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Skript zur Vorlesung Statik und Festigkeitslehre von Prof. Willner im Wintersemester 2020/2021
Art: Transkriptionen
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Prof. Dr.-Ing. habil. K. Willner Lehrstuhl für Technische Mechanik Universität Erlangen-Nürnberg Egerlandstraÿe 5 D-91058 Erlangen Tel 09131 8528502 Fax 09131 8528503 http://www.ltm.uni-erlangen.de
Editor: Dr.-Ing. G. Possart
1 Statik
F
P
F
P
F
P
Abbildung 1.2. verschiedene Angrispunkte einer Kraft an einem Klotz mit verschiedener Auswirkung
· F~x, F~y, F~z ∈ R^3 Komponenten der Kraft F~
· Fx, Fy, Fz ∈ R Koordinaten der Kraft F~
Für den Betrag der Kraft gilt
F = | F~ | =
F (^) x^2 + F (^) y^2 + F (^) z^2 (1.2)
Die Richtung der Kraft ist durch die Winkel α, β, γ bestimmt, die der Kraftvektor mit den Koordina- tenachsen einschlieÿt, siehe Abbildung 1.3 (a).
cos α = Fx F
cos β = Fy F
cos γ = Fz F
Gleichung (1.3) eingesetzt in (1.2) liefert die Beziehung zwischen den Winkeln
cos^2 α + cos^2 β + cos^2 γ = 1 (1.4)
x
z
α β γ
F^ ~
Fx
Fy
Fz
~ex ~ez
~ey
y
x
α
β
F^ ~
Fx
Fy
~ex
~ey
y
(a) Kraft im Raum (b) Kraft in der (x, y)-Ebene
Abbildung 1.3. Kraft im Raum und in der (x, y)-Ebene
Für die Kraft in der Ebene ist aus Abbildung 1.3 (b) abzulesen, dass α + β = π 2 und
Fx = F cos α Fy = F sin α (1.5)
gilt.
Kräfte lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen. Die geometrische Einteilung ist in Abbildung 1.4 dargestellt.
dV
d G~
V
~g
(a) Volumenkraft (b) Fl¨achenkraft
(c) Linienkraft^ (d) Punktkraft
Abbildung 1.4. geometrische Einteilung der Kräfte
Kräfte, die über das Volumen verteilt angreifen, nennt man Volumenkräfte. Beispiele hierfür sind die Schwerkraft (Gewichtskraft), magnetische und elektrische Kräfte. Treten Kräfte nur an Oberächen von Körpern oder an Berührungsächen zweier Körper auf, so spricht man von Flächenkräften. Beispiele hierfür sind Kräfte durch Wind- oder Wasserdruck oder auch eine Schneelast. Ist die Berührung zweier Körper nahezu linien- bzw. punktförmig, erhält man Linien- oder Streckenkräfte bzw. Punkt- oder Einzelkräfte. Eine Linienkraft entsteht z.B. zwischen einer ebenen Unterlage und einem Zylinder. Eine Punktkraft liegt näherungsweise vor, wenn eine Last über eine scharfe Kegelspitze aufgebracht wird. Linien- und Punktkräfte sind Idealisierungen, da eine bestimmte, wenn auch sehr kleine Fläche immer zur Übertragung von Kräften notwendig ist. Weiterhin kann man auf Grund des Ursprungs der Kraft unterscheiden zwischen eingeprägten Kräften und Reaktionskräften. Unter eingeprägten Kräften versteht man physikalisch vorgegebene Kräfte wie Gewicht, Schneelast usw. Reaktionskräfte entstehen infolge eingeprägter Kräfte durch die Behinderung der Bewegungsfreiheit des Körpers. Wird ein Balken durch eingeprägte Kräfte belastet, so möchte er sich bewegen (ausweichen). Ein Auager, das diese Bewegung verhindert, übt eine Reaktionskraft auf den Balken aus. Der letzte Satz weist auf das Schnittprinzip hin, denn Reaktionskräfte können erst durch das gedank- liche Lösen des betrachteten Körpers von den geometrischen Bindungen veranschaulicht werden. Das
1.1 Grundlagen und Grundbegrie
Der Angrispunkt einer Kraft kann auf der Wirkungslinie beliebig verschoben werden, ohne dass sich an der Wirkung auf den starren Körper etwas ändert.
F
P 1
P 2
F
P 1
P 2
Abbildung 1.7. Linienüchtigkeit der Kräfte am starren Körper
Die Verschiebung des Angrispunkts ist in Abbildung 1.7 zu sehen. Dieses Axiom gilt nicht beim deformierbaren Körper.
Kräfte, die zwei Körper aufeinander ausüben, sind gleich groÿ, entgegenge- setzt gerichtet und liegen auf einer Wirkungslinie, d.h. Kräfte treten stets paarweise auf.
F F
Abbildung 1.8. Wechselwirkungsgesetz
FG
FG
F 1 F 2
F 1 F 2 F 3
F 4 F 5
F 3
F 4 F 5
(a) Kr¨afte zwischen sich ber¨uhrenden K¨orpern (b) Fernkr¨afte
Abbildung 1.9. Wechselwirkungskräfte
1 Statik
Für sich berührende Körper in Abbildung 1.8 und in Abbildung 1.9 (a) ist dies sehr anschaulich. Es gilt aber auch für Körper in gröÿerer Entfernung, wie das in Abbildung 1.9 (b) für das Beispiel der Anziehungskraft zwischen Erde und Mond gezeigt ist.
Zwei an demselben Punkt angreifende Kräfte können zu einer statisch äquiva- lenten resultierenden Kraft zusammengefaÿt werden, indem man die Diagona- le des von den beiden Kraftvektoren aufgespannten Parallelogramms bildet. Dabei genügt es, eines der beiden Kräftedreiecke zu zeichnen.
Für die Kraftvektoren gilt F~R = F~ 1 + F~ 2 , siehe Abbildung 1.10.
FR
FR
F 1
F 2 F 2
FR F 1
F 2
F 1
(a) Kr¨afteparallelogramm (b) Kr¨aftedreiecke
Abbildung 1.10. Kräfteparallelogramm und Kräftedreiecke
Eine ebene Kräftegruppe liegt vor, wenn alle Kräfte in einer Ebene, z.B. in der (x, y)-Ebene, liegen. Zentral ist die ebene Kräftegruppe dann, wenn sich die Wirkungslinien sämtlicher Kräfte in einem Punkt schneiden. Nach dem Linienüchtigkeitsaxiom lassen sich dann alle Kräfte so verschieben, dass sie an einem Punkt angreifen.
FR F 1
F 2
F 3
~ex
~ey
F 2
F 1
F 3
α 3
α 2 α 1
FR
1 m 1 N
A
E
(a) Lageplan (b) Kr¨afteplan
x
y
Abbildung 1.11. graphische Reduktion
1 Statik
FR
F 1
2
1
F 2
FR
Abbildung 1.13. graphische Zerlegung der Kraft in zwei Richtungen
Zwei Kräfte sind im Gleichgewicht, wenn sie auf der gleichen Wirkungslinie liegen und entgegengesetzt gleich groÿ sind.
F~ 1 = − F~ 2 F~ 2 = − F~ 1
Abbildung 1.14. Gleichgewicht zweier Kräfte
Für die Resultierende gilt
siehe Abbildung 1.14. Eine zentrale Kräftegruppe ist im Gleichgewicht, wenn die statisch äquivalente Resultierende verschwin- det. Das bedeutet für den graschen Lösungsweg, dass sich der Kräfteplan schlieÿt. Der analytische Lösungsweg führt zur Kräftegleichgewichtsbedingungen (im ebenen Fall für die Kraftkomponenten in x- und y-Richtung).
FRx =
∑^ n
i=
Fix = 0
FRy =
∑^ n
i=
Fiy = 0
Bei der allgemeinen Kräftegruppe schneiden sich nicht mehr alle Wirkungslinien in einem Punkt. Man spricht in diesem Falle auch von einer nichtzentralen Kräftegruppe. Es ist notwendig, auch die Momentenwirkung der Kräfte zu berücksichtigen.
Als Kräftepaar bezeichnet man zwei gleich groÿe, entgegengesetzt gerichtete, aber auf parallel zueinander verlaufenden Wirkungslinien liegende Kräfte.
Man erkennt, dass das Kräftegleichgewicht (1.10) zwar erfüllt ist, dass aber das Kräftepaar eine Dreh- wirkung erzeugt, siehe Abbildung 1.15. Die Drehwirkung ist proportional der Kraft F und dem Ab- stand a. Damit entsteht das Moment des Kräftepaares
F
F a
Abbildung 1.15. Kräftepaar
M = aF (
x
y − )
Der Drehsinn des Kräftepaares wird im mathematisch positiven Sinn (entgegen dem Uhrzeigersinn)
mit dem positiven Vorzeichen (
x
dem negativen Vorzeichen (
y − ) beschrieben. Ein Kräftepaar ist durch Angabe des Betrages und des Drehsinns des Moments eindeutig bestimmt. Für das Kräftepaar gelten folgende Aussagen:
· Das Moment eines Kräftepaares ist gleich der Summe der Momente der beiden Einzelkräfte bezüglich eines beliebigen Bezugspunktes, siehe hierzu Kapitel 1.3.2.
· Das resultierende Moment mehrerer Kräftepaare folgt aus der algebraischen Summe der Mo- mente der einzelnen Kräftepaare (unter Beachtung des Drehsinns). Ist die Summe Null, herrscht Gleichgewicht.
· Ein Kräftepaar darf in seiner Wirkungsebene beliebig verschoben werden, ohne dass sich seine Wirkung auf den starren Körper ändert.
Dass ein Moment im Raum ein Vektor ist, von dem bei einer ebenen Kräftegruppe nur eine Komponente übrigbleibt, wird im Kapitel 1.4.1 behandelt.
α
α xF
yF
xF (^) · (^) sin (^) α
yF · cos α
a
x
y
α
F^ ~
F^ ~x
F^ ~y
A
Abbildung 1.16. Abstand der Wirkungslinie einer Kraft vom Bezugspunkt
1.4 Räumliche Kräftegruppe
Die Gleichgewichtsbedingungen der ebenen Statik lauten
F^ ~R = ~ 0 und M (A)^ = 0 (1.15)
wobei der Bezugspunkt A mit Koordinaten (xA, yA) beliebig gewählt werden kann. In Komponenten- darstellung folgt
FRx =
∑^ n
i=
Fix = 0
FRy =
∑^ n
i=
Fiy = 0
∑^ n
i=
M (^) i( A)=
∑^ n
i=
((xi − xA)Fiy − (yi − yA)Fix) = 0
Häug ist es vorteilhaft, die beiden Kräftegleichgewichtsbedingungen in x- und y-Richtung durch zwei weitere Momentengleichgewichtsbedingungen um voneinander verschiedene neue Bezugspunkte B und C zu ersetzen. Dabei müssen aber die neu eingeführten Bezugspunkte gewisse Bedingungen erfüllen. Werden beide Kräftegleichgewichtsbedingungen ersetzt, so dürfen z.B. die drei Bezugspunkte nicht auf einer gemeinsamen Geraden liegen. Wird nur eine Kräftegleichgewichtsbedingung ersetzt, so darf der neue Bezugspunkt nicht auf einer parallel zur ersetzten Kraftrichtung durch den Bezugspunkt A verlaufenden Geraden liegen.
Wir wollen die räumliche Kräftegruppe nur in dem Umfang behandeln, wie es zum Verständnis der in der Festigkeitslehre betrachteten Beanspruchungsarten eines Trägers erforderlich ist.
x
y
z
~r
F^ ~ M^ ~
Fx
Fy
Fz
0
zF
xF
yF
Abbildung 1.18. Kraft im kartesischen Koordinatensystem
1 Statik
Bei der ebenen Kräftegruppe treten nur zwei Komponenten des Kraftvektors und eine Komponente des Momentenvektors auf. Bei der räumlichen Kräftegruppe können alle Komponenten sowohl des Kraftvektors als auch des Momentenvektors vorkommen. In einem kartesischen Koordinatensystem bedeutet das F~ = Fx~ex + Fy~ey + Fz~ez M^ ~ = Mx~ex + My~ey + Mz~ez^ (1.17)
Das Moment M~ (0)^ einer Kraft F~ bezüglich eines Punktes 0 , siehe Abbildung 1.18, lautet
M^ ~ (0)^ = ~r × F~ = (xF ~ex + yF ~ey + zF ~ez ) × (Fx~ex + Fy~ey + Fz~ez ) = (yF Fz − zF Fy)~ex + (zF Fx − xF Fz )~ey + (xF Fy − yF Fx)~ez
~ex ~ey ~ez xF yF zF Fx Fy Fz
Man erkennt, dass sich (1.18) mit Fz = 0 und zF = 0 für die ebene Kräftegruppe auf
M^ ~ (0)^ = (xF Fy − yF Fx)~ez
reduziert, was in Übereinstimmung mit (1.12) ist. Vom physikalischen Charakter unterscheiden sich Kraft- und Momentenvektor dadurch, dass
· F~ ein gebundener bzw. ein linienüchtiger Vektor ist, der bezüglich der Wirkung auf einen starren Körper nur entlang seiner Wirkungslinie verschoben werden darf,
· M~ ein freier Vektor ist, der beliebig im Raum parallel verschoben werden darf, ohne seine Wirkung auf einen starren Körper zu ändern.
In der Darstellung wird für den Momentenvektor häug ein Doppelpfeil benutzt.
Ein Körper bendet sich im Gleichgewicht, wenn resultierende Kraft und resultierendes Moment in Bezug auf einen beliebigen Punkt A Null sind. Das bedeutet
∑^ n
i=
F^ ~i = ~ 0 ⇒
∑^ n
i=
M^ ~ (^) i( A)= ~ 0 ⇒
∑^ n
i=
Fix = 0
∑^ n
i=
Fiy = 0
∑^ n
i=
Fiz = 0
∑^ n
i=
M (^) ix(A )= 0
∑^ n
i=
M (^) iy(A )= 0
∑^ n
i=
M (^) iz(A )= 0
1 Statik
In Verallgemeinerung von (1.20) bedeutet das
xS =
∑n
i=
Fixi
yS =
∑n
i=
Fiyi
zS =
∑n
i=
Fizi
bzw. ~rS =
∑n
i=
Fi~ri (1.21)
z
x
y
~rS ~r
S dm
Abbildung 1.21. Massenschwerpunkt eines Körpers
Wir denken uns eine über ein bestimmtes Volumen verteilte Masse m in unendlich viele dierentiell kleine Massen dm zerlegt, siehe Abbildung 1.21. Ordnet man diesen dierentiell kleinen Massen die Schwerkräfte dmg zu, erhält man wieder den im vorigen Kapitel behandelten Fall paralleler Kräfte. Allerdings ist jetzt die Summe dierentiell kleiner Gröÿen zu bilden, das bedeutet, die Summen sind durch Integrale zu ersetzen. Bei konstantem Schwerefeld kann dabei noch durch g gekürzt werden, und man erhält
xS =
m
V
x dm
yS =
m
V
y dm
zS =
m
V
z dm
bzw. ~rS =
m
V
~r dm (1.22)
Für homogene Körper mit konstanter Dichte % kann (1.22) durch % gekürzt werden, und man erhält den geometrischen Schwerpunkt
~rS =
V
~r dV (1.23)
mit den entsprechenden Komponenten analog (1.22). Läÿt sich die Masse m in Teilmassen mi mit
bekannten Teilschwerpunkten ~rSi aufteilen, so folgt der Schwerpunkt aus
~rS =
m
∑^ n
i=
~rSimi (1.24)
Für die Aufteilung des Gesamtvolumens V in Teilvolumina Vi gilt
~rS =
∑^ n
i=
~rSiVi (1.25)
z
x
y
~rS
S
dA
h
Abbildung 1.22. Flächenschwerpunkt eines dünnen Bleches
Für einen ächenhaften Körper (z.B. dünnes Blech) mit konstanter Wanddicke h und konstanter Dich- te %, siehe Abbildung 1.22, ist
dm = %h dA
und aus (1.22) wird
xS =
A
x dA
yS =
A
y dA
zS =
A
z dA
bzw. ~rS =
A
~r dA (1.26)
In der Festigkeitslehre ist vor allem der Schwerpunkt ebener Flächen (Querschnittsächen) von Bedeu- tung. Dabei bezeichnet man (^) ∫
A
x dA,
A
y dA,
A
z dA
als Flächenmomente 1. Ordnung.
Merke
Die Flächenmomente 1. Ordnung verschwinden in Bezug auf ein im Schwer- punkt verankertes Koordinatensystem.