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Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schriftliche Abiturprüfung Schleswig-Holstein 2018 Kernfach Latein Thema: Macht und Ohnmacht
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(^1) illa ... causa caruit m. Abl. jene Angelegenheit ist nicht bezeichnet worden mit (^2) Ergänze: ii, qui durius appellant | ii, qui gravissime appellant (^3) proprius passend
(^4) fatalis schicksalshaft (^5) incidere (incido, incidi) hereinbrechen (^6) divina necessitas der göttliche Wille (^7) fuerint mögen sie ... gewesen sein
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(^8) crimine ... liceat m. Dat. ... carere jmd. soll freigesprochen werden vom Vorwurf (^9) idne = id-ne (^10) tibi convenit cum du verständigst dich mit (^11) meritum , i n. Verdienst (^12) Ergänze: conservatum esse | conservare hier: begnadigen (^13) bene mereri de sich verdient machen um (^14) cum hier: falls (^15) illam existimare m. Akk. jenes, was geschehen ist, halten für (^16) utrique hier: beide Parteien (gemeint: die Caesar- und die Pompeius-Anhänger) (^17) Ergänze: rem publicam salvam esse
Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schriftliche Abiturprüfung Schleswig-Holstein 2018 Kernfach Latein Thema: Macht und Ohnmacht
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Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schriftliche Abiturprüfung Schleswig-Holstein 2018 Kernfach Latein Thema: Macht und Ohnmacht
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Ergebnisse:
Cicero greift den Ankläger Tubero an (Z. 1 f.) und isoliert ihn (Z. 4: „scelus“ praeter te adhuc nemo. ). Es liegt eine Abwertungsstrategie vor.
Cicero nennt zahlreiche alternative Sichtweisen auf das „Delikt“, die selbst im schlimmsten Fall (Z. 4: gravissime ) nur eine verkehrte Gesinnung beschreiben. Cicero beschwichtigt also.
Der Verweis auf andere (Z. 2: alii , Z. 2 und 3: qui ) stellt ein Autoritätsargument dar.
Cicero selbst deutet den Konflikt als übermenschliche Unausweichlichkeit (Z. 6: fatalis , Z. 8: divina necessitate ) und relativiert damit den Vorwurf. Er verfolgt eine Beschwichtigungsstrategie.
Cicero bezieht seine Aussage philosophisch auf die Menschheit insgesamt (Z. 7: hominum , Z. 8: humana ). Diese Verallgemeinerung wirkt entschuldigend.
Cicero lenkt den Blick von Ligarius fort auf alle Pompeius-Anhänger, insbesondere auf die verstorbenen (Z. 9), und sogar auf Pompeius selbst (Z. 11). Mit dieser Verallgemeinerungsstrategie zwingt er Caesar, den Fall grundsätzlich und vorsichtig zu betrachten.
Cicero arbeitet mit schmeichelhaften Unterstellungen: Er betont Caesars starken Friedenswillen (Z. 13: Tu cum pacem esse cupiebas ) und lobt auch seine Verdienste (Z. 15: tua ... maxima merita , Z. 17: bene meritus esses ). Cicero verfolgt damit eine Aufwertungsstrategie.
Cicero zeigt eine Unlogik auf: Caesar könne doch keine Verbrecher begnadigen (Z. 16 und 17 f.). Dieses indirekte Argument entlarvt die gegenteilige Meinung als realitätsfern.
Cicero greift eine Sichtweise Caesars auf: Er selbst habe den Bürgerkrieg als eine Parteispaltung (Z. 19: secessionem ) gedeutet. Indem Cicero Caesar geradezu zitiert, verwendet er ein starkes Autoritätsargument; Caesar müsste sich selbst widersprechen.
Cicero beschwichtigt die Kritik an der Pompeius-Partei, indem er sie mit der Caesar-Partei gleichsetzt (Z. 20: utrisque ) und ihr zunächst ebenso gute Absichten unterstellt (Z. 20 f.).
Cicero greift ein zentrales Wort der Versöhnungspolitik Caesars auf: clementia (Z. 22). Damit verpflichtet er den Diktator auf eine von ihm selbst vorgegebene Politik. Das Wort clementia fungiert als positiver Leitbegriff (Fahnenwort).
Fazit:
Cicero bemüht sich das „Delikt“ so schwach wie möglich darzustellen: Es habe nur eine allgemeine verkehrte Einstellung vorgelegen, die das Schicksal verursacht habe. Zugleich unterstellt er Caesar dieselbe Deutung und belegt dies geschickt mit Caesars eigener clementia -Parole. Caesar kann nur zustimmen.
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den richtigen Weg findet zwischen Widerstand und Anpassung. Er bietet Caesar nie offen die Stirn, sondern widerspricht entweder unterschwellig oder lenkt den Diktator durch eine geschickte Argumentation in seine Richtung. Ein mutiges und klares Wort fehlt: Cicero nimmt Rücksicht auf die Situation und diejenigen, zu deren Gunsten er spricht.
Anders haben die „Göttinger Sieben“ agiert. Auch sie haben sich zwar auf das Wort beschränkt, doch einen klaren Protest geäußert. Die Folge war, dass sie das Land verlassen mussten. Cicero will seinen Einfluss aber nicht verlieren – ein nachvollziehbarer Ansatz.
Manchmal geht Cicero zu weit: Er lobt den Diktator überschwänglich und schmeichelt ihm. Das ist zwar Teil seiner rhetorischen Strategie, wirkt aber aus heutiger Sicht übertrieben und unangebracht.
Ciceros Mittel sind begrenzt: Er kann den Diktator nur mit Worten beeinflussen. Echten Druck ausüben kann er dagegen nicht. Es ist fraglich, ob die Macht des Wortes ausreicht, um Diktatoren der heutigen Zeit beispielsweise dazu zu bewegen, politische Gefangene freizulassen. Notwendig sind wahrscheinlich stärkere Mittel wie Sanktionen.
Auch wenn Cicero in seinen Schriften den Tyrannen-Mord befürwortet, Teil des Verschwörerkreises um Brutus und Cassius war er nicht. Wie wichtig und vorbildlich es ist, ein menschenverachtendes Regime aktiv und, wenn nicht anders möglich, auch mit Gewalt stürzen zu wollen, haben die Hitler- Attentäter bewiesen.
Fazit:
Ciceros diplomatisches Vorgehen hat Vor- und Nachteile: Er wahrt seinen Ein- fluss; dieser bleibt aber stark begrenzt. Er ist im Einzelfall erfolgreich; die Republik retten aber kann er durch das bloße Wort nicht. Dazu wären massivere Kräfte notwendig. So erscheint Ciceros Vorgehen einerseits ehrenwert, andererseits aber auch hilflos.
Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schriftliche Abiturprüfung Schleswig-Holstein 2018 Kernfach Latein Thema: Pflicht und Neigung
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(^1) succedere m. Dat. etwas auf die Schultern nehmen (^2) se dextrae implicare sich an die Hand schmiegen (^3) passus , us m. Schritt | Ordne: non aequis passibus (^4) pone subire dahinter gehen (^5) opaca locorum n. Pl. finstere Gassen (^6) suspensus ängstlich | Ordne: me … suspensum et … timentem (^7) creber hier: lauter werdend (^8) Ergänze: visus est (^9) aes , aeris n. Brustpanzer
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(^10) mihi … trepido mir … Aufgeregtem (^11) nescio quod … male numen amicum irgendeine übel gesinnte Gottheit (= Subjekt des Satzes) (^12) avia n. Pl. Seitenwege (^13) Ordne: misero fato-ne (^14) viā (Abl.) (^15) animum reflectere aufmerksam werden (^16) tumulum antiquae Cereris zum Hügel der altehrwürdigen Ceres (^17) una als Einzige (Gemeint ist Creusa.) (^18) fallere m. Akk. jemandem verborgen bleiben (^19) Ordne: Quem hominumque deorumque non incusavi amens aut quid crudelius …
Umfang des lateinischen Textes: 189 Wörter