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Matera Exkursion und Paper zum Thema Bauforschung.
Art: Abschlussarbeiten
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Maximilian Baumgartner, Su Bilgen, Greta Karbacher, Elisabeth Steinberger Technische Universität Wien ABSRACT Die Arbeit setzt sich anhand der Betrachtungen der Autoren während der Exkursion nach Matera mit den Wassersammelsystemen in den Höhlen auseinander. Diesbezüglich wurden zwei Höhlenwohnungen in Matera mit Hilfe von Fotos, Skizzen und Abmessungen besonders sorgfältig analysiert. Trotz der über 8.000 Jahre alten menschlichen Siedlungsgeschichte Materas wurde bislang sehr wenig geforscht. Insbesondere das geniale Wassersystem macht Matera einzigartig. Umso mehr ein Ansporn, die unbekannten Seiten der Sassi und die Wasserversorgungssysteme in Matera unter die Lupe zu nehmen. Dabei konnte ein zusammenhängendes System erkannt werden, in dem Wasser in Zisternen gesammelt wird. Es hat mehrere Komponenten, die zusammenspielen, um das Sammeln des lebenswichtigen Wassers zu ermöglichen. Es beginnt bei speziell gebauten Dächern, über Regenrinnen, die mittels Knochen mit der Mauer verbunden sind und Überlaufsysteme, um das Wasser zu reinigen und regulieren zu können. Weitere Zusammenhänge und Lebensweisen der Sassi werden in dieser Arbeit erläutert. Dadurch wird ein guter Blick auf das Leben mit dem Wasser geliefert. Keywords: Matera, Sassi, Wasserversorgung, Wassersammelsysteme, Höhlenwohnungen
1. EINLEITUNG Matera liegt in der süditalienischen Region Basilikata. Ihre Altstadt, welche heutzutage den Namen „Sassi“(aus dem Italienischen übersetzt: Steine) trägt, besteht aus historischen Höhlensiedlungen. Sie setzt sich aus drei grundlegenden städtischen Elementen zusammen, dem Sasso Barisano, mit Blick nach Nordosten am Rande einer Klippe, der Civita, dem Angelpunkt der Altstadt, und dem Sasso Caveoso, der nach Südosten zeigt. Matera gehört zu den ältesten Städten der Welt, da das Gebiet bereits seit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) besiedelt wurde. Damals lebten die Menschen in natürlich entstandenen Höhlen, die sie mit der Zeit vergrößerten, indem sie den Fels aushöhlten. Dieser besteht aus Kalkarenit, einem leicht zu bearbeitenden Gestein aus Sedimenten, der in möglichst großen Blöcken abgetragen wurde. Mit den herausgehauenen Steinen wurde ein gemauerter Eingang errichtet, damit man in einem weiteren Schritt die Höhlenwohnungen verschließen konnte. Aber auch für die oberirdischen Bauten wurde das Aushubmaterial als Baumaterial verwendet. Das Management der Wasserressourcen hat die Entwicklung und die Gesamtstruktur der Sassi stark beeinflusst. Im Laufe der Jahrtausende entstand dabei ein sehenswerter Umgang mit dem Element Wasser. Er fand schließlich im Jahr 1952 ein tragisches Ende, da die Bewohner wegen der problematischen Infrastruktur und aus gesundheitlichen Gründen abgesiedelt wurden. Die Sassi von Matera gelten heute als Meisterwerk der Architektur und Technik, aber es war eine nationale Schande für den Grad der Verschlechterung, der im letzten Jahrhundert erreicht wurde. “Matera ist das einmalige Beispiel einer Siedlung, die sich in perfekter Harmonie mit dem Ökosystem über Jahrtausende entwickelte.“ Mit diesen starken Worten wird Matera von UNESCO beschrieben und gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit. 2014 wurde sie als erste Stadt in Süditalien zur italienischen „Kulturhauptstadt Europas 2019“ gewählt. Seither werden durch den ansteigenden Tourismus die vorhandenen Häuser und Höhlenwohnungen renoviert
und die Anzahl der Läden, Lokale und Hotels steigt zunehmend an. Dadurch wird aber gleichzeitig die Forschungsarbeit erschwert, da teilweise Substanz zerstört wird, oder nur noch schwer zugänglich ist. Umso bedeutender wird dadurch der äußere, südliche Rand des Sassi Caveoso. Hierbei handelt es sich um eine Gegend mit Höhlen, deren Nutzung unklar ist. Vermutlich dienten sie als Produktionsstätte für Wein. Besonders gut kann man dort noch die Wassersysteme Materas erkennen. Aus diesem Grund stehen sie im Fokus dieser Forschungsarbeit.
2. METHODIK In einem einwöchigen Studienaufenthalt im April 2019 w u r d e n d i e H ö h l e n s y s t e m e u n d d e r e n Wasserversorgung im süditalienischen Matera untersucht. Um die Wassersysteme der Sassi zu verstehen, wurden neben der Bauaufnahme einer Höhle im Sasso Caveoso, auch einige Zisternen und Wohnhöhlen besichtigt. Des weiteren wurde ein Museum zum Wohnen in den Sassi (Museo Laboratorio della Civitá Contadina) besucht. Um die Wasserversorgungssysteme zu verstehen, ist der Teil der Sassi herangezogen worden, der sich am Ostrand des Sasso Caveoso befindet. (Abb. 6) Nach eingehender Besichtigung, der seit der Absiedelung nicht veränderten Höhlen, wurden gezielt zwei Höhlen zur Analyse ausgesucht. An ihnen konnte man die Wasserwege am Besten nachvollziehen. Diese Höhlen w u r d e n e x e m p l a r i s c h m i t F o k u s a u f d i e Wasserversorgung untersucht. Nach ausführlicher Fotodokumentation, wurden die Höhlen mit einem Laserdistanzmesser vermessen und Grundrisse gezeichnet. Anschließend wurden detaillierte Skizzen zu den Wasserrinnen und Zisternen angefertigt. Zurück in Wien wurde noch Recherche betrieben und das vor Ort gesammelte Material ausgewertet. 3. BEDEUTUNG DES WASSERS FÜR MATERA Matera liegt auf einem Karstplateau oberhalb des tiefen Tals Gravina. Schon in der Steinzeit wurden in diesem Tal Höhlen bewohnt. Der Hauptgrund dafür ist ein leicht zu bearbeitendes Gestein Kalkarenit, welches h a u p t s ä c h l i c h a u s S e d i m e n t e n b e s t e h t. D i e Einheimischen nennen es auch oft Tuffstein; eine Falschinterpretation, da Tuff vulkanischen Ursprungs ist. Zur Wasserversorgung gibt es einen Fluss, zu dem man aber in das Tal absteigen muss. So ist es verständlich, dass Regenwasser gesammelt wurde, um den beschwerlichen Weg nicht täglich auf sich zu nehmen. (Abb. 1) Abb. 1: Vereinfachte Darstellung der Wassersammel- systeme in einem Schnitt In den meisten Monaten des Jahres gibt es viel Niederschlag. Im Vergleich zu Wien gibt es sogar in den Wintermonaten fast doppelt so viel Niederschlag. In den Sommermonaten geht der Niederschlag jedoch deutlich zurück. Der Durchschnitt liegt somit im August bei 15 m m / m ². D a z u k o m m e n n o c h e x t r e m h e i ß e Te m p e r a t u r e n , d i e e i n e l a n d w i r t s c h a f t l i c h e Bewirtschaftung ohne viel Wasser nur erschwert möglich machen. So müssen die Wintermonate genutzt werden, um Wasser zu sammeln. (Abb. 2) Abb. 2: Niederschlag von Matera (oben) und Wien (unten) im Vergleich
Abb. 4: Einer von vielen historischen Wasserläufen im Sasso Barisano
5. ANALYSE DER AUSGEWÄHLTEN BEISPIELE 5.1. Allgemeines über das Wassersystem Matera wird nachgesagt, dass es ein ausgeklügeltes Wassersystem besaß. Die Zisternen sind auf verschiedenen Ebenen am Hang gelegen und waren miteinander durch kleine Kanäle verbunden. War die oberste Zisterne voll, floss das Wasser in die nächste Ebene darunter, und von dort wiederum in die nächste Ebene. Zusätzlich dienten die Dächer, die wie kleine Becken ausgebaut sind, als Wassersammelanlage. Regenrinnen führten das Wasser dann in die unterirdischen Wasserbehälter. Da es in der Umgebung nur sehr wenig brauchbares Holz gibt, sind die Regenrinnen manchmal durch aus den Wänden ragenden Knochen verbunden.(Abb. 5) Teilweise, wie auch später in den ausgewählten Beispielen beschrieben, führten kleine Kanäle von den Straßen und Plätzen Materas in die Höhlen hinein, um dort das Wasser zu speichern und zu verwerten. Es wird gesagt, dass das Wasser aus den Sammelsystemen anfangs nur für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wurde. Das Trinkwasser hingegen hat man mühsam vom Fluss geholt. Dies ist eine Behauptung die sich nur schwer prüfen lässt und, wie bereits erwähnt, unwahrscheinlich klingt, da nichts dagegen spricht, das gesammelte Regenwasser aus den Zisternen direkt zu benutzen. Um das Wasser b r a u c h b a r z u m a c h e n g i b t e s s o g a r k l e i n e Überfließbecken in denen sich Sedimente und anderer Dreck absetzen kann. Das ist zwar nicht mit einer modernen Kläranlage zu vergleichen, es spiegelt aber den Wunsch wieder, das Wasser zu reinigen und so trinkbar zu machen. Abb. 5: Um Regenrinnen zu errichten, wurde zu allen Mitteln gegriffen, unter anderem auch zu Tierknochen. Heute sind die Kanäle, die über die verschiedenen Ebenen führten, nur mehr schwer zu erkennen. Eindeutige Beweise dafür lassen sich nicht erbringen. In manchen Teilen der Stadt lässt sich das System noch erahnen, ob es sich hierbei aber um Höhlenwohnungen oder Produktionsstätten handelte ist ungewiss. Was bis heute schön zu sehen ist, sind die Wasser sammelnden D ä c h e r. S i e s i n d a u s g e b i l d e t w i e k l e i n e Swimmingpools. Die Attika wird in die Höhe gezogen, damit jeder Tropfen am Ende in die Regenrinne fließt. Weiters bilden mehrere Häuser ein hofartiges Konstrukt, deren Bewohner sich mehrere Zisternen teilten. Ab- beziehungsweise Zuflüsse lassen sich heute nur noch schwer erahnen. Oft sind solche Hofsituationen nicht zugänglich, oder Umbauarbeiten haben die Systeme verschwinden lassen. Kommerzielle Nutzung wie Hotels oder Restaurants erschweren teilweise die Erforschung der Systeme. Zusammenhänge lassen sich nicht mehr erkennen. Dazu muss aber auch der Fairness halber gesagt werden, dass manche Betriebe um die Erhaltung bemüht sind.
Im Laufe der Zeit wurden die Wasserversorgung verschiedenen Eingriffen und Erweiterungen unterzogen, die jedoch immer noch nicht ausreichten, um die Bedürfnisse der stetig wachsenden Bevölkerung zu befriedigen. Im Jahr 1565 wurde das Wasser in einen Wasserspeicher namens "Palombaro" in der Nähe des Brunnens geleitet, der später zum "Palombaro Lungo" wurde. Der befindet sich unter dem Hauptplatz von Matera, der Piazza Vittorio Veneto. Er erstreckt sich bis zum Kloster “Convento dell’Annunziata”. Abb. 6: Lageplan der Sassi in Matera: am Südrand befinden sich ungenutzte Höhlen, die als Ausgangspunkt für die Forschungsarbeit fungieren. Im weiteren Verlauf wurde diese "Wasserkathedrale" zahlreichen Umbauten unterzogen bis sie zum größten Wasserspeicher wurde, der 1848 fertiggestellt und 1870 vergrößert wurde Er ist mit anderen Zisternen verbunden, in denen sich das Lagersystem mit ca. 5. m3 befindet. Um ihn wasserdicht zu machen und die Reinigung des Wassers zu ermöglichen, wurden die Wände mit einem speziellen, wasserdichten Gips, dem Steingutpesto (Cocciopesto), versehen. 1927 wurde ein Aquädukt aufgebaut, weswegen die Große Zisterne nicht mehr benötigt wurde. Aus diesem Grund wurde sie geschlossen, bis in jüngster Zeit der Palombaro wieder zum Leben erwacht ist. Heute ist er der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Neben dem Sammeln von Wasser diente das System auch zur Sicherung der Stadt. In den Wintermonaten kann der Regen so stark werden, dass er plötzlich ganze Stadtteile flutet. Die Kanäle helfen dann das Wasser wieder abzuleiten, die Zisternen sammelten überschüssiges Wasser auf. Weiters gibt es manchmal in d e r S t a d t g r o ß a n g e l e g t e K a n ä l e , d i e d i e Wasserableitung beschleunigen sollen. Teilweise sind diese durch Becken unterbrochen um so als Brunnen zu dienen. So ein breit angelegter Kanal wurde im Sasso Barisano fotografiert und genauer betrachtet. Die Becken sind jedoch aus keiner alten Bausubstanz. Die Nutzung als Brunnen ist somit eine Neue. Es ist naheliegend, dass diese bach-ähnlichen Anlagen als Abwasserkanäle benutzt wurden.(Abb.3) Der angefallene Mist wäre zu solchen Rinnen gebracht, und beim nächsten Regen weggespült worden. Abb. 7: Blick von der anderen Talseite auf die ausgewählten Höhlen Am Südrand des Sasso Caveoso gibt es weitere Höhlen, die allerdings für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Da sie weder restauriert noch umgebaut wurden, bilden sie einen wichtigen Ausgangspunkt für das Verständnis, sowie die Rekonstruktion der Höhlen in Matera. Im Folgenden werden zwei Beispiele erläutert, die aufgrund ihres „Originalzustandes“ Rückschlüsse auf die historischen Wasserversorgungssysteme ermöglichen. 5.2. Die Höhle mit der Hausnummer 6 “Die Villa” Diese Höhle sticht durch ihr Ausmaß hervor. Im Gegensatz zu den anderen Höhlen ist sie größer und besteht aus einem kleineren Raum, bei dem vermutet wird, dass er zuerst entstanden ist und später um den großen U-förmigen Raum erweitert wurde. Dies wird deshalb angenommen, da der kleinere Raum niedriger ist und die Wände und Decken viel gröber behauen sind. Der U-förmige Teil der Höhle ist hingegen viel großräumiger und um einiges genauer, repräsentativer bearbeitet. Aufgrund der auffälligen Größe im Vergleich zu den anderen Höhlen, bekam diese Höhle den Arbeitstitel “Die Villa”.
Abb. 10: Skizze 2: Das Kreuzrelief über den Zisternen deutet auf eine Weinproduktionsstätte in der sogenannten „Villa“ hin Eine weitere Zisterne, mit einer Tiefe von ungefähr zwei Meter, befindet sich links neben dem zweiten Eingang zur Höhle (siehe Skizze 2). Hier fällt das Kreuz auf, das oberhalb der Zisterne eingraviert ist. Aus den beiden Z i s t e r n e n r e c h t s d i e s e s E i n g a n g e s i s t d i e Regenwassernutzung sehr gut abzulesen. Wiederum hat die Wand längliche Nischen, durch denen das Wasser in das Innere gelangt und in die vordere Zisterne fließt. Ein weiteres Wasserbecken gleich daneben funktioniert als Überlauf: Sobald das Erste gefüllt war, ist das Wasser in das Zweite geronnen. Auch heute noch ist ein kleiner Kanal sichtbar, der wiederum zur dritten Zisterne führt, die ungefähr eineinhalb Meter entfernt liegt (siehe Skizze 3). Die Zisternen sind circa zweieinhalb Meter tief und einen Meter breit. Abb. 11: Skizze 3: Hier sind die Wege des Wassers sehr gut abzulesen: Sobald die erste Zisterne gefüllt war, ist das Wasser über einen kleinen Kanal in die Zweite geronnen. Hervorzuheben ist auch, dass diese Zisternen und Wassersysteme unabhängig von den anderen Höhlen funktionierten und sie nicht auf gemeinsame Hypogäen angewiesen waren. Die meisten Höhlen in Matera haben eigene Zisternen und sind unabhängig vom großen glockenförmigen Zisternennetz, das sich unter den Sassi ausbreitet. Der Zweck der Höhle ist nicht eindeutig festzustellen, jedoch deuten mehrere Inschriften und Zeichnungen in Form eines Kreuzes auf eine Weinproduktionsstätte hin. Da in Letzteren sehr häufig das Symbol des Kreuzes an die Wand gemalt wurde. Des Weiteren wurde durch Literaturrecherche festgestellt, dass sich in diesem Bereich der Sassi die Produktion- bzw. Werkstätten und nicht, wie zu Beginn angenommen, die Wohnungen der ehemaligen Bewohner Materas befanden. 5.3. Die Höhle mit der Hausnummer 210 ”Das Heiligtum” Wenige Meter entfernt liegt die zweite Höhlenwohnung. Diese hat einen deutlich kleineren Innenraum als die Erste. In dieser Höhle befindet sich nur eine Zisterne. Aber spannenderweise kann festgehalten werden, dass durch das fast identische System Wasser gesammelt wurde. Bei den Höhlen läuft eine Rinne vom Eingang die rechte Innenwand entlang und führt zu einer Zisterne, die circa eine Tiefe von zweieinhalb und eine Breite von eineinhalb Meter hatte. Zusätzlich hat die Zisternen einen weiteren Zufluss. Sie ist mit der benachbarten Höhle verbunden. Hierbei handelt sich es entweder um ein gemeinschaftliches Sammelsystem, wo sich mehrere Familien an dem Wasser bedienen konnten, oder es war, wie in anderen Höhlen zu erkennen, ein überlauf System von mehreren Zisternen hintereinander. Da die benachbarte Höhle eingestürzt ist, kann der Wasserweg von dieser Seite nicht mehr rekonstruiert werden. Es ist nur eindeutig zu erkennen, dass es sich um eine Verbindung der beiden Höhlen handelt. Genauere Interpretationen können dazu nicht getätigt werden.. Eine schmälere Rinne von der Zisterne leitet Wasser in einen kleinen Raum, der den tiefsten Punkt der Höhle bildet und durch ein paar Stufen etwas niedriger als das restliche Höhlenniveau liegt. Der Zweck dieser Wasserleitung ist nicht erklärlich, ist doch der Abtransport des Wassers nur mühsam in Kübel durch die ganze Höhle zu tätigen. Dieser Raum ist altar- ähnlich ausgebaut. Am Eingang befinden sich Schriftzüge, kreuz- und andere kultartige Symbole lassen sich finden. Eine andere Nutzung, abgesehen als Kultraum ist unwahrscheinlich. Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften der Höhle hat sie von uns den Namen “Heiligtum” bekommen.
Abb. 12: Grundriss der Höhle 210D: eine etwas kleinere Höhle, mit ebenso gut ablesbarer Wasserführung. (siehe Anhang) Die Schriftzüge über dem „Altarraum“, die in den Stein eingraviert waren, konnten nicht genauer identifiziert werden. Um die Symbole zu dokumentieren wurden sie mit Papier und Bleistift schraffiert und so eine Kopie zu erhalten. Trotzdem blieb diese Aufzeichnung unleserlich, was weitere Nachforschungen unmöglich machte. Die restlichen Raumnischen kommen auch in anderen Höhlen immer wieder vor. So ist vom Eingang aus gesehen links eine Weinpresse zu erkennen. Diese ist auch mit einem Kreuz markiert. Weiter im Rauminneren, auf der selben Seite, ist ein Podest sichtbar. Oft wurde der hinter den Podesten entstandene Raum für Füttertröge für das Vieh genutzt. Da die Höhle aber auch zur Weinproduktion genutzt wurde ist auch ein Weinfasslager möglich. Die Funktionen konnten sich aber auch abwechseln, Umnutzungen waren nicht unüblich.
6. DIE BEIDEN HÖHLEN IM VERGLEICH Die beiden Höhlen unterscheiden sich vor allem in der Größe. Die „Villa“ ist um einiges weitläufiger als das Heiligtum und besitzt auch mehr Räume. Dadurch ist das Wassersammelsystem auch in der Villa etwas komplexer. es besitzt auch mehrere verschiedene Komponenten und der Wasserverlauf lässt sich besonders gut nachvollziehen. Das „Heiligtum“ hat hingegen ein sehr einfaches System. Es kann aber auch sinnbildlich für das Wassersystem der Stadt hergenommen werden. Der Mythos des genialen Wassersammelsystems kann nicht bestätigt werden. Betrachtet man die verschiedenen Aspekte und Stufen der Versorgung, handelt es sich um ein einfaches Überlaufbeckensystem, die mit kleinen Kanälen verbunden sind. Die kleine Höhle mit dem schmalen Kanal vom Eingang bis zur Zisterne ist somit ein Sinnbild für die ganze Stadt. Die große Höhle repräsentiert den Mythos Matera. Der Verlauf des Wassers ist komplexer und es lassen sich auch nicht alle Details erklären. Bei vielen Stellen der Höhle gibt es ein breites Interpretationsspektrum. Die Nischen, die vermutlich normale Bearbeitungsspuren s i n d , k ö n n t e n a u c h K o n d e n s a t s p a l t e n z u m Wassersammeln sein. Weiters gibt es Überlaufbecken die hervorragende Kenntnisse über das Element Wasser vorraussetzen. 7. CONCLUSIO Durch die vielen verschiedenen Umstände, wie offene Wasserführung, und dadurch ständige Feuchtigkeit, wenig Licht durch geringe Öffnungen und Stallungen neben den Wohnräumen führten schließlich zu einer Unbewohnbarkeit der Höhlen. Das vorhin beschriebene “ausgeklügelte” Wassersystem kann nicht bestätigt werden. Es gibt durchaus zusammenhängende Zisternen und gemeinschaftliche S a m m e l p u n k t e. E i n a l l u m f a s s e n d e s Wassersammelsystem, das sogar über mehrere Ebenen miteinander verbunden ist, ist heute nicht mehr zu erkennen. Es kann aber auch nicht eindeutig ausgeschlossen werden. Zwischen einigen Höhlen konnten sogar Wasserkanäle entdeckt werden, die die Höhlen verbinden. Da diese allerdings in einem schlechten Zustand war, kann auch das nicht eindeutig bestätigt werden. Dass aber durchaus an die durchgehende Wasserversorgung der Einwohner gedacht wurde, kann an den großen Zisternen der Stadt unter dem Hauptplatz besichtigt werden. Die kleinen Zisternen innerhalb der Stadt dienen hauptsächlich der Selbstversorgung, deshalb führen die Wasserwege auch immer in des Höhleninnere. Dort wurde es dann für Haushaltszwecke benutzt. Der Hauptgrund für die Sammelbecken schien nicht der Niederschlagsmangel in den Sommermonaten zu sein, sondern viel mehr das rasche Versickern des Wassers. Die Zisternen waren mit wasserundurchlässigen Materialien verputzt, damit sie das lebensnotwendige Wasser aufbewahren konnten. Weiters wurde verhindert, dass durch kontrolliertes Ableiten des Wassers die Stadt vor Überflutungen Höhlenwohnungen und einer Absiedelung Materas. In den beiden untersuchten Höhlen sind sowohl die Vorteile als auch die Nachteile dieses Systems zu erkennen. Viele Jahrhunderte war ein Leben in diesen Höhlen gut möglich, mit den modernen Standards können diese Höhlen selbstverständlich nicht mithalten. Auch gibt es in diesen Höhlen keine Weinproduktion mehr.
FREDIANI, Gianluca: Earth-City: the “Sassi” settlement in Matera Space and identity between utopia and rehabilitation Earth-City: Die “Sassi” Siedlung in Matera Raum und Identität zwischen Utopie und Rehabilitation, Journal of Comparative Cultural Studies in Architecture 6/2012, pp 4- LUCCI, Paolo, “Cittá d’acqua: Matera, Bologna e Modena” NARDONE, Salvatore, “Matera: La prima smart city fondata sulla geologia” SALVATORE, Manfreda, “La gestione delle risorse idriche nella cittá dei Sassi Matera” www.materainside.it www.sassienatura.it www.pangea-project.org/ambienti-sotterranei www.laureano.it/wp-content/uploads/2017/07/ kit_unesco matera_en.pdf https://www.meteoblue.com/de/wetter/historyclimate/ cli matemodelled/matera_italien https://www.meteoblue.com/de/wetter/historyclimate/ cli matemodelled/wien_%c3%96sterreich_
Abb.1: www.tkwb.org Abb.2: https://de.climate-data.org/ Abb.3: Foto von Greta Karbacher Abb.4: Foto von Elisabeth Steinberger Abb.5: Foto von Su Bilgen Abb.6: Lageplan vom Tourismusbüro in Matera Abb.7: Fotografiert und bearbeitet von Greta Karbacher Abb.8: Grundriss angefertigt von Greta Karbacher Abb. Abb. 9,10,11: Skizzen angefertigt von Su Bilgen Abb.12: Grundriss angefertigt von Greta Karbacher Anhang: Grundrisse bearbeitet von Greta Karbacher