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Leitfäden und Tipps
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Goffman - Annahmen der Rollentheorie, Slides von Theaterwissenschaft

Art: Slides

2020/2021

Hochgeladen am 23.09.2021

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Erving Goffman
Goffman interessiert sich für die vielfältigen
Ausdrucksformen von Individuen in sozialen
Interaktionen und für die sozialen Regeln, auf die
Individuen zurückgreifen, wenn sie ihrer Identität
gegenüber den vorgegeben Rollen abgrenzen.
Dabei beschränkt sich Goffman nicht auf soziales
Handeln in Institutionen und Berufssystemen,
sondern bezieht das Alltagshandeln in öffentlichen
Einrichtungen wie Restaurants, Fahrstühlen oder
Jahrmärkten in seine Analyse ein.
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Erving Goffman

  • Goffman interessiert sich für die vielfältigen

Ausdrucksformen von Individuen in sozialen

Interaktionen und für die sozialen Regeln, auf die

Individuen zurückgreifen, wenn sie ihrer Identität

gegenüber den vorgegeben Rollen abgrenzen.

  • Dabei beschränkt sich Goffman nicht auf soziales

Handeln in Institutionen und Berufssystemen,

sondern bezieht das Alltagshandeln in öffentlichen

Einrichtungen wie Restaurants, Fahrstühlen oder

Jahrmärkten in seine Analyse ein.

Annahmen der Rollentheorie

  • Zwei Annahmen für Goffman’s Rollentheorie unterscheiden sich grundlegend von der strukturellen Rollenanalyse:
  1. Goffman beschränkt sich auf „situierte Aktivitätssysteme“ = „ein geschlossener, sich selbstkompensierender und selbstbeendender Kreislauf voneinander unabhängiger Aktionen“
  • So bilden z.B. das Karussellfahren oder eine Operation im Krankenhaus jeweils situierte Aktivitätssysteme, in denen die Kooperation von mehreren „situierten“ Rollen in einem räumlich und zeitlich abgegrenzten Handlungsprozess beobachtet werden kann.

Begriffe

  • Rollenspiel =„tatsächliches Verhalten eines besonderen Individuums“.
  • ist vom typischen Rollenhandeln im Sinne der Verhaltensnormen zu unterscheiden
  • Rolle : im soziologischen Sinne: ein Bündel von Verhaltenserwartungen, die an bestimmte soziale Positionen geknüpft sind.
  • bei Goffman: die Ausübung von Rechten und Pflichten, die mit einem bestimmten sozialen Status verbunden sind.
  • Typische Rolle: bezieht sich auf das tatsächlich ablaufendes Verhalten

Rollendistanz

  • drückt die Relation eines Individuums zu seiner Rolle aus, wobei der Grad der Abgrenzung auf einer Skala variiert.
  • Falls keine Rollendistanz auftritt, befinden wir uns am Nullpunkt der Skala, den Goffman mit dem Begriff „Erfassung“ der Rolle kennzeichnet.
  • Wer eine Rolle erfasst, hat
    1. eine starke innere Bindung an die Rolle
    2. demonstriert seine Fähigkeit zur souveränen Durchführung
    3. zeichnet sich durch aktiven „Einsatz und spontanes Einbezogensein in das Rollenhandeln aus.
  • Als Beispiel für die Erfassung einer Rolle beschreibt Goffman drei- bis vierjährige Kinder beim Karussellpferdreiten.

Quellen und Funktionen der Rollendistanz

  • Die Frage nach den Ideen zur Gestaltung der

Rollendistanz führt dazu, die Quellen der Ich-

Leistung genauer zu untersuchen.

  • Goffman tut dies am Beispiel der Chirurgie als

Handlungssystem.

  • stellt die These auf, dass die Rollendistanz aus

anderen Rollenverpflichtungen oder aus

Erfordernissen des situierten Aktivitätssystems

erwächst --> weist eine soziale Komponente auf.

3 Gründe für die Rollendistanz:

1. wenn, jemand einer anderen Rolle zu stark

verpflichtet ist.(Chirurg und Ehemann)

2. wenn, Fähigkeiten und Kenntnisse des

Positionsinhabers in der Rolle nicht ausreichend

zur Geltung kommen (junge Mediziner mit

untergeordneter Rolle bei einer Operation)

3. spezielle Form der Rollendistanz, die sich auf

die Funktion innerhalb eines situierten

Handlungssystems bezieht, d.h. deren Aufgabe

es ist, das Funktionieren des Handlungssystems

auf Dauer zu garantieren (Chefchirurg im

Operationsteam)

Zusammenfassung

  • Goffman entwickelt eine Skala der Rollendistanz, deren Abstufung sich durch die Kombination von zwei Mitteln der Distanzierung ergeben: 1. die Expression von Identität durch aktive Gestaltung 2. die Distanzierung von Rollenpflichten
  • Als Quellen für Rollendistanzierung verweist Goffman nicht auf den individuellen Kern, sondern benennt soziale Gründe für Rollendistanz, wie z.B. die Identifikation mit anderen Rollen oder Funktionserfordernissen des situativen Handlungssystems.
  • Das explizite Modelle setzt sich somit aus den Quellen, Regeln und Funktionen den Rollendistanz zusammen.

Zusammenfassung

  • Die Kombinationsregel der Modellelemente ergibt sich aus seinem Konzept des Individuums, das Identität durch die Übernahme von Rollen festlegt und gleichzeitig nach Mittel und Wegen sucht, sich von dieser Festlegung zu distanzieren, um auf diese Weise dem Interaktionspartner deutlich zu machen, das sich seine Identität nicht in dem augenblicklichen Rollenhandeln erschöpft.
  • Diese Mittel und Wege, die das Individuum zur Abgrenzung verwendet, basieren auf bestimmten sozialen Regeln und Mechanismen, die den Kern des expliziten Modells der Rollendistanz bilden (Beispiele: Karussellreiten und chirurgisches Handlungssystem).

Totale Institutionen

  • Der Insasse wird einem Prozess der „Diskulturation“ (macht den betreffenden unfähig mit bestimmten Gegebenheiten der Außenwelt fertig zu werden) unterworfen, der durch „Trimmen“ und „Programmierung“ und durch „Degradierungen, Demütigungen und Entwürdigungen seines Ich“ gekennzeichnet ist.
  • Durch diese Abtrennung von seiner biographisch bedingten Identität sowie von anderen Rollen wie Beruf und Familienmitglied wird dem Individuum eine wesentliche Quelle der Rollendistanz entzogen.

Totale Institutionen

  • Das situierte Aktivitätssystem des Tagesablaufs in der Anstalt eröffnet keinen Boden für Rollendistanz, weil eine aktive Rollengestaltung das Funktionieren der Anstalt eher stört als fördert:
  • der beste Insasse ist der total angepasste Insasse. Schließlich sichern die Anstaltsregeln, dass auftretende Rollendistanz jederzeit ausgeblockt werden kann.
  • Einen solchen Unterdrückmechanismus bildet nach Goffman der „Looping-Effekt“
  • Die Looping-Technik besteht darin, mit negativen Sanktionen die Ausdrucksformen der Rollendistanz zu unterbinden.Wenn z.B. eine Insasse für eine Regelverletzung bestraft wird, achten die Aufsichtsführenden nicht allein darauf, dass der Insasse die ihm auferlegte Strafmaßnahme korrekt ausführt, sondern die reagieren auch auf jede Ausdrucksform von Auflehnung der Insassen mit neuen Bestrafungen.)

Sekundäre Anpassungsmechanismen

  • Kolonialisierung: Der Insasse nimmt den Ausschnitt der Außenwelt, den die Anstalt anbietet für die ganze, und aus den maximalen Befriedigungen die in der Anstalt erreichbar sind, wird eine stabile, relativ zufriedene Existenz aufgebaut.
  • Konversion: der Insasse macht sich das amtliche Urteil über seine eigene Person zu eigen und versucht die Rolle des perfekten Insassen zu spielen.
  • Ruhig Blut bewahren: eine mehr oder minder opportunistische Kombination von sekundären Anpassungen, Konversion, Kolonialisierung und Loyalität gegenüber der Gruppe der Insassen, wobei der einzelne Insasse unter den bestehenden Verhältnissen die besten Aussichten hat, physisch und psychisch ohne Schaden zu bleiben.

Schlussfolgerungen

  • Für die Grundfrage der Beziehung zwischen Individuum und Rolle ergeben sich aus der Studie zu den totalen Institutionen zwei Schlussfolgerungen: 1. Rollen können so restriktiv sein, dass sie dem Individuum weder durch Erfüllung der Verhaltsnorm noch durch Gestaltung der Distanzierung die Möglichkeit bieten, die eigene Identität auszudrücken 2. schaffen sich Individuen auch unter solchen Bedingungen Freiräume, um ihrer Identität gegenüber der Bedrohung durch die Institutionen zu schützen.