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Zusammenfassung
Betriebliche Informationssysteme I
Inhaltsverzeichnis
- 1 Grundlegender Überblick
- 1.1 Gegenstand der Wirtschaftsinformatik
- 1.2 Beziehungen zwischen Informationssystemen und Betrieben
- 1.3 Beitrag von Informationssystemen zur Erreichung betrieblicher Ziele
- 1.4 IS-Lösungen für ausgewählte betriebswirtschaftliche Konzepte
- 2 Rolle der Informationstechnik auf dem Weg in die Informationsgesellschaft
- 2.1 Wechselwirkungen zwischen Informationstechnik und Gesellschaft
- 2.2 Veränderung von Geschäftsmodellen
- 2.3 Tätigkeitsfelder von Wirtschaftsinformatikern
- 3 Geschäftsprozessmanagement
- 3.1 Geschäftsprozesse
- 3.2 Merkmale des Geschäftsprozessmanagements
- 3.3 Ausführung von Geschäftsprozessen
- 4 Modellierung betrieblicher Informationssysteme
- 4.1 Grundlagen der Modellierung
- 4.2 Modellierungssprachen
- 4.3 ARIS-Architekturmodell
- 4.4 Modellierung betrieblicher Strukturen
- 4.5 Modellierung von Geschäftsprozessen
- 4.6 Modellierung von Daten
- 5 Unterstützung betrieblicher Leistungsprozesse durch ERP-Systeme
- 5.1 ERP-Systeme
- 5.2 Finanz- und Rechnungswesen
- 5.3 Materialwirtschaft
- 5.4 Produktion
- 5.5 Vertrieb
- 6 Außenwirksame Informationssysteme und Electronic Commerce
- 6.1 Netzwerkökonomie
- 6.2 Portale und Dienste
- 6.3 Elektronische Märkte
- 6.4 Kundenbeziehungsmanagementsysteme (CRM-Systeme)
- 6.5 Konsumenteninformationssysteme (E-Commerce im B2C-Bereich)
- 6.6 Zwischenbetriebliche Informationssysteme (E-Commerce im B2B-Bereich)
- 7 Managementunterstützungssysteme
- 7.1 Betriebliche Entscheidungen
- 7.2 Methodische Grundlagen des Data-Science
- 7.3 Klassische Entscheidungsunterstützungssysteme
- 7.4 Business-Intelligence-Systeme
- 7.5 Konzeptorientierte, vorkonfigurierte Managementunterstützungssysteme
- 8 Planung, Entwicklung und Betrieb von Informationssystemen
- 8.1 IS-Management
- 8.2 IS-Planung
- 8.3 IS-Entwicklung
- 8.4 IS-Betrieb
- 9 Informationssicherheit und Datenschutz
- 9.1 IS-Betrieb und Informationssicherheit
- 9.2 Sicherheitstechnische Grundlagen
- 9.3 Sicherheitstechnische Anwendungen
- 9.4 Sicherheitsmanagement
- 9.5 Umgang mit sensiblen Daten (Datenschutz)
- 10 Datenspeicherung
- 10.1 Information und Daten
- 10.2 Datenstrukturen
- 10.3 Datenbanken
- 10.4 Dokumentzentrierte Datenorganisation
- 10.5 Skalierbare Datenspeicherung und Big Data
- 11 Rechnersysteme
- 11.1 Aufbau und Funktionsweise von Rechnern
- 11.2 Aufbau und Funktionsweise von Software
- 11.3 Bestandteile von Software
- 11.4 Betriebssystem
- 11.5 Virtualisierung
- 12 Datenkommunikation und Rechnernetze
- 12.1 Datenübertragungssysteme
- 12.2 Rechnernetze
- 12.3 Internet-Protokolle
- 12.4 Internet-Anwendungen und Cloud-Computing
- Abbildung 1: Horizontale und vertikale Integration von betrieblichen Informationssystemen Abbildungsverzeichnis
- Abbildung 2: Zusammenhang von Informationssystementwicklung und Softwareentwicklung
- Abbildung 3: Beitrag von Informationssystemen zur Erreichung betrieblicher Ziele
- Abbildung 4: Informationssysteme zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele im Einzelhandel
- Abbildung 5: Wechselwirkungen zwischen Informationstechnik und gesellschaftlichen
- Vermeidung unerwünschter IT-Auswirkungen Abbildung 6: Wechselwirkungen zwischen Informationstechnik und Gesellschaft in ausgewählten Problemfeldern und Maßnahmen zur
- Abbildung 7: Business-Model-Canvas für das Geschäftsmodell der Versandhandelssparte von Amazon
- Abbildung 8: Bestellprozess
- Abbildung 9: Beschaffungsprozess
- Abbildung 10: Lebenszyklus des Geschäftsprozessmanagements
- Abbildung 11: Handels-H-Modell (Prozesslandkarte)
- Abbildung 12: Ebenen der Prozessarchitektur
- Abbildung 13: Komponenten eines GPMS
- Abbildung 14: Process-Mining
- Abbildung 15: Syntax und Semantik von BPMN-Elementen
- Abbildung 16: ARIS-Architekturmodell
- Abbildung 17: Zieldiagramm
- Abbildung 18: Funktionshierarchiebaum
- Abbildung 19: Organigramm
- Abbildung 20: Produktbaum
- Abbildung 21: Wertschöpfungskette
- Abbildung 22: BPMN-Modell eines Bestellprozesses
- Abbildung 23: DMN-Entscheidungstabelle
- Abbildung 24: ER-Diagramm mit Kardinalitätsverhältnissen und Partizipation
- Abbildung 25: Phasen der Integration betrieblicher Informationssysteme.
- Abbildung 26: Typische Komponenten von ERP-Systemen und Business-Suites
- Abbildung 27: SAP Business-Suite
- Abbildung 28: Produktionsplanung und -steuerung nach MRP II
- Abbildung 29: Funktionen des Vertriebs
- Abbildung 31: Klassifikation außenwirksamer Informationssysteme
- Abbildung 30: Zielgruppen und unterstützte Funktionsbereiche außenwirksamer Informations-
- Abbildung 32: Klassifikation Elektronischer Märkte
- Abbildung 33: Komponenten eines CRM-Systems
- Abbildung 34: Komponenten eines Konsumenteninformationssystems zur Unterstützung
- Abbildung 35: Wert des Internet-Absatzkanals für ein Unternehmen
- Abbildung 36: Übersicht über die von SAP SCM unterstützten Funktionsbereiche
- Abbildung 37: Verschiedene Ansätze des maschinellen Lernens
- Abbildung 38: Beispiel für Warenkorbanalyse mit Assoziationsregeln (Quelle: Musterklausur Mai 2019 auf Learn)
- Abbildung 39: Komponenten eines klassischen Entscheidungsunterstützungssystems
- Abbildung 40: Business-Intelligence-Ordnungsrahmen
- Abbildung 41: Balanced Scorecard
- Abbildung 42: Tätigkeiten in der Systementwicklung und -wartung
- Abbildung 43: IS-Entwicklungsprozessmodelle
- Abbildung 44: Scrum (Inkrementelle Weiterentwicklung im Unified Process):
- Abbildung 45: Schema für informationstechnische Sicherheitsziele
- Abbildung 46: Baumstrukturen
- Abbildung 47: ANSI-SPARC-Dreischichtenmodell
- Abbildung 48: Beispiel eines einfachen RDF-Modells
- Abbildung 49: Funktionseinheiten eines Rechners
- Abbildung 50: Höhere Programmiersprachen
- Abbildung 51: Komponenten eines Softwaresystems
- Abbildung 52: Benutzungsdiagramme für Komponenten
- Abbildung 53: Betriebssysteme
- Abbildung 54: Datenübertragungssystem
- Abbildung 55: Netzwerkoptologien
- Abbildung 56: Klassifikation von Rechnernetzen nach der räumlichen Ausdehnung
- Abbildung 57: ISO/OSI-Referenzmodell
- Abbildung 58: Aufbau eines 10-Mbit-Ethernet-Pakets
- Abbildung 59: Entwicklung des Internets: Anzahl der angeschlossenen Rechner
- Abbildung 60: Schichtenmodell von TCP/IP
- Abbildung 61: HTTP-Statuscodes
- Abbildung 62: Wichtigste HTTP-Methoden
- Abbildung 63: Nutzung von Web- und E-Mail-Diensten von privaten Haushalten
1 Grundlegender Überblick
1.1 Gegenstand der Wirtschaftsinformatik
Die Wissenschaft, die sich mit der Gestaltung rechnergestützter Informationssysteme in der
Wirtschaft befasst, heißt Wirtschaftsinformatik. Sie versteht sich als interdisziplinäres Fach basierend
auf der Betriebswirtschaftslehre und der Informatik.
Sie hat zum Ziel, die betriebliche Leistungserfüllung zu verbessern. Im Zentrum der Betrachtung stehen
hierbei die betrieblichen Informationssysteme, die heute weitgehend durch Rechner
unterstützt werden.
Rechnergestützte betriebliche Informationssysteme sind eine „befähigende Technik“, die es ermög-
licht, Geschäftsfälle effizient und nachvollziehbar abzuwickeln.
1.1.1 Begriff und Wesen von Informationssystemen
Rechner Funktionseinheit zur Verarbeitung von Daten (Durchführung ma-
thematischer, umformender, übertragender und speichernder Operationen)
Daten stellen Informationen in einer maschinell verarbeitbaren Form dar
Informationssystem besteht aus Menschen und Maschinen, die Information erzeugen
und/oder benutzen und die durch Kommunikationsbeziehungen miteinander verbunden sind
Betriebliches Informationssystem unterstützt die Leistungsprozesse und Austauschbeziehungen in-
nerhalb eines Betriebs sowie zwischen dem Betrieb und seiner Um- welt
Rechnergestütztes Informationssystem unterstützt die Erfassung, Speicherung, Übertragung und/oder
Transformation von Information durch den Einsatz der Informati- onstechnik
Primärer Zweck von Informationssystemen ist die Bereitstellung von Information für die Systembenut-
zer
Gesamtbetriebliche Informationssystem regelt den Informationsaustausch und die Speicherung und Verar-
beitung von Information in einem gesamten Betrieb
Operatives Informationssystem unterstützt die alltäglichen betrieblichen Leistungsprozesse mit-
hilfe von betrieblichen Anwendungsprogrammen
ERP-System ein aus mehreren Komponenten bestehendes integriertes Anwen-
dungsprogrammsystem, das alle wesentlichen betrieblichen Funk- tionsbereiche unterstützt. Ziel eines ERP-Systems ist es, den lau- fenden Ressourceneinsatz eines Betriebs (Kapital, menschliche Ar- beit, Betriebsmittel, Werkstoffe) zu steuern und abzuwickeln. Die Aktualität, der Detaillierungsgrad und die Genauigkeit der zur Ver- fügung gestellten Daten sind dementsprechend hoch
1.1.3 Informationssysteme als so-
zio-technische Systeme
Informationssysteme bestehen aus Menschen
und Maschinen, die Information erzeugen oder
benutzen und die durch Kommunikationsbezie-
hungen miteinander verbunden sind. Informa-
tionssysteme sind somit sozio-technische Sys-
teme.
Unter einem sozio-technischen System ver-
steht man ein System, bei dem eine technische
und eine soziale Teilkomponente untrennbar voneinander zusammenspielen.
Aufgabenbereiche bei der Informationssystementwicklung: Softwareentwicklung; Hardwarebeschaffung
und – betreuung, Definition der Funktionen und Abläufe (Geschäftsprozesse), Einbeziehung und Schulung
der beteiligten Personen
Wichtige Charakteristika von sozio-technischen System:
Emergentes Verhalten: Gesamtsystem hängt von den Systemkomponenten und deren Zusammen-
spiel ab. Emergente (= plötzlich neu auftretende) Eigenschaften ergeben sich unvorhergesehen aus
dem Zusammenwirken von Teilkomponenten, wobei diese Eigenschaften nicht aus der isolierten
Betrachtung der Teilkomponenten erkennbar sind
Nicht deterministisches Verhalten: Gesamtsystem reagiert auf eine Sequenz nicht immer völlig
gleich Verhalten des Systems ist unvorhersehbar
Komplexer Aufbau: sehr hohe Anzahl an Teilkomponenten, die schwer im Detail analysierbarsind
und oft unterschiedliche Ziele verfolgen
1.2 Beziehungen zwischen Informationssystemen und Betrie-
ben
1.2.1 Informationssysteme in Betrieben
Technologie-Akzeptanz-Modell (TAM ) basiert auf der Grundüberlegung, dass Individuen sich bei der Erledi-
gung ihrer Aufgaben rational verhalten ein Informationssystem muss für den Mensch nützlich und einfach zu benutzen sein, damit er es be- nutzt
Geschäftsprozesse beschreiben die notwendigen und möglichen Arbeitsschritte einer
komplexen Arbeitsverrichtung, wobei einzelne Arbeitsschritte von un- terschiedlichen Personen verrichtet werden können
Informationssystem-Erfolgsmodell beschreibt den Nutzen eines neuen Informationssystems für den Be-
trieb dabei als abhängig von der fortlaufenden Nutzung des Informati- onssystems und der Zufriedenheit der Nutzer
1.2.2 Informationssysteme für die Zusammenarbeit zwischen Betrieben
Je enger Betriebe kooperieren, desto größer wird der Bedarf des Datenaustauschs und desto wichtiger
wird es, möglichst offene Standards zu nutzen, um diese zu reduzieren.
Abbildung 2: Zusammenhang von Informationssystementwicklung und Softwareentwicklung
Abbildung 3: Beitrag von Informationssystemen zur Erreichung betrieblicher Ziele
Offener Standard Standard, der für alle Marktteilnehmer zugänglich ist, kostenfrei
genutzt und wiederverwendet werden kann meist von NGOs beschlossen
Zwischenbetriebliches Informationssystem verbindet die Informationssysteme zweier oder mehrerer Be-
triebe (= betriebsübergreifend)
Mögliche Zusammenarbeit reicht vom bilateralen elektronischen Austausch von Bestellungen, Rechnun-
gen usw. über integrierte Systeme entlang von Lieferketten bis zu virtuellen Organisationen
Virtuelle Organisation bezeichnet den IS-unterstützten Zusammenschluss mehrerer
Organisationen zu einer neuen Organisationseinheit
Elektronischer Markt rechnergestützte Plattform für den marktmäßig organisierten
Tausch von Produkten und Dienstleistungen zwischen Anbietern und Nachfragern
Rechnergestützte Informationssysteme kommunizieren nicht nur mit den Geschäftspartnern, sondern
auch oft direkt mit den privaten Kunden des Betriebs
Konsumenteninformationssystem dient zur Interaktion mit vornehmlich privaten Kunden (Konsu-
menten) beziehungsweise Interessenten
1.3 Beitrag von Informationssystemen zur Erreichung betrieb-
licher Ziele
1.3.1 Ziele betrieblicher Informationssysteme
und Erläuterungen zum Kauf
Nach dem Kauf: Verfolgung der Sendung durch Paketverfolgungssysteme
Rabattaktionen durch individualisierte Serienbriefe
1.4.2 Erschließung neuer Märkte
Globale Vernetzung und überall verfügbare mobile Endgeräte
Zunehmende Vernetzung weltweiter Markt für Nachfrager Vielfalt führt zu einer vergrößerten
Konkurrenz und letztendlich zu niedrigeren Preisen Betriebe können als Vermittler zwischen Ange-
bot und Nachfrage, als Betreiber elektronischer Märkte, auftreten und durch Gebühren oder Provisio-
nen Erlöse erwirtschaften
Ubiquitous-Computing Zugang zu Informationssystemen ist allgegenwärtig
Persönliches Informationssystem Informationssystem für den Informations- und Kommunikationsbe-
darf eines Individuums (sowohl geschäftliche als auch private Akti- vitäten); werden in der Regel durch tragbare Informationshilfsmit- tel (z.B. Smartphones) unterstützt und erstrecken sich vielfach über unterschiedliche Rechnersysteme (z.B. Internet-Dienste)
Entwicklung durch das Internet: Zunehmend werden nicht mehr die Produkte selbst, sondern ihre Nut-
zung in Form von Dienstleistungen angeboten und nachgefragt (z.B. Streaming-Anbieter, aber auch Ge-
schäftsmodelle wie Uber und Car2Go)
Supply-Chain-Management-Systeme koordinieren die Zusammenarbeit mit Lieferanten entlang der Lie-
ferkette
„Intelligente“ Dinge
Internet der Dinge beschreibt die Entwicklung, dass immer mehr Gebrauchsgegen- stände mit Speichern und Prozessoren ausgestattet und mit dem Internet verbunden werden; Diese „intelligenten“ Gegenstände können somit auf öffentlich verfügbare Information zugreifen, über das Internet gesteuert werden und mit anderen intelligenten Dingen direkt kommunizieren Beispiele: TV, Kühlschrank, Brillen etc. mit Sensoren
Das Besondere an der Verwendung dieser in Dinge integrierten Rechner ist, dass sie vom Benutzer nicht
wahrgenommen werden, sondern dass die „Dingfunktion“ im Vordergrund steht.
Internets alles Seienden Aktuelle Entwicklung zunehmend verfügen auch Personen, Be-
triebe, Prozesse, Gebäude, Fahrzeuge und Gegenstände aller Art über eine virtuelle Identität und können sich gegenseitig abstim- men
RFID (Radio Frequency Identification) ein auf Funktechnik basierendes Verfahren zur automatischen Identifizierung und Lokalisierung von Objekten und Lebewesen; Ein RFID-Chip versendet eine eindeutige Identifikation, kann aber gegebenenfalls auch weitere Information liefern. Ein passiver RFID-Chip kommt ohne eigenen Stromquelle aus und verwendet die in den empfangenen Funkwellen enthaltene Ener- gie, um seine Daten zu verschicken Beispiel: RFID-Etiketten im Einzelhandel
Die Verbreitung von RFID-Etiketten erfolgte bisher langsamer als ursprünglich erhofft Gründe: Kos-
tenerhöhungen (für RFID-Chips mit Prozessor oder Sensoren + RFID-Lesegeräte) und wenig Zusatznut-
zen
Nach Schätzungen von führenden Unternehmen der Halbleiterindustrie entwickelt sich die Anzahl der
(vielfach vernetzten) Sensoren durch das Internet der Dinge und die zunehmende Miniaturisierung in
den nächsten Jahren explosionsartig. Man rechnet mit etwa einer Billion (10^12 ) Sensoren im Jahr 2020.
Bei einer erwarteten Weltbevölkerung von 7,66 Milliarden Menschen ergäbe das etwa 130 Sensoren-
pro Person. Durch diese Sensoren wird es möglich, weit mehr Kontext- und Umweltinformation kosten-
günstig über Informationssysteme Kunden und Betrieben bereitzustellen, als es heute möglich ist.
Ausgewählte gesellschaftliche Trends
2.1.1 Digitalisierung
Der Begriff Digitalisierung beschreibt die Umwandlung von
analogen Daten in digitale Daten, damit diese von heute
gebräuchlichen Rechnern verarbeitet werden können
häufig auch als Synonym für den zunehmenden IT-Einsatz
zur Erzielung von Fortschritten durch veränderte Prozesse
und neuartige Konzepte in Wirtschaft und Gesellschaft.
Aktuelle Herausforderungen:
Erhöhung der IT-Sicherheit
Cloud Computing (=Auslagerung der Datenverarbeitung in Ser-
vicerechenzentren im Internet)
Industrie 4.0 (z. B. Internet der Dinge, hoch automatisierte Produktionsprozesse)
Anpassung der Kundenansprache auf allen Kommunikationskanälen an die Erfahrungen und Erwar-
tungen von spezifischen Kundengruppen (engl.: digital customer experience, Abkürzung: DCX)
Big Data (=Verwaltung und Auswertung sehr großer, heterogener Datenbestände)
Weiterentwicklung der Internet-Portale
Künstliche Intelligenz (=Automatisierung menschlicher Interaktionen durch maschinelles Lernen und wissensbasierte
Systeme, durch Spracherkennung und -steuerung von Geräten und Roboter)
Ausweitung des Einsatzes virtueller und erweiterter Realität
Die Unternehmen der IT-Branche profitieren am allermeisten vom Digitalisierungsboom. Ende 2017 ka-
men die fünf wertvollsten Unternehmen der Welt allesamt aus dieser Branche und hatten ihren Haupt-
sitz in den USA Größte Softwareunternehmen der Welt: Microsoft, IBM, Oracle, SAP
IT-Märkte in China und Indien wachsen am schnellsten.
Die USA sind mit einem Weltmarktanteil von 31 Prozent mit Abstand der größte IT-Markt, auf die EU
entfallen 19,4 Prozent, auf China 13,3 Prozent und auf Japan 6,9 Prozent.
IKT und ITK Abkürzungen für „Informations- und Kommunikationstechnik“ bzw.
„Informations- und Telekommunikationstechnik“. Beide Abkürzun- gen werden häufig im gleichen Wortsinn verwendet
Informationswirtschaftlicher Reifegrad wird durch vergleichende Analysen von Einzelkriterien ermittelt, wel-
che die Qualität der IT-Infrastruktur und die IT-Nutzungsmöglichkei- ten von Konsumenten, Betrieben und Regierungen von Ländern mes- sen erhebliche Unterschiede zwischen armen und reichen Staaten (starkes Nord-Süd-Gefälle) Top-10-Staaten zeichnen sich durch ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, einen hohen IT-Nutzungsgrad und starke Innovationskraft aus sowie durch Regierungen, die IT fördern (Österreich = Platz 20)
Digitale Spaltung Unterschiede in der IT-Ausstattung und IT-Nutzung in einzelnen Staa-
ten oder verschiedenen Bevölkerungsgruppen bei Staaten mit ho- her IT-Verfügbarkeit, ist der volkswirtschaftliche Wohlstand höher
Voraussetzungen für die IT-Nutzung: Bedarf, Angebot (Verfügbarkeit einer entsprechenden IT-Infra-
struktur), Wissen (über Funktionen und Nutzen), Kaufkraft und die Befähigung zur Bedienung der Ge-
räte, Software und Dienste.
Abbildung 6: Wechselwirkungen zwischen Informationstechnik und Gesell- schaft in ausgewählten Problemfeldern und Maßnahmen zur Vermeidung unerwünschter IT-Auswirkungen
Grundsatz der Netzneutralität beinhaltet die (moralische) Forderung nach einem diskriminierungs-
freien Zugang und zur Gleichbehandlung von Daten bei der Übertra- gung im Internet bestimmte Sender und Empfänger dürfen da- nach nicht bezüglich Übertragungsrate (Bandbreite) und Preis bevor- zugt oder benachteiligt werden
Weitere gesellschaftliche Trends:
Globalisierung wachsende Vernetzung der Welt in Wirtschaft, Politik, Kommunika-
tion und Kultur. zunehmend auch Dienstleistungen und insbeson- dere rechnerunterstützte Prozesse von der Globalisierungswelle er- fasst durch Einsatz moderner Telekommunikation und der Soft- wareunterstützung von verteilten Geschäftsprozessen
Outsourcing langfristig ausgerichtete, vollständige oder teilweise Übertragung
von zuvor innerbetrieblich erfüllten Aufgaben eines Betriebs an selbstständige, externe Produzenten und Dienstleister kurz- bis mittelfristige Kosteneinsparungen, Erhöhung der Flexibilität, Effizi- enz und Qualität Gegenargumente: Verlust von Wissen, Sicherheitsbe- denken, Abhängigkeit von einem Drittunternehmen, mehr Koordinationsauf- wand
Offshoring vollständige oder teilweise Übertragung von zuvor im Inland erfüll-
ten Aufgaben an eine firmeneigene Niederlassung oder einen selbst- ständigen Dienstleister/Produzenten im Ausland Farshoring: Auslagerung in ferne Länder Nearshoring: Auslagerung in nahe Länder
Cloud-Computing Auslagerung des Betriebs von Informationssystemen zu Servicean-
bietern im Internet Betrieb von Informationssystemen erfolgt zum Teil oder zur Gänze bei IT-Serviceanbietern im Internet Beispiele: E-Mail-Dienste, Speicherdienste, Bürosoftwaredienste (MS Office, Google Docs), ERP-Softwaredienste (SAP Business by Design)
2.2 Veränderung von Geschäftsmodellen
2.2.1 Geschäftsmodelle
Geschäftsmodell Geschäftstätigkeit eines Unternehmens aus der Sicht der Wertschöp-
fung, der Kosten und der Erlöse kennzeichnet die Geschäftsidee Wertschöpfungsziele, das Konzept, das Leistungsmodell (= wie die Wertschöpfung zu erzielen ist) und das Ertragsmodell (= stellt die einge- setzten Ressourcen und die geplanten Einnahmequellen gegenüber) sollte USP (Alleinstellungsmerkmal) besitzen
Business-Model-Canvas beschreibt das Geschäftsmodell eines Unternehmens auf grafische
Weise neun Elemente werden dargestellt: Geschäftspartner, Geschäfts- aktivitäten, Ressourcen, Wertschöpfungsziele, Kundenbeziehungen, Distribu- tionskanäle, Kundensegmente, Kosten und Einnahmequelle
IT-Costcenter versus IT-Profitcenter
Costcenter eine eigenständige Organisationseinheit in einem großen Betrieb, die Leistungen für an-
dere interne Abteilungen anbietet (üblicherweise kein Marktzugang) und für die es eine gesonderte Planung, Erfassung und Kontrolle der Kosten gibt (Abrechnungsbezirk) Lei- ter hat Kostenverantwortung Ziele: Kostentransparenz und Kostenminimierung
Profitcenter eine eigenständige Organisationseinheit in einem Betrieb Leiter trägt Kostenverant-
wortung UND ist auch für den Erfolg seiner Einheit verantwortlich (operative Gewinnver- antwortung) agiert wie ein selbstständiges Unternehmen, es wird jedoch keine gesell- schaftsrechtliche Trennung vorgenommen Die Dienstleistungen werden den anderen Abteilungen zu internen Verrechnungspreisen angeboten Ziele: Erzielung von Umsät- zen und Gewinnen
Gefahr bei einem IT-Costcenter: dass die Gestaltung von Informationssystemen hauptsächlich unter
Kostengesichtspunkten und damit als Belastung für das Geschäft gesehen wird und weniger als Kataly-
sator, der dem Betrieb neue Aktionsräume ermöglicht
Wesentlicher Vorteil eines IT-Profitcenters gegenüber einem IT-Costcenter: stärkere Ausrichtung der
Informationssystementwicklung und des Informationssystembetriebs an den gesamtbetrieblichen Zie-
len, den kritischen Erfolgsfaktoren und den Bedürfnissen der Geschäftsbereiche bzw. Kunden Rolle
eines IT-Profitcenters ist eher die eines aktiven Beraters und Kooperationspartner
Gefahr bei einem IT-Profitcenter: strategische Verselbstständigung (attraktive externe Kunden stehen
im Fokus mit innovativen Anwendungen während die Weiterentwicklung und Wartung von internen,
oft überalterten Informationssystemen vernachlässigt wird); Von einem Profitcenter zur Ausgliederung
in ein rechtlich selbstständiges Tochterunternehmen ist es nur noch ein kleiner Schritt
3 Geschäftsprozessmanagement
3.1 Geschäftsprozesse
3.1.1 Bedeutung von Geschäftsprozessen
Typische Geschäftsprozesse (= Aufgaben werden in einzelne Teilaufgaben zerlegt):
Bestellung (von der Bestellung bis zum Zahlungseingang)
Ausschreibung (Erstellung eines Ausschreibungstexts, Anbieter = Angebotslegung, Auftraggeber = Angebotsauswahl,
Erteilung des Auftrags)
Beschwerde
Beantragung (z.B. Bewilligung beantragen bei Behörden etc.)
Effektiv = die richtigen Dinge tun (wenn ein Geschäftsprozess zum gewünschten Ergebnis führt)
Effizient = die Dinge richtig tun (wenn das vorgegeben wenn das vorgegebene Ziel mit möglichst gerin-
gem Mitteleinsatz (Kosten) erreicht wird und der Nutzen dabei größer ist als die Kosten (Wirtschaftlich-
keitsprinzip))
Geschäftsprozess komplexer, aus mehreren Funktionen bestehenden Arbeitsablauf zur Erledigung ei-
ner betrieblichen Aufgabe
Prozessorientierung Ansatz zur Organisation eines Betriebs, der die Geschäftsprozesse in den Mittel-
punkt stellt Zuständigkeiten für Prozesse werden explizit als Teil der Aufbauorga- nisation definiert
Abbildung 8: Bestellprozess
Abbildung 9: Beschaffungsprozess
Instanzebene zielt auf einzelne konkrete Geschäftsfälle ab (ist wichtig,
um Informationen über laufende Geschäftsprozesse zu erhalten, wie z.B. Durchlaufzeit oder Problemfälle analy- sieren)
Prinzip der inkrementellen Verbesserung einzelne Prozesse schrittweise verbessern (siehe Lebens-
zyklus)
Konzept des Geschäftsprozess-Reengineerings radikale Einschnitte und grundlegende Änderungen (Ge-
genstück zum Prinzip der inkrementellen Verbesserung)
3.2.2 Lebenszyklus des Geschäftsprozessmana-
gements
Der Lebenszyklus des Geschäftsprozessmanagements stellt die
Aufgaben des Geschäftsprozessmanagements als einen sich
wiederholenden Ablauf dar. Er umfasst die Identifikation, die
Erhebung, die Analyse, die Verbesserung, die Einführung und
die Überwachung von Prozesse.
Aufgaben im Rahmen des Lebenszyklus des Geschäftsprozess-
managements:
Prozessidentifikation wichtigste Kategorien von Prozessen eines Betriebs wer-
den erfasst und gegeneinander abgegrenzt
Prozessarchitektur Ergebnis der Prozessidentifikation wird dargestellt (z.B.
als Prozesslandkarte ) Vorgabe zur systematischen Organisation und Beschreibung von Prozessen eines Be- triebs; Durch die Prozessarchitektur werden Abstrakti- onsebenen und die Beziehungen zwischen Prozessen definiert
Prozesserhebung einzelne Schritte und die Verarbeitungslogik werden für
einen ganz spezifischen Prozess erhoben Sammlung von Information zu einem Prozess und dessen Aufberei- tung in Form eines Istmodells
Istmodell stellt dar, wie der Prozess aktuell in der Praxis ausge-
führt wird
Prozessanalyse z.B. Probleme der aktuellen Prozessgestaltung aufde-
cken und priorisieren (informelle Einsichten und belast- bares Zahlenmaterial aufbereiten)
Prozessverbesserung Verbesserungsvorschläge erarbeiten und analysieren
Sollmodell stellt die zukünftige Funktionsweise des Prozesses dar
Prozesseinführung Sollprozessmodell wird in den Betrieb verankert
Schulungsmaßnahmen, Umprogrammierung betriebli- cher Informationssysteme etc.
Abbildung 10 : Lebenszyklus des Geschäftsprozessmanagements
Prozessüberwachung fortlaufende und periodische Auswertung der Ausfüh-
rungsdaten liefert Einsichten in die Leistungsfähigkeit des Prozesses Monitoring
3.2.3 Verantwortlichkeiten im Geschäftsprozessmanagement
Geschäftsführung verantwortlich für die grundsätzliche Gestaltung der Ge-
schäftsprozesse, beauftragt Initiativen zur Prozessver- besserung, sichert dafür die Verfügbarkeit von Ressour- cen sowie die strategische Ausrichtung
Prozessverantwortlicher dafür zuständig, den oder die Prozesse in seiner Zustän-
digkeit effizient und effektiv auszugestalten, Planungs- und Führungsaufgaben, Kontrolle der Wirtschaftlichkeit
Prozessteilnehmer führen die verschiedenen Routineaufgaben innerhalb
eines Prozesses durch ist mit den Details der tägli- chen Arbeit genauestens vertraut
Systemanalytiker übernehmen Aufgaben bei der Erhebung, Analyse und
Verbesserung von Prozessen umfassende Kenntnisse im Bereich des Geschäftsprozessmanagements und der Systemanalyse
Anwendungsentwickler gemeinsam mit dem Systemanalytiker für die korrekte
Umsetzung der Prozessvorgaben in betrieblichen Infor- mationssystemen verantwortlich
3.2.4 Prozesse benennen
Konsistenz Widerspruchsfreiheit
Prozesslandkarte grafische Darstellung der wesentlichen Prozesse Zu-
sammenhänge und Schnittstellen zwischen den wesent- lichen Prozessen übersichtlich in einem Diagramm dar- stellen
Oben = Managementprozesse (Planung & Controlling)
Mitte = Kernprozesse (beschaffungs- und absatzbedingte Prozesse)
Unten = Unterstützungsprozesse (Buchhaltung, Kostenrechnung, Personal- wirtschaft)
Kernzprozesse Prozesse, die direkt zur Leistungserstellung beitragen
Referenzmodell Modell, das eine anerkannte gute Lösung für ein häufig
auftretendes Problem bietet (Bezugspunkt für mögliche Weiterentwicklungen eines konkreten Modells)
Abbildung 11 : Handels-H-Modell (Prozesslandkarte)