sinnstiftungund der individuellen Bewährung)  Erkenntniskrisen

werden durch Professionelle der Wissenschaft in der Regel bewusst und mutwillig herbeigeführt. Ausgangs-punkt professionellen Handeln kann als

auch^ eine (im Modus

der Problematisierung) bewusst herbeigeführte Krise sein (

Wissenschaft als Profession)

6.2^ Handeln

im^ nicht

‐technischen

Modus^ der

„Hilfe^ zur

Selbsthil

fe“ Fragen:^ ^ Worin unterscheidet sich das Handeln eines Chirurgen vomHandeln eines Automechanikers?

(Unterscheidung zwischen

technischen Defekten und Krisen)  Worin unterscheidet sich das Handeln einer Sozialarbeiterin aufeiner Familienberatungsstelle vom Handeln eines Kundenbera-ters in einem Elektronik-Fachgeschäft?

(Unterscheidung zwi-

Professionalisierungsbedürftig sind Tätigkeiten, die auf schen Beratung und Informationsvermittlung, resp. zwischenKrisen und Wissensdefiziten)^ ^ Worin unterscheidet sich das Handeln eines Primarschullehrersvom Handeln eines Schulungsleiters, der die Angestellten einesBetriebs in die Nutzung einer neuen Zeiterfassungssoftware ein-führt?^ (Unterscheidung zwischen der Förderung von Bildungs-prozessen und „Schulung“ oder „Instruktion“)

Krisenbe-

wältigung

abzielen – allerdings unter der speziellen Bedingung, dass diese durch die beigezogenen Expertinnen und Experten nicht technisch

erwirkt werden kann. Zentraler Akteure bleibt bei Pro- zessen der

Krisenbewältigung

das in die Krise geratene Subjekt

(einzelner Mensch, Gruppen, ganze Gesellschaften). Dieses Sub-jekt kann in seinen Bemühungen, krisenhafte Herausforderungenautonom zu meistern, durch Professionelle höchstens unterstütztwerden. Professionelle Hilfeleistungen adressieren die Selbsthei-lungs- oder Selbstermächtigungskräfte („Ressourcen“) des jeweili-gen Subjekts. Sie erfolgen also immer im Modus der

Hilfe zur

Selbsthilfe

. Dies impliziert, dass die

Freiwilligkeit

der Inanspruch-

nahme den Erfolg professioneller Hilfeleistungen begünstigt.

^ Worin unterscheidet sich das Handeln einer Hoteliersfamilie, dieum das Wohlbefinden ihrer Gäste bemüht ist, vom Handeln desPersonals einer Rehabilitationsklinik, das ebenfalls um dasWohlergehen seiner „Gäste“ bemüht ist?

(Unterscheidung zwi-

schen kommerziellen Wellness-Angeboten und professionalisier-ten Hilfeleistungen resp. zwischen Kundinnen/Kunden; Patien-tinnen/Patienten; Klientinnen/Klienten; Adressatin-nen/Adressaten)  Worin unterscheidet sich das Handeln eines Ingenieurs, der einneuartiges Hörgerät entwickelt, vom Handeln eines Sozialpäda-gogen in einer Gehörlosen-WG?

(technische Problemlösungen

versus professionelle Hilfeleistungen)Diskutieren Sie die folgende Aussage:

„Idealerweise sind die Er-

folge professioneller Hilfeleistungen in ähnlicher Weise steuer-bar wie die Erfolge technischer Reparaturleistungen.“

Stimmt

das? 6.3 Autonomisierung

als^ Handlungsziel Kerngefahren professioneller Hilfeleistungen:^ ^ Hilfe kann

deautonomisierend

wirken, sofern sie das Gegenüber

von einer eigenaktiven Krisenbewältigung zu sehr entlastet.  Hilfe kann in

Bevormundung

umschlagen, sofern sich die Hilfe-

Professionalisierungsbedürftig sich Tätigkeiten, deren Ziel darin be-steht, dahingehend zu wirken, dass der Klient, Patient oder Adressatseine Autonomie, Integrität oder Handlungsfähigkeit innerhalb derGesellschaft weitestmöglich zurückerlangt (Erwachsene) oder Kom-petenzen zur autonomen Krisenbewältigung überhaupt erst heraus-bildet (Kinder). leistenden bemüssigt sehen, die Regie über das Leben und dieLebensführung des Gegenübers an sich zu reissen (also bei-

^ Professionelle Hilfe kennt keine Patentlösungen. Sie kennt aus-schliesslich Lösungen, die sich in

ähnlich^

gelagerten Fällen

(kein Fall ist gleich wie der Andere!) besser oder schlechter be-währt haben.

(Gegenstimme: Die gute Beraterin im Elektronik- fachgeschäft berät verschiedene Kundinnen und Kunden dochauch unterschiedlich. Folglich ist sie doch auch eine Professio-nelle?)  Professionelle bringen ihr Fachwissen und ihre Handlungsme-thoden unausweichlich

fallbezogen

zum Einsatz!

(Gegenstimme:

Tun das Baufachleute nicht auch?)  Das Handeln von Professionellen orientiert sich

nicht^ am „an-

staltslogischen“ Prinzip der Gleichbehandlung, sondern passtsich an die Besonderheiten des einzelnen Falles an.

(Gegenstim-

me: Ist es nicht ungerecht, wenn nicht alle Menschen die glei-chen Rechte und Pflichten haben?) 6.6 Fallbezogener

Einsatz^

wissenschaftlichen

Wissens

Professionalisierungsbedürftig sind Tätigkeiten, deren Ausgangs-punkt nicht die möglichst zügige Subsumption des Falles untereine allgemeine „wissenschaftliche“ Kategorien, sondern die be-hutsame Rekonstruktion der im konkreten Einzelfall vorliegendenKrise oder Problemlage bildet. Diese behutsame Rekonstruktionsetzt^ einerseits

ein möglichst breit gefächertes Wissen aus unter- schiedlichen bezugswissenschaftlichen Disziplinen voraus undnährt sich

andererseits

aus professioneller Erfahrung. Langjährige Berufserfahrung ist für sich allein indes noch kein Garant für Pro-fessionalität.

6.7^ Fokussierung

und^ Adressierung

des^ „ganzen

Menschen“

Implikationen:^ ^ Professionelle Hilfeleistungen zielen in der Regel nicht auf dieselektive Befriedigung einzelner Bedürfnisse des Gegenübers,sondern auf die Unterstützung von Bildungs-, Entwicklungs-,und Autonomisierungsprozessen, die den „ganzen Menschen“betreffen.

(Dienstleistung versus professionelle Hilfe) ^ Professionelle Hilfeleistungen werden normalerweise nur dannin Anspruch genommen, wenn sich

das Insgesamt

der Lebens-

praxis eines Subjekts in einer Krise befindet. (Wer Lust auf fei-nes Essens hat, nimmt die Dienstleistung eines Gastronomen inAnspruch. Wer die Kontrolle über seine Lust auf feines Essenverliert, nimmt professionelle Hilfe in Anspruch.) 6.8 Herausforderungen

auf^ der^

Ebene^ der

Beziehungsgestaltung

Professionalisierungsbedürftig sind Tätigkeiten, die, um zielfüh-rend zu sein, zwingend den „ganzen Menschen“, resp. das

Insge-

samt^ der in eine Krise geratenen „Vergemeinschaftung“ ins Blick-feld nehmen müssen. Professionalisierungsbedürftig sind Tätigkeiten, mit denen

beson-

dere^ Herausforderungen auf der Ebene der Beziehungsgestaltungsowie besondere Gefahren der Entgleisung, der Übergriffigkeit undder sekundären Verletzung verbunden sind. Eine zentrale Heraus-forderung besteht darin, sich als

ganzer Mensch

am Gegenüber in-

teressiert zu zeigen, ohne die sogenannte

Abstinenzregel

zu ver-

letzten. Eine andere zentrale Herausforderung besteht darin, Dy-namiken der Übertragung und der Gegenübertragung professionellzu kontrollieren (z.B. Vermeidung von Machtspielen oder dauer-haften Abhängigkeiten.)

Rollentheoretisch

ausformuliert ist für das Handeln von Professionel-

len eine „widersprüchliche Einheit von diffusen und spezifischen Be-ziehungskomponenten“ (Ulrich Oevermann) charakteristisch.Professionelles Handeln erfolgt meist im Rahmen eines „Arbeits-bündnisses“, für dessen Zustandekommen die Einhaltung der folgen-den^ Regeln

unabdingbar ist: „Grundregel“ (Klient): Uneingeschränkte Bereitschaft zur „Selbstent-blössung“ auf Seiten des Klienten. Alles soll ungehemmt zum Themagemacht werden. („Sei diffus!“)„Abstinenzregel“ (Profi): Strikte Verpflichtung des Professionellen,die Verletzlichkeit und „Blösse“, die – weil es die Grundregel einhält– das Gegenüber zeigt, nicht zum Anlass für einen persönlichen Lust-gewinn zu nehmen. („Sei spezifisch!“)

Empfohlene

vertiefende

Literatur:^ Oevermann,

Ulrich^ (2009):

Die^ Problematik

der^ Strukturlogik

des^ Arbeitsbündnisses

und

der^ Dynamik

von^ Übertragung

und^ Gegenübertragung

in^ einer

professionalisierten

Praxis^ der^ Sozialarbeit.

In:^ Becker‐ Lenz,

Roland^ et^ al.

(Hg.):^ Professionalität

in^ der^ Sozialen

Arbeit,^ Wie

baden:^ VS^ Verlag,

113 ‐142.

Allgemeine

Diskussionsfrage:

Handelt^ es

sich^ bei^ sozialarbeiterischen

und

sozialpädagogischen

Tätigkeiten

um^ „professionalisierungsbedürftige“

Tä‐

tigkeiten?

Gehen^ Sie

zur^ Beantwortung

dieser^ Frage

den^ Kriterienkatalog

noch^ einmal

Punkt^ für

Punkt^ durch.

7.^ Kernkompetenzen

von^ Professionellen

der^ Sozialen

Arbeit

in^ einer

interaktionistisch

‐strukturanalytischen

Perspektive

(Zusammenfassung)^ ^ Kompetenzen im Bereich eines

fallrekonstruktiv verfahrenden

diagnostischen Fallverstehens

(Rekonstruktion versus Sub-

sumtion; Verstehen versus vorschnelle Typisierung oder Klassi-fikation)  Kompetenzen im Bereich der Gestaltung von Arbeitsbeziehun-gen^ (Umgang mit der „widersprüchliche Einheit von spezifi-schen und diffusen Beziehungskomponenten“, Kontrolle von Dy-namiken der Übertragung und Gegenübertragung, konsequenteEinhaltung der Abstinenzregel)  Kompetenzen im Bereich eines nicht-expertokratischen Einsat-zes (bezugs-) wissenschaftlichen Wissens

(Transformation von

Wissen in Können; Professionalität versus Expertokratie; Fall-bezug versus Standardisierung; Umgang mit dem „Technologie-defizit“) 8. Gefährdungsquellen

von^ Professionalität

in^ der^ Sozialen

Arbeit Soziale Arbeit ist eine

professionalisierungsbedürftige

Tätigkeit. Ist

sie aber auch

professionalisierungsfähig

? Diese Frage steht im Zent-

rum aktueller Debatten um die Professionalisierung der Sozialen Ar-beit. 8.1^ Strukturelle

Gefährdungsquellen ^ Professionelle Hilfe unter Zwangsbedingungen (Freiwilligkeits-problem):

(a) Lassen sich Autonomisierungsprozesse fördern und unterstützen, wenn auf Seiten des Gegenübers ein

Leidens-

9.^ Desiderate

an^ die^ Professionsausbildung:

Was^ hat

ein^ Stu

dium^ der

Sozialen

Arbeit^ zu^ leisten?

(1)^ Das Studium als Moratorium der Erarbeitung und Aneignung di-rekt oder indirekt praxisrelevanten Wissens

- Beispiele für zu erarbei-

tendes Wissen sind:^ ^ Sozialpsychologisches und sozialisationstheoretisches Wissenüber menschliche Entwicklungsverläufe und mögliche Abwei-chungen (relevant für die Diagnostik sowie für die altersgerechteAusgestaltung der sozialpädagogischen Praxis)^ ^ Soziologisches und psychologisches Wissen über Gruppendy-namiken; über die Entstehung und typische Verlaufsformen vonKonflikten^ ^ Soziologisch-zeitdiagnostisches Wissen (als Wissen über mögli-che Ursachen und Hintergründe psycho-sozialer Beeinträchti-gungen und Krisen)^ ^ Juristisches Wissen – insbesondere aus dem Bereich der Sozial-gesetzgebung (relevant insbesondere für beraterische Tätigkei-ten)^ ^ professionelles Handlungswissen in den Bereichen Pädagogik,Beratung, Krisenintervention (Wissen über fallangemesseneFormen der Ausgestaltung professioneller Arbeitsbündnisse) =„Methoden der Sozialen Arbeit“(2) Das Studium als Moratorium der

praxisentlasteten Einübung

von

Handlungsmethoden –

Beispiele für einzuübende Handlungsmethoden sind: Methoden des Fallverstehens, Methoden der Hilfeplanung, Methodender Gesprächsführung, Methoden der Aktenführung, Handlungsfeld-spezifische Methoden der Prävention und Intervention usw.

(3) Das Studium als Moratorium der Herausbildung eines Professi-onshabitus –

implizierend beispielsweise: ^ Die Herausbildung einer kritisch-reflexiven Grundhaltung ge-genüber dem eigenen Tun und dem Tun der Anderen ^ Die Verinnerlichung der Verpflichtung, Einschätzungen undEntscheidungen

rational und argumentativ

begründen zu müssen

^ Die Transformation

primärhabitueller

Dispositionen in Richtung

Professionalität  Die Befähigung, Arbeitsbeziehungen professionell zu gestalten  Die Befähigung, Wissen in einem nicht-expertokratischen undnicht-technokratischen Sinne in die Praxis einfliessen zu lassen  Die Habitualisierung professionsethischer Standards 10. „Studienwahlmotive

bei^ angehenden

Studierenden

der

Sozialen

Arbeit“

-^ in^ einer

neuerlichen

Betrachtung

Fragen an den Text: 1. Erscheint Ihnen die Einleitung des Artikels (S. 609-611 Mitte) imLichte der obigen Ausführungen zur „Professionssoziologie“ einiger-massen verständlich? Versuchen Sie, die wichtigsten professionssozi-ologischen Aussagen, die in den Einleitungstext eingeflossen sind, zuidentifizieren und in eigenen Worten wiederzugeben.2. Welche Folgerungen ziehen die Autoren aus der Rekonstruktion derMotivlagen (S. 626-629)? Fassen Sie diese Punkt für Punkt in eigenenWorten zusammen? Worauf beziehen sich diese Folgerungen? Wersind die Adressaten dieser Folgerungen? Erscheinen Ihnen die Folge-rungen der Autoren plausibel?

Textgrundlage:

Peter^ Schallberger/Alfred

Schwendener

(2008):^ Studi

enwahlmotive

bei^ angehenden

Studierenden

der^ Sozialen

Arbeit.^ Eine

fallrekonstruktiv

erschlossene

Typologie.^ In:

Neue^ Praxis.

Zeitschrift^ für

Sozialarbeit, Sozialpädagogik

und^ Sozialpolitik,

6/2008,^608

‐630.

Verberuflichung

Standardisierung

Verwissenschaftlichung

Akademisierung

Expertisierung

„Professionalität“

Sozialarbeiterische und sozi-alpädagogische Tätigkeitenwerden

„professionell“

aus- geübt, wenn sie nicht (mehr)auf freiwilliger Basis undunentgeltlich, sondern zuZwecken des Gelderwerbsund berufsförmig ausgeübtwerden.

Sozialarbeiterisches und sozi-alpädagogisches Handeln istgemäss diesem Denkmodell „professionell“, (a) wenn sämtliche Operatio-nen und Aktivitäten, die mitihm verbunden sind, nachpräzise definierten Regeln undMethoden vollzogen werden,(b) wenn diese Regeln undMethoden gleichsam rezept-buchartig in Methodenlehrbü-chern, in Qualitätsmanage-ment-Handbüchern oder auf Best-Practice

-Checklisten festgehalten sind,(c) wenn die Regeln und Me-thoden möglichst ohne Anse-hen der individuellen Beson-derheiten des einzelnen Falleszum Einsatz gebracht werden(Prinzip der Gleichbehand-lung) und(d) wenn alle Professionellendiese Regeln und Methoden inidentischer Weise zur Anwen-dung bringen.

Professionalisierung wird im Rahmendieses Denkmodells mit Verwissenschaft-lichung gleichgesetzt.Sozialarbeiterisches und sozialpädagogi-schen Handeln ist

„professionell“

, wenn

es in einer oder mehrerer der folgendenHinsichten eine

wissenschaftliche Fundie- rung^ besitzt:(a) wenn es sich Handlungsmethodenbedient, die sich in wissenschaftlichenEvaluationen als wirksam und effizienterwiesen haben;(b) wenn es insbesondere in seinen diag-nostischen Anteilen eine Fundierung inbezugswissenschaftlichem Wissen (undnicht im Alltagswissen) besitzt (z.B. sozi-ologische oder psychologischen Entwick-lungstheorien, Theorien über die Entste-hung abweichenden Verhaltens),(c) wenn die professionellen Praktikerin-nen und Praktiker in der Lage sind, ihrepraktischen Entscheidungen wissenschaft-lich-rational zu begründen –und wenn siebereit sind, ihre Praxis diskursiv der Kritikauszusetzen;(d) wenn nicht Organisationsmacht, son-dern der „zwanglose Zwang des besserenArguments“ im kollegialen Streit darüberentscheidet, wie in der konkreten Einzelsi-tuation gehandelt werden soll.

Sozialarbeiterisches und sozial-pädagogisches Handeln istgemäss diesem Modell

profes- sionell,^ wenn es von Praktike-rinnen und Praktikern ausgeübtwird, die ein Hochschulstudiumabsolviert haben – und die sichdeshalb nicht nur als Professio-nelle, sondern auch als Vertre-terinnen und Vertreter einer wissenschaftlichen Disziplin verstehen.

Als^ professionell

erscheint gemäss diesem Modell sozi-alarbeiterisches und sozial-pädagogisches Handeln,wenn es von Spezialistinnenund Spezialisten ausgeübtwird, die(a) eine eigene Expertenkul-tur mit einer eigenen Exper-tensprache entwickelt haben;die(b) sich in Abgrenzung vonanderen Expertensystemeneine eigenen Zuständig-keitssphäre erobert haben,und die(c) als Expertinnen undExperten für die Bewälti-gung^ bestimmter

Problem- stellungen gesellschaftlichauch anerkannt werden.

„Professionalisierung“

„Professionalisierung“

be- zeichnet die folgende histori-sche Entwicklung: helfendeund unterstützenden Tätigkei-ten, die vormals gestützt auflebensweltliche, insbesondereauf familiäre und nachbar-schaftliche Solidaritätenunentgeltlich und freiwilligausgeübt wurden, werdennunmehr erwerbs- und berufs-förmig ausgeübt.

Der Begriff der

„Professiona- lisierung“^

bezeichnet – im Rahmen dieses Denkmodells –die folgende historische Ent-wicklung:^

weg^ von ( intuitiv begründeten) Handlungswei-sen nach persönlichem Gut-dünken;^ hin

zu normierten und standardisierten Handlungs-weisen (nach „wissenschaft-lich“ begründeten Regeln).

Professionalisierung

bedeutet entspre- chend, dass die Professionellen der Sozia-len Arbeit ihr Handeln zunehmend auf ein„wissenschaftliches Fundament“ stellen,sich wissenschaftlich erarbeiteter odergeprüfter Handlungsmethoden bedienenund in ihrem „diagnostischen“ Handelnwissenschaftliches Wissen zum Einsatzbringen.

Professionalisierung

bedeutet entsprechend, dass Tätigkeitenim Bereich der Sozialen Arbeitzunehmend von Fachkräftenmit einem akademischen Bil-dungshintergrund (und einemSelbstverständnis als Wissen-schaftlerinnen und Wissen-schaftler) ausgeübt werden.

Unter^ Professionalisierung der Sozialen Arbeit

ist ent- sprechend die historischeEntstehung einer

klar profi- lierten^ und

gesellschaftlich anerkannten

Expertenkultur der Sozialen Arbeit zu ver-stehen.